Unterschied zwischen Alzheimer und Lewy-Körperchen-Demenz

Die Alzheimer-Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz ähneln sich in vielen Merkmalen, weshalb letztere lange Zeit nicht als eigenständige Erkrankung galt. Inzwischen ist sie als solche anerkannt, da es auch Unterschiede zwischen Alzheimer und der Demenz mit Lewy-Körperchen gibt. Demenz ist keine eigene Krankheit, sondern ein Syndrom. Es ist wichtig zu beachten, dass Demenz keine normale Alterserscheinung ist, obwohl sie bei älteren Menschen häufiger auftritt. Die Symptome einer Demenz können durch verschiedene Krankheiten verursacht werden, die als "Demenzformen" bezeichnet werden. Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden.

Primäre Demenzformen

Neurodegenerative Demenz wird durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst. Alzheimer betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten und ist damit die häufigste Form von Demenz. Genaue Aussagen zur Häufigkeit der einzelnen Demenzformen lassen sich nicht begründen, da verschiedene Quellen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. In der Theorie lassen sich die Demenzformen klar trennen, in der Praxis ist dies jedoch selten der Fall. Die meisten Demenz-Patienten haben Mischformen von Demenz, oft eine neurodegenerative Form und gleichzeitig eine vaskuläre Demenz.

Alzheimer-Krankheit

Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz. Aus bislang ungeklärten Gründen sterben bei Alzheimer nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was die Symptome der Demenz herbeiführt. Kennzeichnend für Alzheimer ist insbesondere der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses.

Frontotemporale Demenz

Die Frontotemporale Demenz / Morbus Pick ist, genau wie Alzheimer, eine neurodegenerative Krankheit. Das heißt, sie führt zu einem Rückgang von Nervenzellen im Gehirn. Besonders ist aber, dass die Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurückgehen. Das führt dazu, dass frontotemporale Demenz vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert und weniger das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Frontotemporale Demenz tritt oft bei jüngeren Menschen zwischen 45 und 60 Jahren auf, in Einzelfällen sogar schon ab dem 20.

Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körper-Demenz (auch Lewy-Body-Demenz) ist ebenfalls eine neurodegenerative Erkrankung. Ihren Namen hat sie von den sogenannten „Lewy-Körperchen“, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen, auch Halluzinationen genannt, sowie motorische Störungen. Auch ein rascher Wechsel von Wachheit zu Müdigkeit im Tagesverlauf kommt häufig vor.

Lesen Sie auch: Alzheimer und Demenz im Vergleich

Parkinson-Demenz

Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung. Man spricht dann von einer Parkinson-Demenz.

Vaskuläre Demenz

Vaskuläre Demenz bedeutet, dass nicht die Nervenzellen selbst zurückgehen, sondern das Hirngewebe durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt wurde. Als Resultat sterben ebenfalls Nervenzellen ab, aber mit einer anderen Dynamik. Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck (Morbus Binswanger) oder Schlaganfälle (Multi-Infarkt-Demenz). Die Beeinträchtigungen durch vaskuläre Demenz können sehr unterschiedlich sein, äußern sich aber vor allem in den Bereichen Gedächtnis, Sprache, Denkvermögen, Bewegung und Orientierung. Vaskuläre Demenzen können, zum Beispiel durch Schlaganfälle, in jedem Alter auftreten.

Sekundäre Demenzen

Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst. Die Medizin kann die einzelnen Formen von Demenz genau beschreiben, diagnostizieren und bis zu einem gewissen Grad auch behandeln. Aber trotz intensiver Forschung ist bislang ungeklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Obwohl eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann, ist Demenz vor allem eine Alterserkrankung. Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Demenz-Risiko mit jedem weiteren Jahr deutlich an. Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Dieser Unterschied wird im hohen Alter sogar immer größer. Frauen haben nicht nur ein höheres Erkrankungsrisiko, sondern auch eine höhere Lebenserwartung, was die Zahlen noch verstärkt.

Hauptunterschiede zwischen Alzheimer und Lewy-Körperchen-Demenz

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Alzheimer und der Demenz mit Lewy-Körperchen sind:

Verlauf der Erkrankung

Der Zustand von Alzheimer-Patienten verschlechtert sich langsam und mehr oder weniger stetig. Der Verlauf der Lewy-Körperchen-Demenz ist dagegen oft schwankend, vor allem, was die Aufmerksamkeit betrifft. Charakteristisch dabei ist, dass die geistige Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf sehr stark schwanken kann.

