Ein Schlaganfall ist eine ernsthafte Erkrankung, die zu schweren Behinderungen oder sogar zum Tod führen kann. In Deutschland erlitten im Jahr 2016 etwa 240.000 Menschen einen Schlaganfall. Es ist wichtig zu wissen, dass das Schlaganfallrisiko teilweise genetisch bedingt ist und mit zunehmendem Alter steigt. Trotzdem gibt es viele Faktoren, die Sie selbst beeinflussen können, um Ihr Risiko zu senken. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen, die Ihnen helfen können, sich vor einem Schlaganfall zu schützen.
Die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren
Viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall können durch Änderungen des Lebensstils und medizinische Behandlungen beeinflusst werden. Die meisten dieser Risikofaktoren haben eines gemeinsam: Sie fördern die sogenannte Arteriosklerose. Hier sind die wichtigsten Risikofaktoren, die Sie selbst beeinflussen können:
- Bluthochdruck (Hypertonie): Bluthochdruck ist einer der Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall. Er führt zu einer allmählichen Verengung, Verhärtung und „Verkalkung“ der Blutgefäße (Arteriosklerose). Bei einem Bluthochdruck kann die Senkung des oberen Wertes um nur 10 mmHg das Schlaganfall-Risiko bereits um fast 40 Prozent verringern. Es gilt, den Blutdruck als wichtigsten Risikofaktor unbedingt in einen Bereich von unter 140/90 mmHg zu bringen. Bei Patienten mit Diabetes müssen Blutdruckwerte in einem Bereich von 130-139/80-85 mmHg erreicht werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken.
- Bewegungsmangel: Bewegungsmangel kann zu Übergewicht, Bluthochdruck und anderen Risikofaktoren für einen Schlaganfall führen. Das Herz-Kreislauf-System benötigt für die Aufrechterhaltung seiner Leistungsfähigkeit regelmäßige Bewegung.
- Übergewicht: Übergewicht beeinflusst Blutzucker und Blutdruck und kann das Risiko für Arteriosklerose erhöhen. Übergewicht und Bewegungsmangel können einen Bluthochdruck oder einen Diabetes zur Folge haben. Alleine hierdurch ist das Schlaganfallrisiko bei übergewichtigen Menschen deutlich erhöht.
- Fettstoffwechselstörung: Fettstoffwechselstörungen können eine Atherosklerose begünstigen und tragen damit zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei. Besonders das sogenannte LDL-Cholesterin erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
- Rauchen: Nikotin verursacht Arterienverengung, beschleunigt den Puls und macht das Blut zähflüssiger. Rauchen schädigt die Blutgefäße und senkt die Sauerstoffaufnahme im Blut. Folge sind ein erhöhter Blutdruck, verengte Blutgefäße und eine schlechtere Gewebedurchblutung. Raucher haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Schlaganfallrisiko.
- Vorhofflimmern: Bestimmte Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern erhöhen das Risiko eines Schlaganfalls, da hier das Blut im Herzen nicht immer kontinuierlich in Bewegung bleibt und eher Blutgerinnsel (Thromben) entstehen, die die Arterien verstopfen können. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Vorhofflimmern steigt mit zunehmendem Lebensalter.
- Diabetes mellitus: Bei etwa jedem vierten Patienten, der einen Schlaganfall erlebt hat, ist Diabetes mellitus nachweisbar. Generell ist bei Diabetes das Schlaganfallrisiko zwei bis viermal erhöht. Diabetes ist daher ein klassischer Risikofaktor für den Schlaganfall. Beim Diabetes kommt es durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte zu einer fortschreitenden Schädigung vor allem kleinerer Blutgefäße.
- Alkohol: Alkohol in geringen Mengen hat keinen negativen Effekt auf das Schlaganfallrisiko. Im Gegenteil: Rotwein kann - in geringen Mengen konsumiert - sogar vor atherosklerotischen Gefäßveränderungen schützen und den Cholesterinspiegel senken. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht jedoch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Arteriosklerose: Eine Hauptursache für Schlaganfälle
Eine der Hauptursachen für einen Schlaganfall sind geschädigte Blutgefäße. Als Hauptrisikofaktor gilt dabei Bluthochdruck (Hypertonie), der zu einer allmählichen Verengung, Verhärtung und „Verkalkung“ der Blutgefäße führt: der Arteriosklerose. Dabei lagern sich Stoffe wie Cholesterin, Blutzellen, Bindegewebe und Kalksalze an den Innenseiten der Blutgefäße ab. Die normalerweise elastische Gefäßwand wird zunehmend starr und ihre glatte Innenwand wird rau. An den rauen Stellen sammeln sich immer mehr Ablagerungen. Sie wachsen an, so dass sich das Gefäß immer mehr verengt. Kleine Bestandteile aus dem Blut bleiben hängen und verklumpen. Es bilden sich Blutgerinnsel sogenannte Thromben.
