Verletzungen peripherer Nerven sind ein medizinisches Problem, dem oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese Läsionen treten häufig im Zusammenhang mit Verletzungen der oberen Extremitäten auf, insbesondere an der Hand, wobei der Nervus ulnaris in etwa 30 % der Fälle betroffen ist. Traumatische periphere Nervenläsionen können durch eine Vielzahl von Ereignissen verursacht werden, darunter Sportverletzungen, Verkehrsunfälle, iatrogene Verletzungen, Arbeitsunfälle und Explosionen. Stumpfe oder scharfe Gewalteinwirkungen können zu peripheren Nervenverletzungen führen.
Ursachen und Arten von Nervenverletzungen
Periphere Nervenverletzungen können durch verschiedene Mechanismen entstehen:
- Traumatische Ereignisse: Sportverletzungen, Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle und andere Unfälle können zu direkten Verletzungen der Nerven führen.
- Iatrogene Verletzungen: Diese entstehen als Folge medizinischer Eingriffe.
- Stumpfe Gewalteinwirkung: Kann zu Quetschungen oder Zerrungen der Nerven führen.
- Scharfe Gewalteinwirkung: Schnitt- oder Stichverletzungen können Nerven durchtrennen.
Diagnose von Nervenverletzungen
Eine frühzeitige und genaue Diagnose ist entscheidend für die Behandlung von peripheren Nervenverletzungen. Die Diagnose umfasst in der Regel:
- Klinische Untersuchung: Beurteilung der motorischen und sensorischen Funktionen, um das Ausmaß der Nervenschädigung zu bestimmen.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektromyographie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitsstudien können helfen, die Funktion der Nerven zu beurteilen und den Ort der Schädigung zu lokalisieren.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt werden, um die Nerven darzustellen und andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen.
Behandlung von Nervenverletzungen
Die Behandlung von peripheren Nervenverletzungen zielt darauf ab, die Nervenfunktion wiederherzustellen und die Symptome zu lindern. Die Behandlungsoptionen hängen vom Schweregrad und der Art der Verletzung ab.
Konservative Behandlung
- Physiotherapie: Aktive und passive Bewegungsübungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Kraft.
- Ergotherapie: Anpassung von Aktivitäten des täglichen Lebens, um die Funktion zu verbessern.
- Reizstrombehandlung (Exponentialstrom): Stimulation der denervierten Muskulatur, um Atrophie zu verhindern.
- Schmerzmittel: Zur Schmerzlinderung.
Operative Behandlung
Eine operative Behandlung ist in bestimmten Fällen erforderlich, insbesondere bei offenen Nervenläsionen oder wenn sich die Nervenfunktion nach konservativer Behandlung nicht verbessert. Zu den operativen Verfahren gehören:
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- Primäre Nervennaht: Bei frischen, offenen Nervenläsionen durch Schnitt- oder Stichverletzungen sollte, wenn immer möglich, eine sofortige primäre Nervennaht erfolgen.
- Sekundäre Nervennaht: Wenn eine primäre Nervennaht nicht möglich ist, kann eine sekundäre Nervennaht durchgeführt werden, sobald die Wundheilung abgeschlossen ist.
- Nerventransplantation: Wenn ein Nervendefekt vorliegt, der nicht durch eine direkte Naht überbrückt werden kann, kann eine Nerventransplantation erforderlich sein. Dabei wird ein Spendernerv entnommen (z.B. N. suralis, N. auricularis magnus, N. transversus colli) und zur Überbrückung des Defekts eingesetzt.
- Nervenfreilegung und Dekompression: Bei Nervenkompressionen, z.B. durch Kallusbildung, kann eine operative Freilegung und Dekompression des Nervs erforderlich sein.
- Neurolyse: Entfernung von Narbengewebe um den Nerv, um die Nervenfunktion zu verbessern.
Mikrochirurgische OP-Techniken
Die Anwendung mikrochirurgischer OP-Techniken ist Voraussetzung für eine adäquate Behandlung solcher Verletzungen.
