Die Entwicklung des kindlichen Gehirns ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und eine anregende Umgebung spielen dabei eine entscheidende Rolle. In diesem Artikel werden wir uns genauer ansehen, welche Nährstoffe und Lebensweisen die Entwicklung des Gehirns von Kindern positiv beeinflussen können.
Die Entwicklung des Gehirns im Kindesalter
In den ersten Lebensjahren wächst das Gehirn eines Menschen rasant. Im ersten Lebensjahr verdoppelt sich beispielsweise die Größe des Gehirns eines Babys. Das Gehirn hat ein mittleres Gewicht von 1.245 g bei Frauen und von 1.375 g bei Männern. Den meisten Platz nimmt das Großhirn ein, das aus zwei Hälften (Hemisphären) besteht, die durch den Balken miteinander verbunden sind. In der linken Hirnhälfte sind z.B. Sprache, Umgang mit Symbolen und Sequenzen (Mathematik, Musik) sowie Denkprozesse verankert, in der rechten Hemisphäre visuell-räumliche Wahrnehmung, Gefühle, Kreativität, Fantasie und Körperkoordination. Zum Großhirn gehört ferner das limbische System, das gefühlsmäßige Reaktionen wie z.B. Das Kleinhirn, das ebenfalls aus zwei Hemisphären besteht, steuert unbewusst Muskulatur, Motorik und Körperhaltung (Gleichgewicht), ermöglicht die Orientierung im Raum und erhält über die Brücke willkürliche Bewegungsimpulse aus dem Großhirn. Das Zwischenhirn umfasst - paarig angelegt - den Thalamus ("sortiert" Input und leitet ihn an spezialisierte Teile des Gehirns weiter) und den Hypothalamus (steuert lebenswichtige vegetative Funktionen wie den Wärme-, Wasser- und Energiehaushalt). Der Hirnstamm kontrolliert Atmung, Blutkreislauf, Aufmerksamkeit und Schlaf, das verlängerte Mark automatisch ablaufende Vorgänge wie den Herzschlag sowie verschiedene Reflexe. Das Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die über 100 Billionen Synapsen (Kontaktstellen) mit anderen Neuronen kommunizieren. Dazu hat jede Nervenzelle ein Axon, das bis zu den Zehen - oder auch nur bis zum nächsten Neuron - reichen kann und über das sie Nachrichten versendet (Output) sowie viele Dendriten, über die sie mit 1.000 und mehr (Nerven-)Zellen verbunden ist und über die sie Botschaften empfängt (Input). Die Kommunikation zwischen den Neuronen erfolgt durch den Austausch von Neurotransmittern (komplexe Aminosäuren wie Serotin, GABA, Dopamin, Adrenalin usw.) bzw. von Ionen (elektrisch positiv oder negativ geladene Atome oder Moleküle) in den Synapsen. Das Gehirn produziert hierzu jederzeit rund 20 Watt an Elektrizität. Für all diese Aktivität benötigt es viel Energie - beim Erwachsenen rund 18% seines täglichen Kalorienbedarfs, bei Kleinkindern sogar bis zu 50%.
Beim Fötus entwickelt sich im Gehirn zunächst eine Unmenge von Neuronen, von denen ein Großteil noch vor der Geburt wieder abgebaut wird. So startet ein Neugeborenes mit 100 Milliarden Neuronen (gleiche Anzahl wie bei Erwachsenen), die aber noch klein und wenig vernetzt sind. Dementsprechend beträgt das Gewicht seines Gehirns nur ein Viertel von dem eines Erwachsenen. In den ersten drei Lebensjahren nimmt die Zahl der Synapsen rasant zu - eine Gehirnzelle kann bis zu 10.000 ausbilden. Mit zwei Jahren entspricht die Menge der Synapsen derjenigen von Erwachsenen, mit drei Jahren hat ein Kind bereits doppelt so viel. Die Anzahl (200 Billionen) bleibt dann bis zum Ende des ersten Lebensjahrzehnts relativ konstant. Bis zum Jugendalter wird rund die Hälfte der Synapsen wieder abgebaut, bis die für Erwachsene typische Anzahl von 100 Billionen erreicht wird. Verbunden mit diesem rasanten Wachstum von Synapsen ist eine rasche Gewichtszunahme des Gehirns: von 250 g bei der Geburt über 750 g am Ende des 1. Lebensjahrs bis 1.300 g im 5. Lebensjahr. In der Pubertät wird schließlich das Endgewicht erreicht. Die doppelt so hohe Zahl von Synapsen erklärt auch, wieso das Gehirn eines Dreijährigen mehr als doppelt so aktiv ist wie das eines Erwachsenen. Außerdem enthalten die Gehirne von (Klein-) Kindern größere Mengen bestimmter Neurotransmitter. Sie haben einen fast doppelt so hohen Glukoseverbrauch (Traubenzuckerverbrauch) wie die Gehirne von Erwachsenen, benötigen also mehr Energie.
