Innerliches Zittern, oft als Kribbeln, Summen, Vibrieren, Brummen, Beben oder Flattern wahrgenommen, ist ein Phänomen, bei dem Betroffene im Körperinneren ein Zittern verspüren, ohne dass ein äußerliches Muskelzittern sichtbar ist. Es kann kurzzeitig auftreten oder über einen längeren Zeitraum anhalten und sowohl körperliche als auch seelische Ursachen haben. Obwohl die Unruheempfindung an sich nicht gefährlich ist, kann sie auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen.
Was ist innerliches Zittern?
Innere Vibrationen sind durch ein Zittern im Inneren des Körpers gekennzeichnet, ohne dass von außen eine Muskelkontraktion sichtbar ist. Dieses Kribbeln kann einzelne Körperteile oder den gesamten Körper betreffen. Oftmals ist innerliches Zittern eine körperliche Reaktion auf Angst und Stress. Betroffene beschreiben es als Kribbeln, Summen, Vibrieren, Brummen, Beben oder Flattern, das sie selbst im absoluten Ruhezustand verspüren - entweder in bestimmten Körperteilen oder am ganzen Körper. Häufig tritt das innerliche Zittern in den Beinen, Armen und im Rumpf auf.
Begleitsymptome
Innerliches Zittern kann von verschiedenen Begleitsymptomen begleitet sein, darunter:
- Nervosität: Eine allgemeine Anspannung und Unruhe tritt zusammen mit dem innerlichen Zittern auf.
- Schlafprobleme: Ein- und Durchschlafstörungen können die Schlafqualität auf Dauer mindern und weitere Beschwerden wie Müdigkeit und Leistungsabfall verursachen.
- Einige Patienten erfahren die innere Unruhe weniger als Zittern, sondern eher als lautes Dröhnen oder Rauschen im Kopf.
- Bei anderen vibriert der Körper, mal mit mal ohne erkennbaren Auslöser, tagsüber eine Zeit lang, und abends legen sich die Beschwerden wieder.
Ursachen von innerlichem Zittern
Innerliches Zittern hat mehrere mögliche Ursachen. Zum einen ist es ein Begleitsymptom verschiedener Erkrankungen oder Zustände.
Psychische Belastung
Psychische Belastung ist eine der häufigsten Ursachen für innerliches Zittern. Ständiger Stress und mangelnde Entspannung können den Körper permanent hohem Stress aussetzen. Das dauernd gereizte Nervensystem kann in der Folge mit Überaktivierung und überschießenden Impulsen antworten. Intensiver Stress kann sich gefährlich auf die Lebensqualität auswirken und das Risiko für diverse psychische Erkrankungen erhöhen.
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Innerliches Zittern im Körper kann außerdem ein Symptom psychischer Erkrankungen sein. Dazu gehören vor allem Angststörungen und Depressionen, aber auch Schizophrenie, Demenz und bipolare Störungen.
Körperliche Ursachen
Wenn das Zittern im Inneren nicht von einer seelischen Dysbalance herrührt, können körperliche Ursachen zugrunde liegen, wie zum Beispiel:
- Restless-Legs-Syndrom (RLS): Betroffene spüren Missempfindungen in den Beinen (vereinzelnd auch in anderen Körperregionen), die als Kribbeln, Ziehen oder Brennen beschrieben werden und einen starken Bewegungsdrang auslösen.
- Magnesiummangel: Ein Mangel an diesem wichtigen Mineralstoff kann sich durch Müdigkeit, erhöhte Reizbarkeit sowie psychische und körperliche Unruhe äußern. Typisch sind insbesondere neuromuskuläre Symptome wie Muskelkrämpfe, -verspannungen, Zuckungen, innerliches Zittern und Taubheit.
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone, wodurch viele Körperfunktionen in ein Ungleichgewicht geraten und insbesondere das Herz unnötig viel arbeitet.
- Muskuläre Verspannungen: Längeres Sitzen fördert muskuläre Verspannungen, die wiederum die Nerven beeinträchtigen, die mit den Armen und Beinen verbunden sind. Zu den Folgen gehören Taubheitsgefühle und Kribbeln.
- Unterzuckerung (Hypoglykämie): Das Gehirn ist auf Zucker als Energiequelle angewiesen. Bei Unterzuckerung reagiert es mit der Ausschüttung von Adrenalin, was neben vielen weiteren Symptomen Nervosität, innerliches und äußeres Zittern, Schwitzen und Hunger auslöst.
- Wechseljahre: Viele Frauen erleben in dieser Phase ihres Lebens verschiedene, teils stark belastende Symptome, darunter auch innerliches Frieren und Zittern, Nervosität und eine allgemeine Unruhe.
- Schlafmangel: Chronischer Schlafmangel kann die Nervenfunktion beeinträchtigen, wodurch sich koordinative Fähigkeiten und Feinmotorik verschlechtern. Darüber hinaus können die Nerven nicht mehr ausreichend regenerieren, was zu einer Überempfindlichkeit führt.
- Infektions- und Viruserkrankungen: Innerliches Zittern kann eine Langzeitfolge verschiedener Infektions- und Viruserkrankungen sein, bei denen das Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird, wie beispielsweise Lyme-Borreliose.
- Medikamente und Koffein: Bei manchen Medikamenten gehören innerliches Zittern und Unruhe zu den Nebenwirkungen. Auch ein übermäßiger Koffeinkonsum stimuliert das Nervensystem und kann so unter anderem innerliches Zittern, Unruhe, Nervosität und Angstgefühle verursachen.
