Verkalkungen im Gehirn, auch bekannt als Hirnverkalkungen, sind Ablagerungen von Kalziumsalzen im Hirngewebe. Diese Verkalkungen können in verschiedenen Hirnregionen auftreten, am häufigsten jedoch in den Basalganglien. Die Ursachen für Hirnverkalkungen sind vielfältig und reichen von harmlosen altersbedingten Veränderungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Morbus Fahr. Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Beurteilung von Hirnverkalkungen.
Magnetresonanztomographie (MRT) in der Diagnostik von Hirnverkalkungen
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein bildgebendes Verfahren, das detaillierte Schnittbilder des Gehirns erzeugt. Im Gegensatz zur Computertomographie (CT) kommt die MRT ohne Röntgenstrahlung aus und gilt daher als schonender. Die MRT nutzt Magnetfelder und Radiowellen, um die Magnetisierung von Wasserstoffatomen im Körper zu beeinflussen. Die dabei entstehenden Signale werden gemessen und in Bilder umgewandelt.
Die MRT ist besonders gut geeignet, um Weichteilstrukturen wie das Gehirn darzustellen. Sie ermöglicht die Erkennung von krankhaften Veränderungen oder Verletzungen im Kopf- und Halsbereich, wie beispielsweise Hirntumoren, Hirnblutungen und krankhafte Veränderungen der Hirngefäße. Auch entzündliche und strukturelle Veränderungen lassen sich exakt lokalisieren und diagnostizieren.
Bei Verdacht auf eine der folgenden Erkrankungen ist eine MRT des Schädels angezeigt:
- Schlaganfall
- Hirntumore
- Hirn- oder Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Hirnblutungen
- Gefäßveränderungen (Verengungen, Aussackungen)
- Demenzerkrankungen
- Parkinsonerkrankung
Die MRT kann auch bei der Suche nach Ursachen für Kopfschmerzen oder Schwindel eingesetzt werden oder um bestimmte Verdachtsdiagnosen auszuschließen. Auch zur Diagnostik von tumorösen, zystischen oder entzündlichen Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen kommt eine MRT des Kopfes häufig zum Einsatz.
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Während der MRT-Untersuchung werden Schnittbilder vom knöchernen Schädel, den Gefäßen und dem Gehirn erstellt. Um sicherzustellen, dass der Patient während der Aufnahmen absolut still liegt, wird der Kopf mit Kissen in einem speziellen Gestell fixiert. Für Patienten, die unter Platzangst leiden, gibt es spezielle MRT-Geräte mit einem besonders großen Röhrendurchmesser. Kopfhörer mit Musik oder ein "MR-Kino" mit Kurzfilmen können zusätzlich für Ablenkung und Entspannung sorgen. Auf Wunsch können Patienten vor der Untersuchung auch ein Beruhigungsmittel erhalten.
Spezielle MRT-Untersuchungsmethoden bei Schlaganfalldiagnostik
Insbesondere bei der Schlaganfalldiagnostik kommen spezielle MRT-Untersuchungsmethoden zum Einsatz: die Diffusions-MRT und die Perfusions-MRT.
- Diffusions-MRT: Hierbei wird die Einwanderung (Diffusion) von Wasserstoffmolekülen ermittelt. In Bereichen, die von einem Schlaganfall betroffen sind, gelangen die Wasserstoffmoleküle nur schlecht und erscheinen in der Bildgebung deshalb heller als gesundes Hirngewebe.
- Perfusions-MRT: Hierbei wird direkt die Blutversorgung der einzelnen Hirnareale dargestellt.
MRT mit Gefäßdarstellung (MR-Angiographie)
Bei einer Kopf-MRT mit Gefäßdarstellung (MR-Angiographie) lassen sich die hirnversorgenden Arterien abbilden und beurteilen - sowohl die Gefäße im Kopf als auch die Halsgefäße. Neben der Beurteilung der Hirnstrukturen, der knöchernen Anteile und Weichteile werden die Gefäße auf Einengungen (Stenosen) durch Plaques bzw. Verkalkungen und Aneurysmen (Aussackung der Gefäßwand, insbesondere der Schädelbasisarterien) untersucht.
