Wenn eine Krankheit den Körper verändert, kann das beängstigend sein. Doch viele Menschen lernen, damit zu leben. Wenn sich jedoch das Gehirn durch eine Krankheit verändert, geht mehr verloren als nur Beweglichkeit oder Leistungsfähigkeit: Das Ich des Menschen verändert sich, der Realitätsbezug schwindet - langsam, wie bei Alzheimer, oder sprunghaft, wie bei einer Schizophrenie, die oft schon bei jungen Erwachsenen beginnt. Beide Krankheiten sind bis heute nicht heilbar, und die Möglichkeiten der modernen Medizin sind oft begrenzt, sobald sie ausgebrochen sind.
Früherkennung von Hirnerkrankungen im Fokus
Wissenschaftler am Universitätsklinikum Jena untersuchen, wie die Früherkennung von Hirnerkrankungen wie Alzheimer und Schizophrenie in Zukunft gelingen könnte. Das Forschungsprojekt setzt auf die Methode des "Neuro-Imaging" - den Einsatz bildgebender Diagnoseverfahren in den Neurowissenschaften.
Neuro-Imaging als Schlüssel zur Früherkennung
Professor Christian Gaser erklärt: "Bei einer Demenz sehen wir im Magnet-Resonanz-Tomographen (MRT) ganz typische Veränderungen im Gehirn der Patienten. Bestimmte Teile des Gehirns verlieren mit Fortschreiten der Erkrankung immer mehr an Substanz." Im fortgeschrittenen Stadium sind diese Veränderungen bereits mit bloßem Auge auf den Aufnahmen zu erkennen. Gaser und seine Kollegen suchen nach technischen Lösungen, um die für den Arzt noch unsichtbaren Veränderungen des Gehirns in den Vorstufen einer Demenz zu erkennen. "Es gibt ein für Alzheimer typisches Muster der Hirnveränderungen, das schon vor dem Ausbruch der Krankheit zu finden ist", so Gaser. "Da wir wissen, wie dieses Muster nach Ausbruch der Erkrankung aussieht, wollen wir mit computergestützten Auswertungen von Hirnbildern bereits erste Anzeichen vor Erkrankungsbeginn auffinden. Damit könnten künftig Aussagen über das individuelle Erkrankungsrisiko möglich werden." Auch wenn es nur begrenzte Therapiemöglichkeiten gibt, kann der Verfall bei Demenz zumindest aufgehalten werden. Ähnliche frühdiagnostische Möglichkeiten durch bildgebende Verfahren erhofft sich die Arbeitsgruppe für die Schizophrenie. Am Universitätsklinikum Jena steht den Wissenschaftlern dafür eines der modernsten MRT-Geräte speziell für die neurowissenschaftliche Forschung zur Verfügung.
Psychotische Störungen im Alter: Demenz, Depression und Schizophrenie
Psychotische Störungen im höheren Lebensalter können das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen tiefgreifend verändern. Sie sind oft von Wahnvorstellungen und Halluzinationen begleitet und treten häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Demenz, Depression oder Schizophrenie auf.
Formen psychotischer Störungen im Alter
- Demenz mit psychotischen Erscheinungen: Diese Form der Demenz geht mit psychotischen Erscheinungen wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen einher. Häufig ist sie durch die Alzheimer-Krankheit ausgelöst.
- Lewy-Körper-Demenz: Die Lewy-Körper-Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch Ablagerungen von Proteinen (Lewy-Körper) im Gehirn verursacht wird. Sie ist bekannt für ihre visuellen Halluzinationen und andere psychotische Erscheinungen.
- Psychotische Depression: Eine psychotische Depression ist eine schwere depressive Episode, die mit Wahnvorstellungen einhergeht. Die Betroffenen glauben oft, unheilbar krank zu sein, zu verarmen oder für vermeintliches Fehlverhalten bestraft zu werden.
- Schizophrenie: Schizophrenie kann sich im Alter erstmals zeigen oder als Residualsymptomatik aus jüngeren Jahren vorkommen. Die Symptome sind im Alter oft weniger schwer ausgeprägt als bei jüngeren Betroffenen, umfassen jedoch weiterhin Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
- Wahnvorstellungen im Alter: Wahnvorstellungen im Alter betreffen oft Themen, die theoretisch möglich wären. Betroffene denken, die Partnerin/der Partner betrügt sie oder eine Nachbarin oder ein Nachbar vergiftet sie.
