Unser Gehirn ist ein faszinierendes Organ, das uns ermöglicht zu denken, zu fühlen, zu lernen und die Welt um uns herum zu erleben. Es ist die Schaltzentrale unseres Körpers, die ständig aktiv ist, selbst wenn wir schlafen. Doch was genau kann unser Gehirn alles leisten, und wie können wir seine Fähigkeiten optimal nutzen und fördern?
Die erstaunliche Funktionsweise unseres Gehirns
Das Gehirn ist mit jedem einzelnen Teil unseres Körpers verbunden. Als Steuerzentrale ist es mit jedem einzelnen Teil unseres Körpers verbunden. Da gibt es richtige Leitungen, die Nerven. Die bestehen, wie das Gehirn selbst auch, aus vielen einzelnen Nervenzellen und sehen aus wie sehr dünne weiße Kabel. Und eigentlich funktionieren sie auch so: Sie leiten eine Nachricht elektrisch weiter.
Im Kopf gehen diese Leitungen direkt vom Gehirn zu Augen, Mund, Nase, Ohren, Zunge usw. Das sind die Hirnnerven, zwölf sind es insgesamt. Vom Gehirn durch die Wirbelsäule, also vom Kopf in den Körper, führt das Rückenmark - eine dickere Leitung, ungefähr so dick wie ein Bleistift. Über all diese Leitungen steuert unser Gehirn den ganzen Körper. Das geht unvorstellbar schnell. Noch dazu kann das Gehirn auch vieles gleichzeitig. Und das schaffen nicht einmal die besten, größten und leistungsfähigsten Computer auf der ganzen Welt!
Das ist möglich, weil nicht immer das ganze Gehirn arbeiten muss, sondern für verschiedene Aufgaben verschiedene Abteilungen zuständig sind: Das Sprechen und Denken übernimmt zum Beispiel das Großhirn, der obere und größte Teil unseres Gehirns direkt unter der Schädeldecke. Für Bewegungen ist das Kleinhirn im Hinterkopf zuständig. Und all das Lebenswichtige, was nebenbei abläuft, ohne dass wir daran denken müssten - atmen, das Blut durch den Körper schicken, auch husten und niesen -, das regelt der Hirnstamm zwischen Großhirn und Rückenmark. Ohne ihn könnten wir überhaupt nicht leben. Das Zwischenhirn leitet alle eingehenden Signale aus dem Körper an die entsprechende Gehirnregion weiter. Unser Gehirn verändert sich ein Leben lang. Ständig nimmt es neue Informationen auf und verknüpft sie mit bereits vorhandenem Wissen. Immer wenn wir etwas neues lernen, "sprechen" im Gehirn Nervenzellen miteinander und bilden neue Verbindungen. Das Gehirn steuert Organe und Bewegungen des Körpers. Außerdem kann es Gefühle und Erinnerungen erzeugen. Jedes einzelne Gehirn kann dabei mehr Wissen speichern als sämtliche Bibliotheken der Welt. Alles, was jemals auf dieser Welt von Menschen gemacht wurde - gebaut, hergestellt, geschrieben, gedichtet oder komponiert - haben Menschen mit ihren Gehirnen erdacht.
Die wichtigsten Bereiche des Gehirns und ihre Funktionen
- Großhirn: Verantwortlich für Sprechen, Denken, bewusste Handlungen und die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen.
- Kleinhirn: Zuständig für die Koordination von Bewegungen und das Gleichgewicht.
- Hirnstamm: Reguliert lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Herzschlag und Reflexe.
- Zwischenhirn: Leitet Signale aus dem Körper an die entsprechenden Gehirnregionen weiter.
- Limbisches System: Steuert Emotionen, Motivation und das Gedächtnis.
Teste deine geistige Fitness
Schnelligkeit und Konzentrationsdauer sind wichtige Grundlagen der geistigen Fitness. Um herauszufinden, wie es um diese beiden Fähigkeiten steht, empfehlen Experten die folgenden Tests.