Es gibt verschiedene Arten der MR-Angiographie:
- MR-Angiographie der intrakraniellen Arterien: Hierbei handelt es sich um eine kurze, strahlungsfreie Untersuchung ohne Kontrastmittelgabe. Stenosen, Aneurysmen und Gefäßmissbildungen werden dabei gut erkannt und dargestellt.
- Schnittbildsequenzen des Gehirns (MRT): Auch diese Untersuchung kommt ohne Kontrastmittel aus.
Einschränkungen der MRT
Trotz ihrer Vorteile hat die MRT auch Einschränkungen. Patienten mit bestimmten Herzschrittmachern oder anderen elektronischen Geräten im Körper dürfen in der Regel nicht im MRT untersucht werden. Auch Metallfremdkörper im Körper können ein Hindernis darstellen. Bei unruhigen Patienten sind sinnvolle Bilder wegen der Störung durch Bewegung oft nicht zu erzeugen. Schwer kranke Patienten sind nur schwer im Gerät in ihren Lebensfunktionen zu überwachen. Bei Frauen in der Frühschwangerschaft wird aus Sicherheitsgründen von einer MRT abgeraten.
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In der Erkennung von Verkalkungen hat die MRT gegenüber der CT einen erheblichen Nachteil. Diese können, auch wenn sie groß sind, manchmal nicht gesehen werden. Deshalb kann es sinnvoll sein, bei möglicherweise verkalkten Tumoren eine zusätzliche Schichtung mit der CT durchzuführen.
Ursachen von Hirnverkalkungen
Die Ursachen für Hirnverkalkungen sind vielfältig. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Morbus Fahr: Morbus Fahr ist eine seltene neurologische Erkrankung, die durch Verkalkungen in den Basalganglien und anderen Hirnregionen gekennzeichnet ist. Die genaue Ursache von Morbus Fahr ist noch nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen.
- Arteriosklerose (Gefäßverkalkung): Arteriosklerose ist eine Erkrankung, bei der sich Plaques aus Fett, Cholesterin und anderen Substanzen an den Wänden der Arterien ablagern. Diese Plaques können zu Verengungen oder Verschlüssen der Arterien führen und das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere schwerwiegende Erkrankungen erhöhen.
- Entzündungen: Entzündungen im Gehirn können ebenfalls zu Verkalkungen führen. Dies kann beispielsweise bei Infektionen wie Toxoplasmose oder Zytomegalie der Fall sein.
- Stoffwechselstörungen: Bestimmte Stoffwechselstörungen, wie beispielsweise Hypoparathyreoidismus (Unterfunktion der Nebenschilddrüsen), können zu erhöhten Kalziumspiegeln im Blut führen und die Bildung von Verkalkungen im Gehirn begünstigen.
- Tumoren: In seltenen Fällen können auch Hirntumoren zu Verkalkungen führen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter können sich auch ohne erkennbare Ursache Verkalkungen im Gehirn bilden. Diese werden als altersbedingte Verkalkungen bezeichnet und sind in der Regel harmlos.
Morbus Fahr: Eine seltene Ursache für Hirnverkalkungen
Morbus Fahr ist eine seltene, fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch bilaterale Verkalkungen der Basalganglien und anderer Hirnstrukturen gekennzeichnet ist. Die Prävalenz wird auf weniger als 1 von 1.000.000 geschätzt. Die Erkrankung manifestiert sich typischerweise im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, kann aber auch in jüngerem oder höherem Alter auftreten.