Lesen Sie auch: Detaillierte Gegenüberstellung

Gedächtnisstörungen

Gedächtnisstörungen zeigen sich bei Alzheimer schon früh, bei Lewy-Body-Demenz oft erst spät.

Visuelle Halluzinationen

Visuelle Halluzinationen, wie sie bei der Lewy-Körperchen-Demenz sehr häufig und früh auftreten, sind bei Alzheimer selten frühe Symptome. Man schätzt, dass über 90% der Lewy-Body-Betroffenen unter visuellen Halluzinationen leiden. Dieses sehr auffällige Symptom stellt ein starkes Unterscheidungs-Merkmal zur Alzheimer-Demenz dar. Ein typisches Beispiel: Ein Patient mit Lewy-Body-Demenz sieht auf dem völlig leeren Esstisch ein weißes Kaninchen sitzen und fordert, man möge dieses entfernen. Alzheimer-Betroffene leiden dagegen sehr selten unter Halluzinationen, sondern Verkennen oft Gegenstände oder Personen. Beispielsweise halten sie ihre Tochter für ihre Schwester oder ihr eigenes Spiegelbild für ihre Großmutter.

Parkinson-ähnliche Symptome

Die Lewy-Body-Demenz geht oft und früh mit Parkinson-ähnlichen Symptomen (extrapyramidale Bewegungsstörungen) einher, besonders mit Muskelsteifheit (Rigor). Bei Alzheimer treten diese eher erst später auf. Lewy-Body-Betroffene leiden häufig unter Parkinson-Symptomen wie Zittern oder Starre. Zusätzlich können sehr plötzlich kurze Phasen der Bewusstlosigkeit auftreten. Daher besteht bei ihnen eine äußerst große Sturzgefährdung. Pflegende Angehörige und Betreuungskräfte sollten dies beachten. Ständige sichernde Begleitung kann notwendig werden. Das gleichzeitige Auftreten der Symptome Hypo-/Akinese, Tremor und Rigor wird als Parkinson-Syndrom bezeichnet. Beim Morbus Parkinson im engeren Sinne wird das Parkinson-Syndrom durch ein Absterben derjenigen Hirnareale in der Tiefe des Gehirns verursacht, die den Botenstoff Dopamin produzieren (Substantia Nigra). Ein Parkinson-Syndrom kann jedoch auch durch andere Ursachen ausgelöst werden. Hierzu zählen z.B. Durchblutungsstörungen/Schlaganfälle in der Tiefe des Gehirns oder aber Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (insbesondere Neuroleptika). Im letztgenannten Fall kann ein Absetzen des Medikaments zu einer Rückbildung der Symptome führen.

Bewusstseinsverlust und Schlafstörungen

Menschen mit Lewy-Körperchen-Demenz leiden dagegen unter wiederholtem Bewusstseinsverlust und Schlafstörungen (unter anderem mit tatsächlicher Handlung der Trauminhalte). Ebenfalls typisch ist ein gestörter REM-Schlaf (Traumschlaf). Die Erkrankten leben ihre Träume regelrecht aus, was sich durch unruhigen Schlaf, vermehrte Bewegungen und Sprechen im Schlaf bemerkbar macht.

Überempfindlichkeit gegen Neuroleptika

Die Überempfindlichkeit gegen Neuroleptika (Mittel gegen Halluzinationen, Wahn, Verwirrung etc.) ist ein weiterer deutlicher Unterschied zwischen Alzheimer und der Demenz mit Lewy-Körperchen: Menschen mit Lewy-Body-Demenz vertragen diese Medikamente schlecht oder gar nicht, da sie schwere motorische Nebenwirkungen wie Rigor, Tremor oder sogar akinetische Krisen auslösen können. Daher sind typische und die meisten atypischen Antipsychotika bei ihnen kontraindiziert. Äußerst vorsichtig sollten Verschreibungen von Neuroleptika gehandhabt werden, da LBD-Patienten auf viele Neuroleptika mit starken Nebenwirkungen und Verschlimmerung der Symptome reagieren. Die „Pharmazeutische Zeitung“ warnt vor allem vor dem Einsatz von Haloperidol (Haldol) und Risperidon (Risperdal / Risperigamma) bei Lewy-Body-Betroffenen. Wenn die psychotischen Verhaltens-Auffälligkeiten nicht anders in den Griff zu bekommen sind, werden die Medikamente Quetiapin oder Clozapin unter großer Vorsicht empfohlen. Allerdings sind Antipsychotika bei älteren Menschen mit Demenz generell mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen wie Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Lungenentzündungen verbunden.

