Sommerzeit ist Mückenzeit, aber warum scheinen manche Menschen für diese kleinen Blutsauger unwiderstehlicher zu sein als andere? Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Gründe für das Stechverhalten von Mücken, von den anziehenden Düften unseres Körpers bis hin zu den Schutzmaßnahmen, die wir ergreifen können.
Die Rolle der weiblichen Mücke
Nur die weiblichen Mücken stechen Mensch und Tier. Blut ist für die Mückenweibchen besonders wichtig, da es reich an Proteinen und anderen Nährstoffen ist, die sie zur Erzeugung und zum Wachstum der Eier benötigen. Die meisten Mücken sind Vegetarier. Für die Entwicklung der Eier benötigen die Mückenweibchen jedoch Proteine und Eisen. Beides liefert ihnen das Blut von Tieren und Menschen, an das sie mit Hilfe eines Stechrüssels gelangen.
Wie Mücken ihre Opfer finden
Anders als weitläufig angenommen, werden Stechmücken nicht durch Licht angelockt. Es hat daher für die Abwehr der kleinen Blutsauger keinen Zweck, das Licht beim Öffnen der Fenster rasch auszuschalten. Heimische Stechmücken orientieren sich vielmehr an Gerüchen und Wärmestrahlung und finden daher ihre Beute auch im Dunkeln. Tropische Mücken, wie z. B. die Gelbfiebermücke, nutzen darüber hinaus auch optische Reize (z. B. Bewegung und Umrisse).
Aus der Distanz nehmen Mücken zunächst die Atmung ihrer Opfer wahr: über den Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Luft. Je größer und je mehr Kohlenstoffdioxid jemand ausatmet, so zeigten es Studien bereits 2015, desto wahrscheinlicher wird er oder sie zum Mücken-Magneten.
Wenn sich eine Mücke einem Menschen erstmal genähert hat, entscheidet der Geruch. Wie die meisten Tiere besitzen Stechmücken Geruchsneuronen, verarbeiten dort die gesammelten Sinneseindrücke und treffen auf dieser Basis eine Entscheidung: Steche ich lieber die schwitzende Sportlerin oder den parfümierten Mann im Anzug?
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Körpergeruch als Lockmittel
Manche Menschen werden von Mücken besonders gern gestochen. Das liegt vor allem an ihrem Geruch. Der menschliche Körpergeruch wird jedoch nicht nur von vorrübergehenden Faktoren beeinflusst. Er ist auch eine Folge der menschlichen Veranlagung. So zeigten Forschende bereits 2015, dass eineiige Zwillinge etwa gleich oft gestochen werden, zweieiige Zwillinge hingegen unterschiedlich stark begehrt sind.
Eine kürzlich in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlichte Studie zeigt, wie der individuelle Körpergeruch die eigene Attraktivität für Mücken beeinflusst. Am anziehendsten waren laut Studienergebnissen für Mücken die Menschen, die Carbonsäuren wie Buttersäure oder Isovaleriansäure ausdünsten. Diese Carbonsäuren kommen im Schweiß vor und riechen unangenehm nach dem typischen Schweiß- oder Käsefuß-Geruch. Auch das sogenannte Acetoin, das vermutlich von Bakterien auf der menschlichen Haut produziert wird, lockte die Mücken an. Am wenigsten anziehend fanden die Blutsauger Menschen, die nach Eucalyptol duften - Experten auch bekannt als 1,8 Cineol. Wie der Name bereits andeutet, riecht Eucalyptol nach dem scharf-kühlen Duft von Eukalyptus.
Neben dem Geruch können Mücken das ausgeatmete und über die Haut ausgeschiedene Kohlendioxid wahrnehmen. Menschen mit erhöhter CO2-Abgabe werden daher eher gestochen als andere. Der menschliche CO2-Ausstoß hängt direkt mit dem jeweiligen Sauerstoffverbrauch zusammen. Dieser wird z. B. beeinflusst durch körperliche Aktivität, Muskelmasse, Geschlecht, Körpergröße oder Schwangerschaft.
