Vaterschaft lässt Gehirn schrumpfen: Was Studien wirklich zeigen

Die Vaterschaft ist ein einschneidendes Erlebnis, das das Leben von Männern grundlegend verändert. Neben den emotionalen und sozialen Veränderungen gibt es auch Hinweise darauf, dass die Vaterschaft Veränderungen im Gehirn von Männern hervorrufen kann. Eine neue Studie hat nun ergeben, dass das Gehirn von Erstvätern nach der Geburt ihres Kindes schrumpfen kann. Aber was bedeutet das wirklich? Sind dümmere Männer die besseren Väter? Und welche Implikationen hat diese Erkenntnis für das Verständnis der Vaterrolle?

Schrumpfendes Gehirn bei Erstvätern: Eine neue Studie

Forscher des Carlos III Health Institute in Madrid haben herausgefunden, dass Erstväter nach der Geburt ihres Kindes ein oder zwei Prozent des kortikalen Volumens verlieren. Die Studie, die in der Fachzeitschrift "Cerebral Cortex" veröffentlicht wurde, untersuchte die Gehirne von 40 heterosexuellen Erstvätern mithilfe von Magnetresonanztomographie (MRT). Die Ergebnisse zeigten, dass die Männer keine Veränderungen an ihren limbischen subkortikalen Netzwerken erfuhren, wie es bei Frauen der Fall ist. Sie zeigten jedoch Anzeichen von Gehirnveränderungen in ihrer kortikalen grauen Substanz - dem Bereich des Gehirns, der am sozialen Verständnis beteiligt ist. Sie zeigten auch eine Verringerung der Lautstärke ihres visuellen Systems.

Die Forscher vermuten, dass die Veränderung es Vätern erleichtern könnte, sich mit ihrem Kind zu verbinden. "Das Studium von Vätern bietet eine einzigartige Gelegenheit zu erforschen, wie Elternerfahrungen das menschliche Gehirn formen können, wenn eine Schwangerschaft nicht direkt erlebt wird", schreiben die Forscher unter der Leitung von Magdalena Martinez-Garcia.

Die Meinung des Experten: Dr. Christoph Specht ordnet die Studie ein

Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht steht den Ergebnissen der Studie skeptisch gegenüber. "Nix Genaues weiß man nicht", sagt er. Er bemängelt die geringe Stichprobengröße von 40 Männern und die geringe Effektstärke der festgestellten Hirnrindenabnahme von bis zu zwei Prozent. Er stellt auch die Frage, ob auch Männer, die keine Väter geworden sind, zweimal untersucht wurden, um natürliche Gehirnveränderungen im Laufe der Zeit auszuschließen.

Specht betont, dass sich das Gehirn im Sinne der Funktion verändert, was wenig überraschend sei. Die Tatsache, dass ein Mann Vater geworden sei, verändere demnach noch nicht so viel. "Mit Sicherheit ist es das Bewusstsein und die Tätigkeit als Vater, die die Hirnveränderung als erstes erklären kann", erklärt er. Die funktionellen Veränderungen im Gehirn gehen also mit der Annahme der Vaterrolle einher.

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Mögliche Gründe für die Hirnveränderungen

Wenn es tatsächlich so wäre, dass das Gehirn schrumpft, welchen Sinn könnte das haben? Specht spekuliert, dass sich Väter möglicherweise weniger intellektuellen Aufgaben stellen, wenn sie mit dem Baby zusammen sind und deswegen womöglich nicht mehr so viel Intellekt bräuchten. Er wirft jedoch die Frage auf, ob der Verlust der Hirnsubstanz mit dem Verlust der Intelligenz einhergeht.

Die Forscher der Studie vermuten, dass die Veränderungen im Gehirn es Vätern erleichtern könnten, sich mit ihrem Kind zu verbinden. Die Verringerung des Volumens des visuellen Systems könnte beispielsweise darauf hindeuten, dass Väter besser darin werden, ihre Säuglinge zu erkennen und entsprechend zu reagieren.

Hodengröße und väterliche Fürsorge: Ein überraschender Zusammenhang

Eine weitere interessante Studie hat einen Zusammenhang zwischen der Hodengröße von Männern und ihrer väterlichen Fürsorge gefunden. Forscher der Emory University in Atlanta fanden heraus, dass Männer mit kleineren Hoden tendenziell fürsorglicher mit ihrem Nachwuchs umgehen. Sie hatten den Zusammenhang bei 70 Vätern kleiner Kinder untersucht.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass höhere Werte des männlichen Sexualhormons Testosteron zwar den Erfolg bei Frauen und die Aussicht auf Nachwuchs steigern, dann aber mit einer geringeren väterlichen Fürsorge einhergehen. Die neue Studie deutet darauf hin, dass auch die Hodengröße ein Indikator für die väterliche Fürsorge sein könnte.

Was macht einen guten Vater aus?

Unabhängig von der Gehirngröße oder Hodengröße gibt es bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen, die einen guten Vater ausmachen. Dazu gehören:

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  • Gute Laune: Väter sind im Allgemeinen echte Freudenspender und sorgen für gute Stimmung in der Familie.
  • Fürsorge: Tolle Väter tun, was sie können, um für ihre Liebsten zu sorgen, sei es durch Arbeit oder durch die Betreuung der Kinder zu Hause.
  • Teilnahme am Familienleben: Vorbild-Väter sind nicht nur zu Hause anwesend, sondern nehmen aktiv am Leben ihres Kindes teil und interessieren sich für seine Belange.
  • Feiern der Kinder: Großartige Väter sind diejenigen, die ihre Kinder feiern und sie bedingungslos lieben.
  • Erziehung: Großartige Väter schaffen eine sichere und gesunde physische Realität für ihre Kinder und kümmern sich um ihre emotionalen Bedürfnisse.
  • Moralische Erziehung: Väter sind wichtige Vorbilder, wenn es darum geht, Kindern moralische Werte und Respekt im Umgang mit anderen Menschen zu vermitteln.
  • Proaktive Unterstützung: Gute Väter sind proaktiv und unterstützen ihre Kinder, ohne sie in ihrer Entwicklung zu hemmen.

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