Die Ausbildung von doppelt so viel Synapsen wie letztlich benötigt werden ist ein Zeichen für die große Plastizität des Gehirns - und die enorme Lern- und Anpassungsfähigkeit des Säuglings bzw. Kleinkinds. Das Neugeborene fängt geistig praktisch bei Null an: Abgesehen von ein paar Instinkten ist es weitgehend auf Wahrnehmung und Reaktion beschränkt. Die Regionen des Gehirns, die später für komplexe Funktionen wie Sprechen oder Denken zuständig sind, liegen weitgehend brach. Aber das ist genau die große Chance des Menschen: Der Neugeborene ist praktisch für ganz unterschiedliche Kulturen und Milieus offen - für einen Indianerstamm bestehend aus Jägern und Sammlern in den Tiefen der Dschungel Brasiliens, für eine Bauern- und Hirtengemeinschaft in Westafrika wie auch für eine hoch technisierte Wissensgesellschaft in Westeuropa oder Ostasien. Die Überproduktion von Synapsen in den ersten wenigen Lebensjahren ermöglicht das schnelle Erlernen ganz unterschiedlicher Verhaltensweisen, Sprachen, Lebensstile usw. Ein großer Teil der weiteren Gehirnentwicklung bei Kindern besteht dann darin, die für ihre Lebenswelt nicht relevanten Synapsen abzubauen und die benötigten Bahnen zwischen Neuronen zu intensivieren. So bestimmt letztlich die Umwelt - das in ihr Erfahrene, Gelernte, Erlebte, Aufgenommene - zu einem großen Teil die Struktur des Gehirns. Die skizzierte Entwicklung setzt sich dann bis zum Tode des Menschen fort: Unbenötigte Synapsen werden eliminiert, häufig benutzte verstärkt. Zugleich werden aber immer wieder neue Synapsen gebildet, insbesondere im Rahmen von Gedächtnisprozessen.
Die Überproduktion und Selektion von Synapsen erfolgen in verschiedenen Regionen des Gehirns mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität; sie erreichen ihren Höhepunkt zu jeweils anderen Zeiten. Beispielsweise wird in den Hinterhauptslappen, die für die visuelle Wahrnehmung zuständig sind, die höchste Dichte von Synapsen schon in den ersten Lebensmonaten erreicht. Hingegen ist das Wachstum in den Stirnlappen (Planen von Handlungen, Urteilsvermögen, Aufmerksamkeit) zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr am größten. In diesem Zusammenhang wird oft von "Entwicklungsfenstern" oder "kritischen Phasen" gesprochen, in denen das Gehirn für bestimmte Lernerfahrungen besonders empfänglich sei, da dann die relevanten Synapsen ausgewählt und miteinander verknüpft, also die entsprechenden Regionen des Gehirns strukturiert würden. Werden diese Perioden verpasst, könnte ein Kind im jeweiligen Bereich kaum noch dieselbe Leistungsfähigkeit erreichen wie andere. Beispielsweise dauert die "sensible Phase" für den Spracherwerb bis zum 6. oder 7. Lebensjahr. Das Baby kann schon alle Laute jeder Sprache dieser Welt unterscheiden, das Kleinkind alle Phoneme korrekt nachsprechen. Innerhalb weniger Lebensjahre werden aber die Synapsen eliminiert, die diese Leistung ermöglichen, aber nicht benötigt werden, da sich das Kind in der Regel ja nur eine Sprache mit einer sehr begrenzten Zahl von Phonemen aneignet. Deshalb kann ab dem Schulalter, insbesondere ab der Pubertät, eine neue Sprache nicht mehr perfekt erlernt werden. Dieses Beispiel verdeutlicht aber auch, dass das Konzept der "kritischen Phasen" nicht überbetont werden darf. Sonst wird im jeweiligen Bereich die Lernfähigkeit des Menschen außerhalb der sensiblen Periode unterschätzt - das Schulkind oder der Erwachsene kann eben doch eine zweite, dritte oder vierte Sprache lernen, wenn auch zumeist nur mit einem (leichten) Akzent. Allerdings fällt das Erlernen bestimmter Kompetenzen (neben der Sprache z.B.