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Test 1: Schnelligkeit des Gehirns
Legen Sie eine Uhr mit Sekundenzeiger bereit oder öffnen Sie eine Stoppuhr-App auf Ihrem Smartphone. Gleich sehen Sie eine Abfolge aus 20 Buchstaben. Lesen Sie diese so schnell wie möglich halblaut vor und stoppen Sie dabei die Zeit.
a l w h f z k e v p m g z n r t s b j k
Wie lange haben Sie gebraucht?
- 5 Sekunden: Das ist eine extrem gute Leistung! Sie gehören offenbar zu den Menschen, deren Gehirn besonders schnell arbeiten kann.
- 6 bis 7 Sekunden: Das ist ein sehr guter Wert!
- 6 bis 9 Sekunden: Die meisten Menschen liegen in diesem guten Bereich.
- 10 Sekunden oder mehr: Führen Sie den Test an einem anderen Tag zu einer anderen Uhrzeit noch einmal durch. Die Arbeitsgeschwindigkeit des Gehirns variiert je nachdem, wie müde oder wach Sie sind, entspannt oder angespannt. Liegen Sie erneut in diesem Bereich, lohnt es sich, die Schnelligkeit Ihres Gehirns zu trainieren. Dazu eignet sich unter anderem die nachfolgende Übung „Silben-Spurt“.
Übung „Silben-Spurt“: Verbessern Sie Ihre Schnelligkeit!
Das folgende Raster zeigt zerstückelte Wörter eines chinesischen Sprichworts. Lesen Sie sich zunächst das Sprichwort durch und tippen Sie dann in der richtigen Reihenfolge auf die im Raster verteilten Buchstabenteile. Beginnen Sie mit dem grün hinterlegten Wort „Tee“.
Tee erleuchtet den Verstand, schärft die Sinne, verleiht Leichtigkeit und Energie und vertreibt Langeweile und Verdruss.
Im zweiten Schritt können Sie das Sprichwort auswendig lernen. Rufen Sie es dann aus dem Gedächtnis ab, um die richtigen Buchstabenteile nacheinander anzutippen.
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Test 2: Konzentrationsdauer des Gehirns
Sie sehen gleich drei Buchstabenreihen. Konzentrieren Sie sich zunächst auf die erste Reihe (vier Buchstaben). Lesen Sie die Buchstaben, etwa einen pro Sekunde. Schließen Sie die Augen und wiederholen Sie die Buchstaben aus dem Gedächtnis in der richtigen Reihenfolge. Wiederholen Sie den Vorgang mit der nächsten Reihe (sieben Buchstaben). Lesen Sie wieder alle Buchstaben im Sekunden-Rhythmus, schließen Sie dann die Augen und wiederholen Sie die Buchstaben aus Ihrer Erinnerung. Die erste Buchstabenreihe sollte Ihnen nicht schwer gefallen sein. Für viele Menschen ist aber bereits die zweite Reihe nicht mehr zu schaffen. Die Gesellschaft für Gehirntraining erklärt dazu: „Die Zeit, die Sie zum Lesen der Buchstaben benötigt haben, war zu lang. Die Merkspanne war abgelaufen, bevor Sie zum Ende der Buchstabenreihe gekommen sind. Sie konnten nicht rechtzeitig zwischenspeichern, was Sie schon gelesen haben, weil Sie ja weiterlesen mussten. So ist der Faden gerissen. In der Erinnerung fehlen Buchstaben und die Reihenfolge ist durcheinander geraten.“
Das ist ein ganz normaler Vorgang. Trotzdem können Sie auch diese Fähigkeit Ihres Gehirns trainieren. Dazu eignet sich unter anderem die folgende Übung.
Übung „Dreiecke zählen“: Verbessern Sie Ihre Konzentrationsdauer!
Wie viele Dreiecke stecken in der folgenden Abbildung? Notieren Sie sich zunächst, welche Anzahl Sie auf den ersten Blick schätzen. Zählen Sie dann genau nach.