Diese erhöht das Risiko, dass sich ein Gefäß mit der Zeit vollständig verschließt oder durch ein Blutgerinnsel verstopft wird. Weitere Faktoren fördern die Arteriosklerose ebenfalls, darunter ein zu hoher Cholesterinspiegel sowie ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerwert, der oft bei unbehandeltem oder nicht ausreichend behandeltem Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) auftritt.
Präventionsmaßnahmen: Was Sie selbst tun können
Sie können selbst Einfluss nehmen auf Ihr Schlaganfall-Risiko, indem Sie die genannten Risikofaktoren reduzieren oder eliminieren. Hier sind einige konkrete Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
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- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung hält Ihre Blutgefäße und Sie gesund. Es wird empfohlen, sich mindestens 30 Minuten pro Tag moderat zu bewegen. Legen Sie kurze Strecken so oft wie möglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Wählen Sie die Treppe anstelle des Fahrstuhls. Gehen Sie Wandern, Schwimmen oder versuchen Sie es mit Nordic Walking. Wer sich gerne zu Musik bewegt, den wird freuen, dass auch Tanzen als Sport zählt. Hauptsache Sie kommen ein wenig ins Schwitzen. Dazu passt auch das Motto des diesjährigen Weltschlaganfalltags am 29. Oktober: „Jeder Schritt zählt!“ Sollten Sie bisher allerdings gar keinen Sport getrieben haben oder gesundheitliche Einschränkungen (wie Gelenk- oder Herzprobleme) haben, lassen Sie sich zuerst von Ihrem Arzt untersuchen. Dieser kann Sie dahingehend beraten, welche Sportarten für Sie geeignet sind. Spazieren gehen sollte jedoch für die meisten Menschen keinerlei Problem darstellen, insbesondere, wenn Sie eine Strecke wählen, auf der Sie sich im Fall der Fälle kurz zum Beispiel auf einer Bank ausruhen können.
- Gesunde Ernährung: Ihre Ernährung beeinflusst auch Ihr Blutbild und Ihre Blutwerte. Setzen Sie auf viele pflanzliche Lebensmittel, ergänzt durch ausgewählte tierische Produkte. Milchprodukte wie Joghurt, Käse oder Quark sollten in Ihrem Ernährungsplan vorkommen - achten Sie jedoch darauf, dass der Erdbeerjoghurt keine versteckte Zuckerbombe ist. Fleisch sollten Sie nur in Maßen genießen, denn insbesondere rotes Fleisch (also Rind und Schwein) wird mit einem höheren Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht. Dafür können Sie Ihren Speiseplan zwei bis drei Mal wöchentlich um gesunden (nicht panierten) Fisch ergänzen. Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen oder Bohnen sind eine proteinreiche Alternative, die Ihnen helfen kann, öfter auf Fleisch zu verzichten. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette, denn diese enthalten mehr der gesünderen ungesättigten Fettsäuren. Meiden Sie verarbeitete Lebensmittel, also beispielsweise Wurst, Süßigkeiten, Fertigprodukte oder Fast Food, denn in diesen Lebensmitteln stecken oft wenig Nährstoffe, dafür aber umso mehr ungesunde Fette, Zucker und Salz, die nicht nur Auswirkungen auf das Körpergewicht, sondern auch auf den Cholesterin- und den Blutzuckerspiegel haben können. Laut der deutschen Herzstiftung sollten gesunde Menschen übrigens täglich nicht mehr als 300 Milligramm Cholesterin zu sich nehmen (ein Ei enthält etwa 250 bis 280 Milligramm Cholesterin). Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Menge von weniger als 5 Gramm Salz pro Tag für Erwachsene, um Bluthochdruck vorzubeugen. Diesen Wert überschreitet man teils schon mit einer einzigen Tiefkühlpizza. Kochen Sie daher lieber selbst und verwenden Sie eine große Bandbreite an Gewürzen anstelle größerer Mengen von Speisesalz, Maggi oder Sojasoße. Einige Vitamine (wie Vitamin B12 und D) können das Risiko für Schlaganfälle leicht senken, daher sollte Ihre Ernährung insgesamt ausgewogen und gesund sein. Im Alter kann es teilweise trotz gesunder Ernährung zu Vitaminmangel kommen, daher ist es sinnvoll, auch darüber mit Ihrem Arzt zu sprechen. Ihr Arzt kann dann Ihre Blutwerte kontrollieren und Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihre Ernährung anpassen können oder ob Nahrungsergänzungsmittel in Ihrem Fall sinnvoll sind.
- Gewichtsreduktion: Sollten Sie Übergewicht haben, ist es ebenfalls sinnvoll, über eine Ernährungsumstellung nachzudenken.