- Organische Erkrankungen: Organische Erkrankungen wie Hirntumore, Schlaganfälle oder Infektionen können psychotische Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen hervorrufen.
Typische Symptome psychotischer Störungen im Alter
- Wahnvorstellungen: Ein zentrales Merkmal psychotischer Störungen im Alter sind Wahnvorstellungen. Sie äußern sich oft in Form von Verfolgungswahn, Verarmungswahn oder dem Glauben, betrogen oder vergiftet zu werden.
- Halluzinationen: Halluzinationen treten bei vielen psychotischen Störungen auf, insbesondere bei Demenzen wie der Lewy-Körper-Demenz. Visuelle Halluzinationen sind hierbei häufig, aber auch akustische, olfaktorische oder taktile Wahrnehmungen ohne reale Grundlage können vorkommen.
- Stimmungskongruente Symptome: Bei psychotischen Depressionen zeigen sich oft stimmungskongruente Symptome, wie Schuldwahn oder ablehnende Gedanken.
- Kognitive Einschränkungen: Kognitive Einschränkungen können sowohl Ursache als auch Folge psychotischer Störungen sein. Besonders bei Demenzen kommt es zu Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit und Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung.
- Verhaltensauffälligkeiten: Einige Betroffene zeigen Unruhe, Reizbarkeit oder aggressives Verhalten. Diese Symptome treten häufig bei Demenzen oder im Rahmen einer akuten Verwirrtheit (Delir) auf.
- Verlust des Realitätsbezugs: Der weitgehende Verlust des Realitätsbezugs ist ein prägendes Merkmal psychotischer Störungen. Betroffene können ihre Wahrnehmungen und Überzeugungen nicht hinterfragen.
- Veränderte Wahrnehmung: Neben Halluzinationen erleben einige Betroffene eine veränderte Wahrnehmung ihrer selbst oder der Umwelt.
Diagnostik psychotischer Störungen im Alter
Die Diagnostik psychotischer Störungen im Alter erfordert eine umfassende und sorgfältige Untersuchung, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sind.
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Diagnostische Verfahren
- Anamnese: Ein zentraler Bestandteil der Diagnostik ist die ausführliche Anamnese, bei der die Krankheitsgeschichte sowohl in Gesprächen mit den Patient:innen selbst als auch mit Angehörigen oder Pflegepersonen erfragt wird.
- Körperliche Untersuchung und Tests: Die Anamnese wird durch eine körperliche Untersuchung und gezielte Tests ergänzt, um organische Ursachen wie Hirnerkrankungen oder Stoffwechselstörungen auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) können helfen, strukturelle Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen.
Differenzierung der Diagnostik
Die Diagnostik unterscheidet sich je nach zugrunde liegender Erkrankung. Bei Demenzen wie der Alzheimer-Krankheit oder der Lewy-Körper-Demenz stehen visuelle Halluzinationen und Wahnvorstellungen im Vordergrund. Hier ist es wichtig, die psychotischen Symptome von den kognitiven Defiziten abzugrenzen. Bei einer psychotischen Depression konzentriert sich die Diagnostik auf die Verbindung zwischen depressiver Grundstimmung und psychotischen Inhalten wie Schuld- oder Verarmungswahn. Schizophrenie im Alter erfordert hingegen eine genaue Differenzierung von anderen psychotischen Störungen, da die Symptome wie akustische Halluzinationen oder paranoide Wahnvorstellungen ähnlich erscheinen können.
Therapiemöglichkeiten bei psychotischen Störungen im Alter
Die Behandlung psychotischer Störungen im Alter erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die psychischen als auch die körperlichen und sozialen Bedürfnisse der Patient:innen berücksichtigt.
Therapieansätze
- Psychosoziale Betreuung: Eine zentrale Rolle spielt die psychosoziale Betreuung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt ist. Eine strukturierte Tagesroutine kann helfen, Unruhe und Verwirrung zu reduzieren, besonders bei Demenzpatient:innen.
- Verhaltenstherapeutische Maßnahmen: Verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen den Betroffenen, besser mit ihren psychotischen Symptomen umzugehen. Ziel ist es, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen zu erkennen und deren Auswirkungen auf das tägliche Leben zu minimieren.
