Multiple Sklerose (MS) und Erkältungen sind zwei unterschiedliche Gesundheitsprobleme, die jedoch einige Gemeinsamkeiten aufweisen können, insbesondere im Hinblick auf Symptome wie Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen MS und Erkältungen, um ein besseres Verständnis für beide Zustände zu ermöglichen.
Fatigue bei Multipler Sklerose
Fatigue ist ein häufiges und oft behinderndes Symptom bei MS-Patienten. Es äußert sich als ein überwältigendes Gefühl der Müdigkeit, das sich von normaler Müdigkeit unterscheidet. Betroffene fühlen sich oft schon nach dem Aufwachen erschöpft, selbst nach ausreichend Schlaf. Die Energie scheint ungewöhnlich schnell zu schwinden, unabhängig von der Art der Aktivität, sei es im Beruf, im Haushalt oder bei Hobbys. Dieser Zustand kann mit dem Erschöpfungszustand bei einer Erkältung mit hohem Fieber verglichen werden.
Chronische Natur der Fatigue
Im Gegensatz zur Müdigkeit bei einer Erkältung, die vorübergehend ist, ist die Fatigue bei MS chronisch. Sie verschwindet nicht einfach wieder, sondern tritt in unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit auf, oft täglich. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Die Fatigue betrifft sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit, was sich beispielsweise in Konzentrationsschwierigkeiten äußern kann. Einige MS-Patienten empfinden die Fatigue sogar als belastender als die Notwendigkeit, einen Rollstuhl zu benutzen. Sie ist oft der Hauptgrund für eine Berentung.
Fatigue: Kein MS-spezifisches Phänomen
Es ist wichtig zu betonen, dass Fatigue kein spezifisches Symptom von MS ist. Sie kann auch bei anderen Autoimmunerkrankungen, nach einer COVID-19-Infektion oder anderen viralen Infekten sowie bei Krebspatienten auftreten.
Forschung zur Fatigue
Aktuelle Forschungsprojekte, wie die Fatigue-Studie in Baden-Württemberg, untersuchen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Fatigue, die durch COVID-19 verursacht wurde, und Fatigue im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen. Dabei werden Patienten neurologisch, neuropsychologisch, mithilfe von MRT, Blutabnahmen und Nervenwasserentnahmen untersucht. Ziel ist es, Moleküle zu identifizieren, die den Energiestoffwechsel gewährleisten, um die Fatigue besser zu erfassen, diagnostizieren, vorbeugen und behandeln zu können. Ergebnisse dieser Studie werden Ende 2024 erwartet.
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Umgang mit Fatigue: Ein 4-Punkte-Plan
Da es bisher keine gut wirksamen Medikamente gegen Fatigue gibt, empfiehlt Professor Tumani einen 4-Punkte-Plan:
- Ausschluss und Behandlung anderer Ursachen der Fatigue, wie Schlafstörungen oder Medikamente, die Fatigue fördern können.
- Annahme der Fatigue, anstatt sich dagegen zu wehren.
- Aufklärung des Umfelds, um das Verständnis für die chronische Müdigkeit zu fördern. Fatigue ist keine Einbildung oder mangelnder Anstrengung, sondern ein reales Symptom, das Pausen erfordert.
- Energiemanagement, um herauszufinden, was besonders erschöpft und entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Ein Tagebuch kann dabei helfen.
Erkältungen: Dauer und Ursachen
Normalerweise ist eine Erkältung nach ein bis zwei Wochen überstanden. Statistisch gesehen ist das in 90 % der Fälle so. Es gibt aber eben auch die 10 %, bei denen es länger dauert. Die Ursache für eine hartnäckige Erkältung ist häufig eine verzögerte Heilung, entweder weil das Immunsystem geschwächt ist oder weil man sich im Alltag nicht gesundheitsfördernd verhält, z. B. durch Rauchen.
Nasennebenhöhlenentzündung als Komplikation
Es kann aber auch sein, dass sich aus dem Schnupfen eine Nasennebenhöhlenentzündung entwickelt hat. Typische Symptome der Sinusitis sind eine dauerhaft verstopfte Nase und Druckkopfschmerzen, die beim Beugen zunehmen. Da die Nebenhöhlen direkt mit dem Nasenraum verbunden sind, kann sich eine Entzündung der Nasenschleimhaut leicht auf die Nebenhöhlen ausbreiten. Der Sekretstau in der Nase führt dann dazu, dass sich auch die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen entzünden und anschwellen.
