Taubheitsgefühl nach Hand-OP: Ursachen und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl nach einer Handoperation kann verschiedene Ursachen haben. Oftmals fühlen sich Betroffene anfangs wie mit einer "eingeschlafenen Hand", was jedoch ein Anzeichen für das Karpaltunnelsyndrom sein kann. Dieses Syndrom entsteht durch eine Einengung des Mittelhandnervs, was zu unangenehmen Empfindungen und Schmerzen führt.

Das Karpaltunnelsyndrom: Eine Volkskrankheit

Das Karpaltunnelsyndrom ist weit verbreitet und betrifft viele Menschen im Laufe ihres Lebens. Schätzungen zufolge leidet jeder Sechste im Laufe seines Lebens an Karpalbandschmerzen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Ursachen und Entstehung

Das Karpaltunnelsyndrom tritt auf, wenn der Mittelhandnerv (Nervus medianus) im Bereich des Handgelenks eingeklemmt wird. Dieser Nerv verläuft durch den Karpaltunnel, eine anatomische Engstelle an der Innenseite des Handgelenks, die von den Handwurzelknochen und dem Karpalband (Retinaculum musculorum flexorum manus) gebildet wird. Schwillt das Gewebe im Karpaltunnel an, entsteht Druck auf den Nerv und die ihn versorgenden Blutgefäße. Diese Einengung führt zu sensorischen Störungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Schmerzen oder einem Taubheitsgefühl in der Hand.

Die genaue Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom lässt sich in vielen Fällen nicht eindeutig bestimmen. Häufig tritt das Syndrom auf, wenn der Karpaltunnel bereits sehr eng angelegt ist. Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität können das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen. Auch Grunderkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Diabetes mellitus können in Verbindung mit dem Karpaltunnelsyndrom auftreten. Hormonelle Veränderungen, wie sie in der Schwangerschaft vorkommen, können ebenfalls zu einer Schwellung der Sehnenscheiden führen und so den Nerv einengen.

Symptome

Erste Anzeichen für ein Karpaltunnelsyndrom sind regelmäßiges Einschlafen von Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger an einer oder beiden Händen. Viele Menschen spüren dieses Kribbeln zunächst nur nachts, da sie im Schlaf ihre Handgelenke anwinkeln. Auch bei Tätigkeiten wie Fahrradfahren oder Telefonieren können Beschwerden auftreten.

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Weitere Symptome sind:

  • Anhaltendes Taubheitsgefühl: Die Hand fühlt sich taub an.
  • Schmerzen: Schmerzen im Handgelenk, in der Hand oder in einzelnen Fingern.
  • Funktionseinschränkungen: Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten.
  • Kraftverlust: In schweren Fällen kann es zu Lähmungserscheinungen der Hand und einem deutlichen Nachlassen der Greifkraft kommen.

Diagnose

Für eine Karpaltunnelsyndrom-Diagnose erfragt der Arzt oder die Ärztin zunächst die Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei werden verschiedene Tests durchgeführt, um die Empfindlichkeit und Beweglichkeit der Hand und der Finger zu prüfen. Ein häufig durchgeführter Test ist das Hoffmann-Tinel-Zeichen, bei dem der Arzt den Mittelnerv am Handgelenk beklopft. Treten dabei elektrisierende Schmerzen auf, ist die Diagnose Karpaltunnelsyndrom wahrscheinlich. Auch der Phalen-Test kann durchgeführt werden, bei dem der Patient die Handinnenflächen oder Handrücken zusammenlegt. Treten dabei Gefühlsstörungen in den Fingern auf, gilt der Test als positiv.

Zusätzlich kann eine Elektroneurographie (ENG) durchgeführt werden, um die Nervenleitgeschwindigkeit zu messen und Nervenschädigungen festzustellen. Im Mittelpunkt der Diagnostik steht das Ausschließen anderer Krankheitsursachen.

Behandlung

Wurde ein Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert, orientiert sich die Behandlung daran, wie fortgeschritten die Erkrankung ist. Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Behandlung

Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden können medizinische Bandagen und Orthesen, wie Handorthesen oder Handgelenksschienen, getragen werden. Diese verhindern ein Abknicken des Gelenks und entlasten den Nerv. Auch physiotherapeutische Maßnahmen wie Tapen, Koordinations- und Dehnungsübungen oder das Training mit einer Faszienrolle können die Beschwerden lindern.