Lesen Sie auch: Die Phasen der Gehirnentwicklung im Kindesalter
Erst im Alter von drei, vier Jahren kann auf das Gedächtnis zurückgegriffen werden. Erfahrungen und Erlebnisse aus den ersten Lebensjahren können noch nicht so in das Langzeitgedächtnis abgespeichert werden, dass sie auch wieder aufgerufen werden können. So gibt es keine Erinnerungen an die ersten drei, vier Lebensjahre (infantile Amnesie) und nur wenige an das 5. und 6. Etwa ab vier Jahren verbessert sich allmählich die Kommunikation zwischen linker und rechter Hemisphäre. Dies ermöglicht die Integration der analytischen und der intuitiven Seite des Kindes. Mit sechs Jahren beginnt eine neue Phase intellektueller Reife: Da sich das Kind zunehmend selbst beherrschen, die eigenen Gefühle kontrollieren und die Bedürfnisbefriedigung herausschieben kann, kann es sich besser konzentrieren und zielgerichtet lernen. Ab dem 10. Lebensjahr gewinnt dann das Prinzip des "Use it or loose it" (Benutze es oder verliere es) eine überragende Bedeutung: Das Gehirn wird optimiert, d.h. diejenigen Synapsen, die häufig gebraucht werden, bleiben erhalten; die anderen werden eliminiert. Während in den ersten zehn Lebensjahren das Lernen leicht und sehr schnell vonstatten geht - insbesondere wenn es in die jeweiligen sensiblen Phasen fällt -, verlangt es in den folgenden Jahren immer mehr Anstrengung. Es gibt immer weniger überzählige, unbenutzte Synapsen; die Bahnen, in denen der Jugendliche oder Erwachsene denkt, sind in der Kindheit bereits grob festgelegt worden. Gänzlich neue Verbindungen zwischen Neuronen werden eher selten hergestellt. Das Gehirn hat eine bestimmte Struktur ausgebildet, von deren Art abhängt, in welchen Bereichen das Lernen leichter oder schwerer fällt. Ist z.B. ein Kind bilingual aufgewachsen, eignet es sich schneller eine dritte oder vierte Sprache an; hat es bereits im Kleinkindalter musiziert, wird es eher im Musikunterricht brillieren. Je vielfältiger und breiter die in der Kindheit ausgeprägte Struktur des Gehirns ist, umso mehr Bereiche gibt es, in denen der Jugendliche oder Erwachsene Fortschritte machen kann. Erfolgreiches Lernen in späteren Lebensabschnitten setzt ferner voraus, dass man das Lernen gelernt hat. Kinder müssen erfahren haben, wie man Lernen plant und selbst überwacht, wie man sich Wissen aneignet und überprüft, welche Lernstrategien erfolgversprechend sind, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen, wie man das Gelernte durchdenkt und erinnert.
In jedem Augenblick strömt eine Unmenge an Eindrücken und Wahrnehmungen aus dem Körper und über die Sinne zum Gehirn. Die Impulse werden in viele kleine Einzelteile zerlegt, die in spezialisierten Teilregionen des Gehirns verarbeitet werden. Die von dort ausgehenden "Botschaften" werden in größeren Bereichen des Gehirns interpretiert und miteinander verknüpft. An dieser Weiterverarbeitung ist vielfach auch das Gedächtnis beteiligt: Erkennen ist vor allem Wiedererkennen von Gleichem und Ähnlichem. Ferner werden mit Hilfe des Gedächtnisses unvollständige Eindrücke ergänzt. Schließlich müssen Körper und/oder Geist reagieren, Veränderungen vornehmen, Handlungen planen und durchführen. Insbesondere an hoch komplexen Abläufen sind somit viele Bereiche des Gehirns beteiligt. Wer z.B. Natürlich können nicht all die vielen Eindrücke und Wahrnehmungen, Lernerfahrungen und Informationen im Gehirn gespeichert werden. Vielmehr wird ausgewählt: Das Gehirn ignoriert bereits Bekanntes, unterscheidet Wichtiges von Unwichtigem, bildet Kategorien, Muster und Hierarchien, ordnet Ereignisse in sinnvollen Sequenzen, stellt Beziehungen zu anderen Daten her, fügt neu Gelerntes in bereits abgespeichertes Wissen ein. Ferner werden Eindrücke und Informationen leichter behalten, wenn sie mit Emotionen verknüpft sind, wenn sie neuartig, ungewöhnlich und besonders interessant wirken, wenn sie leicht in die vorhandenen Gedächtnisinhalte integriert werden können und wenn ein Lebens- bzw. Alltagsbezug gegeben ist. Dann wird die dem Gehirn inhärente "Faulheit" - das Bestreben, aufgrund des generell hohen Bedarfs Energie zu sparen - überwunden: Sind Informationen, Lernprozesse, Erinnerungen emotional bedeutsam, reizvoll und spannend, werden Botenstoffe wie Dopamin und Acetylcholin ausgeschüttet, verstärken die Aufmerksamkeit und intensivieren die Gedächtnisleistung. Emotional bedeutsames Wissen wird (bei Rechtshändern) in der rechten Gehirnhälfte, neutrales Fakten- und Weltwissen in der linken Hemisphäre gespeichert.