Schweiß und Hautflora
Ein Faktor, der wesentlich über die „Attraktivität“ für Mücken entscheidet, ist der Schweiß. Die bei der mikrobiologischen Zersetzung entstehenden Stoffe - wie Ammoniak, Butter- und Milchsäure - wirken auf Stechmücken besonders anziehend. Menschen, die vermehrt schwitzen (z. B. Sportler, Hyperhidrose-Patienten) oder besonders viele schweißzersetzende Bakterien auf der Hautoberfläche tragen, stehen daher bei den surrenden Plagegeistern hoch im Kurs. Sie sollten darauf achten, den Schweiß möglichst vor Einbruch der Dämmerung abzuwaschen und die Kleidung zu wechseln - auch wenn dieser schützende Effekt oft nur kurz anhält.
Auch die Zusammensetzung der Hautflora scheint einen Einfluss zu haben: Dominieren auf der Hautoberfläche Staphylococcus-Arten, scheint das für Stechmücken besonders verlockend. Ist die Hautflora hingegen sehr artenreich, senkt das die Beliebtheit.
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Blutgruppe und andere Faktoren
Wie anziehend eine Person auf Stechmücken wirkt, hängt möglicherweise auch von der Blutgruppe ab. Über chemische Signale auf der Haut können Mücken die Blutgruppe erkennen. Dabei sind - japanischen Wissenschaftlern zufolge - Personen mit der Blutgruppe 0 bei Stechmücken besonders beliebt. Im Vergleich zu Personen der Blutgruppe A werden sie etwa doppelt so häufig gestochen. Menschen mit der Blutgruppe B liegen im Ranking dazwischen.
Da Stechmücken sich auch anhand von Wärmestrahlung orientieren, spielt die Körpertemperatur ebenfalls eine Rolle. Wer mehr Wärme abgibt, wird somit leichter gefunden. Auch deshalb werden schwangere Frauen und Sportler besonders häufig gestochen - beide Personengruppen haben eine erhöhte Körpertemperatur.
Möglicherweise ist dies auch eine Erklärung dafür, weshalb Personen nach dem Konsum von Alkohol bei Mücken besonders beliebt sind: Durch Alkohol weiten sich die Blutgefäße der Haut, wodurch mehr Wärme abgegeben wird.
Der Stich und seine Folgen
Beim Stich bohren sie ihren „Rüssel“ in die Haut und geben ihren Speichel ab, bevor sie Blut saugen. Der Speichel enthält Proteine, die die Einstichstelle betäuben. Unser Organismus erkennt diese als Fremd-Proteine beziehungsweise Gefahrensignal und beginnt sofort mit einer Immunreaktion, bei der Immunzellen an der Einstichstelle Botenstoffe, wie Histamin, freisetzen. Es kommt zu einer Erweiterung der Gefäße mit Flüssigkeitsaustritt in das Gewebe.
Die Folge: Die Einstichstelle schwillt an und beginnt zu jucken. Wer jetzt kratzt, verschafft sich meist nur kurz Linderung, verstärkt aber die Reaktion. Die juckreizverursachenden Stoffe werden verteilt, die Schwellung nimmt zu, und im schlimmsten Fall kann sich die Wunde durch eingedrungene Keime entzünden.
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Was hilft gegen den Juckreiz?
Es gibt rezeptfrei erhältliche Antihistaminika-Gele oder leichte Kortison-Cremes. Präparate mit einer Kombination aus beiden Wirkstoffen, die sofort nach dem Stich aufgetragen werden sollten, verschaffen häufig Linderung. Auch lokales Kühlen kann sehr hilfreich sein. Bei sehr ausgeprägten Stichreaktionen, kann die Anwendung von stärker wirksamen Kortison-Cremes erforderlich sein, die jedoch rezeptpflichtig sind und einen Arztbesuch erfordern.
Man sollte Kratzen unbedingt vermeiden. Schon kleinste Verletzungen der Haut können zu einer bakteriellen Infektion, gegebenenfalls mit Fieber und einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen. Es kann sich dabei um die Entstehung von Abszessen handeln, die möglicherweise operativ versorgt werden müssen.
