Die Wirkung von Vitamin B-Komplexen auf das Nervensystem

Der Vitamin-B-Komplex spielt eine zentrale Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden. Als Gruppe wasserlöslicher Vitamine, bestehend aus B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9 und B12, sind sie vor allem als Coenzyme an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Darüber hinaus fördern sie die Funktion des Nervensystems, die Blutbildung sowie die Gesundheit von Haut, Haaren und Zellen.

Was sind B-Vitamine?

Der Vitamin-B-Komplex umfasst die acht wasserlöslichen Vitamine B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B5 (Pantothensäure), B6 (Pyridoxin), B7 (Biotin), B9 (Folsäure) und B12 (Cobalamin). Die Nummerierung ist mittlerweile nicht fortlaufend, da der Vitamincharakter einiger "B-Vitamine" nicht bestätigt werden konnte und sie daher wieder aus der Nomenklatur entfernt wurden. Sie wirken hauptsächlich als Coenzyme und steuern zahlreiche zentrale Stoffwechselprozesse. Die einzelnen B-Vitamine erfüllen unterschiedliche Funktionen im Körper. Der Begriff „Vitamin-B-Komplex“ wird häufig verwendet, wenn mehrere dieser Vitamine in Nahrungsergänzungsmitteln kombiniert enthalten sind. Die acht B-Vitamine wirken im Körper synergistisch und entfalten ihre Funktionen am besten gemeinsam.

Einige davon sind bekannter als andere. Die meisten Menschen kennen zum Beispiel Folsäure als sogenanntes Schwangerschaftsvitamin. Dabei sind alle B-Vitamine gleich wichtig, da sie ihre volle Wirkung nur im Zusammenspiel miteinander entfalten.

Warum sind B-Vitamine wichtig für das Nervensystem?

B-Vitamine zählen zu den neurotrophen Vitaminen, denn sie sind für Nerven-, Energie- und Gehirnstoffwechsel nötig. Daher werden sie landläufig auch als Nerven- oder Energievitamine bezeichnet und helfen bei einer normalen Fähigkeit deines Denkapparates.

Der Vitamin-B-Komplex beeinflusst die Stimmung, weil er die Produktion und Regulation wichtiger Neurotransmitter unterstützt, und weil er den Homocysteinspiegel senkt. Außerdem verbessert er die Energieversorgung des Gehirns und stärkt die Stressreaktion. Zusätzlich fördern B-Vitamine die Nebenniere, die Stresshormone wie Cortisol reguliert. So wirken sie auf die psychische Stimmung und erhöhen die Stressresistenz.

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Die Rolle einzelner B-Vitamine für das Nervensystem

  • Vitamin B1 (Thiamin): Trägt zur normalen Funktion des Nervensystems und zu normalen psychischen Funktionen bei. Als Cofaktor mehrerer Enzyme im Kohlenhydratstoffwechsel sichert Thiamin die Energieversorgung des Gehirns.
  • Vitamin B2 (Riboflavin): Trägt ebenso zur normalen Funktion des Nervensystems bei und schützt die Zellen vor oxidativem Stress und beugt Müdigkeit und Erschöpfungszuständen vor.
  • Vitamin B3 (Niacin): Unterstützt nicht nur unsere psychischen Funktionen und die normale Funktion des Nervensystems, sondern trägt auch zur Reduktion von Müdigkeit uns Erschöpfung bei. Es ist Bestandteil des Vitamin-B-Stoffwechsels und unterstützt Energiestoffwechsel und das Nervensystem.
  • Vitamin B5 (Pantothensäure): Trägt zur normalen geistigen Leistungsfähigkeit und zur Reduktion von Müdigkeit und Erschöpfung bei. Pantothensäure ist am Abbau von Fetten, Kohlenhydraten und Aminosäuren beteiligt.
  • Vitamin B6 (Pyridoxin): Unterstützt neben dem energiegewinnenden Stoffwechsel, die normale Funktion des Nervensystems und die normalen psychischen Funktionen. Vitamin B6 ist unabdingbar für den Aminosäure-Stoffwechsel, beteiligt an der Produktion von Nervenbotenstoffen wie Serotonin und am Immunsystem.
  • Vitamin B7 (Biotin): Trägt laut EFSA zum normalen energiegewinnenden Stoffwechsel, zur normalen Funktion des Nervensystems sowie zu normalen psychischen Funktionen bei. Biotin erfüllt im Stoffwechsel verschiedene Funktionen. Es ist wichtig für die Funktion von Enzymen im Protein- und Fettstoffwechsel und bei der Gluconeogenese.
  • Vitamin B9 (Folsäure): Verringert Müdigkeit und Erschöpfungszustände und unterstützt unsere normalen psychischen Funktionen. Folat erfüllt im menschlichen Stoffwechsel verschiedene Funktionen. Es ist beteiligt an der Zellteilung, an der DNA-Synthese und unterstützt die Wirkung der B-Vitamine.
  • Vitamin B12 (Cobalamin): Reduziert Müdigkeit und Erschöpfung, trägt zu normalen Funktion unseres Nervensystems und zu normalen psychischen Funktionen bei. Es ist wesentlich am Energiestoffwechsel beteiligt und unterstützt das Nervensystem. Vor allem bei Veganern und älteren Menschen kann die Versorgung mit Vitamin B12 kritisch sein.

