Venöse Anomalie im Gehirn: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Gefäßmissbildungen im Gehirn und Rückenmark, einschließlich venöser Anomalien (früher als venöse Angiome bezeichnet), können eine Reihe von gesundheitlichen Problemen verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten venöser Anomalien im Gehirn, um Betroffenen und Interessierten ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu ermöglichen.

Einführung in Gefäßmissbildungen des Gehirns

Gefäßmissbildungen im Gehirn sind vielfältig und umfassen verschiedene Arten von Anomalien, darunter arterio-venöse Malformationen (AVM), Kavernome und venöse Malformationen. Diese Missbildungen können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln. Sie bergen das Risiko von Hirnblutungen und neurologischen Ausfällen, was eine frühzeitige Diagnose und Behandlung erforderlich macht.

Was sind venöse Anomalien?

Venöse Anomalien, auch bekannt als Developmental Venous Anomalies (DVA), sind entwicklungsbedingte Fehlanlagen von Venen im Hirnparenchym. Sie zeichnen sich durch eine radiäre Anordnung von Venen aus, die in eine gemeinsame Sammelvene münden. Früher wurden sie als "venöse Angiome" bezeichnet, was jedoch irreführend ist, da sie keine Tumore darstellen und sich von zerebralen AV-Malformationen unterscheiden. DVAs sind häufig mit kavernösen Hämangiomen assoziiert.

Ursachen und Risikofaktoren

Arteriovenöse Malformationen gelten grundsätzlich als angeborene Erkrankung. Die genaue Ursache für die Entstehung von venösen Anomalien ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sie auf eine Störung in der Entwicklung der Gefäße während der Embryonalentwicklung zurückzuführen sind. In der dritten Embryonalwoche erfolgt die Differenzierung der Gefäßanlage, sodass AV-Malformationen grundsätzlich als angeborene Läsionen gelten. Evolutive Veränderungen der Läsionen in höherem Lebensalter kommen aber in Einzelfällen, insbesondere bei jüngeren Patienten, vor. Auch ist in Einzelfällen das Entstehen von AV-Malformationen im Verlauf des Lebens beschrieben.

Symptome

Venöse Anomalien sind meist asymptomatisch und werden zufällig im Rahmen von bildgebenden Verfahren des Gehirns entdeckt. Symptomatische venöse Anomalien können sich durch Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder neurologische Ausfälle bemerkbar machen. Das mit über 50% am häufigsten auftretende Symptom ist eine Hirnblutung. Je nach Lokalisation der arteriovenöse Malformationen können auch Sprach- oder Gedächtnisleistungsstörungen vorhanden sein.

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Diagnose

Die Diagnose von venösen Anomalien erfolgt in der Regel durch bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT).

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist das bildgebende Verfahren der Wahl zur Diagnose von venösen Anomalien. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Gefäßstruktur und des umliegenden Hirngewebes. In der MRT zeigt sich die venöse Anomalie typischerweise als radiär angeordnete Venen, die in eine gemeinsame Sammelvene münden.
  • Computertomographie (CT): Die CT kann ebenfalls zur Diagnose von venösen Anomalien eingesetzt werden, insbesondere um Blutungen oder Verkalkungen zu erkennen.

Die Digitale Subtraktionsangiographie (DSA) ist die genaueste Methode zum Nachweis einer AVM. Sie wird meist am Ende der Diagnostik eingesetzt, da nur mit dieser Untersuchung der Blutfluss durch die AVM und deren genaue Gefäßarchitektur beurteilt werden können, die vor jeder möglichen Therapie wichtig sind zu kennen.

Differenzialdiagnose

Es ist wichtig, venöse Anomalien von anderen Gefäßmissbildungen und Erkrankungen des Gehirns zu unterscheiden. Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen gehören:

  • Arteriovenöse Malformationen (AVM)
  • Kavernome
  • Kapilläre Teleangiektasien
  • Aneurysmen

Behandlung

Die Behandlung von venösen Anomalien hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Lage der Anomalie, das Vorhandensein von Symptomen und das Blutungsrisiko. Asymptomatische venöse Anomalien bedürfen in der Regel keiner Behandlung, sondern lediglich einer regelmäßigen Überwachung. Symptomatische venöse Anomalien können durch verschiedene Verfahren behandelt werden, darunter:

