Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Parkinson-Syndrom, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das motorische System betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit. Obwohl die Forschung intensiv betrieben wird, ist Parkinson bis heute nicht heilbar. Allerdings können die Symptome durch verschiedene Therapieansätze gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.
Was ist das Parkinson-Syndrom?
Der Begriff Parkinson-Syndrom beschreibt eine Gruppe von neurologischen Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen, wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen. Die häufigste Form ist das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS), auch Morbus Parkinson genannt, bei dem die Ursache unbekannt ist. Daneben gibt es sekundäre Parkinson-Syndrome, die durch Medikamente, Vergiftungen, Verletzungen oder andere Erkrankungen ausgelöst werden können, sowie atypische Parkinson-Syndrome, die im Rahmen anderer neurodegenerativer Erkrankungen auftreten.
Ursachen des Parkinson-Syndroms
Idiopathisches Parkinson-Syndrom
Bis heute ist die genaue Ursache des idiopathischen Parkinson-Syndroms (Morbus Parkinson) nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zum Krankheitsausbruch beiträgt.
- Dopaminmangel: Im Gehirn von Parkinson-Patienten sterben Nervenzellen in der Substantia nigra ab, einem Bereich im Mittelhirn, der für die Produktion des Neurotransmitters Dopamin verantwortlich ist. Dopamin spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen. Ein Mangel an Dopamin führt zu Störungen in der Signalübertragung und somit zu den typischen Parkinson-Symptomen. Haben sich die Dopamin-Neuronen um rund 60-70 % reduziert, gerät das empfindliche Gleichgewicht der Botenstoffe aus den Fugen und der Körper kann diesen Verlust nicht mehr ausgleichen. Durch den Dopamin-Mangel und den gleichzeitigen Acetylcholin- und Glutamat-Überschuss kommt es zu Einschränkungen in der Kommunikation der Neuronen.
- Genetische Faktoren: Obwohl die meisten Fälle von Parkinson nicht direkt vererbt werden, spielen genetische Faktoren eine Rolle. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % aus. Es wurden verschiedene Gene identifiziert, die mit einem erhöhten Parkinson-Risiko in Verbindung stehen. Eines dieser Gene (PARK1) ist für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich, einem Protein, das u. a. die Dopamin-Ausschüttung reguliert. Mutationen in diesem Gen können dazu führen, dass sich defektes Alpha-Synuclein in den Zellen ablagert und diese schädigt.
- Umweltfaktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Umweltfaktoren, wie Pestizide, Schwermetalle und Lösungsmittel, das Risiko für Parkinson erhöhen können. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt. Besonders gefährdet sind Landwirte, Winzer und andere Anwender.
- Oxidativer Stress: Ein Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidantien im Körper kann zu oxidativem Stress führen, der Zellen schädigen kann. Dopamin-produzierende Nervenzellen scheinen besonders anfällig für oxidativen Stress zu sein.
- Entzündungsprozesse: Chronische Entzündungen im Gehirn könnten ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen.
- Darm-Hirn-Achse: Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die sogenannte Darm-Hirn-Achse, rückt zunehmend in den Fokus der Parkinson-Forschung. Eine gestörte Darmflora und eine durchlässige Darmschleimhaut könnten Entzündungen fördern und die Entstehung von Alpha-Synuclein-Ablagerungen im Darm begünstigen. Die Aszensionshypothese besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet.
Sekundäres Parkinson-Syndrom
Das sekundäre Parkinson-Syndrom wird durch äußere Faktoren ausgelöst, wie:
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, insbesondere Neuroleptika (Antipsychotika), können Parkinson-ähnliche Symptome verursachen, da sie die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn blockieren. Auch Magenmittel mit dem Wirkstoff Metoclopramid (MCP) und die „Aufbauspritze“ mit dem Wirkstoff Fluspirilen können Auslöser sein.
- Vergiftungen: Vergiftungen mit bestimmten Substanzen, wie Kohlenmonoxid oder Mangan, können zu einer Schädigung der Nervenzellen im Gehirn führen und Parkinson-Symptome hervorrufen.
- Hirnverletzungen: Verletzungen des Gehirns, beispielsweise durch einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma, können ebenfalls ein sekundäres Parkinson-Syndrom verursachen.
- Andere Erkrankungen: In seltenen Fällen können auch andere Erkrankungen, wie Durchblutungsstörungen im Gehirn oder Stoffwechselstörungen, zu Parkinson-Symptomen führen.
Atypisches Parkinson-Syndrom
Das atypische Parkinson-Syndrom entsteht als Folge anderer neurodegenerativer Erkrankungen, wie:
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- Multisystematrophie (MSA): Eine seltene neurologische Erkrankung, die neben Parkinson-Symptomen auch Störungen des autonomen Nervensystems verursacht.
