Die Neurochirurgie ist ein hochspezialisiertes medizinisches Fachgebiet, das sich mit der operativen Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des Nervensystems befasst. Sie umfasst das zentrale, periphere und vegetative Nervensystem, einschließlich des Gehirns, des Rückenmarks, der Nervenwurzeln und der peripheren Nerven. Dabei werden nicht nur die Strukturen der großen Nervensysteme berücksichtigt, sondern auch die sie versorgenden Blutgefäße und Hüllen.
Definition der Neurochirurgie
Die Neurochirurgie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der operativen Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Nervensystems befasst. Der Begriff "Neurochirurgie" setzt sich aus den griechischen Wörtern "neuron" (Nerv) und "cheirourgia" (Handarbeit, Chirurgie) zusammen. Die Neurochirurgie ist für Fachärzte und Kliniken von zentraler Bedeutung, da sie präzise operative Eingriffe ermöglicht, die Leben retten, Lebensqualität verbessern und die funktionelle Leistungsfähigkeit der Patienten erhalten können.
Das Gebiet Neurochirurgie umfasst die Erkennung, operative, perioperative und konservative Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Erkrankungen, Verletzungen, Verletzungsfolgen und Fehlbildungen des zentralen Nervensystems, seiner Gefäße und seiner Hüllen, des peripheren und vegetativen Nervensystems.
Geschichte der Neurochirurgie
Schon bevor das Nervensystem als solches von der Medizin definiert wurde, führten die Anfänge der Medizin neurochirurgische Eingriffe in Form von Schädelöffnungen durch. Anhand von Skelettfunden aus der Jungsteinzeit lässt sich nachweisen, dass schon vor mehreren Jahrtausenden Trepanationen (operative Schädelöffnungen) durchgeführt wurden - und dass die Patienten die Eingriffe überlebten.
Die Grundlagen für die moderne Neurochirurgie wurden im 19. Jahrhundert gelegt. Voraussetzung für die Entwicklung der modernen Neurochirurgie war der technische Fortschritt der 1970er-Jahre in Kombination zur erstmals möglichen direkten Bildgebung durch die Computertomographie. Später treten in der neuroradiologischen Diagnostik die Magnet-Resonanz-Tomographie, im operativen Bereich Laser- und vor allem Ultraschall-Techniken als Neuerungen hinzu. Digitale Datenverarbeitung durch Navigationssysteme, die die Operationsmorbidität mindern helfen und die Effizienz neurochirurgischer Eingriffe optimieren, gelten als Errungenschaften der letzten Jahre. Neuroendoskopische Methoden sind ein weiterer Schritt zur minimal-invasiven Chirurgie. Die interventionelle Angiographietechnik, etwa bei Katheterembolisation im Einsatz, kommt mittlerweile sogar ohne Skalpell aus.
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Seither hat sich viel getan: Durch den Fortschritt bei Operations- und Untersuchungstechniken können Ärzte beispielsweise Hirntumore, Wirbelsäulenerkrankungen, Aneurysmen, Metastasen, Fehlbildungen oder Verletzungen am zentralen oder peripheren Nervensystem inzwischen besser erkennen. Doch auch durch die alternde Gesellschaft hat sich das Tätigkeitsgebiet von Neurochirurgen verändert: So werden beispielsweise degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule wie spinale Stenosen und Bandscheibenvorfälle immer häufiger.
Anwendungsgebiete der Neurochirurgie
Die Neurochirurgie befasst sich hauptsächlich mit Verletzungen, Fehlbildungen und Tumorerkrankungen des Gehirns und des Schädelknochens sowie des Rückenmarks und der Wirbelsäule. Das Nervensystem des Menschen mit seinen Verknüpfungen und Funktionskreisen führt zu einer Vielzahl an Krankheitsbildern, mit denen sich die Neurochirurgie beschäftigt. Zu den häufigsten zählen:
- Bandscheibenvorfall
- Karpaltunnelsyndrom
- Schädel-Hirn-Trauma
- Hydrocephalus
Die Neurochirurgie findet in den unterschiedlichsten Gebieten Anwendung. Es ist möglich, Lähmungen oder sogar komplette Funktionsausfälle zu beheben. Auch tiefe Hirnstimulationen bei Parkinson-Patienten, Operationen am Rückenmark und Gehirn, Operationen von Schädelbasistumoren mit Beteiligung von Hirnnerven und Hirnstamm sowie die Behandlung komplexer Gefässveränderungen zählen zu den Schwerpunkten der Neurochirurgie.
Das Spektrum der Neurochirurgie umfasst ein breites Spektrum: Operationen bei Hirntumoren, Aneurysmen, Schädel-Hirn-Trauma, Wirbelsäulenerkrankungen, Epilepsiechirurgie und funktionelle Eingriffe wie die tiefe Hirnstimulation.