Wie wir unser Gehirn fit halten können
Nervenzellen sterben im Laufe des Lebens ab, das Gehirn altert. So werden wir mit der Zeit vergesslicher, brauchen länger, um Neues zu lernen, und können komplexe Zusammenhänge nicht mehr so gut erkennen. Trotzdem müssen wir den Alterungsprozess des Gehirns nicht einfach hinnehmen. Die geistige Fitness lässt sich trainieren und so auch im Alter auf einem guten Niveau halten.
Allein mit Sudoku und Kreuzworträtseln gelingt das allerdings nicht. „Diese Tätigkeiten machen zwar Spaß, stellen aber für das Gehirn keinen Leistungsgewinn dar“, sagt Martin Korte. „Wir werden dadurch besser darin, spezifische Aufgaben zu lösen. Doch weder unser Zahlen- noch unser Faktengedächtnis verbessert sich, und vor allem wirkt sich dieses hochspezialisierte Training nicht auf andere Denktätigkeiten aus.“ Stattdessen spiele der gesamte Lebensstil eine wichtige Rolle für die Gesundheit und Fitness des Gehirns.
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Checkliste: Wie gut sorgen Sie für Ihre geistige Fitness?
Je mehr der folgenden Aussagen Sie bejahen beantworten, desto besser für Ihre geistige Fitness.
- Sie ernähren sich gesund und haben ein Gewicht im Normalbereich. Essen Sie bunt, also möglichst viel Gemüse und Obst, lokal und saisonal, dafür möglichst wenig Fleisch, regelmäßig Fisch und wenig Zucker. Sein Tipp: jeden Tag eine Handvoll Blaubeeren, Nüsse und ein bis zwei Mal die Woche ein Gericht mit Forelle. Außerdem sollten Sie mehr Eiweiß als Kohlenhydrate zu sich nehmen. Zu einer richtigen Ernährung zählt auch, Diabetes zu vermeiden beziehungsweise behandeln zu lassen.
- Sie bewegen sich im Schnitt vier bis fünf Mal die Woche für 30 Minuten. Sportliche Aktivitäten führen zu einer besseren Durchblutung des Gehirns. „Wird der motorische Cortex aktiv, bekommt er mehr sauerstoffreiches Blut zugeteilt“, erklärt Korte. „Davon profitiert als 'Mitnahme-Effekt' auch das angrenzende Arbeitsgedächtnis.“
- Sie leiden nicht unter Bluthochdruck oder lassen diesen behandeln.
- Sie schlafen mindestens sieben Stunden pro Nacht. „Schlaf ist wichtig, um das Gelernte im Langzeitgedächtnis zu konsolidieren, aber auch um am nächsten Tag wieder aufmerksam und konzentriert arbeiten, lernen und üben zu können“, erklärt Korte.
- Sie vermeiden Stress und negative Emotionen: „Haben wir das Gefühl, zu viele Dinge gleichzeitig erledigen zu müssen, bedeutet das für unser Hirn eine Art Kontrollverlust. Dieser weckt im Gehirn archaische Ängste, die wiederum die Bedrohungsachse im Gehirn aktivieren“, sagt der Neurobiologe. Dadurch gehe Rechenkapazität verloren, da der Stirnlappen versucht, Stress, Angst und negative Emotionen abzuwehren. In der Folge kann das Hirn weniger Leistung erbringen.
- Sie rauchen nicht. Rauchen stört die Durchblutung, auch im Gehirn. Außerdem versetzt Nikotin das Blut mit Kohlenmonoxid. Im Hippocampus kann dies dazu beitragen, dass sich schlechter neue Nervenzellen bilden.
- Sie pflegen Ihre Zähne.
Stress und Trauma: Wenn das Gehirn lernt, anders zu reagieren
Dein Gehirn lernt alles. Aber wusstest du, dass das auch manchmal ein Nachteil sein kann? Dein Gehirn kann auch Stress lernen. Wir erklären, was bei schwierigen oder schlimmen Dingen alles in deinem Kopf und Körper passiert, z. B. Ärger mit den Eltern oder nach einen schweren Unfall. Und wir erklären, dass Stress eigentlich ganz normal ist, manchmal gut aber manchmal auch schlecht sein kann.