- Progressive supranukleäre Blickparese (PSP): Eine Erkrankung, die vor allem die Augenbewegungen beeinträchtigt und zu Gleichgewichtsstörungen und Stürzen führt.
- Kortikobasale Degeneration (CBD): Eine seltene Erkrankung, die zu Bewegungsstörungen, kognitiven Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen führt.
- Lewy-Körper-Demenz (LBD): Eine Demenzform, die mit Parkinson-ähnlichen Symptomen und visuellen Halluzinationen einhergeht.
Symptome des Parkinson-Syndroms
Die Symptome des Parkinson-Syndroms entwickeln sich in der Regel langsam und fortschreitend. Sie können von Person zu Person unterschiedlich sein und variieren im Verlauf der Erkrankung.
Motorische Symptome
Die klassischen motorischen Symptome des Parkinson-Syndroms sind:
- Tremor (Zittern): Das Zittern ist oft das erste und auffälligste Symptom. Es tritt meist in Ruhe auf und betrifft vor allem die Hände, Arme oder Beine. Typisch ist das sogenannte "Pillendreher"-Zittern der Finger.
- Rigor (Muskelsteifheit): Die Muskeln fühlen sich steif und angespannt an, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
- Bradykinese (Bewegungsverlangsamung): Die Bewegungen werden langsamer und mühsamer. Dies betrifft vor allem alltägliche Aktivitäten wie Gehen, Anziehen oder Essen. Später bewegen sich Patientinnen und Patienten dann immer langsamer (Bradykinese) oder auch nahezu überhaupt nicht mehr (Akinese / akinetische Krise).
- Posturale Instabilität (Gleichgewichtsstörungen): Die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, ist beeinträchtigt, was zu Stürzen führen kann.
Weitere motorische Symptome können sein:
- Freezing (Einfrieren): Plötzliches, unwillkürliches Anhalten der Bewegung, vor allem beim Gehen.
- Mikrographie (kleine Schrift): Die Schrift wird kleiner und unleserlicher.
- Hypomimie (verminderte Mimik): Das Gesicht wirkt ausdruckslos und maskenhaft.
- Dysarthrie (Sprachstörungen): Die Sprache wird leiser, monotoner oder undeutlicher.
- Dysphagie (Schluckstörungen): Schwierigkeiten beim Schlucken von Speisen und Flüssigkeiten.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen können auch zahlreiche nicht-motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Zu diesen gehören:
- Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen, Verlangsamung des Denkens bis hin zur Demenz.
- Psychische Veränderungen: Depressionen, Angstzustände, Apathie (Interesselosigkeit), Halluzinationen.
- Schlafstörungen: Insomnie (Schlaflosigkeit), REM-Schlaf-Verhaltensstörung (Ausleben von Träumen im Schlaf), Restless-Legs-Syndrom (unruhige Beine).
- Autonome Funktionsstörungen: Verstopfung, Blasenfunktionsstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen), übermäßiges Schwitzen.
- Sensorische Störungen: Geruchsstörungen (Hyposmie oder Anosmie), Schmerzen, Taubheitsgefühle, Kribbeln.
Frühsymptome
Erste Anzeichen von Parkinson können schon Jahre vor den typischen motorischen Symptomen auftreten. Zu diesen Frühsymptomen gehören:
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- Schlafstörungen
- Sehstörungen
- Riechstörungen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Beschwerden im Nacken- oder Lendenwirbelbereich
- Störung der Feinmotorik (etwa eine andere Handschrift)
- Veränderung beim Mitschwingen der Arme beim Gehen
- Abgeschlagenheit
- Müdigkeit
- Unsicherheit und Unruhe
- Zittern
- Depressive Verstimmung
- Verstopfung
Das Auftreten dieser Symptome muss nicht zwangsläufig auf Parkinson hindeuten, sollte aber Anlass zu einer ärztlichen Untersuchung geben.
Diagnose des Parkinson-Syndroms
Die Diagnose des Parkinson-Syndroms basiert in erster Linie auf der Anamnese (Krankengeschichte) und der neurologischen Untersuchung. Dabei achtet der Arzt auf die typischen motorischen Symptome wie Tremor, Rigor, Bradykinese und posturale Instabilität.
Zur weiteren Abklärung können folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
- L-Dopa-Test: Die Gabe von L-Dopa, einem Medikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird, kann helfen, die Diagnose zu bestätigen. Wenn sich die Symptome nach der Einnahme von L-Dopa bessern, ist dies ein starker Hinweis auf Parkinson.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns können andere Ursachen für die Symptome ausschließen, wie beispielsweise einen Tumor oder einen Schlaganfall.
