Wadenkrämpfe: Ursachen, Behandlung und Prävention

Fast jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Wadenkrämpfe. Sie können plötzlich und schmerzhaft auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Mit zunehmendem Alter treten sie häufiger auf. In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos, aber wiederholte Krämpfe, insbesondere nachts, sollten ernst genommen werden. Treten Symptome wie Lähmungserscheinungen im Bein oder Kribbeln und Taubheitsgefühle auf, ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich.

Ursachen von Wadenkrämpfen

Wadenkrämpfe entstehen durch unkontrollierte Muskelanspannung, die stechende oder ziehende Schmerzen verursacht. Die genaue Ursache ist nicht immer feststellbar, aber es gibt verschiedene Faktoren, die Wadenkrämpfe begünstigen können:

  • Flüssigkeitsmangel: Ein Mangel an Flüssigkeit kann die Muskelaktivität beeinträchtigen und Krämpfe auslösen.
  • Elektrolyt-Ungleichgewicht: Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Kalzium und Natrium spielen eine entscheidende Rolle bei der Muskelaktivität. Ein Mangel an diesen Elektrolyten kann die Nervensignale an die Muskelzellen stören.
  • Überlastung der Muskeln: Sowohl zu starke als auch zu geringe Beanspruchung der Muskeln kann Krämpfe verursachen. Dies kann beim Sport, bei langen Trainingspausen, bei sitzenden Tätigkeiten oder unbequemen Positionen auftreten.
  • Kälte: Schwimmen in kaltem Wasser oder abrupte Temperaturwechsel können Krämpfe auslösen.
  • Schlechte Durchblutung: Verengte Blutgefäße können zu Sauerstoffmangel in den Muskeln führen und Krämpfe begünstigen. Dies tritt häufiger bei älteren Menschen auf.
  • Stress: Stress kann Muskelverspannungen verursachen und somit Krämpfe fördern.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft kann es aufgrund von Veränderungen im Elektrolythaushalt und der Durchblutung zu Wadenkrämpfen kommen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Diuretika, Statine und Abführmittel können als Nebenwirkung Wadenkrämpfe verursachen.
  • Alkohol: Erhöhter Alkoholkonsum kann den Mineralstoffhaushalt stören und Krämpfe begünstigen.

Krankheiten als Ursache von Wadenkrämpfen

In einigen Fällen können Wadenkrämpfe ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung sein. Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die mit Muskelbeschwerden in Verbindung stehen können:

  • Erkrankungen des Hormonhaushalts und des Stoffwechsels:
    • Diabetes mellitus: Bei Menschen mit Diabetes können Wadenkrämpfe ein Zeichen für einen gestörten Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt sein.
    • Diabetes insipidus: Diese Erkrankung beruht auf einem Mangel des antidiuretischen Hormons (ADH), das die Wasserausscheidung der Niere beeinflusst.
    • Krankhafter Magnesiummangel (Hypomagnesiämie): Ein Mangel an Magnesium kann zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schwäche, Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Wadenkrämpfen, Verhaltensänderungen und Herzrhythmusstörungen führen.
    • Nierenschwäche und Nierenversagen: Wadenkrämpfe können als Spätsymptome auftreten.
    • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann den Stoffwechsel verlangsamen.
    • Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus): Ein Mangel am Botenstoff Parathormon kann den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel durcheinanderbringen und zu Krämpfen führen.
    • Unterfunktion der Nebennierenrinde (Morbus Addison): Eine Unterfunktion der Nebennierenrinde kann den Wasser- und Mineralstoffhaushalt stören und zu Abgeschlagenheit, Schwäche, Müdigkeit, Schwindel und braungefärbter Haut führen.
  • Neurologische Störungen und Erkrankungen:
    • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Im Verlauf dieser Erkrankung werden Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark geschädigt, was zu Krämpfen führen kann.
    • Crampus-Faszikulations-Syndrom: Dieses seltene Syndrom verursacht unwillkürliche Muskelzuckungen und Krämpfe.
    • Parkinson-Krankheit: Bei Parkinson werden Nervenzellen im Gehirn geschädigt, die den Botenstoff Dopamin produzieren, was zu Bewegungsarmut, Muskelsteifigkeit und Zittern führen kann.
    • Polyneuropathie: Schäden an den peripheren Nerven können zu Empfindungsstörungen und Krämpfen führen.
    • Radikulopathien: Erkrankungen einzelner oder mehrerer Nervenwurzeln, z.B. durch einen Bandscheibenvorfall, können Schmerzen und Krämpfe verursachen, die bis ins Bein ausstrahlen.
    • Stiff-Person-Syndrom: Diese Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems führt zu Muskelversteifung und schmerzhaften Krämpfen.
    • Dystonien: Störungen der normalen Bewegungsabläufe und Muskelspannung können zu Muskelkrämpfen führen.
    • Neuromyotonie (Isaacs-Syndrom): Diese neurologische Erkrankung führt zu erhöhter Erregbarkeit der Muskeln, Muskelkrämpfen, Muskelsteifigkeit und -schwäche sowie Muskelzuckungen.
    • Neuronale Tumoren: Seltene Geschwulsterkrankungen des Gehirns und Rückenmarks können zu Kopf- oder Rückenschmerzen, Krampfanfällen, Problemen mit dem Sehen und Sprechen, Schwierigkeiten beim Gehen und Gleichgewicht halten, Taubheit in Armen und Beinen sowie Verhaltensänderungen führen.
    • Tetanus: Diese Infektionskrankheit wird durch Bakterien verursacht, die Giftstoffe produzieren, die zu schweren Muskelkrämpfen führen.
  • Erkrankungen der Muskeln (Myopathien):
    • Myotonien: Erbliche Erkrankungen, bei denen sich die Muskeln nach willkürlichem Anspannen nur zögerlich entspannen.
    • Metabolische Myopathien: Stoffwechselbedingte Muskelerkrankungen, bei denen Wadenkrämpfe möglich sind.
    • Ischämische Muskelschmerzen: Schmerzen aufgrund verminderter Durchblutung, z.B. in den Beinen.

