Vibrieren im Körper: Ursachen und neurologische Aspekte

Das Gefühl von Vibrationen im Körperinneren, ohne dass ein sichtbares Muskelzittern vorliegt, ist ein Phänomen, das viele Menschen beunruhigt. Es kann als inneres Zittern, Kribbeln, Summen, Beben oder Flattern wahrgenommen werden und sowohl körperliche als auch seelische Ursachen haben. In der Neurologie wird Zittern allgemein als Tremor bezeichnet, eine der häufigsten Bewegungsstörungen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Vibrationen im Körper, insbesondere unter Berücksichtigung neurologischer Aspekte, und bietet einen umfassenden Überblick über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.

Tremor: Eine Einführung in das Zittern

Tremor, oder Zittern, ist ein unwillkürliche, rhythmische Bewegung eines Körperteils. Es ist ein häufiges Symptom in der Neurologie und kann in verschiedenen Formen auftreten. Je nachdem, unter welchen Bedingungen der Tremor auftritt, unterscheidet man zwischen Ruhetremor (bei Entspannung), Haltetremor (beim Halten gegen die Schwerkraft), Bewegungstremor (bei Bewegungen) und Intentionstremor (bei zielgerichteten Bewegungen).

Ein Tremor kann als eigenständiges Krankheitsbild (primäre Tremorerkrankungen) oder als Symptom einer anderen Erkrankung (sekundäre Tremorerkrankungen) auftreten. Auch bei gesunden Menschen kann ein leichtes, kaum sichtbares Zittern festgestellt werden, das als physiologischer Tremor bezeichnet wird.

Ursachen von Vibrationen im Körper

Die Ursachen für Vibrationen im Körper können vielfältig sein und reichen von harmlosen, vorübergehenden Zuständen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Es ist wichtig, die genauen Umstände und Begleitsymptome zu berücksichtigen, um die Ursache zu identifizieren und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Psychische Ursachen

Psychische Belastung ist eine der häufigsten Ursachen für innerliches Zittern. Chronischer Stress, Angst und innere Unruhe können zu einer Überaktivierung des Nervensystems führen, was sich in Form von Vibrationen im Körper äußern kann. Auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Schizophrenie, Demenz und bipolare Störungen können mit innerlichem Zittern einhergehen.

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Körperliche Ursachen

Neben psychischen Faktoren können auch verschiedene körperliche Ursachen für Vibrationen im Körper verantwortlich sein:

  • Neurologische Erkrankungen: Tremor ist ein häufiges Symptom neurologischer Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multipler Sklerose, Dystonie und essentiellem Tremor.
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS): Dieses Syndrom verursacht Missempfindungen in den Beinen, die als Kribbeln, Ziehen oder Brennen beschrieben werden und einen starken Bewegungsdrang auslösen.
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen kann zu Zittern, Gewichtsverlust, Schwitzen und Schlaflosigkeit führen.
  • Magnesiummangel: Ein Mangel an diesem wichtigen Mineralstoff kann zu Muskelkrämpfen, Zuckungen, innerlichem Zittern und Taubheit führen.
  • Unterzuckerung (Hypoglykämie): Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel kann Nervosität, innerliches und äußeres Zittern, Schwitzen und Hunger auslösen.
  • Wechseljahre: Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren können zu innerlichem Frieren und Zittern, Nervosität und innerer Unruhe führen.
  • Infektionen und Viruserkrankungen: Einige Infektionen, wie z.B. Lyme-Borreliose, können das Nervensystem beeinträchtigen und zu innerlichem Zittern führen.
  • Medikamente und Koffein: Bestimmte Medikamente und ein übermäßiger Koffeinkonsum können das Nervensystem stimulieren und Vibrationen im Körper verursachen.
  • Muskuläre Verspannungen: Längeres Sitzen und eine schlechte Haltung können zu muskulären Verspannungen führen, die Nerven beeinträchtigen und Kribbeln und Zittern verursachen können.

Essentieller Tremor

Der essentielle Tremor ist eine der häufigsten Ursachen für Zittern. Er ist durch ein beidseitiges Zittern bei aktiven Bewegungen gekennzeichnet, das oft an den Händen beginnt und sich auf andere Körperteile wie Kopf, Stimme und Beine ausbreiten kann. Die Ursachen des essentiellen Tremors sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen.

Morbus Wilson

In seltenen Fällen kann ein Zittern auch auf den Morbus Wilson hindeuten, eine seltene erbliche Stoffwechselerkrankung, bei der Kupfer im Körper gespeichert wird. Unbehandelt kann diese Krankheit zu schweren neurologischen und psychiatrischen Problemen führen.