Lesen Sie auch: Verwirrung im Alter: Delir oder Demenz?

Mischformen und Diagnose

In der Praxis ist der Unterschied Alzheimer - Demenz vom Lewy-Body-Typ aber nicht immer so klar. Man hat nämlich inzwischen eine Alzheimer-Variante entdeckt, bei der sich im Gehirn nicht nur Alzheimer-Plaques, sondern auch Lewy-Körperchen bilden. Die Symptomatik kann sich dann überlappen. Die Lewy-Körperchen-Demenz ähnelt der Alzheimer-Krankheit sehr stark, wodurch sie schwer voneinander zu unterscheiden sind. Es ist deshalb nicht leicht zu klären, in welchem Umfang Mischformen der beiden Demenzen vorkommen.

Ähnlich wie bei der Chronisch-traumatischen Enzephalopathie gibt es derzeit keine Methode, die eine Lewy-Körperchen-Demenz bei lebenden Menschen eindeutig nachweisen kann. Dazu werden drei Kriterien überprüft:

  • Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterworfen sind
  • wiederholt auftretende Halluzinationen
  • motorische Störungen

Sind zwei der drei Kriterien erfüllt, ist von einer Lewy-Körperchen-Demenz auszugehen.

Ursachen der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz hat ähnliche Ursachen wie die Alzheimer-Krankheit. Auch hier stören Proteinablagerungen die Kommunikation im Gehirn. Proteinreste aus so genanntem Alpha-Synclein werden nicht mehr richtig abgebaut und bilden schädliche Einschlüsse in den Nervenzellen. Diese so genannten Lewy-Körperchen lagern sich im Großhirn, in der so genannten Substantia Nigra, ab und führen dort zum Absterben von Nervenzellen. Die eigentliche Ursache für die Ablagerung der Lewy-Körperchen ist bislang nicht bekannt. Bei einigen Patientinnen und Patienten steht die Erkrankung im Zusammenhang mit Veränderungen im Erbgut. Forschende des DZNE fahnden unter anderem nach den biologischen Mechanismen, die der Lewy-Körperchen-Demenz zugrunde liegen. Im Vergleich zur Alzheimer-Krankheit tritt die Lewy-Körperchen-Demenz meist deutlich früher auf, in etwa ab dem 60. Lebensjahr. Etwa ein Viertel aller Menschen mit Demenz unter 65 Jahren haben Lewy-Körperchen-Demenz. Gesicherte Risikofaktoren sind nicht bekannt. Vermutlich führen verschiedene Ursachen zur Erkrankung. Es scheint jedoch einen Zusammenhang mit einer Genvariante namens ApoE4 zu geben. Dieses Gen reguliert das Protein Alpha-Synuclein, das bei der Lewy-Körperchen-Demenz und bei der Parkinson-Demenz zu den schädlichen Verklumpungen im Gehirn führt. ApoE4 ist auch ein Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Lewy-Körperchen-Demenz ist nicht erblich und es kommt sehr selten vor, dass mehr als ein Mitglied einer Familie erkrankt.

Behandlungsmöglichkeiten

Lewy-Körperchen-Demenz ist bislang nicht heilbar. Durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien können aber die Symptome gelindert werden.

Medikamentöse Behandlung

Derzeit gibt es noch keine Medikamente, die speziell für diese Form der Demenz zugelassen sind. Die medikamentöse Therapie gestaltet sich auch deshalb schwierig, weil die Reaktion auf die Medikamente von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Die Alzheimer-Medikamente Rivastigmin oder Donepezil können zur Behandlung der Demenz eingesetzt werden. Die motorischen Symptome können mit dem Parkinson-Medikament Levodopa in niedriger Dosierung verbessert werden. Allerdings ist die Wirkung ist bei der Lewy-Körperchen-Demenz allerdings in der Regel geringer als bei der Parkinson-Krankheit. Als Nebenwirkung können sich Halluzinationen und Wahnvorstellungen verstärken. Psychotische Störungen können mit Quetiapin behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich die motorische Symptome verschlechtern können.