Wenn sie unmittelbar nach dem Stich ordnungsgemäß verwendet werden, können "Wärme-Sticks" hilfreich sein. Die meisten Sticks haben eine eingestellte Temperatur von 51 Grad. Die Hitze kann dadurch die Mückenspeichelproteine deaktivieren.
Wie man Mückenstiche vermeidet
Es gibt zahlreiche Maßnahmen, um Mückenstiche zu vermeiden:
- Kleidung: Haut durch lange, helle und engmaschige Kleidung bedecken. Übrigens: Bei tropischen Mücken scheint hell-dunkel gestreifte Kleidung besonders effektiv zu sein. Bei der Kleiderwahl sollte auf helle, nicht zu enganliegende Kleidung geachtet werden, die die stichgefährdeten Körperteile verdeckt.
- Repellentien: Am besten schützt man sich durch Verwendung sogenannter Repellentien. Das sind chemische Insektenabwehrmittel, die man als Spray, Creme oder Lotion auf die Haut auftragen kann. Sie überdecken den natürlichen Körpergeruch.
- Moskitonetze und Insektenschutzgitter: Moskitonetze über Bett bzw. Kinderwagen anbringen. Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen montieren.
- Hygiene: Vor Einbruch der Dämmerung duschen, um Schweiß zu entfernen.
- Vermeidung von stehenden Gewässern: Stehende Gewässer abends meiden. Regentonnen und volle Gießkannen entleeren bzw. abdecken, um Ei-Ablage im Wasser zu verhindern.
- Kühlung und Luftzirkulation: Ventilatoren und Klimaanlagen sorgen für kühlere Temperaturen und Luftzirkulation. Beides kann dazu beitragen, Mücken fernzuhalten.
Möglicherweise hält auch der Duft mancher Pflanzen Mücken fern. Dazu sollen z. B. Tomaten, Eukalyptus, Katzenminze, Geranien, Lavendel, Zitronenmelisse, Basilikum, Rosmarin und Thymian zählen.
Die Rolle der Mücken im Ökosystem
Auch wenn man es den Plagegeistern nicht sofort ansieht: Mücken sind sehr nützlich für das Ökosystem und damit auch für den Menschen. Zum einen bestäuben die Tiere viele Pflanzenarten wie zum Beispiel den Kakaobaum. Zum anderen sind Mücken eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insektenarten, Frösche, Salamander und Eidechsen. Auch einige Vogelarten wie die Mehlschwalbe fressen Mücken. Die Larven der Mücken haben ebenfalls eine wichtige Funktion. Sie entwickeln sich in Gewässern wie Flüssen oder Bächen und filtern und reinigen dort das Wasser. Durch ihren Stoffwechsel machen sie außerdem Nährstoffe wie Stickstoff für Pflanzen verfügbar.
Neue Mückenarten und Krankheitsübertragung
Vor allem im Südwesten Deutschlands, der Pfalz sowie in Teilen Thüringens und Frankens, finden sich vermehrt Tigermücken, die in den süd- und ostasiatischen Tropen und Subtropfen beheimatet sind. Sie können Überträger von bis zu 20 Krankheitserregern, unter anderem dem Dengue-Virus, dem Chikungunya-Virus, dem Zika-Virus und dem West-Nil-Virus sein. Glücklicherweise gab es in Deutschland bisher keine derartige Infektion. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit mit zunehmender Ausbreitung.
Mücken können durch ihre Stiche Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder Denguefieber auf den Menschen übertragen. Zwar kann jede Mücke alle Krankheitserreger aufnehmen, aber sie kann sie nicht alle übertragen. Die verschiedenen Arten sind vielmehr auf bestimmte Viren spezialisiert. Experten und Expertinnen geben für Deutschland jedoch Entwarnung: Zwar gibt es hierzulande auch Tigermücken, diese haben aber noch keine der tropischen Erkrankungen übertragen. Der Grund: Die Blutsauger können eine Krankheit nur weitergeben, wenn sie sich zuvor selbst angesteckt haben. Das heißt: Tigermücken können nur dann Dengue-Viren an uns übergeben, wenn sie vorher auch eine Person mit Denguefieber gestochen haben. Aber: In den vergangenen Jahren gab es in Südeuropa lokale Fälle von Dengue, Malaria und dem West-Nil-Fieber.