Symptome von Morbus Fahr
Die Symptome von Morbus Fahr sind vielfältig und können von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Einige der häufigsten Symptome sind:
- Bewegungsstörungen: Diese können sich in Form von Gangstörungen, Ungeschicklichkeit, Tics, Muskelkrämpfen, Zittern, Sprach- und Schluckstörungen äußern. Bei manchen Patienten erinnern die Bewegungsstörungen an einen Morbus Parkinson oder es treten epileptische Anfälle auf.
- Kopfschmerzen und Migräne: Manche Patienten leiden immer wieder an Kopfschmerzen oder Migräne. Es kann sogar sein, dass die Migräne das einzige Symptom der Erkrankung ist.
- Psychische Auffälligkeiten: Relativ häufig sind Depressionen oder Angststörungen. Auch Impulskontrollstörungen sind möglich.
- Kognitive Einschränkungen: Die Spannweite reicht von leicht ausgeprägten Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen bis hin zur Demenz.
Diagnose von Morbus Fahr
Die Diagnose von Morbus Fahr basiert auf den klinischen Symptomen, den Ergebnissen der bildgebenden Verfahren (insbesondere CT und MRT) und dem Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können.
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Therapie von Morbus Fahr
Da man bisher so wenig über die Zusammenhänge und Prozesse von Morbus Fahr weiß, gibt es auch keine wirkliche Therapie der Krankheit. Die Behandlung konzentriert sich daher auf die Linderung der Symptome.
- Symptomatische Behandlung: Im CT festgestellte Verkalkungsprozesse der Basalganglien werden symptomatisch behandelt. Die Betroffenen erhalten Ergotherapie oder Physiotherapie, um ihre körperlichen Beeinträchtigungen zu verbessern.
- Korrektur des Kalzium-Spiegels: In der Literatur ist davon die Rede, dass mit einer Korrektur des Kalzium-Spiegels Verbesserungen bei Sprachstörungen und Kopfschmerzen erreicht werden können. Diese Therapie greift wahrscheinlich gerade dann, wenn eine endokrinologische Störung vorliegt, die ursächlich für die Kalkablagerungen in den Basalkernen ist.
- Dinatriumetidronat: Dinatriumetidronat ist ein Wirkstoff, der in der Osteoporose-Therapie und bei Störungen des Kalziumstoffwechsels eingesetzt wird. Ob dieser Wirkstoff auch bei Morbus Fahr hilfreich sein kann, ist noch nicht ausreichend untersucht.
Das Fahr-NET Register ist eine erste Form von Beobachtungsstudie, die mit Grundlagenforschung an Tier-Modellen einhergehen und Studienkohorten aufbauen soll, um neue Therapieansätze zu entwickeln und zu testen.
Arteriosklerose: Eine häufige Ursache für Gefäßverkalkungen im Gehirn
Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) kann zur Verengung oder Erweiterung lebenswichtiger Gefäße führen und schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Raucherbein hervorrufen. Das Auftreten der Arteriosklerose wird durch Risikofaktoren begünstigt.
Diagnose von Arteriosklerose
Bereits Frühformen der Arteriosklerose lassen sich im hochauflösenden Ultraschall der Halsschlagadern gut darstellen. Mit den modernen Ultraschallgeräten können schon Wandverdickungen von 0,1 mm sicher nachgewiesen werden. Aus großen Studien weiß man, dass beim Vorhandensein solcher Ablagerungen an den Halsgefäßen auch arteriosklerotische Veränderungen in anderen Gefäßbereichen (z. B. Herzkranzgefäße) vorliegen.
Schlaganfallrisiko bei Arteriosklerose
Es gibt verschiedene Formen von Schlaganfällen. Diese können durch einen Verschluss eines Gefäßes durch Kalkablagerungen oder Einschwemmen von Blutgerinnseln oder Kalkablagerungen aus anderen Körperregionen verursacht werden. Beim Nachweis von hochgradigen Verengungen besteht ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. In diesem Fall kann eine operative Ausschälung oder Stent-Implantation in das Gefäß erwogen werden.
