Wadenkrämpfe, Eisenmangel, Ursachen und Behandlung

Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes und unangenehmes Phänomen, das durch plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur gekennzeichnet ist. Obwohl die meisten Wadenkrämpfe harmlos sind, können sie die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und auf zugrunde liegende Gesundheitsprobleme hinweisen. Ein möglicher Faktor, der zu Wadenkrämpfen beitragen kann, ist Eisenmangel.

Eisenmangel: Ein Überblick

Ein Eisenmangel entsteht, wenn der Körper mehr Eisen verliert als er durch die Nahrung aufnimmt. Eisen ist ein essentielles Spurenelement, das für den Sauerstofftransport im Blut und die Funktion vieler Enzyme unerlässlich ist.

Ursachen von Eisenmangel

Die häufigste Ursache für Eisenmangel ist ein zu hoher Blutverlust, z. B. durch starke Periodenblutungen oder eine Magenschleimhautentzündung. Manchmal ist aber auch eine unzureichende Eisenzufuhr mit der Nahrung die Ursache, z. B. bei Vegetariern. Eine eisenarme Ernährung kann ebenfalls zu Eisenmangel führen.

Symptome von Eisenmangel

Eisen im Körper ist für den Transport von Sauerstoff mit dem Blut verantwortlich. Bei Eisenmangel werden zu wenig rote Blutkörperchen gebildet - es kommt zu einer Anämie ("Blutarmut"). Mögliche Symptome einer Anämie sind:

  • Müdigkeit
  • Leistungsschwäche
  • Abgeschlagenheit
  • Konzentrationsstörungen
  • Verminderte geistige Leistungsfähigkeit
  • Reizbarkeit
  • Innere Unruhe
  • Kurzatmigkeit, besonders bei Belastung
  • Kopfschmerzen
  • Frösteln, kalte Hände oder Füße
  • Schneller Herzschlag, vor allem bei Belastung
  • Schwindel
  • Pochen oder Rauschen in den Ohren
  • Blasse, fahle Haut und Schleimhäute
  • Erhöhte Infektanfälligkeit

Bei schwerer Anämie können auch Brustschmerzen und Wadenkrämpfe bei Belastung auftreten. Weitere Symptome, die bei Eisenmangel auftreten können, sind:

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  • Eingerissene Mundwinkel
  • Brüchige Fingernägel, eventuell Rillen in den Nägeln
  • Trockene und juckende Haut
  • Haarausfall
  • Schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut
  • Schmerzen beim Schlucken, brennende Zunge

Eisenmangel im Alter

Gerade im höheren Lebensalter wird Eisenmangel zum Problem. Spätestens ab dem 65. Lebensjahr tritt Eisenmangel häufiger auf und es trifft dann deutlich mehr Männer als Frauen. Die Eisenverwertung im Darm kann behindert sein, was mit zunehmendem Alter immer öfter auftritt.

Folgen von Eisenmangel

Ein Eisenmangel sollte nicht nur behoben werden, um die Blutwerte (Anämie) zu verbessern und körperlich wieder leistungsfähiger zu werden. Auch äußerlich gibt es Anzeichen von Eisenmangel. Eine Studie der Uniklinik Hamburg aus dem Sommer 2018 belegt: Das Risiko nach einem Herzinfarkt einen erneuten Herzinfarkt zu bekommen, ist bei gleichzeitigem Eisenmangel um 70 % höher. 50 % der Patienten mit Herzinsuffizienz haben einen Eisenmangel. Der Ferritinwert (Eisenspeicher-Wert) sollte bei diesen Patienten auf jeden Fall über 100 liegen. Wenn die Transferrinsättigung unter 20 % liegt, sollte Ferritin sogar über 330 sein.

Der Zusammenhang zwischen Eisenmangel und Wadenkrämpfen

Eisenmangel kann mit vermehrten Muskelkrämpfen und -verspannungen einhergehen. Das eisenhaltige Muskelprotein Myoglobin dient als Sauerstoffträger und ist für die Sauerstoffversorgung der Muskulatur verantwortlich. Bei einem Eisenmangel kann weniger Myoglobin gebildet werden, was negative Folgen für die sauerstoffabhängige Kontraktionsleistung der Muskeln hat. Es kann folglich zu Muskelschmerzen, -schwächen und -verspannungen sowie zu einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit kommen. Bei schwerer Anämie können auch Brustschmerzen und Wadenkrämpfe bei Belastung auftreten.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Wadenkrämpfe können verschiedene Ursachen haben, darunter:

  • Muskuläre Ursachen:
    • Überanstrengung oder ungewohnte Belastung der Wadenmuskulatur
    • Muskelermüdung
    • Muskuläre Dysbalancen (Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Muskelgruppen)
    • Verkürzte oder unflexible Wadenmuskulatur
  • Elektrolytstörungen:
    • Magnesiummangel
    • Kaliummangel
    • Kalziummangel
    • Natriummangel
  • Flüssigkeitsmangel:
    • Dehydration
  • Durchblutungsstörungen:
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Neurologische Erkrankungen:
    • Neuropathien (Nervenschäden)
    • Restless-Legs-Syndrom
  • Stoffwechselerkrankungen:
    • Diabetes mellitus
    • Schilddrüsenunterfunktion
  • Medikamente:
    • Diuretika (entwässernde Medikamente)
    • Statine (Cholesterinsenker)
  • Andere Faktoren:
    • Schwangerschaft
    • Alter
    • Bestimmte Grunderkrankungen
    • Falsches Schuhwerk

Diagnose von Wadenkrämpfen und Eisenmangel

Um die Ursache von Wadenkrämpfen abzuklären, ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

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  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, einschließlich Informationen zu Symptomen, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Lebensstil.
  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Muskelkraft, Reflexe und Sensibilität.
  • Blutuntersuchung: Überprüfung der Elektrolytwerte, des Blutzuckerspiegels, der Nieren- und Schilddrüsenfunktion sowie des Eisenstatus (Ferritin, Transferrinsättigung).
  • Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie eine Elektromyographie (EMG) zur Messung der Muskelaktivität oder eine Doppler-Sonographie zur Beurteilung der Durchblutung der Beine erforderlich sein.

Behandlung von Wadenkrämpfen und Eisenmangel

Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung von Eisenmangel

Ein Eisenmangel wird in der Regel durch eine eisenreiche Ernährung und/oder die Einnahme von Eisenpräparaten behandelt.

  • Eisenreiche Ernährung: Gute Eisenquellen sind rotes Fleisch, Leber, Hülsenfrüchte, grünes Blattgemüse und Vollkornprodukte.
  • Eisenpräparate: Eisenpräparate sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich. Meistens werden zwischen 50 und 200 mg Eisen täglich verordnet. Am besten nimmt man die Tabletten zusammen mit einem Glas Orangensaft ein, da Vitamin C die Eisenaufnahme verbessert. Mehr als 5 mg Eisen täglich sollte man nicht ohne ärztliche Kontrolle einnehmen, da etwa 5 von 1.000 Nordeuropäern eine Genvariante haben, mit der der Körper zu viel Eisen speichert (Eisenspeicherkrankheit).
  • Eiseninfusionen: In manchen Fällen, z. B. bei Unverträglichkeit von Eisentabletten oder bei schwerem Eisenmangel, kann eine Eiseninfusion erforderlich sein.

Behandlung von Wadenkrämpfen

  • Akutmaßnahmen:
    • Dehnen der Wadenmuskulatur: Ziehen Sie die Fußspitze in Richtung Knie und halten Sie die Dehnung für einige Sekunden.
    • Massieren der Wadenmuskulatur: Massieren Sie die verkrampfte Muskulatur sanft, um die Durchblutung zu fördern.
    • Wärme: Ein warmes Bad oder eine Wärmflasche können die Muskeln entspannen.
    • Bewegung: Gehen Sie ein paar Schritte, um die Durchblutung anzuregen.
  • Präventive Maßnahmen:
    • Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
    • Ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Elektrolyten (Magnesium, Kalium, Kalzium, Natrium)
    • Vermeidung von Überanstrengung der Wadenmuskulatur
    • Geeignetes Schuhwerk
    • Behandlung von Grunderkrankungen
    • Überprüfung der Medikamenteneinnahme

Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein, z. B. bei:

  • Magnesiummangel: Magnesiumpräparate
  • Neuropathien: Medikamente zur Linderung von Nervenschmerzen
  • Restless-Legs-Syndrom: Medikamente zur Reduktion der Symptome
  • Häufigen und schmerzhaften Wadenkrämpfen: Chininsulfat (nur nach ärztlicher Rücksprache und unter Berücksichtigung der Risiken)

Vorbeugung von Wadenkrämpfen und Eisenmangel

Um Wadenkrämpfen und Eisenmangel vorzubeugen, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eisen, Magnesium, Kalium, Kalzium und Natrium. Essen Sie viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Bei Bedarf können Sie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
  • Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser über den Tag verteilt, besonders bei körperlicher Anstrengung.
  • Bewegung: Bewegen Sie sich regelmäßig und dehnen Sie Ihre Wadenmuskulatur.
  • Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben.
  • Stress: Vermeiden Sie Stress und sorgen Sie für ausreichend Entspannung.
  • Ärztliche Kontrollen: Lassen Sie regelmäßig Ihre Blutwerte überprüfen, um einen Eisenmangel oder andere Mangelzustände frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Fazit

Wadenkrämpfe sind ein häufiges Problem, das verschiedene Ursachen haben kann. Eisenmangel kann ein Faktor sein, der zu Wadenkrämpfen beiträgt. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Bewegung und Dehnübungen können helfen, Wadenkrämpfen und Eisenmangel vorzubeugen. Bei häufigen oder schweren Wadenkrämpfen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

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