Nicht-medikamentöse Therapie

Da die medikamentöse Behandlung schwierig ist, kommt der nicht-medikamentösenTherapie bei der Lewy-Körperchen-Demenz eine große Bedeutung zu. Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten kann verbessert, die geistigen Fähigkeiten möglichst lange erhalten und herausforderndes Verhalten gemildert werden. Die Maßnahmen richten sich nach den individuellen Beschwerden. Bewegung, Sport, Physio- und Ergotherapie stehen für Lewy-Body-Betroffene im Vordergrund. Sturzprophylaxe-Gymnastik wird leider nicht überall angeboten, wäre aber optimal. Auch Bewegung im Wasser ist als sehr sinnvoll anzusehen. Gedächtnistraining und Erinnerungspflege helfen den Erkrankten ebenso. Noch mehr als bei allen anderen Demenzenformen gilt bei LBD, dass Überforderung und Stress unbedingt vermieden werden sollte.

Weitere Demenzformen

Vaskuläre Demenz

Bei vaskulären Demenzen kommt es in Folge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zu einem Absterben von Nervenzellen. Vom Ausmaß der Durchblutungsstörung ist es abhängig, wie ausgeprägt die Demenz ist. Die häufigste Variante der vaskulären Demenz wird durch eine Wandverdickung in kleinen Blutgefäßen hervorgerufen, welche die tiefen Strukturen des Gehirns mit Blut versorgen. Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor. Die Gefäßerkrankung bewirkt kleine Infarkte (Lakunen) und eine Schädigung der Nervenfasern (Marklagerschäden). Der Beginn der vaskulären Demenz ist oft schleichend, das Fortschreiten allmählich - also schwer von der Alzheimer-Krankheit zu unterscheiden. Allerdings sind die Symptome anders. Im Vordergrund stehen nicht Gedächtnisstörungen, sondern Verlangsamung, Denkschwierigkeiten oder Stimmungslabilität. Eine seltenere Form der vaskulären Demenz ist die Multi-Infarkt-Demenz, bei der das Gehirn durch viele kleine Schlaganfälle geschädigt wird. Die Multi-Infarkt-Demenz beginnt meist plötzlich und schreitet in der Regel stufenweise fort. Die Krankheitssymptome sind denen der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich, es können aber körperliche Störungen wie Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen hinzu kommen. Risikofaktoren sind u.a. Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), ein hoher Cholesterinspiegel (Blutfettwerte), Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen. Übrigens: Durch eine rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren ist eine prinzipielle Vorbeugung der vaskulären Demenz möglich.

Parkinson-Krankheit

Das Hauptsymptom der Parkinson-Krankheit besteht in einer chronischen Verlangsamung aller Bewegungsabläufe, einer Unfähigkeit neue Bewegungen zu initiieren und einer Störung der Feinmotorik (sogenannte Hypokinese). Obwohl bei den Patienten keine wirklichen Lähmungen vorliegen, kann die Bewegungsstörung so schwere Ausmaße annehmen, dass die Betroffenen völlig bewegungslos und starr erscheinen (sogenannte Akinese). Der Gang ist vornübergebeugt und kleinschrittig, die Mimik wirkt starr und ausdruckslos. Bei vielen Kranken tritt darüber hinaus in Ruhe ein charakteristisches Zittern (sogenannter „Pillendreher“-Tremor) und bei der neurologischen Untersuchung eine typische Steifigkeit der Arme und Beine (sogenannter Rigor) in Erscheinung. Der Morbus Parkinson verläuft langsam schleichend über viele Jahre. In den Anfangsstadien sind die meisten Patienten geistig klar und voll orientiert. Aufgrund der motorischen Einschränkungen (starre Mimik) und der allgemeinen Verlangsamung wirken manche Patienten bei oberflächlicher Betrachtung geistig eingeschränkt, was jedoch vielfach in deutlichem Gegensatz zu einem wachen und aufmerksamen Verstand stehen kann. Gleichwohl kann sich bei ca. einem Drittel der Betroffenen im späten Stadium zusätzlich eine Demenz herausbilden. Die Behandlung des Morbus Parkinson erfolgt symptomatisch mit Medikamenten, die spezifisch gegen die Akinese und den Tremor wirken. In ausgewählten Fällen kann eine elektrische Hirnstimulation Erleichterung bringen. Begleitende Krankengymnastik ist unverzichtbar. Treten Demenzsymptome hinzu, sprechen diese nach neueren Untersuchungen auf die Behandlung mit einem Antidementivum (Rivastigmin) an.