Diagnose von innerlichem Zittern
Um die Ursache von innerlichem Zittern zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und den Patienten körperlich untersuchen. Abhängig von den vermuteten Ursachen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:
- Blutuntersuchungen: zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels, der Schilddrüsenhormone, des Magnesiumspiegels und anderer relevanter Werte.
- Neurologische Untersuchungen: zur Überprüfung der Nervenfunktion.
- Bildgebende Verfahren: wie MRT, um neurologische Ursachen auszuschließen.
- Quantitative Sensorische Testung: zur Messung des Temperaturempfindens und zur Erkennung von Schädigungen der Nervenfasern.
- Nerv-Muskel-Biopsie: zur Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Schienbein, um die Ursache einer Polyneuropathie zu finden.
Was tun gegen inneres Zittern?
In vielen Fällen hängt die innerliche Unruhe mit Stress oder einer ungesunden Lebensweise zusammen. Um das innerliche Zittern im Körper zu reduzieren oder verschwinden zu lassen, müssen Sie diese Faktoren unbedingt als mögliche Auslöser für Ihr Leiden in Betracht ziehen und aktiv dagegen vorgehen.
Selbsthilfemaßnahmen
- Stress reduzieren: Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelrelaxation.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung mit hochwertigen Eiweißen, Vitaminen, komplexen Kohlenhydraten und Mineralstoffen. Vermeiden Sie Lebensmittel, die innere Unruhe begünstigen, wie Produkte mit Einfachzucker und Speisen mit schnellen Kohlenhydraten.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität hilft, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Wählen Sie Ausdauer fördernde Aktivitäten wie Schwimmen, Laufen oder Radfahren.
- Ausreichend Schlaf: Achten Sie auf eine ausreichende und erholsame Nachtruhe.
- Genussmittel einschränken: Reduzieren Sie den Konsum von Kaffee, Energy-Drinks, Zigaretten und Alkohol.
- Pflanzliche Beruhigungsmittel: Bestimmte pflanzliche Wirkstoffe wie Baldrian, Hopfen, Passionsblume und Melisse können die Nerven beruhigen und Entspannung fördern.
Medikamentöse Behandlung
Abhängig von der Ursache des innerlichen Zittern kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein. Bei psychischen Erkrankungen können beispielsweise Antidepressiva oder angstlösende Medikamente eingesetzt werden. Bei körperlichen Ursachen richtet sich die Behandlung nach der Grunderkrankung.
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Neurogenes Zittern (TRE)
Eine weitere Möglichkeit, inneres Zittern zu behandeln, ist das neurogene Zittern, auch bekannt als TRE (Tension and Trauma Releasing Exercises). Diese Methode basiert auf der Annahme, dass der Körper durch gezielte Übungen in ein natürliches Zittern versetzt werden kann, um Stress und Spannungen abzubauen.
Was ist neurogenes Zittern?
Neurogenes Zittern ist eine instinktive Körperreaktion, die wir mit bestimmten Übungen gezielt aktivieren können. Dabei handelt es sich um unwillkürliche Muskelvibrationen, die aus dem zentralen Nervensystem heraus entstehen. Unser Körper nutzt dieses Zittern als eine Art Reset-Mechanismus, um nach Belastung wieder in die Balance zu kommen.
Wie funktioniert TRE?
TRE besteht aus sieben einfach zu erlernenden Körperübungen, die helfen, muskuläre Anspannungen zu lösen und den Körper in ein kontrolliertes, neurogenes Zittern zu versetzen. Die Übungen werden meist stehend oder liegend durchgeführt und führen gezielt zur Ermüdung bestimmter Muskelgruppen - vor allem im Beckenbereich. Dadurch entsteht ein feines, spontanes Zittern, das durch den Körper wandern kann.
Für wen ist neurogenes Zittern geeignet?
Gesunde Erwachsene ohne akute psychische oder neurologische Erkrankungen können TRE in der Regel bedenkenlos ausprobieren - vor allem dann, wenn es um alltäglichen Stress, Muskelverspannungen oder das Zittern bei Nervosität geht. Vorsicht ist geboten bei akuten psychischen Erkrankungen, neurologischen Vorerkrankungen, Herz-Kreislauf-Problemen und Schwangerschaft.
Typische TRE Übungen
- Wand-Sitz: Lehnen Sie sich mit dem Rücken gegen eine Wand, als würden Sie auf einem unsichtbaren Stuhl sitzen. Halten Sie die Position so lange, bis Sie ein leichtes Zittern in den Oberschenkeln spüren.
- Schmetterlingsposition im Liegen: Legen Sie sich auf den Rücken, die Fußsohlen berühren sich, die Knie fallen locker nach außen. Bleiben Sie für einige Minuten in dieser Position.
- Fußheben im Stehen: Stellen Sie sich hüftbreit hin und verlagern Sie das Gewicht abwechselnd auf die Fußballen, sodass sich Ihre Fersen heben.
- Beckenkreisen im Stehen: Stellen Sie sich mit leicht gebeugten Knien hin und beginnen Sie langsam, Ihr Becken kreisförmig zu bewegen - erst im Uhrzeigersinn, dann andersherum.
- Kniekippen im Liegen: Legen Sie sich auf den Rücken, stellen Sie die Füße hüftbreit auf, die Knie zeigen nach oben. Kippen Sie die Knie langsam und abwechselnd nach links und rechts.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Hält Ihr innerliches Zittern länger an und zeigen die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Selbsthilfe keine zufriedenstellende Wirkung, konsultieren Sie bitte einen Arzt. Insbesondere wenn weitere Symptome wie Schwindel, Herzrasen, Atembeschwerden oder Lähmungserscheinungen auftreten, ist eine ärztliche Abklärung erforderlich.
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