Stressanpassungen im Körper
Dilara rannte so schnell sie konnte. Sie musste unbedingt den Bus kriegen. Zuspätkommen wäre eine Katastrophe. Sie konnte gestern einfach nicht einschlafen. Die gestern geübten Worte schwirrten in ihrem Kopf herum. Und dann hatte sie vergessen, den Wecker zu stellen. Als sie aufwachte und auf die Uhr schaute, war sie so schnell sie konnte aus dem Bett gesprungen und ohne Frühstück losgerannt. Ihre Lunge brannte, ihr Herz pochte, Hunger spürte sie keinen mehr. Aufs Klo hatte sie es auch nicht mehr geschafft, aber das merkte sie jetzt nicht. Jetzt alles oder nichts! Dilara flog über die Straße und erreichte geradeeben den Bus. Als sich Dilara im Bus hinsetzt, rast ihr Herz, sie schwitzt und ist völlig außer Atem. Es dauert etwas, bis sich ihr Körper beruhigt hat und Dilara wieder normal atmen kann. Unser Körper kann sich an unterschiedliche Situationen anpassen. Bei Dilara sehen wir Stressanpassungen. Dilara erreicht den Schulbus. Das heißt, der Stress ist hier etwas Gutes! Sie bekommt genügend Energie und Kraft, um schnell zu rennen. Ein ganzes System ist dabei angesprungen. Wir nennen es das sympathische Nervensystem und die Hauptrolle spielt hier der Sympathikus. Der Sympathikus sorgt dafür, dass wir Menschen uns zum Beispiel gegen wilde Tiere verteidigen können. Oder zumindest schnell weglaufen. Aber eben auch um pünktlich zur Klassenarbeit zu kommen. Das funktioniert ein bisschen so wie ein Gaspedal: das Herz schlägt schnell und stark, damit die Muskeln viel Blut und Kraft bekommen, die Pupillen werden groß (und können besser im Dunkeln gucken), die Lunge kann viel Luft aufnehmen.
Am Nachmittag liegt Dilara erschöpft auf ihrem Kuschelkissen. Alles ist gut gegangen, alle Wörter, die Sie geübt hatte, waren drangekommen. Sie hört ihr Lieblingshörspiel. Ihre Mutter hat ihr einen warmen Tee gemacht. Der Gegenspieler des Sympathikus ist der Parasympathikus. Entspannung da. Die Verdauung wird dabei angekurbelt, um Gegessenes aufzunehmen. Deshalb blubbert dein Bauch, wenn du entspannt und ruhig bist. Auch merkt man Hunger oder wenn man aufs Klo muss. Hast du auch manchmal so Tage wie Dilara? Wie merkst du, dass du Stress hast? Was kannst du dagegen tun? Zum Entspannen kannst du dir einen Trick zum Nutzen machen, denn du kannst deinen Parasympathikus anschalten, auch wenn du eigentlich gestresst bist.
Angst und Stress in der Schule
Mattes sitzt in der Schule. Die Mathestunde hat begonnen. Gefühl macht sich breit. Die Hände werden kalt und es fühlt sich an, als hätte er Steine verschluckt. Mattes mag Mathe überhaupt nicht. Die Lehrerin schreibt eine Aufgabe an die Tafel: “Mattes, kommst du bitte nach vorne und löst das so, wie letzte Stunde besprochen?”. Mattes merkt, wie sein Kopf heiß wird. Dann kalt. Sein Herz klopft. Wie ein Roboter steht er auf und geht Richtung Tafel. Es ist für ihn so, als würde er gar nicht selbst gehen, sondern sich dabei zusehen. Er dreht sich zur Lehrerin. “Mattes, komm, versuch‘s mal…” Die Stimme kommt ihm vor wie aus weiter Ferne, sein Kopf ist leer, seine Knie sind weich, sein Herz rast. Sicher hast du dich schonmal so, wie Mattes gefühlt. Gefühl, das oft in einer stressigen Situation entsteht. Gefühl im Magen und Bauchschmerzen. Oder schwitzige Hände, Zittern, Herzklopfen… Angst aber auch im Kopf - du bist vielleicht nervös und unkonzentriert. Oder es fühlt sich so an, als sei dein Gehirn unter Strom. Angst noch schlimmer machen (Boie, 2013*). Angst passiert (Codrington, 2020).