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Die Creutzfeldt-Jakob Krankheit tritt als sehr rasch (6-12 Monate) fortschreitende Demenz in Erscheinung, die typischerweise von motorischen Störungen in Form von Myoklonien (= ausgeprägte unwillkürliche Muskelzuckungen) und Ataxie (= ausgeprägte Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen) begleitet ist. Charakteristische Veränderungen im Elektro-Enzephalogramm (EEG) helfen, die Diagnose zu sichern. Die Creutzfeldt-Jakob Krankheit gilt als menschliche Variante des sogenannten „Rinderwahnsinns“ (BSE) und kommt beim Menschen sowohl als „sporadische“ Form (ohne eindeutige Verursachung), als erbliche aber auch als durch Infektion erworbene Form vor. Entsprechend gelten Gewebe und Körperflüssigkeiten von erkrankten Lebewesen als potenziell infektiös. Im Gegensatz zur früheren Vermutung, es handele sich um eine schleichende Viruserkrankung („Slow virus“-Theorie), wird die Creutzfeldt-Jakob Krankheit jedoch durch die Ablagerung atypischer Eiweißbruchstücke - den sogenannten Prionen - verursacht. Diese führen zu einer schwammartigen Zerstörung des Hirngewebes (sogenannte spongiforme Enzephalopathie). Die Krankheit ist sehr selten (in Deutschland ca. 80 Fälle pro Jahr) und eine Übertragung vom Tier auf den Menschen bislang nur in Einzelfällen nachgewiesen. Eine Therapie ist nicht bekannt, allenfalls kann eine symptomatische Behandlung der neuropsychiatrischen Begleitsymptome leichte Linderung bringen. Im Vergleich zu vielen anderen Demenzerkrankungen ist der Verlauf deutlich schneller und die meisten Betroffenen versterben innerhalb eines Jahres.

Korsakow-Syndrom

Das Korsakow-Syndrom (auch: amnestisches Syndrom) tritt insbesondere als ausgeprägte Merkfähigkeitsstörung in Erscheinung. Die Betroffenen haben die Fähigkeit verloren, neue Informationen zu speichern (sogenannte anterograde Amnesie) und entwickeln gleichzeitig die Tendenz, die entstehenden Gedächtnislücken und Orientierungsstörungen mit bisweilen frei erfundenen Geschichten zu füllen (sogenannte Konfabulation). Vielen Patienten ist dies jedoch nicht bewusst, so dass es sich bei den Konfabulationen nicht um bewusstes Täuschen oder gar Lügen handelt. Vielmehr ist das Korsakow-Syndrom Ausdruck einer schweren, chronischen Schädigung des Gehirns, die vor allem Hirnregionen betrifft, die für die Gedächtnisbildung und die Regulierung der Emotionen zuständig sind. Entsprechend sind viele Betroffene auch in ihrer Emotionalität verändert. Sie können distanzlos oder unangemessen heiter wirken. Die häufigste Ursache des Korsakow-Syndroms ist ein jahrelanger übermäßiger Alkoholkonsum. Es wird jedoch auch als Defektzustand nach Infektionen (Enzephalitis) und Traumen (schwere Kopfverletzungen) beobachtet. Bei vielen Betroffenen bestehen ausgeprägte Beeinträchtigungen der Alltags- und Sozialkompetenz, so dass eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich ist. Bei dauerhafter Alkoholabstinenz und dem Ersatz bestimmter Vitamine (insbesondere Vitamin B1, Thiamin) kommt es in manchen Fällen zu leichten Besserungen.

Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE)

