Wadenkrämpfe: Ursachen, Behandlung und Prävention

Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das durch plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur gekennzeichnet ist. Sie können im Alltag, beim Sport oder sogar im Schlaf auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Wadenkrämpfen, gibt einen Überblick über Behandlungsmöglichkeiten und zeigt präventive Maßnahmen auf.

Was sind Wadenkrämpfe?

Ein Wadenkrampf tritt auf, wenn sich die Muskulatur im Unterschenkel plötzlich und schmerzhaft zusammenzieht. Diese Kontraktion kann einzelne Muskeln oder ganze Muskelgruppen betreffen. Betroffene bemerken eine Verhärtung der Muskulatur, die sich mit den Händen ertasten lässt. In manchen Fällen krümmen sich auch der Fuß und die Zehen nach unten, was als Plantarflexion bezeichnet wird. Die Dauer eines Krampfes variiert von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten.

Muskelkrämpfe, die uns nachts wecken, sind ein weitverbreitetes Phänomen - auch bereits in jungen Jahren. So berichten bereits junge Erwachsene mit einer Häufigkeit von über 90 % von gelegentlichen nächtlichen Wadenkrämpfen. Mit dem Alter nehmen diese jedoch zu.

Es ist wichtig, Wadenkrämpfe von anderen Beschwerden in den Beinen, wie dem Restless-Legs-Syndrom, zu unterscheiden.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen.

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Idiopathische Wadenkrämpfe

Die häufigste Form sind idiopathische Beinkrämpfe, bei denen keine eindeutige Ursache bekannt ist. Mögliche Auslöser sind starke oder abnormale Belastung des betroffenen Muskels oder ein verminderter Blutzufluss. Auch das Alter spielt eine Rolle, da sich mit zunehmendem Alter die Sehnen und Muskeln verkürzen und so ein Krampf leichter ausgelöst werden kann. Obwohl die genauen Ursachen der idiopathischen Wadenkrämpfe unbekannt sind, werden sie wahrscheinlich eher durch Muskelerschöpfung und Nerven-Fehlentladung als durch Elektrolytverschiebungen ausgelöst.

Sekundäre Wadenkrämpfe

Bei sekundären Beinkrämpfen sind die Ursachen bekannt. Hierzu zählen:

  • Medikamente: Manche Medikamente können als Nebenwirkung Wadenkrämpfe auslösen. Hierzu zählen Cholesterinsenker (Statine), einige entwässernde Medikamente (Thiazide) oder manche Blutdrucksenker (zum Beispiel der Calciumkanalantagonist Nifedipin).
  • Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen können wiederholt Wadenkrämpfe auftreten. Ein veränderter Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt kann Krämpfe ebenfalls begünstigen, beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Patientinnen und Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind.
  • Flüssigkeits- und Elektrolytmangel: Ein veränderter Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt kann Krämpfe ebenfalls begünstigen, beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Patientinnen und Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind.

Weitere Auslöser

Weitere Faktoren, die bei Wadenkrämpfen eine Rolle spielen können, sind zum Beispiel:

  • Fehlbelastungen bestimmter Muskeln durch Gelenkprobleme oder einseitige Körperhaltungen
  • Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfüße
  • Ungünstige Schlafposition: zum Beispiel mit überstrecktem Fuß schlafen, weil die Bettdecke am Fußende fest eingeschlagen ist oder unbequem liegen, weil die Matratze nicht passt
  • Schlechtsitzende Schuhe tragen
  • Schwimmen in kaltem Wasser
  • Lebensalter: Mit zunehmendem Alter verkürzen sich die Muskeln und der Körper baut Muskelmasse ab, wenn man sich nicht regelmäßig bewegt.

Risikofaktoren

Zu den typischen Risikofaktoren und Auslösern gehören unter anderem:

  • Flüssigkeitsmangel
  • Unterversorgung mit Mineralen wie Magnesium, Kalzium und Natrium, etwa bei vermehrtem Schwitzen, starkem Durchfall oder Erbrechen
  • Schwangerschaft
  • Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes oder eine Unterfunktion der Schilddrüse
  • Chronische Nierenerkrankungen, insbesondere bei Dialyse
  • Neurologische Erkrankungen, zum Beispiel die Parkinson-Krankheit, die Amyothrophe Lateralsklerose oder eine Polyneuropathie
  • Bestimmte Muskelerkrankungen
  • Leberzirrhose
  • Einnahme von Medikamenten: zum Beispiel bestimmte Medikamente gegen Asthma, Blutdrucksenker, entwässernde Medikamente (Diuretika), Blutfettsenker vom Typ der Statine
  • Erhöhter Alkoholkonsum

Diagnose von Wadenkrämpfen

Bei häufigen oder hartnäckigen Wadenkrämpfen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dieser wird zunächst die Krankengeschichte erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei werden unter anderem die Muskel- und Nervenfunktionen überprüft.

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Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen folgen:

  • Blutuntersuchung: Zur Bestimmung von Elektrolytwerten, Blutzucker, Leber- und Nierenwerten sowie Schilddrüsenhormonen.
  • Elektromyografie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität, um Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen festzustellen.
  • Elektroneurografie: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Nervenschädigungen zu erkennen.
  • Dopplersonografie: Ultraschalluntersuchung zur Beurteilung der Durchblutung der Beinarterien und -venen.
  • Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen können Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erforderlich sein, um beispielsweise Rückenbeschwerden als Ursache auszuschließen.