Faktoren, die eine verlängerte Erkältungsdauer begünstigen
Wenn eine Erkältung länger als zwei Wochen dauert, sind drei Dinge entscheidend:
- Faktoren abstellen, die einen längeren Krankheitsverlauf begünstigen.
- Geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Heilung zu fördern und möglichst schnell wieder gesund zu werden.
- Rechtzeitig zum Arzt gehen und abklären lassen, ob es sich um eine andere, potenziell gefährlichere Erkrankung handelt.
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine verlängerte Erkältungsdauer begünstigen können:
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- Die Umwelt: Wetter und Klima, Schadstoffe in der Luft und allergische Schleimhautbelastungen.
- Die Erreger: Manche Virustypen können aggressiver auftreten als andere. Zudem verändern sich Viren ständig und passen sich an neue Situationen an. Es kann auch sein, dass eine vermeintlich dauerhafte Erkältung in Wirklichkeit das Ergebnis einer wiederholten Ansteckung ist.
- Die körperliche Verfassung: Bei Säuglingen und älteren Menschen ist die Immunabwehr schwächer ausgeprägt. Auch Stress, seelische Belastung, chronische Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen, können die Abwehrkräfte schwächen.
- Das eigene Verhalten: Wer einfach weitermacht, als sei er gesund, riskiert eine Verschleppung der Erkältung oder sogar einen komplizierten Verlauf mit Folgeschäden. Berufs- und Freizeitstress, Schlafmangel und ungesundes Konsumieren schwächen die Abwehr zusätzlich.
Warnzeichen bei Dauer-Erkältung
Eine Erkältung, die nicht verschwindet oder bei der die Beschwerden zunehmen, kann auch andere Ursachen haben, z. B. einen komplizierteren Infekt. Warnzeichen sind:
- Akute Bronchitis mit starkem Husten und Schmerzen hinter dem Brustbein.
- Lungenentzündung mit Husten und Heiserkeit.
- Eine echte Grippe mit plötzlichem Beginn, hohem Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen.
In solchen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Immunsystem und Infektanfälligkeit
Eine Anfälligkeit für Infektionskrankheiten lässt auf ein geschwächtes Immunsystem schließen. Die Neigung zu Infekten kann vielfältige Ursachen haben, wie z. B. ein Mangel an Nährstoffen, Stress oder Schlafmangel. Manchmal beruht eine Immunschwäche aber auch auf einem angeborenen oder erworbenen Immundefekt.
Ursachen für ein geschwächtes Immunsystem
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Immunsystem beeinträchtigen können:
- Zunehmendes Alter
- Bestimmte Grunderkrankungen
- Einnahme von immununterdrückenden Medikamenten (Immunsuppressiva)
- Stress
- Psychische Belastungen
Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken:
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- Ausgewogene Ernährung
- Ausreichend Schlaf
- Stressreduktion
- Regelmäßige Bewegung
- Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
- Impfungen
Multiple Sklerose: Schub vs. Pseudoschub
Bei MS können Schübe auftreten, die sich von Pseudoschüben unterscheiden. Schübe sind Symptome, die neu auftreten oder sich verschlimmern und mindestens 24 Stunden anhalten. Pseudoschübe sind Verschlechterungen, die beispielsweise infektbedingt auftreten.
Auslöser für Schübe
Schübe können durch Infekte, aber auch durch Stress oder ohne erkennbare Ursache ausgelöst werden. Es gibt leichte und schwere Schübe. Leichte Schübe müssen nicht zwangsweise mit Cortison behandelt werden.
Umgang mit Multipler Sklerose
Wichtig ist, sich aktiv mit der Krankheit auseinanderzusetzen und eine verlaufsmodifizierende Therapie anzuwenden. Zu Beginn der Diagnose sind die meisten MS-Betroffenen jung und haben viele Fragen zu Therapiemöglichkeiten und den Auswirkungen der MS auf ihren Alltag. In späteren Jahren stehen Fragen zur Gestaltung des Alltags und zum Erhalt alltagsrelevanter Funktionen im Vordergrund.
Impfungen bei Multipler Sklerose
Impfungen sind ein wichtiges Thema bei MS, da sie mit viel Angst verbunden sind. Studien haben jedoch gezeigt, dass Impfungen das Risiko für MS nicht erhöhen und auch keine Schübe auslösen. Zusätzlich sind Impfungen wichtig, da sie Infektionen vorbeugen können.
Ernährung bei Multipler Sklerose
Es gibt keine spezifische Diätform für MS, die wissenschaftlich untersucht ist. Grundsätzlich wird jedoch eine ausgewogene Ernährung empfohlen.
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