Die Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE) ist eine seltene fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns. Betroffen sind Menschen - häufig Sportler -, die wiederholten leichtgradigen Schädeltraumen ausgesetzt waren (vor allem Schlägen und Stößen gegen den Kopf), auch wenn deren Auswirkungen unterhalb der Schwelle zur Gehirnerschütterung geblieben sind. Die wiederholten Schädeltraumen führen zu einer zunehmenden Zerstörung von Nervenzellen und zu einer abnormen Anhäufung des Tau-Proteins, wie sie auch bei der Alzheimer-Krankheit und anderen neurodegenerativen Krankheiten vorkommt. Typischerweise tritt eine CTE bei Sportlern auf, die während ihrer Karriere zahlreiche Schläge oder Stöße gegen den Kopf erlitten haben oder häufig mit dem Kopf auf den Boden gestürzt sind - auch wenn diese Traumen nicht zu den Symptomen einer Gehirnerschütterung geführt haben. In den letzten Jahren wurde die Erkrankung vor allem bekannt, weil sie bei American-Football-Spielern auftrat. Im Sommer 2019 hat der Deutsche Fußballbund erstmals die Profi-Fußballspieler zu Untersuchungen bezüglich Gehirnschäden und CTE aufgefordert. Gegenwärtig kann die CTE nur durch eine Untersuchung des Gehirns nach dem Tod eindeutig festgestellt werden. In den Studien zur Diagnose der CTE bei Lebenden werden bildgebende Verfahren (Positronen-Emissionstomografie, Kernspintomografie) sowie Analysen bestimmter Eiweißstoffe in der Hirnrückenmarksflüssigkeit eingesetzt. Es gibt zwei klinische Hauptformen der CTE: Veränderungen kognitiver Fähigkeiten: Sie betreffen das episodische Gedächtnis (Erinnern von Ereignissen) und exekutive Funktionen (Planen, Organisieren, Problemlösen, Selbstkontrolle). Diese Form der CTE tritt meist um das 50. Lebensjahr auf. Auffälligkeiten des Verhaltens (Gefühlsausbrüche, Impulsivität, Gewalttätigkeit) und der Stimmung (Depressivität, Gefühle der Hoffnungslosigkeit). Diese Form entsteht durchschnittlich um das 70. Lebensjahr. Spezifische Behandlungsmöglichkeiten für eine vermutete CTE gibt es gegenwärtig nicht. Zur Milderung der Symptome eignen sich verschiedene Methoden: ausreichender Schlaf, körperliches Training, Verhaltenstherapie und psychoedukative Verfahren.

Umgang mit Demenz

Die Diagnose Demenz stellt die Betroffenen und ebenso ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Doch positive Erfahrungen sind weiterhin möglich. Es ist wichtig, den Alltag mit Menschen mit Demenz so zu gestalten, dass Fähigkeiten gefördert, aber Stress und Leistungsdruck vermieden werden. Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Unter anderem geht es um Kommunikation mit Demenzerkrankten, den Umgang mit Aggressionen und den Einsatz von Hilfsmitteln und Orientierungshilfen, die den Alltag erleichtern sollen. Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen. Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Das gilt auch in Situationen, bei dem es einem besonders schwer fällt, zum Beispiel, wenn der an Demenz erkrankte dem Pflegenden Vorwürfe macht oder ihn fälschlicherweise beschuldigt. Man darf natürlich seinen Standpunkt vertreten, aber sollte immer darauf achten, die Person nicht zu diskreditieren. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen. Ganz besonders wichtig ist, dass Angehörige sich selbst mit der Betreuung und Pflege nicht überfordern. Das große Stichwort lautet: Entlastung.

Demenzdörfer

In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

Beschäftigung und Spiele

Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil viele Betroffene eine Unruhe entwickeln und zur Beruhigung unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Zum anderen, weil Beschäftigung und Spiele die geistige und körperliche Aktivität anregen und soziale Interaktion erzeugen.

Inkontinenz bei Demenz

Im Laufe einer Demenzerkrankung kann eine Inkontinenz entstehen. Dabei verliert die demenzerkrankte Person unkontrolliert Harn (Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz). Beispiel: Die demenzerkrankte Person verliert die Kontrolle über ihre Harn- beziehungsweise Darmentleerung. Helfen Sie Betroffenen beim Auskleiden, falls sie Schwierigkeiten haben, den Harn lange zu halten. Wählen Sie individuell geeignetes Inkontinenzmaterial aus, das bequem sitzt und ausreichend Schutz bietet. Durch Bewegungsmangel und Gedächtnisverlust können Toilettengänge ausbleiben. Häufig kommt es hierdurch zu einer schmerzhaften Verstopfung. Dokumentieren Sie daher die Toilettengänge. Für die Harnentleerung gibt es spezielle Trink- und Miktionsprotokolle.

Lebenserwartung und Todesursachen

Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie). Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen). Bitte beachten Sie, dass die Lebenserwartung im Einzelfall stark von den Durchschnittswerten abweichen kann. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ebenso plötzlich sterben, wie alle anderen Menschen auch. Ein Arzt muss den Tod bestätigen und den Totenschein ausfüllen. Um die Trauer und alle damit verbundenen Gefühle besser bewältigen können, helfen Gespräche mit Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis. Binden Sie frühzeitig einen ambulanten Palliativdienst aus Ihrer Umgebung ein. Ausgebildete Fachkräfte helfen Ihnen und beraten Sie in der schwierigen Situation, um ein würdevolles Sterben zuhause ohne Schmer…

tags: #unterschied #alzheimer #lewy #body #demenz