Aufgaben und Schwerpunkte einer neurologischen Station

Die neurologische Station ist eine spezialisierte Einheit innerhalb eines Krankenhauses, die sich der Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems widmet. Diese Stationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Versorgung von Patienten mit einem breiten Spektrum neurologischer Erkrankungen, von akuten Notfällen wie Schlaganfällen bis hin zu chronischen Leiden wie Multipler Sklerose und Parkinson.

Aufnahme und Diagnostik bei Schlaganfallpatienten

Ein typisches Beispiel für die Arbeitsweise einer neurologischen Station ist die Behandlung von Schlaganfallpatienten. Im Sana Klinikum Borna beispielsweise werden diese Patienten über das Zentrum für Notfall- und Akutmedizin (ZNA) aufgenommen, das rund um die Uhr geöffnet ist und über einen neurologischen Dienstarzt verfügt. Direkt nach Ankunft in der Notfallambulanz erfolgt eine neurologische Untersuchung, gefolgt von einer Bildgebung des Gehirns mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Noch in der Notfallambulanz werden alle entscheidenden therapeutischen Schritte eingeleitet, wobei der Versuch, das den Schlaganfall verursachende Gerinnsel aufzulösen, im Vordergrund steht. Große, frühe Verschlüsse der Gehirnschlagadern können 24 Stunden am Tag durch das Notfallteam der Neuroradiologie und Anästhesie mit der sogenannten »mechanischen Rekanalisierung« (Thrombektomie) behandelt werden.

Kernaufgaben einer Schlaganfallstation

Die Schlaganfallstation, oft auch Stroke Unit genannt, hat im Wesentlichen folgende Aufgaben:

  • Unmittelbare Diagnostik des Schlaganfalls: Dies ist die Voraussetzung für eine umgehende Therapie.
  • Kontinuierliche Überwachung: Blutdruck, Herzaktion, Sauerstoffgehalt im Blut, Blutzucker und Temperatur werden kontinuierlich überwacht, einschließlich des Blutflusses der zum Hirn führenden Blutgefäße.
  • Überwachung und Beeinflussung der Körperfunktionen: Bereits bei Aufnahme wird die Schluckfunktion getestet, um einer Lungenentzündung vorzubeugen.
  • Gezielte medikamentöse Therapie: Diese erfolgt rasch, einschließlich der Überwachung von Nebenwirkungen.
  • Frühzeitige Rehabilitation: Diese beginnt frühzeitig mit Unterstützung des Pflegeteams, der Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden.

In der Regel bleiben Schlaganfallpatienten drei bis fünf Tage auf einer Stroke Unit.

Behandlungsspektrum der allgemeinen Neurologie

Neben der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten behandeln neurologische Stationen das gesamte Spektrum neurologischer Erkrankungen. Die Zuweisung erfolgt über die Notaufnahme und nach Terminvergabe im Sekretariat.

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Die Stroke Unit als Schlaganfall-Komplexbehandlungseinheit

Seit Oktober 2006 verfügt die Neurologische Klinik über eine Stroke Unit. Ergänzt wird die Arbeit im Schlaganfallbereich durch das Büro für Schlaganfall-Hilfe, wo Betroffene und Angehörige Hilfe und Unterstützung zu Fragen der häuslichen Weiterbehandlung und sozialen Situation finden.

Neurologische Intensivstation: Besondere Herausforderungen und Aufgaben

Auf der neurologischen Intensivstation werden Patienten mit einem breiten Spektrum an neurologisch-intensivmedizinischen Krankheitsbildern versorgt, wobei der Schwerpunkt auf neurovaskulären Erkrankungen liegt. Beobachtung, Wahrnehmung und Förderung stehen im Zentrum einer multiprofessionellen und intensivmedizinischen Teamarbeit. Der frührehabilitative Ansatz und das Wiedererlangen verlorengegangener Fähigkeiten werden durch die enge Verzahnung von Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und einer patientenorientierten Pflege unter Einbeziehung der Angehörigen gefördert.