- Rauchstopp: Nikotin verursacht Arterienverengung, beschleunigt den Puls und macht das Blut zähflüssiger. Durch den Rauchstopp erreichen Sie unmittelbar positive gesundheitliche Effekte. Das Schlaganfall-Risiko sinkt innerhalb von fünf Jahren auf das Niveau eines Nichtrauchers. Sind Sie Nichtraucher, dann bleiben Sie auf jeden Fall dabei. Falls Sie rauchen, sollte es Ihr erster Schritt sein, damit aufzuhören, um Ihre Gesundheit zu erhalten. Natürlich erfordert das einiges an Willenskraft, aber Ihre Gesundheit ist es wert.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Lassen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck, Ihre Blutzuckerwerte und den Cholesterinspiegel überprüfen. Denn viele der Risikofaktoren - wie beispielsweise Bluthochdruck oder Vorhofflimmern - verursachen oft keine Beschwerden. Daher wird selten auf diese Erkrankungen untersucht, wodurch meist erst spät mit der Behandlung begonnen wird. Zur frühzeitigen Identifizierung dieser Risikofaktoren bieten sich Früherkennungsuntersuchungen an, die für Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherungen ab dem 35. Lebensjahr kostenlos sind. Sollten Ihre Werte erhöht sein, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie weiter vorgehen können. Besonders wichtig ist, dass Sie Ihre Blutwerte nicht nur einmal überprüfen lassen, sondern diese regelmäßig kontrollieren. Da diese Risikofaktoren häufig bereits medikamentös therapiert werden, ist es wichtig, dass Sie die von Ihrem Arzt vorgegebene Therapie konsequent umsetzen, damit Ihre Werte im gesunden Bereich liegen.
Medikamentöse Behandlung zur Schlaganfallprävention
Neben den genannten Lebensstiländerungen gibt es auch verschiedene Medikamente, die zur Schlaganfallprävention eingesetzt werden können. Dazu gehören:
- Plättchenhemmer: Nach einem Schlaganfall wird in der Regel empfohlen, Plättchenhemmer einzunehmen. Diese Medikamente bewirken, dass Blutplättchen sich nicht so leicht an einer Gefäßwand anlagern und aneinander haften. Dadurch können sie verhindern, dass sich erneut ein Blutgerinnsel bildet und ein Gefäß im Gehirn verstopft. Beispiele sind ASS (Acetylsalicylsäure) und Clopidogrel.
- Medikamente zur Blutdrucksenkung: Ein erhöhter Blutdruck steigert das Schlaganfall-Risiko. Ihn durch Medikamente zu senken, verringert das Risiko für einen erneuten Schlaganfall.
- Cholesterinsenker (Statine): Zur Senkung des Cholesterinspiegels werden meist Medikamente aus der Gruppe der Statine eingenommen. Sie schützen und stabilisieren die Gefäßwände und können dadurch der Bildung von Blutgerinnseln vorbeugen.
- Antikoagulanzien: Bei Vorhofflimmern werden Medikamente eingesetzt, die das Blut verdünnen, um die Bildung von Blutklümpchen zu verhindern. Beispiele sind direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) und Vitamin-K-Antagonisten (Cumarine).
Interventionelle und operative Maßnahmen
In bestimmten Fällen können auch interventionelle oder operative Maßnahmen zur Schlaganfallprävention in Betracht gezogen werden. Dazu gehören:
- Karotis-Endarteriektomie: Ablagerungen in einer Halsschlagader können operativ entfernt werden. Dieser Eingriff wird meist innerhalb der ersten zwei Wochen nach dem Schlaganfall durchgeführt.
- Stent-Implantation: Um ein Blutgefäß dauerhaft offen zu halten, wird manchmal ein Stent eingesetzt. Das sind spezielle Gefäßstützen aus Drahtgeflecht, die verhindern sollen, dass sich ein Gefäß erneut verengt oder verschließt.
Schlaganfall-Schnelltest (FAST)
Falls Sie den Verdacht haben, dass jemand einen Schlaganfall hatte, können Sie einen einfachen Test durchführen:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person, zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme gleichmäßig anzuheben. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
- Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz zu sprechen. Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
- Time (Zeit): Wenn eine dieser Fragen nicht eindeutig mit "Ja" beantwortet werden kann, wählen Sie sofort den Notruf 112.
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie Ihr Schlaganfallrisiko senken können. Durch eine gesunde Lebensweise, regelmäßige ärztliche Kontrollen und die konsequente Umsetzung der ärztlichen Therapie können Sie Ihr Risiko deutlich reduzieren. Besonders wichtig ist es, die Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um die Entstehung von Arteriosklerose zu verhindern oder zu verlangsamen. Denken Sie daran: Jeder Schritt zählt!
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