Unser Gehirn: Fakten, Funktionen und wie man es fit hält

Das Gehirn ist das komplexeste und geheimnisvollste Organ des menschlichen Körpers. Es steuert unser Handeln und Denken, ermöglicht uns das Lernen und Leben. Wissenschaftler liefern seit Jahren faszinierende Erkenntnisse über dieses leistungsfähige Organ. Dieser Artikel fasst einige wichtige Fakten zusammen und gibt Einblicke in die Funktionsweise und Pflege unseres Gehirns.

Die erstaunliche Komplexität des Gehirns

Das menschliche Gehirn ist das komplizierteste Organ, das die Natur hervorgebracht hat. Es besteht aus über 100 Milliarden Nervenzellen und einem Vielfachen davon an Kontaktpunkten. Das Gehirn wiegt durchschnittlich 1,4 Kilogramm, was etwa 2 % des Körpergewichts entspricht, verbraucht aber 20 % der gesamten Energie- und Sauerstoffaufnahme. Es ist das fettreichste Organ des Körpers und besteht zu 73 % aus Wasser.

Die Länge aller Nervenbahnen im Gehirn eines erwachsenen Menschen beträgt etwa 5,8 Millionen Kilometer, was dem 145-fachen Erdumfang entspricht. Diese Nervenzellen steuern unsere Bewegung, Sprache, unser Denken und Fühlen.

Die Struktur des Gehirns

Das Gehirn lässt sich entwicklungsgeschichtlich in End-, Zwischen-, Mittel-, Hinter- und Markhirn unterteilen. Besonders auffällig ist die Großhirnrinde (Kortex), die fast das gesamte Gehirn umgibt und Sitz vieler höherer geistiger Fähigkeiten ist.

Die Großhirnrinde ist in verschiedene Bereiche unterteilt, die unterschiedliche Aufgaben haben. Dazu gehören der Stirnlappen (Planung und Ausführung von Bewegungen, Persönlichkeit), der Scheitellappen (Körperinformationszentrum), der Hinterhauptslappen (Verarbeitung des Sehsinns) und der Schläfenlappen (Verarbeitung des Hörsinns).

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Neben dem Großhirn gibt es das Kleinhirn (Cerebellum), das für Koordination und Gleichgewicht zuständig ist, und den Hirnstamm, der lebenswichtige Funktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Atmung steuert. Tief im Inneren des Gehirns liegt das Zwischenhirn mit dem limbischen System, das als Informationsfilter dient und Emotionen verarbeitet.

Die Plastizität des Gehirns: Lernen und Anpassung

Lange Zeit galt die Annahme, dass sich das Gehirn eines Erwachsenen nicht mehr verändert. Heute wissen wir jedoch, dass das Gehirn bis ins hohe Alter lernfähig bleibt und sich ständig umbaut. Diese Fähigkeit zur Veränderung wird als Plastizität bezeichnet.

Synapsen, die Verbindungen zwischen Nervenzellen, können verstärkt, abgeschwächt oder neu gebildet werden. Dieser Prozess ermöglicht es dem Gehirn, sich an neue Situationen anzupassen und zu lernen. Die Stärke der Signalübertragung zwischen Nervenzellen wird laufend angepasst: Sie wird verstärkt, wenn das Gehirn etwas speichert, und abgeschwächt, wenn es etwas vergisst.

Die Plastizität des Gehirns ermöglicht es auch, Schäden teilweise zu reparieren. Sterben beispielsweise bei einem Schlaganfall Nervenzellen ab, können benachbarte Hirnregionen die Aufgaben des betroffenen Gebiets zum Teil übernehmen.

Gehirnjogging und mentale Fitness

Regelmäßiges Training und die richtige Pflege können die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhalten. Es gibt viele Möglichkeiten, das Gehirn zu stärken und die geistige Fitness zu verbessern:

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  • Gehirnjogging: Gezielte Förderung der geistigen Fähigkeiten durch Übungen, Rätsel und Spiele.
  • Fremdsprachen lernen: Fordert das Gehirn heraus und kann dem Alterungsprozess entgegenwirken.
  • Soziale Interaktionen: Aktivitäten wie Musik machen, Tanzen oder Brettspiele spielen fördern die sozialen Interaktionen und stärken das Gehirn.
  • Körperliche Aktivität: Bewegung kann das Kurzzeitgedächtnis trainieren und die kognitive Leistung steigern.
  • Neues lernen: Ein neues Instrument zu lernen oder eine neue Sprache zu erlernen, kann das Gehirn trainieren.