Dein Gehirn besteht aus mehreren Teilen. Stell es dir vor wie einen Baum mit Wurzeln. Die Wurzeln sind ein ganz wichtiger Teil und liefern Wasser und Nährstoffe. Die Verbindung zwischen Wurzeln und Ästen ist der Baumstamm - er sorgt dafür, dass Wasser und Nährstoffe weitergeleitet werden. Das ist im Gehirn das Mittelhirn. Da drin ist ein wichtiges Zentrum, das limbische System. Das bestimmt, wie wir fühlen, was wir tun, was uns in Erinnerung bleibt. Amygdala). Mandelkern ist verantwortlich für intensive Gefühle, wie z. B. Angst, aber auch Freude. Die Äste sind der jüngste Teil des Baumes - im Gehirn das Großhirn. Das ist verantwortlich für alles, was du bewusst denkst und tust. Wir Menschen sind schon ziemlich lange auf der Welt und unser Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu schützen, Tiger zum Beispiel. Wir haben gelernt, Gefahren schnell zu erkennen und ganz schnell unser Stresssystem einzuschalten. Wenn du im Dschungel umher gehst und plötzlich ein hungriger Tiger vor dir steht, dann hast du keine Zeit nachzudenken. Deshalb schaltet dein Gehirn - das Angstzentrum im Mittelhirn - alles, was kompliziert ist, ab. Es geht nur noch um Kämpfen oder Fliehen - Oder darum, sich einfach tot zu stellen - eine „Nichts-geht-mehr-Situation“ (Krüger, 2011). Nun gibt es aber Menschen und Situationen, die nicht gefährlich sind, aber dennoch alles auf Alarm steht. Angst, dass er gar nichts mehr sagen und tun konnte, sondern einfach erstarrte. Wie kann es Mattes schaffen, wieder nachzudenken und einen geraden Satz über die Lippen zu bringen? Anders: Wie bekommt man jetzt das Großhirn aktiv, damit es dem Angstzentrum sagen kann: Stopp mal, alles in Ordnung, keine Gefahr? Angst erleben - wie Dilara im Alltag, oder Mattes in der Schule, aber natürlich auch gefährlichen Situationen: zum Beispiel bei einem schlimmen Unfall, wenn man überfallen wird oder wenn um einen herum Krieg ist (Roberts, 2018).
Trauma und seine Auswirkungen
Mariya ist zwölf und lebte mit ihren Eltern in der Ukraine. Im Februar 2022 ging der Krieg los, Mariya musste oft bei Luftalarm in den Bunker und hat die Explosionen gehört. Angst. Im Herbst ist Mariya mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern nach Deutschland gekommen. Sie sind froh, hier zu sein, machen sich aber große Sorgen um ihre Familie, die noch in der Ukraine ist. Mariya geht hier zur Schule und konnte schon Freundinnen finden. Aber immer wieder geht es ihr nicht gut. Mariya kann nicht gut schlafen, hat Albträume, ist in der Schule müde und unkonzentriert und hat auf kaum etwas Lust. Auch ist sie schnell wütend und weint. Das war früher nicht so. Sie ist oft schreckhaft und es kommen oft Bilder in den Kopf ohne, dass sie das will. Angst, Panik und Herzrasen. Aber das ging ja alles wieder vorbei. Dilara hat den Bus bekommen. Trauma. Trauma ist das so eine Sache. Das Gehirn von Mariya sagt praktisch die ganze Zeit: Mariya, pass auf, jedes laute Geräusch kann eine Bombe sein. Und das obwohl Mariya jetzt hier ist und in Deutschland kein Krieg ist und keine Bomben fallen. Es fühlt sich für sie alles unsicher an.
Wege zur Bewältigung von Trauma
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Trauma zu bewältigen. Eine hilfreiche Übung, die dabei oft gemacht wird, stellen wir dir in Infobox 3 vor (vgl. Resilienz) sprechen. Trauma oder nach viel Stress Probleme, die wir oben beschrieben haben. Das kann passieren, muss aber nicht. Resilienz sind Themen mit denen sich die Wissenschaft schon lange beschäftigt.