Spezifische Aufgaben der neurologischen Intensivstation sind die Diagnostik und Behandlung von:

  • Komatösen Zuständen/akuten Bewusstseinsstörungen/Wachkoma
  • Schädelhirntrauma
  • Akuten/lebensbedrohlichen Verläufen zerebraler Gefäßerkrankungen
  • Malignem Mediainfarkt
  • Subarachnoidalblutung
  • Intrakraniellen Blutungen
  • Entzündlichen Erkrankungen des zentralen/peripheren Nervensystems

Anforderungen an das Pflegepersonal in der Neurologie

Um in der Neurologie arbeiten zu können, ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege oder Altenpflege eine Grundvoraussetzung. Im Allgemeinen werden durch die hochkomplexe Behandlung beziehungsweise Betreuung neurologischer Erkrankungen hohe Anforderungen an die Pflegefachkraft in der Neurologie gestellt. Deshalb sind neben einem starken Nervenkostüm Verantwortungsbereitschaft, Teamfähigkeit, Empathie, Selbstständigkeit und ein hohes Maß an sozialer Kompetenz erforderlich. Die hohen Anforderungen in der Neurologie können Pflegefachkräfte nur durch kontinuierliche Fort- und Weiterbildung begegnen. Eine weitere Vertiefung ist zudem die Fachweiterbildung der Intensivpflege und Anästhesie für Pflegefachkräfte in der Neurointensivstation. Mitarbeiter der „Stroke Unit“ profitieren vor allem von der zweijährigen Fachweiterbildung für Rehabilitation, die auf die Betreuung von Patienten mit einem Schlaganfall spezialisiert ist.

Multiprofessionelle Teamarbeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit

In der neurologischen Klinik arbeiten Ärzte, Pflegepersonal, Physio-, Ergo-, Sprachtherapeuten, ein Dipl. Psychologe und Diplom-Sozialarbeiterinnen Hand in Hand. Um den Anforderungen bei der Diagnose der häufig komplexen Erkrankungen gerecht zu werden, bestehen enge Beziehungen zu der neurologisch ausgerichteten Röntgenabteilung (Radiologie) und speziellen Laboratorien für rheumatologische und entzündliche Erkrankungen. Die multidisziplinäre Versorgung der Patienten erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen des Krankenhauses.

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Rehabilitation und Nachsorge

Viele Patienten benötigen im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt eine weitere Versorgung. Sollte eine Rehabilitation notwendig sein, organisieren Sozialarbeiter eine passende Anschlussrehabilitation. Für geriatrische Patienten gibt es die Möglichkeit zur anschließenden Geriatrischen Rehabilitation. Bei Fragen der weiteren Versorgung hinsichtlich ambulanter oder stationärer Pflege, Ausstattung mit Hilfsmitteln, Umgang mit Behörden usw. steht der Sozialdienst während des stationären Aufenthaltes hilfreich zur Seite. Zum Behandlungskonzept gehört auch eine strukturierte Entlassungsplanung. Es wird mit verschiedenen Reha-Einrichtungen kooperiert. Wenn Patienten nach dem Klinikaufenthalt pflegerische Hilfe zu Hause benötigen, hilft der Sozialdienst weiter.

Spezialisierte Stationen und Schwerpunkte

Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Behandlung von Schlaganfall-Patienten, für die eine eigene, speziell ausgestattete Schlaganfall-Station (Stroke Unit) mit entsprechend ausgebildetem Personal vorgehalten wird. Weitere Schwerpunkte sind die Betreuung von Anfallskranken, Multiple Sklerose-Erkrankten und Parkinson-Patienten. Aber auch jede andere neurologische Erkrankung wird behandelt. Die Neurologie verfügt über eine neurologische Intensivstation, die zusammen mit den Internisten betrieben wird. Zudem wird ein Schwerpunkt in der Behandlung von Bewegungsstörungen gesetzt, z.B. bei Parkinson-Syndromen oder dystonen Erkrankungen. Zudem wird die Botulinumtoxin-Therapie bei neurogenen Bewegungsstörungen und Spastik angeboten.

Teleneurologie und Neurophysiologie

Durch Teleneurologie wird die Ferndiagnostik von Schlaganfallpatienten mittels Video- und Tonübertragung durchgeführt. Die Neurophysiologie befasst sich vor allem mit der Funktionsweise des menschlichen Nervensystems.

Klinische Neuropsychologie und Logopädie

Die Klinische Neuropsychologie beschäftigt sich mit den Folgen von Hirnverletzungen auf Intellekt und Psyche. Die Logopädie umfasst die Diagnostik und Therapie von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie das Trachealkanülenmanagement. Zielsetzung der ergotherapeutischen Behandlung sind das Wiedererlangen sowie die Erhaltung der Handlungsfähigkeit und das Erreichen größtmöglicher Selbstständigkeit.

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