Das vegetative Nervensystem: Funktion, Aufbau und Zusammenfassung

Das Nervensystem ist ein komplexes Netzwerk, das den menschlichen Körper durchzieht und es ihm ermöglicht, mit seiner Umwelt zu interagieren und vielfältige Mechanismen im Inneren zu steuern. Es besteht aus Abermilliarden von Nervenzellen, den Neuronen, die über faserartige Fortsätze, die Dendriten und Axone, miteinander kommunizieren. Das Nervensystem nimmt Sinnesreize auf, verarbeitet sie und löst Reaktionen wie Muskelbewegungen oder Schmerzempfindungen aus. Es ist die zentrale Informations- und Kommunikationsplattform unseres Körpers und ermöglicht uns, unsere Umwelt wahrzunehmen und Bewegungsabläufe sowie die Funktion unserer Organe zu steuern.

Überblick über das Nervensystem

Das Nervensystem lässt sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: das zentrale Nervensystem (ZNS) und das periphere Nervensystem (PNS).

  • Zentrales Nervensystem (ZNS): Es besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Es liegt geschützt im Schädel und im Wirbelkanal der Wirbelsäule. Das ZNS ist die Kontroll- und Schaltzentrale des Körpers. Es steuert die bewusste Koordination der Bewegung (Motorik), vermittelt Nachrichten aus der Umwelt oder dem Körperinneren und reguliert das Zusammenspiel aller Körpersysteme.
  • Peripheres Nervensystem (PNS): Es umfasst alle Nervenbahnen außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Es verbindet das ZNS mit den Organen, Muskeln und der Haut. Das PNS besteht aus 12 Hirnnerven und 31 Spinalnerven, die dem Rückenmark entspringen.

Eine weitere Unterscheidung des Nervensystems beruht auf seinen Funktionen: das somatische (willkürliche) Nervensystem und das vegetative (unwillkürliche) Nervensystem. Sowohl das periphere als auch das zentrale Nervensystem enthalten willkürliche und unwillkürliche Anteile.

  • Somatisches Nervensystem: Steuert bewusste und willentliche Körperreaktionen und Reflexe als Reaktion auf unsere Umwelt. Es steuert die Motorik der Skelettmuskulatur.
  • Vegetatives Nervensystem: Regelt unwillkürliche Körperfunktionen, die nicht bewusst gesteuert werden können, wie Atmung, Herzschlag, Stoffwechsel und Verdauung. Es innerviert Herz, Gefäße, Drüsen und die glatte Muskulatur der Eingeweide.

Das vegetative Nervensystem im Detail

Das vegetative Nervensystem (VNS), auch autonomes Nervensystem oder Vegetativum genannt, ist für die Aufrechterhaltung des inneren Milieus des Organismus zuständig. Es reguliert lebenswichtige Funktionen wie Stoffwechsel, Atmung, Kreislauf und Wasserhaushalt. Die oberste Kontrollinstanz des VNS ist der Hypothalamus im Zwischenhirn, der in Zusammenarbeit mit der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) vor allem die Tätigkeit der Hormon-produzierenden Drüsen reguliert. Das vegetative Nervensystem kann nicht willkürlich beeinflusst werden; es steuert sich selbst, funktioniert also autonom.

Struktur des vegetativen Nervensystems

Im Hinblick auf seine strukturellen und funktionellen Eigenschaften kann das vegetative Nervensystem in drei Teile gegliedert werden:

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  1. Sympathikus: Der Sympathikus wird durch erhöhte körperliche Leistung erregt und hat eine energiemobilisierende und aktivitätssteigernde Funktion für den Körper. Die Zellkörper der sympathischen Nervenzellen liegen hauptsächlich im Rückenmark von Brust- und Lendenwirbelsäule. Von dort schicken sie ihre Fasern zum sympathischen Grenzstrang (Truncus sympathicus), einer Kette von Nervenzellhaufen (sympathischen Ganglien), die zu beiden Seiten der Wirbelsäule von der Schädelbasis bis zum Steißbein verläuft.
  2. Parasympathikus: Der Parasympathikus sorgt eher für den Erhalt und den Wiederaufbau der Körperenergien. Der Hauptnerv des Parasympathikus ist der X. Hirnnerv (Nervus vagus). Dieser entspringt im verlängerten Mark des Hirnstamms und zieht von dort aus, zusammen mit den großen Halsgefäßen, abwärts und breitet sich netzartig im Bereich der Brust- und Bauchorgane aus. Aber auch andere Hirnnerven, beispielsweise der III. Hirnnerv (Augenmuskelnerv), führen parasympathische Fasern.
  3. Enterisches Nervensystem: Das enterische Nervensystem, auch Darmnervensystem genannt, ist ein komplexes Netzwerk von Nervenzellen im Magen-Darm-Trakt. Es besteht aus etwa 100 Millionen Nervenzellen und reguliert die Verdauungsprozesse weitgehend unabhängig, wird aber durch Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst.