Was du aus diesem Artikel mitnehmen kannst
Du hast gelernt, wie sich Stress anfühlt, was dabei im Gehirn passiert, dass es verschiedene Arten von Stress gibt, und wir aus verschiedenen Gründen Stress haben können. Wir hoffen, wir konnten dir ein paar Tricks gegen Stress vorstellen! Angst haben ist normal, aber manchmal kann unser Körper nicht gut damit umgehen. Oft ist es hilfreich, Unterstützung bei Personen zu suchen, die dir wichtig sind, z. B. bei deinen Freunden oder deinen Eltern. Erzähle ihnen, was los ist bei dir. Vielleicht haben Sie ja eine Idee, was du tun kannst- oder was ihr zusammen tun könnt! Aber was ist, wenn du merkst, dass dein Stress nicht weg geht? Es gibt Personen, so wie Jan oder Claudia, die sind genau dafür da, dass sie Kindern und Jugendlichen helfen, mit Kummer, Wut, Ängsten, Sorgen und anderen blöden Gefühlen umzugehen. Was ihr dann macht heißt Psychotherapie. Du kannst dir das so vorstellen: wenn du etwas mit den Augen hast, gehst du zum Augenarzt. Wenn du etwas mit den Ohren hast, zum Ohrenarzt. Und wenn es dir nicht gut geht, dann zu einem Arzt oder Spezialisten für Gefühle. Sprich mit deinen Eltern darüber, wie du dich fühlst. Beratung für dich gibt es auch telefonisch, ruf einfach die Nummer gegen Kummer an! Da kannst du auch anrufen, ohne zu sagen, wer du bist. Vertrauensvoll, kostenlos und jederzeit möglich! Deine Eltern können sich auch beraten lassen.
Die Rolle von Neuroenhancement: Leistungssteigerung auf Knopfdruck?
Mittel, die versprechen, Gedächtnis, Konzentration und Denkfähigkeit zu steigern, lassen sich im Netz heute leicht beschaffen. Doch brauchen wir diese "Smart Drugs" wirklich? Ob Prüfungsdruck, normaler Alltagswahnsinn oder Doppelbelastung durch Care-Arbeit - manchmal wünschten wir uns, wir hätten Superheldenkräfte. Verspricht die Werbung dann, nur eine Pille oder ein Pülverchen, sogenannte Neuroenhancer, einwerfen zu müssen und schon gehe alles easy-peasy von der Hand, klingt das natürlich verlockend. Doch, wie immer, wenn mir allzu simple Lösungen angeboten werden, macht mich gerade das skeptisch. Je einfacher, desto unwahrscheinlicher, denke ich. Und umso größer mein innerer Widerstand gegen solche genialen Ideen. Wo ist also der Haken?
Was sind Neuroenhancer?
Neuroenhancement bezeichnet das Aufputschen der geistigen Leistung. Die entsprechenden Präparate werden Nootropika genannt, von den griechischen Wörtern noos (Geist) und tropein (drehen), oder moderner ausgedrückt: Brain Booster, Smart Drugs.
Natürliche Nootropika
Natürliche Nootropika, etwa aus Kräuterextrakten, Vitaminen oder Aminosäuren, sind dagegen vergleichsweise unproblematisch. Ginseng, Koffein, Guarana, Kreatin, Cholin, L-Theanin, Omega-3-Fettsäuren oder Vitamin B12 unterliegen zwar als Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel nicht den strengen Regeln der EMA oder FDA, den europäischen oder US-amerikanischen Arzneimittelagenturen, doch sprechen Erfahrungswerte durchaus für einen gewissen wachmachenden, Klarheit schenkenden Effekt. Auch wenn die maßvolle Anwendung nicht schadet, sind seriöse wissenschaftliche Belege für eine Wirksamkeit der Stoffe als Brain Booster dennoch kaum vorhanden. "Es gibt allenfalls begrenzte Evidenz für einen Nutzen - meist bei Menschen mit Mangelernährung oder bestehendem kognitivem Abbau", erklärt Dr. Jayne Zhang, Neurologin an der Johns Hopkins School of Medicine, gegenüber Medscape.