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente können zur Behandlung von Symptomen wie Kopfschmerzen oder Krampfanfällen eingesetzt werden.
  • Endovaskuläre Embolisation: Bei der endovaskulären Embolisation wird ein Katheter in die betroffene Vene eingeführt und ein Embolisationsmittel (z. B. Coils oder Flüssigkleber) injiziert, um die Vene zu verschließen.
  • Mikrochirurgische Resektion: In seltenen Fällen kann eine operative Entfernung der venösen Anomalie erforderlich sein, insbesondere wenn sie zu Blutungen oder neurologischen Ausfällen geführt hat.
  • Radiochirurgie: Die Radiochirurgie, wie die CyberKnife- oder ZAP-X-Therapie, ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, bei der hochpräzise Strahlen auf die Gefäßfehlbildung gerichtet werden, um die abnormalen Blutgefäße zu verschließen.

Die Wahl der Behandlungsmethode sollte individuell auf den Patienten abgestimmt werden und in enger Absprache mit einem interdisziplinären Team aus Neuroradiologen, Neurochirurgen und Neurologen erfolgen.

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Behandlung von Begleiterkrankungen

Verschiedene Erkrankungen können Gefäßfehlbildungen im Gehirn wie arteriovenöse Malformationen (AVM), arteriovenöse Fisteln (AVF) und Kavernome begleiten. Sie können sowohl direkt mit der Gefäßfehlbildung zusammenhängen als auch unabhängig davon auftreten. Epileptische Anfälle sind eine häufige Begleiterkrankung bei Patient:innen mit Gefäßfehlbildungen im Gehirn, insbesondere bei AVM und Kavernomen. Die Anfälle entstehen, weil die abnorme Gefäßstruktur und der veränderte Blutfluss das umliegende Hirngewebe irritieren. Es können generalisierte oder nur einen Teil betreffende (fokale) Anfälle auftreten.

Präventive Maßnahmen

Gefäßfehlbildungen wie arteriovenöse Malformationen (AVM), arteriovenöse Fisteln (AVF) und Kavernome können zwar nicht immer verhindert werden, dennoch lassen sich das Risiko einer Verschlechterung der Erkrankung und das Auftreten von Komplikationen reduzieren. Fachärztliche Kontrollen: Patient:innen mit bekannten Gefäßfehlbildungen sollten mindestens einmal jährlich zu einer neurologischen Untersuchung bei ihrer Fachärztin oder ihrem Facharzt gehen, um den Zustand überwachen zu lassen. Die regelmäßige Kontrolle kann eine Magnetresonanztomografie (MRT, bildgebendes Verfahren mittels Magnetfeldern) beinhalten, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Blutdrucküberwachung: Ein stabiler Blutdruck kann das Risiko einer Blutung reduzieren. Nicht rauchen: Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor für Gefäßerkrankungen. Regelmäßige Medikamentenüberprüfung: Lassen Sie Ihre Medikamente regelmäßig von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt überprüfen.

Leben mit einer venösen Anomalie

Das Leben mit einer venösen Anomalie kann für Betroffene und ihre Familien eine Herausforderung darstellen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren, regelmäßige ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und sich bei Bedarf psychologische Unterstützung zu suchen. Eine positive Lebenseinstellung und der Austausch mit anderen Betroffenen können ebenfalls hilfreich sein, um mit der Erkrankung umzugehen.

Fazit

Venöse Anomalien im Gehirn sind seltene Gefäßmissbildungen, die in den meisten Fällen asymptomatisch verlaufen. Symptomatische Fälle können jedoch eine Behandlung erfordern, um Komplikationen wie Hirnblutungen zu vermeiden. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle Therapieplanung sind entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und eine gute Lebensqualität der Betroffenen.

Die Behandlung von Patienten mit AVMs ist komplex und erfolgt in vaskulären Zentren, wie der Universität Heidelberg, interdisziplinär. In der regelmäßig stattfindenden AVM Konferenz, bestehend aus spezialisierten Kollegen der Neurochirurgie, Neuroradiologie, Strahlentherapie und Neurologie, werden alle Patienten mit AVMs interdisziplinär besprochen. Anhand von Anamnese und der zur Verfügung stehenden Bildgebung (MRT,MR-Angiographie, DSA) wird zunächst festgelegt, ob eine Behandlung indiziert ist, d.h.

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