Im Gehirn schlagen sich Denken und Lernen auf verschiedene Weise nieder: Bei jeder Interaktion zwischen Säugling bzw. Kleinkind und Umwelt reagieren zunächst Tausende von Gehirnzellen. Bestehende Verbindungen zwischen ihnen werden intensiviert, neue ausgebildet. Treten nun wiederholt ähnliche Eindrücke, Wahrnehmungen und Erfahrungen auf, schleifen sich bestimmte Bahnen ein. Das heißt, ähnliche Signale folgen zunehmend demselben Weg, der durch bestimmte, bei wiederholter Stimulierung stärker werdende chemische Signale in den Synapsen zwischen den Neuronen markiert wird. Haben diese Signale eine von Gehirnregion zu Gehirnregion unterschiedlich große Stärke erreicht, wird diese Bahn auf Dauer (bis in das Erwachsenenalter hinein) beibehalten. Viele zuvor benutzte Verbindungen - und die an ihnen beteiligten Neuronen - verlieren an Bedeutung; viele der kaum oder überhaupt nicht benutzten Nervenzellen werden sogar in den ersten Lebensjahren abgebaut. Die entlang der sich einschleifenden Bahnen liegenden Neuronen werden hingegen immer größer, d.h. sie bilden immer mehr Dendriten aus, die zudem länger werden und zu immer mehr anderen Nervenzellen führen. Zugleich wird das Gehirn auf eine bestimmte Weise organisiert - je nachdem, für welche Arten von Lernprozessen Neuronen und Nervenbahnen besonders oft aktiviert werden. Die Veränderungen in seiner Struktur können sogar stark ausgeprägt sein, wenn bestimmte Lernerfahrungen sehr häufig gemacht werden - z.B. ist bei Taxifahrern die Gehirnregion für das Ortsgedächtnis größer, wird bei tauben Menschen ein Bereich im Gehirn für die Gebärdensprache abgegrenzt.
Die vorangegangenen Abschnitte haben schon deutlich gemacht, wie stark die Gehirnentwicklung durch das Lernen geprägt wird - sie ist ein Prozess, der von Erbe und Umwelt gleichermaßen bestimmt wird. Rund 60% aller menschlichen Gene wirken auf die Gehirnentwicklung ein. Der IQ ist aber nur zu etwa 50% genetisch bedingt, der Schulerfolg sogar nur zu 20% (Eliot 2001). Die Umgebung wirkt schon vor der Geburt auf die Gehirnentwicklung ein (z.B. die Stimme der Mutter, Musik und andere Geräusche), insbesondere über den Körper der Mutter: Negative Einflussfaktoren sind beispielsweise Fehlernährung, Rauchen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Stress oder der Umgang mit giftigen Substanzen am Arbeitsplatz während der Schwangerschaft. Nach der Geburt wird die Gehirnentwicklung z.B. gehemmt durch längere Krankenhausaufenthalte oder Heimunterbringung, da dann Säuglinge bzw. Kleinkinder zu wenig Stimulierung erfahren. Dasselbe gilt für den Fall, dass die Mutter depressiv ist oder die Eltern ihr Kind vernachlässigen. Einen negativen Effekt können ferner frühkindliche Traumata oder Misshandlungen haben. Eine positive Wirkung wird hingegen beispielsweise dem Stillen zugesprochen, da hier das Gehirn besonders gut mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt wird. So schnitten gestillte Kinder beim IQ-Test mit acht Jahren um durchschnittlich 8 Punkte besser ab - der Vorsprung war umso größer, je…
Bedeutung der Ernährung für die Gehirnentwicklung
Eine ausgewogene Ernährung ist weit mehr als nur Treibstoff für den Körper. Sie ist die Grundlage für eine optimale geistige und körperliche Entwicklung. Die Ernährung von Kindern hat einen direkten Einfluss auf die Entwicklung ihres Gehirns. Omega-3-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe sind wichtig für die Bildung von Neurotransmittern und die Funktion des Nervensystems.