Zeitpunkt der operativen Versorgung
Die Wahl des geeigneten Zeitpunktes der operativen Versorgung ist ausschlaggebend. Funktionellen Ergebnisse nach einer Nervenverletzung werden mit zunehmender Zeitdauer schlechter. Geschlossene Nervenverletzungen (stumpfes Trauma) mit kompletten oder schweren neurologischen Defiziten ohne Nachweis einer spontanen Reinnervation (klinisch und elektrophysiologisch) im Zeitraum von 3 Monaten nach der Verletzung stellen ebenso eine OP-Indikation dar.
Nerventransplantate
Als Nerventransplantat wird am häufigsten der N. suralis eingesetzt. Dieser wird in typischer Weise über multiple Querinzisionen am seitlichen Unterschenkel entnommen. Aber auch der N. auricularis magnus, sowie der N. transversus colli und der N.
End-zu-End-Naht
Bei einer End-zu-End-Naht versucht man die durchtrennten Nervenenden wieder so zu orientieren, daß die gebündelten Nervenfasern (Faszikel) genau aufeinanderpassen.
Nervenknoten (Neurom)
Wenn die Nervendurchtrennung nicht direkt versorgt wurde ziehen sich die beiden Enden des verletzten Nerven von der Verletzungsstelle zurück. Schon nach wenigen Wochen ist der Abstand so groß (einige Zentimeter), so dass eine direkte Naht nicht mehr möglich ist. Es bildet sich zwischen den beiden Enden ein sog. Nervenknoten (Neurom), welcher sehr schmerzhaft sein kann. Jetzt ist zur Nervenrekonstruktion die Durchführung einer Nerventransplantation erforderlich. Hierbei muss zunächst das Neurom entfernt werden. Der dabei entstehende Nervendefekt wird durch einen Spendernerven überbrückt. Hierbei wird Nervengewebe vom Verletzten selbst entnommen. Meist ist der Querschnitt des verletzten Nerven größer als der des Spendernerven, so daß mehrere Spendernerven-Anteile zur Abdeckung des Querschnittes erforderlich sind. Das Einnähen der Nerventransplantate zur Überbrückung des Defektes erfolgt unter dem Mikroskop mit Hilfe feinster, mit bloßem Auge kaum sichtbarer Nähte.
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Nachbehandlung
Die Nachbehandlung ist ein wesentlicher Gesichtspunkt in Hinsicht auf den Behandlungserfolg. Sie stellt die Motivation der Patienten bei der oft sehr langwierigen Nachbehandlung dar. Die wesentliche Nachbehandlung besteht in der Durchführung einer intensiven Physiotherapie mit aktiven und passiven Bewegungsübungen und ergotherapeutische Maßnahmen, sowie einer Reizstrombehandlung (Exponentialstrom) der denervierten Muskulatur. Zum Schutz vor Muskelüberdehnung wird präoperativ ( z.B.
Ergebnisse
Man kann keine sofortige Beseitigung der Funktionsstörungen erwarten. Die Symptome der Nervenverletzung können sich nach einer Nerventransplantation z.B. erst nach vielen Monaten wieder zurückbilden. Der Nerv wächst von der Verletzungsstelle zum anderen durchtrennten Ende ca.
Komplikationen und Prognose
Die Prognose nach einer peripheren Nervenverletzung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art und Schwere der Verletzung, der Zeitpunkt der Behandlung und die individuelle Fähigkeit des Patienten zur Regeneration. Komplikationen können sein:
- Chronische Schmerzen: Nervenschmerzen können auch nach erfolgreicher Reparatur persistieren.
- Funktionsverlust: Trotz Behandlung kann es zu bleibenden Einschränkungen der motorischen oder sensorischen Funktion kommen.
- Neurombildung: Schmerzhafte Nervenknoten können sich an der Verletzungsstelle bilden.
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