Vitamin-D-Mangel: Neurologische Symptome und Auswirkungen auf die Gesundheit

Ein Mangel an Vitamin D ist ein weit verbreitetes Problem, das nicht nur die Knochengesundheit beeinträchtigen kann, sondern auch neurologische Symptome verursachen und das Risiko für verschiedene neurologisch-psychiatrische Erkrankungen erhöhen kann. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels auf das Nervensystem, das Immunsystem und weitere wichtige Körperfunktionen.

Was ist Vitamin D und warum ist es wichtig?

Vitamin D, oft als "Sonnenvitamin" bezeichnet, ist ein fettlösliches Vitamin, das der Körper hauptsächlich durch die Einwirkung von Sonnenlicht auf die Haut selbst herstellen kann. Es ist essenziell für die normale Entwicklung und Erhaltung der Knochen, das Nervensystem, den Bewegungsapparat und das Immunsystem. Genauer gesagt, benötigt der Körper Vitamin D, um Kalzium und Phosphat zum Aufbau von Knochen und gesundem Gewebe zu verwenden.

Während der Sommermonate ist die Sonneneinstrahlung die wichtigste Vitamin-D-Quelle des Körpers, wobei die Haut unter UVB-Einstrahlung Vitamin D produziert. Der Körper speichert Vitamin D, sodass der über den Sommer eingelagerte Vorrat einen Teil des Bedarfs in den Wintermonaten decken kann. Die Ernährung deckt nur 10-20 % des Vitamin-D-Bedarfs. Einen relativ hohen Gehalt an Vitamin D3 weisen z. B. fette Seefische und Innereien wie Rinderleber auf. Aber auch Pilze, Eier, Butter und Milch enthalten Vitamin D.

Ursachen für einen Vitamin-D-Mangel

Ein Vitamin-D-Mangel entsteht in erster Linie durch eine zu geringe Sonnenlichtexposition sowie eine zu geringe Aufnahme aus dem Darm (z. B. bei einseitiger Ernährung oder chronischen Magen-Darm-Erkrankungen). Weitere Risikofaktoren sind:

  • Geringe Sonnenexposition: Menschen, die sich viel in Innenräumen aufhalten, wenig Zeit im Freien verbringen oder verhüllende Kleidung tragen, produzieren weniger Vitamin D. Auch die Verwendung von Sonnenschutzmitteln mit hohem Lichtschutzfaktor kann die Vitamin-D-Produktion in der Haut reduzieren, da sie die UVB-Strahlen blockieren.
  • Dunkle Hautfarbe: Dunkle Haut enthält mehr Melanin, das die UVB-Strahlen absorbiert und die Vitamin-D-Produktion reduziert.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit der Haut ab, Vitamin D zu bilden.
  • Ernährung: Eine einseitige Ernährung mit wenig fettem Fisch, Leber, Eigelb und Pilzen kann zu einem Vitamin-D-Mangel beitragen.
  • Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Zöliakie, Mukoviszidose, Nieren- oder Lebererkrankungen können die Aufnahme von Vitamin D im Darm beeinträchtigen.
  • Medikamente: Einige Medikamente wie Antiepileptika, Glukokortikoide, Statine und Cholestyramin können den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinflussen und zu einem Mangel führen.
  • Übergewicht: Vitamin D ist fettlöslich und wird im Fettgewebe gespeichert. Bei Übergewichtigen wird mehr Vitamin D im Fettgewebe eingelagert und steht dem Körper nicht mehr zur Verfügung.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Vitamin-D-Bedarf.

Symptome eines Vitamin-D-Mangels

Ein Vitamin-D-Mangel entwickelt sich allmählich und verursacht lange Zeit keine Beschwerden. Oft wird erst ein schwerer Mangel symptomatisch. Die Symptome können vielfältig und unspezifisch sein, was die Diagnose erschwert.