Diagnostik

Um die Ursache von Vibrationen im Körper zu ermitteln, ist eine sorgfältige Diagnostik erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt wird Sie ausführlich nach Ihren Beschwerden, Begleitsymptomen und Ihrer Krankengeschichte fragen.
  • Körperliche Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung kann Hinweise auf die Ursache des Zitterns liefern.
  • Blutuntersuchungen: Diese können helfen, andere Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion, Magnesiummangel oder Morbus Wilson auszuschließen.
  • Elektromyographie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln und kann helfen, zwischen verschiedenen Arten von Tremor zu unterscheiden.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) des Gehirns erforderlich sein, um andere Ursachen für das Zittern auszuschließen.
  • Tremoranalyse: Mittels Oberflächenelektromyographie lässt sich die genaue Frequenz des Tremors ermitteln, wodurch Rückschlüsse auf die zugrundeliegende Erkrankung gezogen werden können.
  • Da-TSCAN® (123J-Dat-Scan): Bei dieser nuklearmedizinischen Untersuchung wird die Dichte von Dopamintransportern im Gehirn bestimmt, was bei der Diagnose von Parkinson-Syndromen helfen kann.

Therapie

Die Therapie von Vibrationen im Körper richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

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Behandlung der Grunderkrankung

Wenn das Zittern durch eine andere Erkrankung verursacht wird, steht die Behandlung dieser Erkrankung im Vordergrund. Beispielsweise kann eine Schilddrüsenüberfunktion mit Medikamenten oder einer Operation behandelt werden. Ein Magnesiummangel kann durch die Einnahme von Magnesiumpräparaten behoben werden.

Medikamentöse Therapie

Es gibt verschiedene Medikamente, die zur Behandlung von Tremor eingesetzt werden können:

  • Betablocker: Diese Medikamente können helfen, den Tremor bei essentiellem Tremor zu reduzieren.
  • Antiepileptika: Medikamente wie Primidon, Gabapentin und Topiramat können ebenfalls bei essentiellem Tremor wirksam sein.
  • Anticholinergika: Diese Medikamente können bei Parkinson-Tremor helfen.
  • Botulinumtoxin A: Dieses Toxin kann zur Behandlung von Dystonie und dystonem Tremor eingesetzt werden.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

In schweren Fällen, die nicht auf Medikamente ansprechen, kann eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden. Bei diesem Verfahren werden Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert, um die Nervenaktivität zu modulieren und den Tremor zu reduzieren.

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben Medikamenten und THS können auch verschiedene nicht-medikamentöse Maßnahmen helfen, Vibrationen im Körper zu reduzieren:

  • Entspannungstechniken: Stressreduktion durch Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga kann helfen, inneres Zittern zu reduzieren.
  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen kann das Nervensystem unterstützen. Vermeiden Sie übermäßigen Koffeinkonsum und Alkohol.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, Stress abzubauen und die Muskeln zu entspannen.
  • Hilfsmittel: Spezielle Hilfsmittel wie Tremorlöffel oder Tremorstifte können Menschen mit Tremor im Alltag erleichtern.

Behandlung von essentiellem Tremor

Da die Ursache des essentiellen Tremors nicht bekannt ist, gibt es keine zielgerichtete Therapie. Verschiedene Medikamente können das Zittern aber vermindern oder unterdrücken, damit Betroffene im Alltag weniger beeinträchtigt sind. Wer die Medikamente nicht verträgt und unter sehr starken Symptomen wie zitternder Stimme oder Kopfzittern leidet, kann von der sogenannten tiefen Hirnstimulation profitieren.

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Der Fall Morbus Wilson

Die Geschichte vom Beginn des Zitterns im Kopf einer 23-jährigen Sachbearbeiterin im Dezember 1985, die von Ärzten zunächst nicht ernst genommen wurde, verdeutlicht die Bedeutung einer sorgfältigen Diagnostik. Erst nach fast fünf Jahren wurde bei ihr der Morbus Wilson diagnostiziert, nachdem eine Augenärztin den Kayser-Fleischer-Ring erkannte. Dieser Fall unterstreicht, wie wichtig es ist, bei unklaren Symptomen auch seltene Erkrankungen in Betracht zu ziehen.

Innere Unruhe und Vibrationen im Körper

Innerliches Zittern ist oft ein Begleitsymptom von innerer Unruhe. Um das innerliche Zittern im Körper zu reduzieren oder verschwinden zu lassen, müssen Sie Stress und eine ungesunde Lebensweise als mögliche Auslöser für Ihr Leiden in Betracht ziehen und aktiv dagegen vorgehen. So kann es beispielsweise schon helfen, wenn Sie lernen, bewusst zu entspannen, gesünder essen und mehr Bewegung in Ihren Alltag integrieren. Nicht zuletzt gibt es auch pflanzliche Wirkstoffe, die die Nerven beruhigen und Entspannung fördern können.

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