Vitamin-B-Mangel: Ursachen, Symptome und Folgen

Eine zu geringe Zufuhr mit einzelnen oder auch mehreren B-Vitaminen kann einen Vitamin-B-Mangel zur Folge haben. Hierbei spielen insbesondere die Vitamine B6 und B12 eine wichtige Rolle. Sind diese B-Vitamine über einen längeren Zeitraum nicht in ausreichenden Mengen vorhanden, zeigt sich ein solcher Mangel meist durch Blässe, Müdigkeit und Erkrankungen des Nervensystems. Ein Mangel an beiden Vitaminen hat häufig zur Folge, dass weniger rote Blutzellen im Blut vorliegen. Mediziner bezeichnen das als Blutarmut (Anämie). Ein Vitamin-B-Mangel entwickelt sich zumeist über Jahre und kann zunächst symptomlos verlaufen.

Ursachen für einen Vitamin-B-Mangel

  • Ernährungsgewohnheiten: Eine unausgewogene Ernährung, insbesondere eine vegane Ernährung, kann zu einem Mangel an Vitamin B12 führen, da dieses Vitamin hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt. Auch eine Mangelernährung, etwa aufgrund einer Essstörung wie Magersucht oder einer einseitigen Diät, sind mögliche Ursachen.
  • Bestimmte Erkrankungen: Chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie können dazu führen, dass die B-Vitamine schlechter aufgenommen werden. Auch eine chronische Erkrankung der Schilddrüse wie Hashimoto Thyreoiditis oder eine genetisch bedingte Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) erschweren mitunter die Aufnahme der Vitamine.
  • Einnahme von Medikamenten: Es ist auch möglich, dass Medikamente die Aufnahme der B-Vitamine stören und so einen Mangel hervorrufen. Dazu zählen zum Beispiel Magensäureblocker oder der Wirkstoff Metformin - ein Medikament, das bei Typ-2-Diabetes zum Einsatz kommt.
  • Höheres Lebensalter: Ältere Menschen haben häufiger einen Vitamin-B-Mangel, da die Aufnahmefähigkeit der B-Vitamine im Darm abnimmt.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Bei Menschen, die übermäßig viel Alkohol trinken, kommt Vitamin-B-Mangel häufiger vor. Ist die Leber durch den Alkohol geschädigt, verwertet der Körper die aufgenommenen Vitamine schlechter.
  • Höherer Bedarf während der Schwangerschaft: Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf an B-Vitaminen.

Symptome eines Vitamin-B-Mangels

Welche Beschwerden auftreten, hängt davon ab, welches B-Vitamin fehlt. Einen leichten Vitamin-B-Mangel bemerkt man oft nicht. Zu den möglichen Symptomen gehören:

  • Müdigkeit und Schwäche
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsstörungen und Gedächtnisschwäche
  • Hautprobleme
  • Neurologische Auffälligkeiten wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Händen und Füßen
  • Blutarmut (Anämie)

Folgen eines langanhaltenden Vitamin-B-Mangels

Wie sich ein Vitamin-B-Mangel auf die Gesundheit auswirkt, hängt davon ab, welches B-Vitamin fehlt und wie schwer der Mangel ausgeprägt ist.

  • Vitamin-B1-Mangel: Bei der sogenannten trockenen Beriberi ist das zentrale Nervensystem (ZNS) betroffen, also die Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark. Es kommt unter anderem zu Muskelabbau und Gehstörungen. Zu der trockenen Beriberi zählt zum Beispiel die Wernicke-Enzephalopathie, eine Erkrankung des Gehirns. Dabei gehen die geistigen Fähigkeiten immer weiter zurück. Wird die Erkrankung nicht behandelt und schreitet fort, ist sie irgendwann nicht mehr heilbar. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann vom Korsakow-Syndrom. Bei einer nassen Beriberi wirkt sich der Mangel auf das Herz-Kreislauf-System aus. Das Herz funktioniert nicht mehr richtig, Flüssigkeit sammelt sich an und führt zu Schwellungen (Ödembildung). Das ist ein medizinischer Notfall, der umgehend behandelt werden muss.
  • Vitamin-B9-Mangel: Bei einem Mangel an Vitamin B9 (Folat) kommt es unter anderem zu einer Blutarmut (Anämie). Bei Schwangeren kann ein Mangel außerdem dem ungeborenen Kind schaden. Mögliche Folgen sind Fehlbildungen wie ein offener Rücken (Spina bifida) oder eine Fehlgeburt.
  • Vitamin-B12-Mangel: Durch einen Mangel an Vitamin B12 kann es zu neurologischen Störungen wie der funikulären Myelose kommen - eine Erkrankung des Rückenmarks. Vitamin-B12-Mangel bei Schwangeren kann zudem ein niedriges Geburtsgewicht oder eine Frühgeburt verursachen.