Behandlung von Arteriosklerose
Bei leichtgradigen Veränderungen sollte vor allen Dingen eine Änderung des Lebensstils (z. B. fettarme Ernährung, Beendigung des Nikotinkonsums, Gewichtsreduktion) im Vordergrund stehen und ggf. eine medikamentöse Therapie zur Cholesterinsenkung eingeleitet werden.
Weiße Flecken im Gehirn: Differentialdiagnose
Ein diffiziles Thema sind weiße Flecken im Gehirn. Während schon die Termini vielfältig sind, gestaltet sich die Differentialdiagnose noch umfangreicher. Es hilft jedoch Prävalenzen zu kennen und zu wissen, welche Mittel zur Diagnose einzelner Erkrankungen zur Verfügung stehen.
Ursachen für weiße Flecken im Gehirn
Die Liste der Differentialdiagnosen ist lang. „Weiße Flecken reichen vom normalen Alterungsprozess eines Menschen bis hin zu sehr seltenen Krankheiten“, weiß Fesl aus seiner langjährigen Erfahrung zu berichten. Je älter man wird, desto mehr weiße Flecken lassen sich im Gehirn auffinden. „Die Übergänge vom normalen Altern bis hin zum Krankheitswert sind fließend“, erklärt Fesl. Aus diesem Grund ist es kritisch, die Grenze zur eigentlichen Erkrankung zu bestimmen.
„Lässt man physiologische Vorgänge wie den Alterungsprozess, Caps, Bands oder perivaskuläre Räume, die oftmals per Zufallsbefund diagnostiziert werden, einmal außen vor, so kann man es immer noch mit hypoxisch-ischämischen oder entzündlich/autoimmunen Vorgängen, bis hin zu toxischen, infektiösen, gar traumatischen Vorgängen im Hirn zu tun haben.
Die Ursachen üblicher Mikroangiopathien sind klar zu definieren. „Neben dem Alterungsprozess zählen Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes Mellitus und einige andere vaskuläre Faktoren zu den Auslösern“, so Gunther Fesl.
Diagnose von weißen Flecken im Gehirn
„Für den Radiologen werden T2-gewichtete Bilder zur Differentialdiagnose immer wichtiger, denn mit ihrer Hilfe lassen sich Mikroblutungen detektieren. Auch helfen kontrastverstärkte Bilder, Tumore, Metastasen und Entzündungsmuster leichter zu diagnostizieren. Für Erkrankungen wie die Multiple Sklerose sind die ergänzende MRT-Untersuchung des Rückenmarks und MRT-Kontrollen des Schädels zentrale Punkte des Erkenntnisgewinns“, verdeutlicht Fesl die Feinheiten der Differentialdiagnose.
Bedeutung klinischer Angaben
„Darüber hinaus muss man feststellen, dass wir Radiologen nichts ohne die notwendigen klinischen Angaben sind. Eine dreißigjährige Patientin wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht unter einer Mikroangiopathie leiden. Die Kommunikation mit den Zuweisern ist daher unglaublich wichtig. Wir sind auf die Anamnese, auf Ergebnisse der klinischen Untersuchung und Werte aus Blut und Liquor angewiesen, um eine adäquate Diagnose vornehmen zu können“, stellt Fesl die Signifikanz solcher Angaben dar.
Zukunft der Diagnostik
„Ich bin der Überzeugung, dass Tools wie KI oder Big Data künftig sehr dabei helfen können, die Differentialdiagnose einfacher zu gestalten und zu beschleunigen. Mustererkennung, letztlich das, was der Radiologe mit seinen eigenen Augen in seiner täglich begrenzten Zeit vornehmen kann, lässt sich wesentlich einfacher mit Hilfe von Tools umsetzen, die der Radiologe als Grundlage für seine Diagnose nutzen kann“, freut sich Fesl auf die Zukunft. Aber auch das ist nichts ohne die Kommunikation mit den Zuweisern und ein umfassendes Hintergrundwissen über den Patienten. „Tools können nur ergänzen, nie ersetzen“, stellt Fesl klar.
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