- Förderliches Umfeld: Die Gestaltung eines förderlichen Umfelds ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Reizüberflutung sollte vermieden und eine beruhigende Atmosphäre geschaffen werden.
- Unterstützung der Angehörigen: Die Fachkräfte unterstützen nicht nur ihre Patient:innen, sondern auch deren Angehörige durch Beratung und Schulungen.
- Medizinische Betreuung: Neben den psychosozialen und therapeutischen Maßnahmen ist eine gründliche medizinische Betreuung unerlässlich. Umfassende Untersuchungen werden durchgeführt, um die Ursachen der psychotischen Symptome zu ermitteln und individuelle Therapiepläne zu entwickeln.
Prävention psychotischer Störungen im Alter
Psychotische Störungen im Alter können durch gezielte Maßnahmen und eine bewusste Lebensführung teilweise vermieden oder deren Risiko zumindest reduziert werden.
Präventive Maßnahmen
- Körperliche Gesundheit: Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr sind wichtig für die körperliche Gesundheit und können die Gehirnfunktion positiv beeinflussen.
- Soziale Integration: Isolation und Einsamkeit sind Risikofaktoren für psychotische Störungen im Alter. Der Kontakt zu Familie und Freund:innen sollte aufrechterhalten und aktiv an sozialen Aktivitäten teilgenommen werden.
- Stressbewältigung: Chronischer Stress kann die Entwicklung psychotischer Symptome begünstigen. Entspannungstechniken und Hobbys können helfen, Stress abzubauen.
- Geistige Aktivität: Regelmäßiges Fordern hält das Gehirn fit. Bücher lesen, Kreuzworträtsel lösen oder etwas Neues lernen kann die kognitiven Fähigkeiten stärken.
- Vorsorgeuntersuchungen: Sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit sollten bei älteren Menschen regelmäßig überprüft werden, um mögliche Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen.
Die Rolle des Gehirns bei psychotischen Störungen im Alter
Das Gehirn spielt bei psychotischen Störungen im Alter eine entscheidende Rolle. Viele der in diesem Zusammenhang auftretenden Erkrankungen, wie Demenz, Schizophrenie oder psychotische Depression, gehen direkt auf Veränderungen oder Schädigungen im Gehirn zurück. Besonders betroffen sind häufig der frontotemporale Kortex und andere Bereiche, die für kognitive Funktionen, Wahrnehmung und Emotionen verantwortlich sind.
Neurodegenerative Prozesse und Veränderungen im Gehirn
Bei Demenzen wie der Alzheimer-Krankheit oder der Lewy-Körper-Demenz führen neurodegenerative Prozesse zu einem Abbau von Nervenzellen und -verbindungen. Dies kann Wahnvorstellungen und Halluzinationen auslösen, die bei bis zu 50 % der Betroffenen auftreten. Auch bei Schizophrenie und anderen primären psychotischen Störungen zeigen sich häufig strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn. Studien belegen, dass ältere Menschen mit spät einsetzender Schizophrenie ein erhöhtes Risiko für kognitive Defizite und Demenz haben.
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Frontotemporale Demenz und Schizophrenie: Parallelen auf neuronaler Ebene
Wer an frontotemporaler Demenz leidet, zeigt zu Beginn der Erkrankung oft ähnliche Symptome wie bei Schizophrenie. Forscher haben nun auch auf neuronaler Ebene Parallelen zwischen den Erkrankungen entdeckt. Mit Hilfe maschinellen Lernens zeigten sie, dass die Veränderungen im Gehirn einiger Schizophrenie-Patienten deutlich denen ähneln, die bei frontotemporaler Demenz auftreten - verbunden mit einem ungünstigeren Krankheitsverlauf.
Dementia praecox: Ein historischer Blickwinkel
Der deutsche Psychiater Emil Kraepelin (1856-1926) beschrieb 1899 die Krankheitsbilder der bvFTD und der Schizophrenie zusammengefasst als „Dementia praecox“. Ein Team um Nikolaos Koutsouleris hat sich nun noch einmal des Konzepts der Dementia praecox angenommen und mithilfe bildgebender Verfahren und künstlicher Intelligenz nach neuropathologischen Gemeinsamkeiten gesucht.