Was tun bei einem akuten Wadenkrampf?

Bei einem akuten Wadenkrampf gibt es verschiedene Maßnahmen, die sofortige Linderung verschaffen können:

  • Dehnen: Dehnen der Wadenmuskulatur ist oft die effektivste Methode, um den Krampf zu lösen. Drücken Sie dazu die Ferse nach unten und ziehen Sie die Zehen mit der Hand in Richtung Ihres Oberkörpers.
  • Massieren: Sanftes Massieren des betroffenen Muskels kann helfen, die Durchblutung anzuregen und die Muskeln zu entspannen.
  • Wärme: Warme Umschläge oder ein warmes Bad können ebenfalls zur Entspannung der Muskeln beitragen.
  • Bewegung: Auch wenn es schwerfällt, kann leichtes Umhergehen helfen, den Krampf zu lösen.
  • Antagonisten anspannen: Manchmal hilft es, den muskulären Gegenspieler (= Antagonisten) anzuspannen.

Langfristige Maßnahmen und Prävention

Um Wadenkrämpfen langfristig vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:

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  • Ausreichend trinken: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, insbesondere bei körperlicher Anstrengung und heißem Wetter. Sportmediziner raten, ab einer Stunde Sport bewusst auf die Trinkmenge zu achten. Empfohlen werden kalorienarme Getränke wie Mineralwasser oder Saftschorlen.
  • Mineralstoffhaushalt im Blick behalten: Eine ausgewogene Ernährung mit magnesiumreichen Lebensmitteln wie Nüssen, Samen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Milchprodukten und grünem Blattgemüse ist wichtig. Bei einem nachgewiesenen Magnesiummangel kann die Einnahme von Magnesiumpräparaten sinnvoll sein. Besonders gut aufgenommen werden organische Magnesiumsalze wie Magnesiumorotat.
  • Regelmäßige Dehnübungen: Tägliche Dehnübungen helfen, die Muskeln geschmeidig zu halten und Verkürzungen vorzubeugen.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung, wie z.B. Spaziergänge, ist gut für das Herz-Kreislaufsystem und kann Muskelkrämpfen entgegenwirken.
  • Bequemes Schuhwerk: Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken. Orthopädische Einlagen können bei Fußfehlstellungen helfen.
  • Wechselduschen: Wechselduschen können entkrampfend wirken und die Venen trainieren.
  • Stress reduzieren: Entspannungsübungen können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen.
  • Kuschelsocken und lange Schlafanzughose: Bei nächtlichen Wadenkrämpfen kann es hilfreich sein, die Beine warmzuhalten.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos, aber in folgenden Fällen ist ein Arztbesuch ratsam:

  • Häufig auftretende Krämpfe, insbesondere nachts
  • Krämpfe, die von Begleitsymptomen wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Lähmungen begleitet werden
  • Krämpfe, die plötzlich an anderen, ungewohnten Körperstellen auftreten
  • Krämpfe, die sehr lange anhalten und sich nicht lösen lassen
  • Bei Vorerkrankungen wie Diabetes, Nierenerkrankungen oder Bluthochdruck
  • Bei Einnahme von Medikamenten, die Krämpfe verursachen könnten
  • Bei Schwangerschaft

Im Arzt-Patienten-Gespräch wird der Arzt Fragen zu den Beschwerden, dem Lebensstil und der Krankengeschichte stellen. Es folgen eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls Laboranalysen, um die Ursache der Krämpfe zu ermitteln und andere Erkrankungen auszuschließen. Mögliche weiterführende Untersuchungen sind Elektromyografie (EMG), Elektroneurografie (ENG), Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Ultraschall der Blutgefäße.

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