Die Gestaltung von Fluren und Räumen in Einrichtungen für Menschen mit Demenz ist ein entscheidender Faktor, um das Wohlbefinden zu steigern, Ressourcen zu fördern und eine sichere, orientierungsfördernde Umgebung zu schaffen. Dabei spielen Farbgestaltung, Beleuchtung, Materialien und die Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz eine zentrale Rolle.
Bedeutung der Farbgestaltung
Farben wirken sich nachweislich auf unser Wohlbefinden aus. Sie beflügeln unsere Gedanken und Gefühle, wecken Erinnerungen und Träume. Bei Menschen mit Demenz ist die Farbwahrnehmung jedoch oft eingeschränkt, wodurch die Differenzierung zwischen bestimmten Farben erschwert sein kann. Daher ist es wichtig, bei der Farbgestaltung einige Grundregeln zu beachten:
- Kontraste: Demente Menschen haben oft Schwierigkeiten, Kontraste wahrzunehmen. Durch den Einsatz von Kontrastfarben können Orientierungsmarker gesetzt und die Wahrnehmung von Details erleichtert werden.
- Harmonische Farben: Warme und erdige Farbtöne werden im Langzeitgedächtnis gespeichert und auch im Alter als angenehm empfunden. Mischfarben aus Gelb und Rot, wie Orange, werden oft als besonders wohltuend wahrgenommen.
- Vermeidung bestimmter Farben: Blaue Farben werden aufgrund der altersbedingten Nachlassen der Tiefenwahrnehmung oft nur als Grau wahrgenommen. Schwarz oder Dunkelgrau können Ängste auslösen.
Farbgestaltung als Orientierungshilfe
Jedes Zimmer sollte eine andere Wandfarbe bekommen, um die Orientierung zu erleichtern, wobei die Farben je nach Einrichtung Kontraste bilden sollten, damit Ecken und Kanten gut erkannt werden. Räume, die nicht betreten werden sollen, können durch eine entsprechende Farbauswahl abgegrenzt werden.
Farbgestaltung zur Vermeidung von Irritationen
Großformatige Muster sollten vermieden werden, da sie eher für Verwirrungen sorgen. Klinisches Weiß erinnert die Bewohner an Krankenhaus und kann damit verbundene Ängste auslösen. Metallic-Effekte können Blendung und Ängste auslösen.
Licht als Schlüsselelement
Licht ist für alle Lebewesen essenziell und beeinflusst den menschlichen Organismus auf vielfältige Weise. Ältere Menschen benötigen aufgrund der natürlichen Verkleinerung ihrer Pupille eine höhere Beleuchtungsstärke als jüngere Menschen. Bei Alzheimer-Demenz-Erkrankten besteht eine noch geringere Sensibilität beim Erkennen von Farbkontrasten.
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Bedeutung der Beleuchtungsstärke
Die Allgemeinbeleuchtung muss blendfrei und ausreichend hell sein. Es wurde nachgewiesen, dass Demenz-Erkrankte bei 1000 lx signifikant weniger an Depressionen leiden und zudem die Gabe von Psychopharmaka herabgesetzt werden konnte. Eine Empfehlung von mindestens 500 lx auf Augenhöhe ist ein guter Anhaltswert für die meisten Räumlichkeiten.
Einfluss von farbigem Licht
Auf den Tagesablauf kann sich auch farbiges Licht sehr positiv auswirken. Ein Blauanteil am Morgen steht für den Tagesbeginn, zum Abend hin wird durch einen langsam erhöhten Rotanteil die langsam beginnende Nachtruhe wahrgenommen.
Materialien und Oberflächen
Auch die Auswahl der Materialien und Oberflächen spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Demenzbereichen. Naturmaterialien strahlen Wärme aus und wirken beruhigend. Linoleum im Holzdekor oder andere erdfarbene Bodenbeläge sind gut geeignet. Spiegelnde Oberflächen sollten vermieden werden, da sie Ängste auslösen können.
Orientierungshilfen und Beschilderung
Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Daher ist es wichtig, ihnen Orientierungshilfen anzubieten:
- Türbeschilderung: Die Türen der Räume sollten mit deutlich erkennbaren Symbolen gekennzeichnet werden. Hier kann sehr hilfreich sein, wenn vorher Biografiearbeit geleistet wurde. So können Türbeschilderungen mit einem zusätzlichen Lieblingsfoto gestaltet werden.
- Bilder im Flur: Bilder im Flur sorgen für eine gute Orientierung, besonders wenn diese Erinnerungen wach werden lassen und Neugierde auf den Raum wecken - möglichst jedoch ohne Glasrahmen, da Glas reflektiert und blendet.
- Handläufe: Ein Handlauf mit taktiler Unterstützung aktiviert den Tastsinn.
- Piktogramme: An der Tür ist ein bildliches Piktogramm sinnvoller als eine Beschriftung.
Weitere Gestaltungshinweise
- Vermeidung von Stolperfallen: Lose Kabel und Teppiche sollten entfernt werden.
- Sicherheit im Badezimmer: Anti-Rutsch-Matten oder Haltegriffe können Stürze verhindern.
- Beschäftigungsmöglichkeiten: Ein offenes Regal mit Dingen, die nach Belieben hin- und hergeräumt werden können, kann innere Unruhe reduzieren.
- Erinnerungsstücke: Bilder oder andere Gegenstände, die wertvolle Erinnerungen wecken, sollten bewahrt werden.
Smart-Home-Lösungen für mehr Selbstständigkeit
Smart-Home-Lösungen können Menschen mit Demenz dabei helfen, länger selbstständig zu leben. Bewegungsmelder schalten automatisch das Licht ein, höhenverstellbare Küchenschränke erleichtern die Essenszubereitung und Sensormatten sorgen für Sicherheit im Schlafzimmer.
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Beispiele für Smart-Home-Anwendungen
- Automatische Türöffnung: Die Eingangstür öffnet sich automatisch dank Chipkarte oder Türcode.
- Höhenverstellbare Möbel: Küchenoberschränke und Arbeitsplatten lassen sich per Schalter oder Fernbedienung nach unten holen.
- Herdabschaltung: Ein Bewegungsmelder sorgt dafür, dass sich der Herd abschaltet, wenn zehn Minuten niemand in der Küche hantiert.
- Gardinenlift: Ein Gardinenlift erleichtert das Anbringen von Gardinen und Vorhängen.
- Sensormatte: Eine Sensormatte vor dem Bett schaltet automatisch das Nachtlicht im Bad an.
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