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Zusätzlich können entzündungshemmende Medikamente oder Kortison-Injektionen in den Karpaltunnel verabreicht werden, um eine Abschwellung des Gewebes zu erreichen.

Operative Behandlung

Reicht eine konservative Behandlung nicht aus oder liegen starke Schmerzen oder neurologische Ausfälle vor, kann eine Karpaltunnelsyndrom-OP in Betracht gezogen werden. Dabei wird der Karpaltunnel erweitert, um den Druck auf den Nerv zu reduzieren. Der Eingriff kann entweder offen oder endoskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt werden.

Bei der offenen Operation wird ein kleiner Schnitt in der Hohlhand gemacht, um den Karpaltunnel zu öffnen und den Nerv freizulegen. Die endoskopische Methode erfolgt über zwei kleine Zugänge, durch die eine Optik und ein kleines Messer eingeführt werden, um das Karpalband zu spalten.

Nach der Operation

Nach einer operativen Behandlung des Karpaltunnelsyndroms ist die Hand nach etwa 3 Wochen wieder eingeschränkt belastbar. Nach 6 Wochen können auch körperlich anspruchsvolle Arbeiten wieder verrichtet werden. Es ist wichtig, die Hand nach der Operation hochzuhalten, um Nachblutungen und Schwellungen zu vermeiden. Auch regelmäßige Übungen im kalten Wasser und eine Narbennachbehandlung mit Ringelblumensalbe können den Heilungsprozess unterstützen.

Prognose und Heilungsaussichten

In der Regel bessert sich das Karpaltunnelsyndrom kurz nach der Operation. Die Heilungsdauer ist gering und nur selten gibt es Rückfälle. Voraussetzung ist jedoch, dass der Nerv nicht zu stark geschädigt ist. In den meisten Fällen bilden sich die Beschwerden bereits in der ersten Nacht nach der OP zurück. Narbenbeschwerden verschwinden weitgehend innerhalb der ersten 6-8 Wochen.

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Prävention

Um das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom zu minimieren oder das Fortschreiten zu verlangsamen, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:

  • Ergonomische Anpassungen: Achten Sie auf eine neutrale Handposition beim Schlafen, Arbeiten und Sport. Wer viel am Computer arbeitet, sollte den Schreibtischstuhl so einstellen, dass die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen.
  • Pausen: Bei Tätigkeiten, die das Handgelenk stark belasten, sollten ausreichend Pausen eingelegt werden, um die Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln.
  • Vibrationen vermeiden: Verwenden Sie elektrische Geräte mit schwingungsdämpfenden Griffen.

Andere Ursachen für Taubheitsgefühle nach Hand-OP

Neben dem Karpaltunnelsyndrom gibt es auch andere Ursachen für Taubheitsgefühle nach einer Handoperation. Dazu gehören:

  • Nervenreizungen und Nervenquetschungen: Die falsche Schlafposition oder eine knöcherne Enge im Wirbelkanal können zu nervalen Reizungen führen.
  • Polyneuropathien: Diese Erkrankungen des peripheren Nervensystems können ebenfalls Taubheitsgefühl und Kribbeln verursachen.
  • Nährstoffmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Empfindungsstörungen in den Händen führen.
  • Stoffwechselstörungen: Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus können kleine Nervenenden schädigen und Beschwerden verursachen.
  • Muskelverspannungen: Chronische Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich können ebenfalls zu Missempfindungen in den Händen führen.
  • Ulnarisrinnensyndrom: Das Ulnarisrinnensyndrom, auch als Kubitaltunnelsyndrom bekannt, ist eine Erkrankung, bei der der Ulnarisnerv in der Nähe des Ellbogens unter Druck gerät.

Das Ulnarisrinnensyndrom

Das Ulnarisrinnensyndrom, auch als Kubitaltunnelsyndrom bekannt, ist eine Erkrankung, bei der der Ulnarisnerv in der Nähe des Ellbogens unter Druck gerät. Der Ulnarisnerv ist ein wichtiger Nerv, der sich vom Oberarm bis zur Hand erstreckt und für die Motorik und Sensibilität bestimmter Teile der Hand verantwortlich ist.