Künstliche Intelligenz deckt neurologische Ähnlichkeiten auf
Die Forscher erstellten mit Hilfe maschinellen Lernens Klassifikatoren, die sie darauf trainierten, frontotemporale Demenz, Alzheimer-Demenz oder Schizophrenie anhand von Hirnscans sowie weiteren Gesundheitsdaten Betroffener zu identifizieren. Nach dem Training konnten die Klassifikatoren recht zuverlässig unterscheiden, ob eine Person erkrankt oder gesund war. Um neurologische Ähnlichkeiten zwischen den Erkrankungen aufzudecken, wendeten die Forscher den Klassifikator, der darauf trainiert wurde, bvFTD zu erkennen, auf die Gruppe der Schizophrenie-Patienten an. Das Ergebnis: Die künstliche Intelligenz stufte 41 Prozent der Schizophrenie-Patienten als bvFTD-Patienten ein.
Implikationen für die Prognose
In Kombination mit Langzeitdaten zum Krankheitsverlauf der Schizophrenie-Patienten über zwei Jahre hinweg fanden die Forscher heraus, dass diejenigen, die laut bvFTD-Klassifikator viele bvFDT-typische Merkmale aufwiesen, eine besonders schlechte Prognose hatten. Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz entwickelten die Forscher einen sogenannten bvFTD-Score, der angibt, wie stark die neurologischen Veränderungen im Gehirn von Schizophrenie-Patienten dem Bild einer bvFTD ähneln. Bei besonders schwer betroffenen Patienten verdoppelte sich dieser Score innerhalb eines Jahres - einhergehend mit weiteren kognitiven Einschränkungen.
Cotard-Syndrom: Eine seltene Störung im Zusammenhang mit Schizophrenie und Demenz
Das Cotard-Syndrom ist eine selten auftretende Störung, die zumeist mit affektiven Störungen assoziiert wird, jedoch auch im Rahmen einer Schizophrenie und bei anderen (neurologischen oder organisch bedingten) Störungen auftreten kann.
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Fallbeispiel: Cotard-Syndrom bei einer Patientin mit Schizophrenie und Demenz
Eine 82-jährige Patientin, die seit vielen Jahren wegen einer schizophrenen Störung behandelt wurde und zusätzlich eine Demenz entwickelt hatte, berichtete über das Hören von Stimmen und die wahnhafte Überzeugung, dass alle tot seien, auch sie selbst. Dies führte zu einer Verweigerung der Nahrungsaufnahme. Nach einer Therapie mit Lorazepam bildeten sich die wahnhaften Symptome vollständig zurück.
Diskussion
Früher wurde das Cotard-Syndrom als „stärkste Ausprägung der Entfremdungsdepression“ aufgefasst. Mittlerweile sind jedoch zunehmend Fälle beschrieben, in denen das Cotard-Syndrom bei neurologischen oder organischen nicht-affektiven Störungen aufgetreten ist.
Frühe Diagnose von Schizophrenie durch Neuroimaging
Denkstörungen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind schwerwiegende Symptome, unter denen viele Patienten mit einer schizophrenen Psychose leiden. Meist erhalten Betroffene im Schnitt erst nach drei bis fünf Jahren die richtige Diagnose. Aber je früher eine Schizophrenie erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden.
Neuroimaging ermöglicht frühe Diagnose
Forschern ist es erstmals gelungen, bereits Vorstadien einer Schizophrenie zu diagnostizieren und so einen Ausbruch der Krankheit mit bis zu 90-prozentiger Sicherheit vorherzusagen. Ein internationales Forscherteam konnte mithilfe der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) bereits im Frühstadium der Erkrankung Muster im Gehirn sichtbar machen, die nur bei Schizophrenie-Patienten auftreten.
Computerprogramm erkennt Muster im Gehirn
Die Neurowissenschaftler nutzten ein Mustererkennungsverfahren, das aus dem Forschungsfeld der Computational Neuroscience stammt. Dabei analysierte ein Computerprogramm die Hirnscans von gesunden und Hochrisiko-Probanden auf Unterscheidungsmerkmale und leitete daraus Gesetzmäßigkeiten ab. So konnten die Forscher mithilfe eines Hirnscans und der anschließenden Computeranalyse einen späteren Ausbruch der Krankheit mit bis zu 90-prozentiger Sicherheit vorhersagen.