Neurochirurgie in der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen
Neben Erkrankungen des Gehirns widmet sich die Neurochirurgie in besonderem Maß der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und -verletzungen. Die Wirbelsäule ist eine komplexe Struktur aus Knochen, Knorpel und Nerven, die die Grundlage unseres Rückens bildet. Verletzungen, Degeneration und Erkrankungen der Wirbelsäule können erhebliche Schmerzen und neurologische Probleme verursachen. Dazu gehören Bandscheibenvorfälle, Wirbelkörperfrakturen, Wirbelkanalstenosen und Wirbelsäulentumore. Neurochirurgen verwenden verschiedene Techniken, von minimal-invasiven Eingriffen bis hin zu komplexen Wirbelsäulenrekonstruktionen, um Schmerzen zu lindern, neurologische Funktionen zu verbessern und die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen.
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Im ambulanten Bereich liegen die Schwerpunkte bei der Behandlung von degenerativen, entzündlichen und traumatischen Erkrankungen der Wirbelsäule und ihrer Nachbarstrukturen. Der Neurochirurg behandelt Beschwerden, die durch Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen des Nervensystems verursacht werden - dazu zählen unter anderem folgende Krankheitsbilder:
- Schmerzen und Funktionseinschränkungen an der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule
- Bandscheibenvorfälle, Verengungen, Instabilitäten, degenerative Veränderungen und Schmerzsyndrome der Wirbelsäule
- Tumore des Gehirns und des Rückenmarks
- Gefäßfehlbildungen des Gehirns und des Rückenmarks
- Verletzungsfolgen an Gehirn, Rückenmark oder Nerven / Neurotraumatologie
- Engpass- und Schmerzsyndrome peripherer Nerven (Karpaltunnel-Syndrom, Cubitalstunnel-Syndrom/Sulcus N. ulnaris-Syndrom/Tarsaltunnel-Syndrom, Meralgie, Loge deGuyon, Occiipitalis-Neuralgie, Skalenus-Syndrom, Neurome/Neurinome, Narbenschmerzen….)
- Schlaganfall
- Nervenwasser-Stau (Hydrozephalus)
Tätigkeitsbereich der Neurochirurgie
Im Gegensatz zur Allgemeinen Chirurgie bezieht sich die Neurochirurgie auf überaus kleine Bereiche und Strukturen und findet meist im Rahmen mikrochirurgischer Eingriffe Anwendung.
Was macht ein Neurochirurg? Da der Neurochirurg mit einer Vielzahl von Krankheitsbildern konfrontiert wird, sind die Möglichkeiten seiner Behandlungs- und Diagnoseverfahren dementsprechend breit gefächert.
Diagnostische Verfahren in der Neurochirurgie
Bevor Fachärztinnen und Fachärzte für Neurochirurgie operative Eingriffe durchführen, ist eine umfassende Diagnostik notwendig. Neurochirurginnen und Neurochirurgen nutzen dabei verschiedene diagnostische Verfahren, darunter:
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Computertomografie (CT)
- Zerebrale Angiografie
- Elektro-Enzephalogramm (EEG)
- Elektromyografie (EMG)
- Elektrophysiologische Untersuchung (EPU)
- Lumbalpunktion
Zu den wichtigsten Untersuchungsmethoden der Neurochirurgie gehören:
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- MRT
- PET
- MEG
- EEG
- Elektrophysiologische Untersuchung
- Lumbalpunktion
- EMG
Andere Techniken der intraoperativen Bildgebung wie intraoperativer Ultraschall gehören seit Jahren zur klinischen Routine der Neurochirurgie. Ergänzt werden diese Verfahren durch modernste Methoden wie die optische Kohärenztomographie und Multiphotonen-Fluoreszenztomographie, die die Grenzen von Hirntumoren auf mikroskopischer Ebene hervorragend definieren können.
Die Mikroneurochirurgie ist eine spezielle Methode der Neurochirurgie, bei der mithilfe eines Operationsmikroskops gearbeitet wird. Dieses Verfahren ermöglicht präzise Eingriffe, wenn das bloße Auge nicht ausreicht, um feinste Strukturen wie Nerven oder Gefäße exakt zu erkennen. Die Mikroneurochirurgie findet Anwendung bei hochkomplexen Operationen, beispielsweise bei der Entfernung von Hirntumoren, der Entlastung von Nerven bei Spinalkanalstenosen oder der Behandlung von Gefäßfehlbildungen.
Mithilfe eines Kernspintomographen werden Magnetfelder und Radiowellen genutzt, um ein Schnittbild des menschlichen Körpers zu erstellen. Um Rückschlüsse auf Erkrankungen wie Epilepsie, Hirnhautentzündung, Stoffwechselerkrankungen sowie weitere Hirnschäden, wie z. B. Tumore, zu ziehen, misst der Neurochirurg die elektrische Aktivität der Hirnrinde. Bei der sogenannten Hirnstrommessung werden Elektroden an der Kopfhaut des Patienten angebracht. Auf einem Monitor werden die elektrischen Ströme als Wellenmuster angezeigt. Ein von der Norm abweichendes Wellenmuster weist auf Erkrankungen bzw. Zur überprüfung der Ursache von Muskelschädigungen misst der Neurochirurg die elektrische Aktivität und Leitfähigkeit der Muskeln. Hierbei wird die elektrische Aktivität der Muskeln mithilfe von Elektroden im ruhenden Zustand, sowie unter maximaler Kontraktion und Bewegung gemessen. Bei der sogenannten Lumbalpunktion entnimmt der Neurochirurg dem Patienten mithilfe einer speziellen Nadel Hirn- oder Rückenmarksflüssigkeit aus dem Wirbelkanal.