Ursachen und Entstehung

Das Ulnarisrinnensyndrom kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, die direkt oder indirekt auf den Ulnarisnerv einwirken. Dazu gehören:

  • Druck auf den Ulnarisnerv: Dieser Druck kann durch wiederholte Bewegungen oder Positionen entstehen, die den Nerv über einen längeren Zeitraum komprimieren.
  • Verletzungen oder Traumata: Stöße oder Schläge gegen den Ellbogenbereich können ebenfalls das Ulnarisrinnensyndrom auslösen.
  • Anatomische Faktoren: Die Anatomie des Ellenbogens oder Handgelenks kann dazu führen, dass der Ulnarisnerv stärker beansprucht oder gereizt wird.

Symptome

Das Ulnarisrinnensyndrom ist durch spezifische Symptome gekennzeichnet, die sich aufgrund der Kompression des Ulnarisnervs manifestieren. Dazu gehören:

  • Taubheitsgefühl und Kribbeln: Diese Symptome treten häufig im kleinen Finger und im Ringfinger auf.
  • Schmerzen: Schmerzen können im Ellbogen, Unterarm und in der Hand auftreten.
  • Schwäche: In fortgeschrittenen Fällen kann es zu einer Schwäche der Handmuskulatur kommen, insbesondere beim Greifen.

Diagnose

Die Diagnose des Ulnarisrinnensyndroms beruht auf einer gründlichen klinischen Untersuchung und gegebenenfalls weiteren Tests, wie z.B. einer Elektroneurographie (ENG).

Behandlung

In der Behandlung des Ulnarisrinnensyndroms stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die Beschwerden zu lindern und die Funktionalität der Hand wiederherzustellen.

Konservative Behandlung

Die konservative Behandlung des Ulnarisrinnensyndroms konzentriert sich in der Regel auf nicht-invasive Methoden zur Schmerzlinderung und zur Verringerung von Druck auf den Ulnarisnerv. Dazu gehören:

  • Vermeidung von Druck: Vermeiden Sie es, sich auf den Ellbogen zu stützen oder ihn anzustoßen.
  • Ergonomische Anpassungen: Passen Sie Ihren Arbeitsplatz so an, dass der Ellbogen nicht übermäßig belastet wird.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen können die Muskeln stärken, die Flexibilität verbessern und die Handgelenke stabilisieren.
  • Schienen: Eine Ellbogenschiene kann helfen, den Ellbogen in einer neutralen Position zu halten und den Druck auf den Nerv zu reduzieren.

Operative Behandlung

Bei schwerwiegenden Fällen des Ulnarisrinnensyndroms, insbesondere wenn konservative Maßnahmen keine ausreichende Linderung bringen, kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Die Wahl des operativen Vorgehens hängt von der Schwere der Nervenkompression und individuellen Faktoren ab.

Rehabilitation

Rehabilitationsmaßnahmen spielen eine entscheidende Rolle im Behandlungsprozess des Ulnarisrinnensyndroms. Durch physiotherapeutische Übungen und spezielle Handtherapie kann die Rehabilitation individuell auf die Bedürfnisse und den Heilungsverlauf des Patienten abgestimmt werden.

Prävention

Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz und in der täglichen Routine können dazu beitragen, das Risiko für das Ulnarisrinnensyndrom zu verringern. Dazu gehören:

  • Richtige Körperhaltung: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen und Stehen.
  • Ergonomische Arbeitsmittel: Verwenden Sie ergonomische Tastaturen, Mäuse und Stühle.
  • Regelmäßige Pausen: Legen Sie regelmäßige Pausen ein, um Ihre Hände und Arme zu dehnen und zu bewegen.

Heilungsaussichten und Langzeitmanagement

Die Heilungsaussichten nach einer Behandlung des Ulnarisrinnensyndroms hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Schweregrad der Erkrankung, die Art der durchgeführten Therapie sowie die individuelle Reaktion des Patienten auf die Behandlung. Um Rückfälle des Ulnarisrinnensyndroms zu vermeiden, ist es wichtig, langfristige Maßnahmen zu ergreifen, wie z.B. ein gezieltes Kräftigungs- und Dehnungsprogramm für die Hand- und Unterarmmuskulatur.

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