Zukunftsperspektiven
Die neue Methode ist auch für die Untersuchung anderer Erkrankungen des Gehirns eine vielversprechende Option. So könnten in Zukunft Mustererkennungsverfahren etabliert werden, die helfen, Veränderungen im Gehirn von Patienten mit einer Vorstufe zur Alzheimer-Demenz zu erkennen.
Frontotemporale Demenz: Eine besondere Form der Demenz
Bei der Frontotemporalen Demenz (FTD) sterben Nervenzellen im Frontallappen (Stirnlappen) und Temporallappen (Schläfenlappen) im Gehirn ab. Diese Hirnregionen steuern Gefühle, Sozialverhalten und Sprache.
Genetische Ursachen
Frontotemporale Demenz kann eine Erbkrankheit sein, muss es aber nicht. In rund 40 Prozent der Fälle zeigt sich eine familiäre Häufung. Ein Teil dieser familären FTD-Fälle ist tatsächlich durch eine Mutation in einem Gen bedingt.
Symptome der Verhaltensvariante (bvFTD)
- Enthemmung
- Apathie
- Emotionale Abstumpfung / Empathieverlust
- Zwanghaftes oder ritualisiertes Verhalten
- Verändertes Essverhalten
- Fehlende Einsicht
Sprachliche Varianten (PPA)
- Semantischer Typ: Verlust des Verständnisses für Wörter
- Unflüssiger/agrammatischer Typ: Schwierigkeiten beim Sprechen
- Logopenischer Typ: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden (gehört zur Alzheimer-Krankheit)
Diagnose der Frontotemporalen Demenz
Da es derzeit kein einzelnes Verfahren gibt, das FTD eindeutig nachweisen kann, erfolgt die Diagnose in mehreren Schritten:
- Anamnese
- Befragung der Angehörigen
- Bildgebende Verfahren (MRT, CT, FDG-PET)
- Neuropsychologische Tests
- Genetische Untersuchungen
Therapie der Frontotemporalen Demenz
Die Frontotemporale Demenz ist bisher nicht heilbar. Auch Medikamente, die den Krankheitsverlauf aufhalten oder verlangsamen gibt es leider nicht. Manche Symptome lassen sich mit bestimmten Medikamenten lindern.
Alltagstipps für Betroffene und Angehörige
- Sportliche Betätigung
- Geistige Anregung
- Soziale Kontakte
Psychische Auffälligkeiten als Frühzeichen neurodegenerativer Erkrankungen
Entwickeln ältere Patienten eine neurodegenerative Erkrankung, müssen sich die Symptome nicht immer zuerst mit kognitiven oder motorischen Defiziten bemerkbar machen. Manchmal stehen auch psychische Auffälligkeiten im Vordergrund - die frontotemporale Demenz (FTD) ist hierfür ein gutes Beispiel.
Spät beginnende Psychose (LOS)
Im Gegensatz zu einer früh beginnenden Schizophrenie dominieren bei einer spät beginnenden Psychose (LOS) positive Symptome, hier vor allem Halluzinationen und ein Durchdringungswahn. Auffällig bei LOS sind jedoch meist kognitive Probleme: 70-80 Prozent zeigen in Kognitionstests deutlich schlechtere Ergebnisse als gleich alte Personen ohne Psychose. Studien zufolge haben LOS-Patienten ein zwei- bis dreifach erhöhtes Demenzrisiko.
Depression und kognitiver Abbau im Alter
Depressive haben ein etwa verdoppeltes Demenzrisiko, und eine beginnende Demenz geht nicht selten mit einer Depression einher. Patienten mit „late life depression“ (LLD) sprechen jedoch schlechter auf Antidepressiva an und erleiden häufiger Rezidive als jüngere Patienten. Zudem haben LLD-Patienten häufiger psychotische Symptome, und diese gehen wiederum vermehrt mit kognitiven Defiziten einher.
Psychotische Symptome bei Demenz
Etwa ein Drittel der Alzheimerpatienten entwickelt im Verlauf Wahnvorstellungen, etwa ein Sechstel ausgeprägte Halluzinationen. Noch häufiger werden psychotische Symptome bei einer Lewykörperchendemenz (DLB) beobachtet - hier sind etwa 75 Prozent betroffen, bei einer Parkinsondemenz rund die Hälfte, und immerhin 15 Prozent der Parkinsonkranken ohne Demenz entwickeln Halluzinationen.
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