Ernährung und Gehirngesundheit

Eine ausgewogene Ernährung ist nicht nur wichtig für Herz und Kreislauf, sondern auch für das Gehirn. Fette, wie sie in panierten Speisen und Fastfood-Produkten stecken, können zu Ablagerungen im Gehirn führen und Entzündungen auslösen. Eine gesunde Ernährung hält das Gehirn fit.

Mythen und Fakten über das Gehirn

Rund um das Gehirn ranken sich viele Mythen. Hier sind einige Beispiele:

  • Mythos: Wir nutzen nur 10 Prozent unseres Gehirns.
    • Fakt: Wir nutzen unser gesamtes Gehirn. Jede Schädigung führt in der Regel zu Einschränkungen.
  • Mythos: Kopfschmerzen sind Gehirnschmerzen.
    • Fakt: Das Gehirn selbst kann keine Schmerzen empfinden. Bei Kopfschmerzen schmerzen die Blutgefäße der Hirnhaut.
  • Mythos: Wir können nur begrenzt Informationen speichern.
    • Fakt: Unser Langzeitgedächtnis kann unbegrenzt Informationen aufnehmen.
  • Mythos: Erinnerungen trügen nicht.
    • Fakt: Erinnerungen werden meist verschönert und bei jedem Abruf variiert.
  • Mythos: Helfen Kreuzworträtsel und Sudokus, geistig fit zu bleiben?
    • Fakt: Rätsel fragen altes Wissen ab. Denkarbeit sollte anstrengen und Routinen sprengen, damit sie das Gehirn fit hält.

Der Einfluss von Krankheiten auf das Gehirn

Verschiedene Krankheiten können das Gehirn beeinträchtigen. Dazu gehören:

  • Schlaganfall: Eine plötzliche Beeinträchtigung des Gehirns, die durch eine Durchblutungsstörung verursacht wird.
  • Alzheimer-Demenz: Eine neurodegenerative Erkrankung, die mit Gedächtnisverlust und kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht.
  • Parkinson-Krankheit: Eine neurologische Erkrankung, die Bewegungsstörungen verursacht.
  • Multiple Sklerose: Eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.
  • Psychische Störungen: Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Schizophrenie können das Gehirn beeinträchtigen.
  • Neuro-Covid: Das Coronavirus kann das Nervensystem in Mitleidenschaft ziehen und neurologische Beschwerden verursachen.

Die Bedeutung des Schlafs für das Gehirn

Schlaf ist für die Gesundheit des Gehirns unerlässlich. Während des Schlafs werden Erinnerungen im Langzeitgedächtnis abgespeichert und Gehirnzellen abgebaut, wenn wir unter Schlafentzug leiden. Ein gesunder und ausreichender Schlaf ist die Grundlage für Wohlbefinden und Gesundheit.

Die Auswirkungen von Stress und sozialer Isolation

Einsamkeit kann dem Gehirn schaden. Studien haben gezeigt, dass Teile der Gehirne von Forschern, die über ein Jahr in der Antarktis verbrachten, nach ihrer Rückkehr etwas geschrumpft waren. Auch Stress kann negative Auswirkungen auf das Gehirn haben. Tiefere Bauchatmung kann den Sympathikus beruhigen und das Stressniveau senken.

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Die Zukunft der Gehirnforschung

Die Gehirnforschung schreitet rasant voran. Wissenschaftler arbeiten daran, die Prinzipien der Informationsverarbeitung im Gehirn aufzuklären und neue Therapien für neurologische und psychiatrische Erkrankungen zu entwickeln.

Einige aktuelle Forschungsbereiche sind:

  • Gehirn-Computer-Schnittstellen: Entwicklung von Technologien, die es ermöglichen, die Gehirnaktivität eines Menschen zu lesen und zu steuern.
  • Konnektomforschung: Kartierung des "sozialen Netzwerks" im Gehirn, das unser Denken, Fühlen und Handeln steuert.
  • Altersforschung: Untersuchung, wie das Gehirn altert und welchen Einfluss Infektionskrankheiten wie Corona haben.
  • Künstliche Intelligenz: Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Erkennung von Krankheiten und zur Entwicklung neuer Therapien.

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