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Häufige Symptome:

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit: Betroffene fühlen sich oft antriebslos, erschöpft und haben eine verminderte Konzentration.
  • Knochen- und Muskelschmerzen: Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Kalziumstoffwechsel. Ein Mangel kann langfristig zu einer geringeren Knochendichte und damit zu Schmerzen oder sogar Osteoporose führen. Auch Muskelschwäche, Muskelschmerzen oder Muskelkrämpfe können auftreten.
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Da Vitamin D für das Immunsystem essenziell ist, kann ein Mangel dazu führen, dass man häufiger erkältet ist oder länger braucht, um sich von Krankheiten zu erholen.
  • Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen: Es gibt Hinweise darauf, dass Vitamin D die Produktion von Dopamin und Serotonin, den "Glückshormonen", beeinflusst. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel kann bei Menschen Stimmungsschwankungen, Angstzustände und Depressionen hervorrufen und verstärken.
  • Haarausfall und Hautprobleme: Wie auch bei einem anderen Nährstoffmangel, können Haarausfall und Hautprobleme Symptome eines Vitamin-D-Mangels sein.
  • Gewichtszunahme: Das Sonnenvitamin hat indirekten Einfluss auf eine Gewichtszunahme, da es den Hormonhaushalt beeinflusst. Damit kann sich durch einen verlangsamten Energiestoffwechsel und ein verstärktes Hungergefühl letztlich das Körpergewicht verändern.
  • Schlafstörungen: Ein niedriger Vitamin D-Spiegel kann auch zu einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus führen, da Vitamin D bei der Produktion von Melatonin, einem Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, eine Rolle spielt. Menschen mit einem niedrigen Vitamin D-Spiegel haben daher möglicherweise Schwierigkeiten, einzuschlafen oder durchzuschlafen.

Schwere Mangelerscheinungen:

Bei einem schweren Vitamin-D-Mangel kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Osteomalazie (Knochenerweichung): Bei Erwachsenen kann ein schwerer Vitamin-D-Mangel zu einer Entkalkung der Knochen führen, was als Osteomalazie bezeichnet wird. Die Betroffenen leiden unter Knochenschmerzen, Muskelschwäche und Muskelschmerzen. Bei ausgeprägten Mangelzuständen kann die Muskulatur so geschwächt sein, dass Betroffene Probleme haben, Treppen zu bewältigen oder sich vom Stuhl zu erheben. Das Risiko für Knochenbrüche und für die Entwicklung einer Osteoporose ist erhöht.
  • Rachitis (Knochenerweichung bei Kindern): Bei Kindern kann ein schwerer Vitamin-D-Mangel Rachitis verursachen. Die Erkrankung manifestiert sich meist im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren. Typische Symptome sind Knochenschmerzen, Verbiegungen und Achsabweichungen von Knochen, Entwicklungsverzögerung, Krampfanfälle, Zahndefekte und erhöhte Infektanfälligkeit.
  • Hypokalzämie (niedriger Kalziumspiegel im Blut): Eine anhaltende Hypokalzämie kann zu sekundärem Hyperparathyreoidismus (überaktive Nebenschilddrüsen) führen, da die Nebenschilddrüsen versuchen, den Kalziumspiegel im Blut trotz Unterversorgung aufrecht zu erhalten.
  • Hypophosphatanämie (niedriger Phosphatspiegel im Blut): Der verschlechterte Phosphatstoffwechsel kann zu einer niedrigen Serum-Phosphatkonzentration im Blut führen. Als ernstes Symptom eines chronischen Vitamin-D-Mangels resultiert die Hypophosphatanämie in Beschwerden wie Muskelschwäche, Ateminsuffizienz, Herzinsuffizienz, Krampfanfälle bis hin zum Koma.
  • Erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen: Eine anhaltende Unterversorgung aktiviert Signalwege im Organismus, die bei anhaltender Mangelversorgung zu Bluthochdruck und einer Verhärtung und Verdickung der Blutgefäße führen können. Eine ausgeprägte Unterversorgung erhöht die Insulinresistenz und verringert die Insulinsekretion der Betazellen im Pankreas, was das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht.