Funktion des vegetativen Nervensystems

Die Hauptaufgabe des vegetativen Nervensystems besteht darin, die Vitalfunktionen des Körpers zu regulieren und an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Dies geschieht durch das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus, die oft als Gegenspieler bezeichnet werden.

  • Sympathikus: Der Sympathikus bereitet den Organismus auf körperliche und geistige Leistungen vor, insbesondere in Stresssituationen oder bei Aktivität. Er erhöht Herzschlag und Atemtätigkeit, verbessert die Durchblutung und setzt Energie frei. Gleichzeitig hemmt er Vorgänge wie die Verdauung, die in solchen Situationen nicht hilfreich sind. Reize, die den Sympathikus aktivieren (Stressoren), können sowohl physischer (z. B. Lärm, Hitze) als auch psychischer Natur sein.
  • Parasympathikus: Der Parasympathikus ist für die Ruhe- und Regenerationsphasen des Körpers zuständig. Er verlangsamt den Herzschlag, beruhigt die Atmung, aktiviert die Verdauung und kurbelt Stoffwechselvorgänge an, um Energiereserven aufzubauen.

Das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus sorgt dafür, dass immer diejenigen Körperfunktionen Vorrang erhalten, deren Aktivität in einer jeweiligen Situation am sinnvollsten ist. Die beiden Systeme wirken also nicht unbedingt entgegengesetzt, sondern können sich in manchen Funktionen ergänzen. Sie arbeiten zusammen, um den Körper im Gleichgewicht zu halten.

Neurotransmitter im vegetativen Nervensystem

Um Signale übertragen zu können und die Organe zu verstärkter oder verminderter Aktivität anzuregen, sind chemische Botenstoffe notwendig: sogenannte Neurotransmitter. Die wichtigsten Transmitter bei der Kommunikation von Sympathikus, Parasympathikus und Organen sind Acetylcholin und Noradrenalin. Acetylcholin spielt bei der parasympathischen Signalübertragung die Hauptrolle, während die meisten sympathischen Fasern Noradrenalin freisetzen.

Störungen des vegetativen Nervensystems

Eine Störung des vegetativen Nervensystems gefährdet den ordnungsgemäßen Ablauf lebenswichtiger körperlicher Prozesse. Bei Schädigung der Nerven oder des Gehirns kann es daher zu Störungen des vegetativen Nervensystems kommen.

Ursachen:

  • Diabetes mellitus
  • Verletzungen in der Nähe des Rückenmarks
  • Horner-Syndrom
  • Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom)
  • Virale oder bakterielle Infektionen
  • Multisystematrophie
  • Genetisch bedingte oder erworbene Erkrankungen wie Amyloidose
  • Unausgewogene Ernährung
  • Übermäßiger Konsum von Alkohol

Symptome:

Eindeutige Krankheitszeichen bei Problemen mit dem vegetativen Nervensystem gibt es nicht. Symptome können Kopfschmerzen, Unruhe, Krämpfe oder Herzbeschwerden sein.

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Behandlung:

Liegt eine andere Erkrankung zugrunde, wird diese behandelt. Wenn keine Grunderkrankung ausgemacht werden kann oder diese nicht heilbar ist, konzentriert sich die Behandlung auf die Symptomlinderung.

Das vegetative Nervensystem und Stress

Akuter Stress ist eine natürliche, zeitlich begrenzte Reaktion des Sympathikus, um uns in Situationen, in denen wir gefordert sind, aufmerksamer und leistungsfähiger zu machen. Wird der Organismus jedoch in eine Art „Daueralarm-Zustand“ versetzt und der Parasympathikus kann nicht bzw. nur wenig zu Regenerationszwecken eingreifen, wird die Gesundheit früher oder später negativ beeinflusst. Denn chronischer Stress zehrt sowohl an den körperlichen als auch psychischen Reserven.

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