- Spezifischere Untersuchungsverfahren: In bestimmten Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie beispielsweise eine Dopamin-Transporter-Szintigraphie (DaTscan), um die Funktion der Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn zu beurteilen.
Behandlung des Parkinson-Syndroms
Obwohl das Parkinson-Syndrom nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern können. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und gegebenenfalls chirurgischen Eingriffen.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen oder die Wirkung von Dopamin zu verstärken. Folgende Medikamente werden häufig eingesetzt:
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- Levodopa: Levodopa ist ein Prodrug, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome von Parkinson. Allerdings kann die Langzeitanwendung von Levodopa zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, wie Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen) und Wirkfluktuationen (Schwankungen der Wirksamkeit).
- Dopaminagonisten: Dopaminagonisten sind Substanzen, die an die Dopamin-Rezeptoren im Gehirn binden und diese aktivieren. Sie wirken ähnlich wie Dopamin, sind aber weniger wirksam als Levodopa. Dopaminagonisten können jedoch auch bei jüngeren Patienten eingesetzt werden, um den Beginn einer Levodopa-Therapie hinauszuzögern.
- MAO-B-Hemmer: Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B-Hemmer) verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen somit die Dopaminkonzentration. Sie werden oft in Kombination mit Levodopa eingesetzt.
- COMT-Hemmer: Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer (COMT-Hemmer) verhindern den Abbau von Levodopa im Körper und verlängern somit die Wirkdauer von Levodopa. Sie werden ebenfalls in Kombination mit Levodopa eingesetzt.
- Amantadin: Amantadin kann die Dyskinesien reduzieren, die durch die Langzeitanwendung von Levodopa verursacht werden.
Nicht-medikamentöse Therapien
Ergänzend zur medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung des Parkinson-Syndroms.
- Physiotherapie: Physiotherapie hilft, die Beweglichkeit, Kraft, Koordination und das Gleichgewicht zu verbessern. Spezielle Übungen können die Muskelsteifheit reduzieren und Stürzen vorbeugen.
- Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt die Betroffenen bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben und Aktivitäten. Sie hilft, die Feinmotorik zu verbessern, Hilfsmittel anzupassen und Strategien zu entwickeln, um den Alltag selbstständiger zu gestalten.
- Logopädie: Logopädie hilft bei Sprach- und Schluckstörungen. Durch gezielte Übungen können die Artikulation, die Stimmkraft und die Schluckfunktion verbessert werden.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den psychischen Belastungen der Erkrankung umzugehen, wie Depressionen, Angstzustände oder Apathie.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden. Diese Elektroden senden elektrische Impulse aus, die die Aktivität der Nervenzellen in diesen Bereichen modulieren und somit die Symptome von Parkinson lindern können. Die THS kommt vor allem für Patienten in Frage, bei denen die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirksam ist oder zu starken Nebenwirkungen führt.
Weitere Therapien
Neben den genannten Therapien gibt es noch weitere Ansätze, die bei der Behandlung des Parkinson-Syndroms eingesetzt werden können, wie beispielsweise:
- Neurostimulation: Verfahren wie die transkranielle Magnetstimulation (TMS) oder die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) können die Aktivität bestimmter Hirnbereiche stimulieren und somit die Symptome verbessern.
- Bewegungstherapien: Spezielle Bewegungstherapien wie Tai Chi, Yoga oder Tanzen können die Beweglichkeit, das Gleichgewicht und die Koordination verbessern.
- Ernährungstherapie: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen unterstützen.
Leben mit Parkinson
Das Leben mit Parkinson kann eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können die Betroffenen ein aktives und erfülltes Leben führen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, sich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen.
Folgende Tipps können helfen, den Alltag mit Parkinson besser zu bewältigen:
- Aktiv bleiben: Regelmäßige körperliche Aktivität ist wichtig, um die Beweglichkeit, Kraft und das Gleichgewicht zu erhalten.
- Geistig fit bleiben: Geistige Aktivität, wie Lesen, Rätseln oder das Erlernen neuer Fähigkeiten, kann die kognitiven Fähigkeiten verbessern.
- Soziale Kontakte pflegen: Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Teilnahme an Gruppenaktivitäten können helfen, Isolation und Depressionen vorzubeugen.
- Hilfsmittel nutzen: Hilfsmittel, wie Gehstöcke, Rollatoren oder spezielle Küchenutensilien, können den Alltag erleichtern.
- Sich Unterstützung suchen: Angehörige, Freunde, Selbsthilfegruppen und professionelle Therapeuten können wertvolle Unterstützung bieten.