Vitamin-D-Mangel und neurologische Erkrankungen

Einige neurologische Erkrankungen werden auch in Zusammenhang mit einem Vitamin-D-Mangel gebracht. Besonders gut erforscht ist der Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel und Multipler Sklerose (MS).

  • Multiple Sklerose (MS): In den letzten Jahren habe eine Reihe epidemiologischer Studien überzeugende Belege erbracht, dass die Wahrscheinlichkeit, an einer Multiplen Sklerose zu erkranken, umso größer ist, je niedriger der Vitamin-D-Spiegel ist, und dass bei bestehender Erkrankung erniedrigte Vitamin-D-Spiegel mit erhöhter Erkrankungsaktivität verbunden sind. Das unter Sonnenlichteinfluss in der Haut gebildete Vitamin hat unter anderem starke Auswirkungen auf das Immunsystem. Diese Effekte könnten bei Multipler Sklerose eine schützende Rolle spielen. Mehrere Doppelblindstudien belegen, dass Vitamin D in einer Tagesdosis zwischen 10.000 und 40.000 IE in Kombination mit dem Medikament Interferonbeta einen mindernden und somit positiven Effekt auf die Anzahl der entzündlichen Herde im zentralen Nervensystem und die Häufigkeit der Krankheitsschübe hat.
  • Demenz: Eine Metaanalyse aus 2017 zeigt, dass eine Vitamin D-Konzentrationen unter 10 ng/ml das Risiko einer Demenz bei Personen über 65 Jahren deutlich erhöht.
  • Parkinson-Krankheit: Parkinsonpatienten neigen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegeln. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine hochdosierte Vitamin D-Behandlung die Symptome der Parkinsonkrankheit verringern lassen. Allerdings ist der Nutzen einer Supplementierung umstritten.
  • Schizophrenie, Autismus und Epilepsie: Ärzte vermuten eine Verbindung zwischen einem Vitamin D-Mangel in den ersten Lebensjahren und dem Auftreten von Schizophrenie, Autismus und Epilepsie im späteren Leben.
  • Bakterielle Hirnhautentzündung: Ein Mangel an Vitamin D scheint auch die Widerstandsfähigkeit des Gehirns gegen bakterielle Hirnhautentzündungen zu schwächen, wie tierexperimentelle Studien zeigen.

Diagnose eines Vitamin-D-Mangels

Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Blut. In der Regel wird das 25-Hydroxy-Cholecalciferol gemessen, auch 25(OH)D3 genannt. Die folgenden Referenzwerte für einen Vitamin-D-Mangel (gemessen als 25-Hydroxy-Cholecalciferol) sind derzeit am weitesten akzeptiert:

  • < 30 nmol/l (12 ng/ml): Vitamin-D-Mangel mit erhöhtem Risiko für Rachitis oder Osteomalazie
  • 30-50 nmol/l (12-20 ng/ml): möglicherweise suboptimale Versorgung
  • > 50 nmol/l (20 ng/ml): ausreichende Vitamin-D-Versorgung

Problematisch bei der Bestimmung sind eine fehlende Vergleichbarkeit unterschiedlicher Messmethoden, normale saisonale Schwankungen sowie fehlende Einigkeit über die Definition der Referenzwerte, das heißt, ab wann überhaupt ein Mangel besteht.

Behandlung und Prävention eines Vitamin-D-Mangels

Welche Menschen in welcher Dosis eine Substitution bzw. Therapie mit Vitamin D erhalten sollten, ist großteils weiter ungeklärt und Thema reger Diskussion. Eine ausreichende Exposition mit Sonnenlicht und Vitamin-D- und ggf. kalziumreiche Ernährung sind die grundlegenden Maßnahmen, wobei sonnenbedingte Hautschäden vermieden werden sollten.