Lesen Sie auch: Resilienz stärken: Kindheit im Fokus
- Mikronährstoffe: In den ersten Lebensjahren sind die Mikronährstoffe Eisen, Jod und Vitamin B12 für die geistige Entwicklung besonders wichtig. Studien haben u.a. darauf hingewiesen, dass bei etwa 30% der Säuglinge die Eisenspeicher erschöpft sind, ohne dass sich Anzeichen dafür erkennen lassen. Eisenmangel in dieser Entwicklungsphase kann langfristig die neuronale und damit auch die kognitive Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Babys, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind oder Frühgeborene haben ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel, da ihr Eisenspeicher bei der Geburt möglicherweise nicht ausreichend aufgefüllt war. Eine vegane Ernährung ohne Ergänzung durch Vitamin-B12-Tabletten ist bei Schwangeren und Stillenden riskant, da sich bereits beim ungeborenen Kind Schäden entwickeln können. Muskuläre Schwäche, Gedeihstörungen, Blutarmut und eine veränderte Gehirnentwicklung sind die Folge.
- Eisen: Eisen kann in zwei Formen in der Nahrung gefunden werden: in tierischen Lebensmitteln, das aus Hämoglobin und Myoglobin gewonnen wird, und anorganisches Eisen, das hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist. Tierisches Eisen kann der Körper gut aufnehmen und verwerten (bis zu 25%).
- Jod: In Deutschland nutzen die meisten Eltern die Fertigbreis - zumindest teilweise. Dadurch kann eine Jodaufnahme im Bereich der Referenzwerte gewährleistet werden, sofern jodangereicherte Produkte verwendet werden. „Selbst zubereitete Breis versorgen Babys i.d.R. unzureichend mit Jod. Milch und Fisch (in geringem Umfang) liefern zwar Jod, doch um einem Mangel vorzubeugen, sind oft Jodtabletten erforderlich.
- Omega-3-Fettsäuren: Fast alle Studien zu Omega-3 und Gehirnentwicklung kommen zu einem recht eindeutigen Ergebnis: In Ländern, wo viel Fisch gegessen wird, entwickeln Kinder seltener Depressionen oder andere psychische Störungen. Und nicht nur das: Kinder mit Omega-3-Mangel lernen schlechter und können sich weniger gut an Dinge erinnern. So konnte eine Studie mit südafrikanischen Schulkindern zeigen, dass sich ihre kognitiven Funktionen signifikant verbesserten, nachdem sie über sechs Monate lang einen fischhaltigen Brotaufstrich gegessen hatten. Alternativ enthalten Nüsse (ganz vorne Walnüsse) viele Omega-3-Fettsäuren. Das macht sie zu idealen Pause- und Lern-Snack für jeden Tag.
- Weitere wichtige Nährstoffe: Für eine gesunde kindliche Gehirnentwicklung braucht es bestimmte Nährstoffe. Gerade was in den ersten Lebensjahren diesbezüglich verpasst wurde, ist oft nicht mehr nachzuholen. Eier enthalten reichlich Cholin - ein essenzieller Nährstoff, der für die störfreie Signalübertragung im Gehirn unabdingbar ist. Grünes Blattgemüse - mit Spinat an der Spitze - gelten als die besten Lieferanten für Folsäure, die für Babys und Kinder im Wachstum nicht weniger gering ist. Haferflocken, Haferbrei, Porridge und Co. sorgen dafür, dass der Blutzuckerspiegel während des Vormittags konstant bleibt. Das hält die Konzentration oben und damit auch den Lernspaß an Schultagen. Zink ist wesentlich für die Hirnentwicklung, besonders der Hippocampus ist auf eine gute Versorgung angewiesen. Die in Joghurt enthaltenen Probiotika - allen voran Kefir - können nachweislich ein gesundes Mikrobiom unterstützen.
Praktische Tipps für die Ernährung
- Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend Wasser trinkt, um seinen Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht zu halten.