Wie kann man einem Vitamin-B-Mangel vorbeugen?

Für eine gute Versorgung mit allen B-Vitaminen ist eine ausgewogene Ernährung, die möglichst auch verschiedene tierische Produkte umfasst, sehr wichtig. Die meisten B-Vitamine sind wasserlöslich, weshalb der Körper sie nicht oder nur schlecht speichern kann. Wie alle Vitamine kann der menschliche Körper Vitamin B auch nicht selbst herstellen. Sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden und sind daher essentiell. Wichtiger Hinweis: Einige B-Vitamine sind licht- oder auch hitzeempfindlich.

  • Vitamin B1: Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Fisch und Fleisch gehören zu den Lebensmitteln, die Vitamin B1 enthalten.
  • Vitamin B6: Vitamin B6 befindet sich besonders in Hefe, Vollkorngetreide, grünem Gemüse, Hülsenfrüchten, Leber, Fisch, Fleisch und Eigelb.
  • Vitamin B9 (Folat): Blattgemüse wie Salat und Spinat, Tomaten, Orangen und Getreide sowie Leber und Niere sind reich an Vitamin B9 (Folat).
  • Vitamin B12: Vitamin B12 kommt vor allem in tierischen Lebensmitteln vor, zum Beispiel in Leber, Niere, Muskelfleisch, Fisch, Eiern sowie in Milch und Milchprodukten. Auch vergorene (fermentierte) pflanzliche Nahrungsmittel wie Sauerkraut enthalten B12 - allerdings in so geringen Mengen, dass sie den Bedarf nicht decken. Wer sich vegan ernährt, sollte deshalb ärztlich abklären lassen, ob die Einnahme von Vitamin-B12-Tabletten sinnvoll ist.

Wer schwanger ist oder eine Schwangerschaft plant, dem empfehlen Expertinnen und Experten, zusätzlich Folsäure einzunehmen - eine Vorstufe von Vitamin B9. Bei einem erhöhten Risiko für einen Vitamin-B-Mangel sollte man regelmäßig seine Werte überprüfen lassen. Das gilt zum Beispiel für Menschen mit Morbus Crohn oder Zöliakie.

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Wann ist eine Nahrungsergänzung sinnvoll?

Wie oben erwähnt, sind die Vitamine des B-Komplexes auch als "Anti-Stress-Vitamine" oder "Gehirn-Vitamine" bekannt. Wenn du also unter starkem Stress stehst, kann ein Nahrungsergänzungsmittel ergänzen, was der Stress dem Gehirn entzogen hat. Auch für jüngere Menschen mit einem erhöhten Nährstoffbedarf in der Entwicklung, für ältere Menschen und für reine Vegetarier oder Veganer kann sich ein Nahrungsergänzungsmittel mit B Vitaminen empfehlen. Viele Sportler oder gestresste Menschen erhöhen deshalb in Trainings- oder Stressphasen ihre Vitamin B Aufnahme.

Diagnose und Behandlung eines Vitamin-B-Mangels

Um einen Mangel an B-Vitaminen zu beheben, reicht es oft, die Ernährung umzustellen und Lebensmittel auf den Speiseplan zu setzen, die reich an Vitamin B sind. Wenn dies nicht ausreicht oder aufgrund einer veganen Ernährung nicht möglich ist, kommen Tabletten oder Infusionen infrage, die das fehlende B-Vitamin enthalten.

Vitamin-B-Kur

Die Vitamin-B-Kur besteht aus der gezielten Zufuhr der lebensnotwendigen B-Vitamine B1, B6, B12 und Folsäure (Vitamin B9). Ein Mangel an diesen Vitaminen kann zu Nervenschäden, Erschöpfung und weiteren Beschwerden führen. Die B-Vitamine sind für ein funktionierendes Nervensystem unverzichtbar. Ein Mangel kann Nervenschmerzen auslösen, die sich durch die gezielte Zufuhr von Vitamin B oft beheben lassen, solange keine irreversiblen Schäden vorliegen. Die Vitamin-B-Kur ist eine effektive Methode zur Unterstützung des Nervensystems und zur Verbesserung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.

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