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Maßnahmen zur Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels:

  • Sonnenexposition: Der Körper bildet Vitamin D, sobald UVB-Strahlung auf die menschliche Haut einwirkt. Dazu genügt in Deutschland von März bis Oktober ein Aufenthalt in der Sonne von etwa 5-30 Minuten 2- bis 3-mal in der Woche, wenn 5 % der Körperoberfläche unbedeckt sind, z. B. Hände, Gesicht und Arme. Ein Sonnenbrand sollte aber unbedingt vermieden werden.
  • Ernährung: Fettreiche Fischarten wie Lachs, Hering, Aal, Thunfisch und Makrele enthalten einen relativ hohen Anteil an Vitamin D3. Auch bestimmte Innereien wie z. B. Rinderleber enthalten Vitamin D3. Champignons, Steinpilze oder Pfifferlinge enthalten Vitamin D2 (Ergocalciferol), das einen ähnlichen Stoffwechsel wie Vitamin D3 hat. Eier, Butter und Milch sind weitere Vitamin-D-Lieferanten, der Gehalt ist jedoch geringer. Manche Lebensmittel werden mit Vitamin D angereichert, z. B. Margarinen, Mischfette, Speiseöle, Pflanzencremes, Frischkäse-Zubereitungen und Frühstücksflocken.

Vitamin-D-Substitution:

Eine Vitamin-D-Substitution wird bei schweren Mangelzuständen, Osteomalazie oder Rachitis empfohlen. Ein diagnostizierter Mangel wird in der Regel mit Vitamin D in Tablettenform behandelt. Für Erwachsene ist in den meisten Fällen eine orale Vitamin-D-Substitution mit 20-25 µg (800-1.000 IE) pro Tag ausreichend. Im Rahmen der Osteoporose-Prophylaxe und -Therapie ist neben der Versorgung mit Vitamin D die ausreichende Zufuhr von Kalzium (1.000 mg pro Tag), vorzugsweise über die Nahrung, entscheidend. Eine alleinige Vitamin-D-Zufuhr wird nicht empfohlen. Eine festgestellte Osteomalazie wird mit höheren Vitamin-D-Dosen behandelt. Zu Beginn der Behandlung werden 5.000-10.000 IE (125-250 µg) pro Tag empfohlen, als Erhaltungsdosis 1.000-2.000 IE (25-50 µg) pro Tag. Zudem ist eine ausreichende Kalziumzufuhr (1.000 mg pro Tag) erforderlich.

Wichtige Hinweise zur Vitamin-D-Substitution:

  • Vor der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sollte immer ein Arzt konsultiert werden, um die richtige Dosierung und Dauer der Behandlung festzulegen.
  • Eine Verlaufskontrolle der Vitamin-D-Spiegel nach Therapieeinleitung sollte frühestens nach 8 bis 12 Wochen erfolgen, da sich erst dann ein Stoffwechselgleichgewicht eingestellt hat.
  • Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D ist dann sinnvoll, wenn eine ausreichende Versorgung über Sonnenexposition und Ernährung nicht erreicht werden kann.
  • Im Rahmen der Rachitis-Prophylaxe wird bei Säuglingen in den ersten 12 bis 18 Lebensmonaten (bis zum zweiten erlebten Frühsommer) die Gabe von 400-500 IE (10-12,5 µg) Vitamin D täglich empfohlen.
  • Es gibt keine generelle Empfehlung zur Supplementierung von Vitamin D während der Schwangerschaft in Deutschland, wohingegen z. B. in Großbritannien eine allgemeine Supplementierung von 400 IE Vitamin D empfohlen wird.
  • Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen der Vitamin-D-Einnahme sind Beschwerden im Magen-Darm-Trakt und Nierensteine.
  • Da Vitamin D ein fettlösliches Vitamin ist, ist eine Überdosierung möglich. Anders als bei wasserlöslichen Vitaminen wie Vitamin B, die über den Urin ausgeschieden werden können, bevor es zu einer Überdosierung kommt, wird Vitamin D im Körper gespeichert und deutlich langsamer abgebaut. Eine Überdosierung des Vitamins über die Sonneneinstrahlung ist hingegen nicht möglich.

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