Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns und die häufigste Ursache für Demenz. Sie ist gekennzeichnet durch den Verlust kognitiver Fähigkeiten, Gedächtnisstörungen, Orientierungsprobleme und Veränderungen der Persönlichkeit. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, werden kontinuierlich Fortschritte in der Forschung erzielt, die zu neuen Therapieansätzen und Präventionsstrategien führen.
Was ist die Alzheimer-Krankheit?
Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, die Nervenzellen im Gehirn schädigt und zum Absterben bringt. Dies führt zu einem allmählichen Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit. Charakteristisch für die Alzheimer-Krankheit sind Eiweißablagerungen im Gehirn, sogenannte Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Diese Ablagerungen stören die Funktion der Nervenzellen und führen letztendlich zu deren Zerstörung.
Ursachen und Risikofaktoren
Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Die meisten Betroffenen sind älter als 80 Jahre. Genetische Faktoren spielen eine geringere Rolle, da weniger als drei Prozent aller Fälle vererbt werden. Allerdings kann das Risiko erhöht sein, wenn nahe Verwandte betroffen sind. Weitere Risikofaktoren sind Depressionen, Kopfverletzungen, Diabetes, Schwerhörigkeit und Sehstörungen.
Eine aktuelle Studie der Harvard Medical School in Boston hat eine mögliche Erklärung dafür gefunden, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken als Männer. Die Studie ergab, dass sich bei Frauen mit einer ähnlichen Ausgangssituation von Beta-Amyloid-Ablagerungen schneller mehr Tau-Proteine ablagern als bei Männern. Tau-Proteine stabilisieren die Mikrotubuli im Gehirn, die das Stützgerüst der Zellen bilden. Wenn Tau-Proteine verklumpen, werden die Tubuli beschädigt und in der Folge auch die Nervenzellen. Warum sich Tau-Proteine bei Frauen schneller ablagern, ist noch unklar. Tierexperimentelle Daten deuten darauf hin, dass der Abfall von Östrogen und Progesteron eine Rolle spielen könnte.
Symptome und Verlauf
Die Alzheimer-Krankheit entwickelt sich schleichend und verläuft in verschiedenen Stadien:
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- Frühstadium: Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses, Wortfindungsstörungen und Orientierungslosigkeit stehen im Vordergrund.
- Mittleres Stadium: Die Einschränkungen von Gedächtnis, Denkvermögen und Orientierung nehmen zu. Betroffene benötigen zunehmend Hilfe bei alltäglichen Aufgaben. Es können Verhaltensänderungen hinzukommen.
- Spätstadium: Es besteht ein hochgradiger geistiger Abbau. Die Sprache beschränkt sich auf wenige Worte oder versiegt ganz. Die Erkrankten sind bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen.
Die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt etwa acht Jahre, kann aber stark variieren.
Diagnose
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da Behandlungen am wirksamsten sind, wenn sie rechtzeitig beginnen. Die Diagnostik umfasst:
- Klinische Untersuchung und neuropsychologische Tests: Standardisierte Tests helfen dabei, die geistigen Leistungen und Fähigkeiten eines Menschen einzuschätzen.
- Untersuchungen des Nervenwassers (Liquor): Im Liquor lassen sich charakteristische Eiweißveränderungen nachweisen.
- Blutuntersuchungen: Sie helfen, andere Ursachen der Symptome auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren: Die Magnetresonanztomographie (MRT) kann typische Schrumpfungen bestimmter Gehirnbereiche sichtbar machen, während spezielle PET-Scans Amyloid-Ablagerungen bereits früh erkennen können.
Behandlungsmöglichkeiten
Medikamentöse Therapie
Lange Zeit konnten nur die Symptome der Alzheimer-Krankheit behandelt werden. Mit Lecanemab ist seit kurzem ein Medikament auf dem Markt, das in den Krankheitsverlauf eingreift.
Lecanemab: Lecanemab ist ein Antikörper, der die schädlichen Plaques im Gehirn erkennt und zur Beseitigung markiert. In Studien konnte der kognitive Abbau binnen 18 Monaten um 27 % verlangsamt werden. Lecanemab eignet sich nur für Menschen im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit und erfordert eine engmaschige medizinische Begleitung, da starke Nebenwirkungen möglich sind. Die Behandlung ist aufwendig und erfordert alle 14 Tage eine einstündige Infusion.
Nicht-medikamentöse Therapie
Neben der medikamentösen Behandlung spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle. Dazu gehören:
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- Geistige und körperliche Aktivierung
- Ergotherapie
- Musiktherapie
- Gehirntraining
- Die richtige Art des Umgangs und eine bedarfsgerechte Gestaltung der Wohnung
Für pflegende Angehörige ist Beratung und Unterstützung besonders wichtig, da sie oft über Jahre hinweg eine enorme Belastung tragen. Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen bieten wertvolle Hilfe.
Prävention
Obwohl Alzheimer bisher nicht bei allen Menschen verhindert werden kann, deuten Studien darauf hin, dass bestimmte Faktoren das Erkrankungsrisiko senken können. Zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen gehören:
- Regelmäßige körperliche Bewegung: Bewegung mit 5000 Schritten am Tag könnte helfen, das Entwickeln einer Alzheimer-Krankheit zu bremsen.
- Gesunde Ernährung: Insbesondere die mediterrane Kost wird empfohlen.
- Geistige Aktivität: Regelmäßiges Gehirntraining kann helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten.
- Pflege sozialer Kontakte: Soziale Interaktion und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind wichtig für die geistige Gesundheit.
Aktuelle Forschungsergebnisse
Lithium und Alzheimer
Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Bruce Yankner von der Harvard University (USA) fand heraus, dass ein Mangel des Spurenelements Lithium im Gehirn an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sein könnte. Im Gehirn von Menschen mit Alzheimer-Krankheit ist weniger Lithium vorhanden als bei Gesunden. Die für Alzheimer typischen Eiweiß-Plaques im Hirn banden das Lithium und entziehen es den Nervenzellen des Gehirns. In Experimenten mit Mäusen konnte gezeigt werden, dass ein Lithium-Mangel im Gehirn zu vermehrten Eiweißablagerungen führte.
Aktiver Lebensstil und Alzheimer
Eine Studie sieht einen aktiven Lebensstil als Schutz vor dem Voranschreiten der Alzheimer-Krankheit. Bereits geringe körperliche Aktivität soll helfen, das Voranschreiten von Alzheimer zu verlangsamen. Alltagstauglich sind regelmäßige Spaziergänge in leichter bis moderater Intensität - idealerweise eingebettet in den Alltag, etwa auf dem Weg zum Einkauf, bei sozialen Verabredungen oder indem man die Treppe statt des Aufzugs nimmt.
Herausforderungen und Perspektiven
Die Alzheimer-Krankheit stellt eine große Herausforderung für Betroffene, Angehörige und das Gesundheitssystem dar. Die Forschung arbeitet intensiv an neuen Therapieansätzen und Präventionsstrategien. Die Zulassung von Lecanemab ist ein wichtiger Schritt nach vorn, auch wenn das Medikament nur für eine begrenzte Gruppe von Patienten geeignet ist. Die Hoffnung liegt auf weiteren Medikamenten und Therapien, die in Zukunft zur Verfügung stehen werden.
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