Neurochirurgische Behandlungsverfahren
- Lumbalpunktion
- Schmerzschrittmacher
- Operative Versorgung von Akutverletzungen
- Operation
Wenn der Neurochirurg nicht in der Lage ist die chronischen Schmerzen seines Patienten vollständig zu eliminieren, kann er auf einen sogenannten Schmerzschrittmacher zurückgreifen. Bei dieser minimal-invasiven Methode führt der Neurochirurg ein schmales Rohr in den Körper ein, durch das er mittels feiner Instrumente operiert. Über ein spezielles Kamerasystem gelangt das Kontrollbild aus dem zu operierenden Bereich auf einen Monitor, aus dessen Sicht der Chirurg operiert.
Die interventionelle Schmerztherapie ist eine Option, wenn chronische Schmerzen - beispielsweise im Bereich der Wirbelsäule - auch nach einer Operation nicht nachlassen. Diese Behandlungsform kombiniert gezielte Eingriffe am erkrankten Gewebe mit innovativen Techniken, die zwischen konservativen und operativen Methoden angesiedelt sind. Ein Beispiel ist die Neuromodulation, bei der die Weiterleitung des Schmerzreizes unterbrochen oder moduliert wird, um den Schmerz zu reduzieren und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Konservative Behandlungsansätze
Bevor Neurochirurginnen und Neurochirurgen einen operativen Eingriff beschließen, werden in Absprache mit weiteren Fachkräften der Klinik (z. B. Onkologinnen und Onkologen) alle Möglichkeiten einer konservativen Therapie sorgfältig geprüft. Reichen konservative Behandlungsmöglichkeiten nicht aus, führen Spezialistinnen und Spezialisten für Neurochirurgie operative Eingriffe durch. Häufig werden dabei minimal-invasive Operationstechniken angewendet, um Erkrankungen effektiv zu behandeln und Beschwerden zu lindern.
Adjuvante medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten: Medikamente sind nicht die alleinige Antwort auf Schmerzen. Richtig eingesetzt sind sie ein wichtiger Bestandteil eines Behandlungskonzepts, das dem Körper eine optimale Basis zur Selbstheilung bieten soll.
Behandlungsangebote:
- Aufklärung über das Krankheitsbild, Behandlungsmöglichkeiten, Verhaltensregeln, Vermeidungsstrategien, Prognose
- Veranlassung bildgebender und neurologischer Diagnostik
- Konservative und operative Versorgung von Akutverletzungen
- Therapeutische und diagnostische Infiltrationen - teils unter radiologischer/sonographischer Navigation
- Triggerpunktinfiltrationen
- N. occipitalis-Blockaden
- Nervenwurzelblockaden (aka.:PRT/periradikuläre Therapie)
- Caudalanästhesien/Hiatus-sacralis-Blockaden/epidurale Überflutung)
- Infiltrationsbehandlung am Kreuz-/Darmbein-Gelenk(ISG-Blockade)
- Plexus brachialis-Blockade
- Injektionsbehandlungen bei CTS, SNUS, Meralgie, Tarsaltunnelsyndrom, Supinator- und Pronator-Logen-Syndrom, neuralgischen Fascienbeschwerden…
- Testblockaden zur Abwägung von operativen Erfolgsaussichten
- Minimal-invasive und mikrochirurgische Operationen zur Entlastung nervaler Strukturen (v.a.
Karriere in der Neurochirurgie
Über zwei Drittel aller Fachärzte für Neurochirurgie arbeiten in Kliniken und Krankenhäusern, die übrigen im ambulanten Bereich, beispielsweise in einer eigenen Praxis oder einer Gemeinschaftspraxis.
Die Weiterbildungszeit in der Neurochirurgie beträgt 72 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. Davon müssen 6 Monate in der intensivmedizinischen Versorgung neurochirurgischer Patienten abgeleistet werden. Ziel der Weiterbildung im Gebiet Neurochirurgie ist die Erlangung der Facharztkompetenz nach Ableistung der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit und Weiterbildungsinhalte.
Um ein guter Neurochirurg zu werden, sind ruhige Hände und geschickte Finger eine wichtige Voraussetzung. Aber auch eine realistische Selbsteinschätzung und überlegtes Handeln sind für Ärzte diesem Gebiet notwenig. Denn: Fehler, die bei Operationen am Nervensystem passieren, können in der Regel nicht korrigiert werden, mahnt der Neurochirurg Prof. Dr. Walter Stummer. Neurochirurgen können sich in einer eigenen Facharztpraxis niederlassen oder in einer Klinik arbeiten.
In Deutschland gibt es 3.268 Fachärztinnen und Fachärzte für Neurochirurgie (2024). Davon sind 2.788 berufstätig.
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