Synthetische Smart Drugs
Sorgen bereiten vielmehr synthetische Smart Drugs. 2021 fand ein Forschungsteam um Prof. Dr. Pieter Cohen von der Cambridge Health Alliance und der Harvard Medical School im Rahmen einer Studie mehrere nicht zugelassene Substanzen in frei verkäuflichen Neuroenhancement-Präparaten. Zudem stimmten bei drei von vier Produkten die Ergebnisse der Laboruntersuchungen nicht mit den Angaben auf der Verpackung überein. Von Langzeitwirkungen weiß man bislang wenig, zum Teil bergen manche Stoffe sogar Abhängigkeitspotenzial. Das finde ich schon besorgniserregend. Ganz zu schweigen vom Missbrauch von Medikamenten, die es eigentlich nur auf Rezept gibt, wie Methylphenidat, Amphetamine oder Modafinil, die zur Behandlung von ADHS, Narkolepsie oder Demenzerkrankungen gedacht sind. Und schließlich kommen auch illegale Drogen, beispielsweise Speed und Ecstasy, zum Zweck des Gehirndopings zum Einsatz.
Der gesunde Weg zu kognitiven Bestleistungen
Der Weg zu kognitiven Bestleistungen ist tatsächlich relativ simpel - wenn auch nicht ganz so leicht, wie eine Kapsel zu schlucken. Denn ein gesunder Lebensstil hält auch das Gehirn fit - nachweislich wirksam und vor allem sicher. Im Einzelnen bedeutet das die Kombination von gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und mentalem Training.
Zum Einfluss der Ernährung sagt zum Beispiel Dr. Emma Laing von der University of Georgia: "Viele möglichst gering verarbeitete Lebensmittel können die kognitive Gesundheit verbessern und das Risiko chronischer Krankheiten verringern.“ Vor allem die Mittelmeer-Küche ist bekannt dafür, das Gedächtnis und mehr kognitive Fitness im Alter nachweislich zu fördern. Zwar ist das Gehirn kein Muskel, doch auch unser Denkorgan profitiert von regelmäßigem Training. Dabei ist es wichtig, sich selbst immer wieder herauszufordern und sich neuen (Denk-)Aufgaben zu stellen. Dann können sich bis ins hohe Alter immer wieder neue Nervenverbindungen bilden. Reines Wissenabfragen genügt dafür nicht.
Fazit: Dein Gehirn - ein Leben lang aktiv und lernfähig
Teure Pillen kaufen, die im Zweifel mehr schaden, als helfen? Da werde ich doch lieber diese Oldschool-Tipps beherzigen und den Lebensstil möglichst gesund gestalten. Darüber freut sich dann auch der gesamte Organismus, nicht nur das Hirn. Unser Gehirn ist ein unglaublich komplexes und leistungsfähiges Organ, das wir ein Leben lang nutzen und fördern können. Durch eine gesunde Lebensweise, regelmäßiges Training und den bewussten Umgang mit Stress und Trauma können wir seine Fähigkeiten optimal entfalten und unsere geistige Fitness bis ins hohe Alter erhalten.
In Klammern werden die AutorInnennamen angegeben, die zu diesem Thema schon geforscht haben, z. B. so: Boie, 2013 Das bedeutet, dass jemand namens Boie im Jahr 2006 dazu geforscht hat.
Literatur für die Kids:
- Port, M. (2013). Das mutige Buch.
- Roberts, C. (2018). Wie ist es, wenn man kein Zuhause hat? Alles über Flucht und Migration. Große Fragen kindgerecht erklärt.
- Boie, K. (2012). Kirsten Boie erzählt vom Angsthaben.
- Lang, S. & Lang, M. (2022). Kein Stress, Jim! Lustiges Comic-Buch über den Umgang mit Stress und Gefühlen.
- Krüger, A. (2011). Powerbook. Erste Hilfe für die Seele.