Behandlung von Wadenkrämpfen

Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Akutbehandlung

Als Sofortmaßnahme bei einem Krampf reicht es meist, den Muskel zu massieren und langsam und vorsichtig zu dehnen. Am einfachsten gelingt dies, wenn Sie die Zehen - eventuell mithilfe der Hand - in Richtung Schienbein ziehen und die Position für einige Sekunden halten. Ebenfalls hilfreich können eine warme Dusche oder eine auf die betroffene Stelle gelegte Wärmflasche sein, da beides die Muskulatur entspannt. Das Ausschütteln der Beine und vorsichtiges Gehen können einen Krampf im Bein ebenfalls lindern.

Ursachenorientierte Therapie

  • Elektrolytstörungen: Bei einem Mangel an Elektrolyten wie Magnesium, Kalium oder Kalzium kann die Einnahme entsprechender Präparate sinnvoll sein.
  • Medikamente: Wenn Medikamente als Auslöser identifiziert werden, sollte in Absprache mit dem Arzt geprüft werden, ob ein Wechsel des Präparats möglich ist.
  • Erkrankungen: Grunderkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Nierenerkrankungen müssen entsprechend behandelt werden.
  • Muskelerkrankungen: Physiotherapie kann bei Muskelerkrankungen helfen, die Muskeln zu stärken und Krämpfen vorzubeugen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Magnesium: Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Ein günstiges Nebenwirkungsprofil hat die Gabe von Magnesium. Obwohl die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, kann Magnesium deshalb versuchsweise genommen werden.
  • Chinin: Bei häufigen und sehr schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen kann eine zeitlich begrenzte und ärztlich kontrollierte Einnahme von Chinin-Präparaten infrage kommen. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen sollte Chinin jedoch nur bei schweren Krämpfen und nach sorgfältiger Abwägung durch den Arzt verschrieben werden.
  • Gurkenwasser: Es gibt einzelne Studien, die einen Effekt von Gurkenwasser bei Wadenkrämpfen bei Menschen mit Leberzirrhose zeigen. Forscherinnen und Forscher vermuten, dass sich das Trinken der salzigen und essighaltigen Flüssigkeit positiv auf die Nerven auswirkt und dazu führt, dass sich die Muskeln entkrampfen.
  • Homöopathie und Akupunktur: In der Homöopathie kennt man verschiedene Mittel, die bei Muskelkrämpfen entspannend und auch schmerzlindern wirken. Bei der individuellen Behandlung von Wadenkrämpfen werden sowohl die Ursache der Muskelanspannung als auch die Ausprägung der Krämpfe genau berücksichtigt. Können ernste Erkrankungen als Ursache der Wadenkrämpfe ausgeschlossen werden, kann ein Akupunkteur die Krämpfe meist innerhalb weniger Sitzungen behandeln.

Prävention von Wadenkrämpfen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Wadenkrämpfen vorzubeugen:

  • Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag - insbesondere nach dem Sport, nach körperlicher Arbeit und an warmen Tagen. Am besten eignen sich stilles Wasser oder Saftschorlen mit etwa einem Drittel Saftanteil. Meiden Sie dagegen Alkohol und Koffein.
  • Elektrolythaushalt ausgleichen: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Kalzium. Magnesiumreiche Lebensmittel sind beispielsweise grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte.
  • Regelmäßiges Dehnen: Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur kann helfen, Krämpfen vorzubeugen. Dehnübungen sollten vor dem Schlafengehen und nach dem Sport durchgeführt werden.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere Sportarten wie Walking, Radfahren und Schwimmen, können die Muskeln stärken und die Durchblutung fördern.
  • Bequeme Schuhe: Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
  • Vermeiden Sie abrupte Temperaturwechsel: Vor allem im Sommer ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen. Wärmen Sie sich vor dem Schwimmen auf und gewöhnen Sie Ihre Beinmuskulatur durch vorangehende kalte Wassergüsse unter der Dusche an den Temperaturwechsel.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Eine Ärtzin oder einen Arzt aufsuchen sollten Sie dagegen bei hartnäckigen Beinkrämpfen, die längere Zeit andauern oder häufig wiederkehren, ohne dass ein offensichtlicher Grund, wie eine starke körperliche Belastung, vorliegt. Auch sollten Sie nicht zögern, in die Arztpraxis zu gehen, wenn Muskelkrämpfe Sie in Ihrem Alltag beeinträchtigen.

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Wichtig: Bei Lähmungserscheinungen im Bein, Kribbeln und Taubheitsgefühlen sowie häufigen oder plötzlichen Schmerzen im Bein, Fuß oder in der Leiste ist sofort zu handeln. Sie sollten zudem mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, wenn Symptome und Auffälligkeiten dazukommen wie:

  • Schwellungen an Bein oder Fuß
  • Rückenschmerzen, Nachtschweiß
  • Muskelkrämpfe in anderen Körperteilen
  • Ein Schwächegefühl in den Muskeln
  • Gang- oder Bewegungsunsicherheiten
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Hautveränderungen und Fieber

Die Ärztin oder der Arzt sollte Muskelkrämpfe zudem immer abklären, wenn Sie schon Vorerkrankungen haben, wie:

  • Einen zu hohen Blutdruck
  • Diabetes
  • Eine Nierenkrankheit

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