- Die richtige Menge an Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. dem Alter und den individuellen Bedürfnissen des Kindes. Im Allgemeinen werden 5 Mahlzeiten über den Tag verteilt empfohlen. Frühstück, Mittagessen und Abendessen sind die wichtigsten Mahlzeiten. Achten Sie darauf, dass Zwischenmahlzeiten und gelegentliche Snacks ausgewogen und gesund sind und die Hauptmahlzeiten nicht ersetzen.
- Nutzen Sie den Schulanfang und kehren Sie zu einem geregelten Tagesablauf mit festen Essenszeiten zurück.
- Jeder Ernährungsplan sollte an die individuellen Bedürfnisse des Kindes angepasst werden, und es ist wichtig, Hunger- und Sättigungsgefühle zu berücksichtigen. Achten Sie auch auf mögliche Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten.
Schlaf und Gehirnentwicklung
Auch Schlafen ist für die Gehirnentwicklung von großer Bedeutung. Im Schlaf ordnet und verarbeitet das Gehirn die gewonnenen Eindrücke und festigt die Gedächtnisinhalte.
Anregung und Stimulation
Durch die alltäglichen Dinge können Eltern die Entwicklung des Gehirns Ihres Babys fördern. Wie kann die Entwicklung und das Wachstum des Gehirns in dem entscheidenden ersten Lebensjahr positiv beeinflusst werden? Durch die alltäglichen Dinge können Eltern die Entwicklung des Gehirns Ihres Babys fördern.
Brainfood: Lebensmittel für ein leistungsfähiges Gehirn
Brainfood sind Lebensmittel und Speisen, die dem Gehirn die optimale Nährstoffkombination für eine reibungslose Funktion liefern sollen. Dabei ist die Gesundheit des Gehirns aber nicht vom Rest des Körpers abgekoppelt. Eine Ernährung, die den Körper gesund erhält, ist gleichzeitig auch gut für das Gehirn.
- Kohlenhydrate: Das Gehirn verarbeitet für die Energiegewinnung Zucker. Aber gerade einfacher Zucker (enthalten z.B. in Süßwaren oder Fertigprodukten) wird schnell aufgenommen, während gleichzeitig viel Insulin ausgeschüttet wird. Dieses verschiebt den Zucker schnell aus dem Blut in die Fettzellen und er steht dem Gehirn nicht mehr zur Verfügung. Da das Gehirn unter einem konstanten Blutzuckerspiegel am besten arbeitet, sollten komplexe Kohlenhydrate der Zuckerlieferant sein. Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte und Samen sind hervorragendes Brainfood. Der darin enthaltene Zucker wird langsamer freigesetzt und der Blutzuckerspiegel bleibt konstant. Besonders zum Frühstück sind diese Brainfoods ideal, um über den Tag hinweg die Konzentration hochzuhalten.
- Eisen: Eisenmangel führt zu verringerter mentaler Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit. Eisen ist ein wichtiger Transporteur von Sauerstoff. Mangelt es dem Körper an Eisen, wird weniger Sauerstoff ins Gehirn transportiert. Kinder zwischen 7 und 10 Jahren sollten rund 10 mg Eisen pro Tag zu sich nehmen. Als Quelle für Eisen dienen Brainfoods wie mageres rotes Fleisch, Leinsamen, Kürbiskerne, Basilikum, Hirse, Kichererbsen, Mandeln, Fisch, Vollkornprodukte und Eier.
- Magnesium: Magnesium spielt bei der Energiegewinnung in Muskel-, Nerven- und Gehirnzellen eine wichtige Rolle. Dabei ist es nur in wenigen Lebensmitteln mit einem hohen Anteil enthalten. Hierzu zählen Sonnenblumenkerne, Weizenkeime, Nüsse und Haferflocken. Diese Lebensmittel sind besonders in Stresszeiten als Brainfood wertvoll, da Stress zu einer vermehrten Magnesiumausscheidung des Körpers führt.
- Zink und Kalzium: Ebenso wichtig für die Nerven sind Zink und Kalzium. Um diese in ausreichender Menge zu sich zu nehmen, sind Brainfoods wie Kürbiskerne, Sesam und Sonnenblumenkerne gut. In Verbindung mit Nüssen lassen sich aus diesen Zutaten Müsliriegel oder -kekse backen.
Ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensweise
Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und eine anregende Umgebung sind entscheidend für die gesunde Entwicklung des Gehirns von Kindern. Eltern können durch die Förderung dieser Faktoren einen wichtigen Beitrag zur optimalen Entwicklung ihres Kindes leisten.
Lesen Sie auch: Entwicklung des Kleinhirns