Die Akupunktur, eine alternative Behandlungsmethode, die ihren Ursprung in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) hat, erfreut sich in Deutschland seit den 50er-Jahren wachsender Beliebtheit. Sie beruht auf der Annahme, dass im Körper festgelegte Leitbahnen, sogenannte Meridiane, existieren, die Einflüsse auf Körper- und Organfunktionen haben sollen. Entlang dieser Meridiane werden spezielle Nadeln an fest definierten Akupunkturpunkten gesetzt. Die heutige, etwas wissenschaftlichere Herangehensweise versteht Akupunktur als lokalen Reiz, der Auswirkungen auf das Nerven- und Hormonsystem des Menschen hat. Insgesamt orientiert sich die heilkundliche Methode an Erfahrungen, die seit über 3000 Jahren gesammelt wurden.
Trotz ihrer Beliebtheit und der Zuschreibung, eine sanfte Methode zu sein, birgt die Akupunktur Risiken. Werden die Nadeln falsch gesetzt, kann das für den Patienten unangenehm werden - und in seltenen Fällen ernsthaft schaden.
Grundlagen der Akupunktur
Laut traditioneller chinesischer Medizin liegen die Akupunkturpunkte auf sogenannten Meridianen, also Energieleitbahnen, die Einflüsse auf Körper- und Organfunktionen haben sollen. Für die Behandlung werden die sterilen Nadeln unterschiedlich tief in die Akupunkturpunkte gestochen. Diese liegen beispielsweise an der Hand, an den Beinen und Füßen, an der Wirbelsäule, am Ohr oder an der Stirn. Der Reiz soll Schmerzen und andere Beschwerden lindern. In der TCM geht man davon aus, dass jeder Akupunkturpunkt mit einem Organ in Verbindung steht. Die Stichtiefe der Nadeln variiert je nach Körperregion zwischen wenigen Millimetern und 3 Zentimetern.
Indikationen und Anwendungsbereiche
Es gibt zahlreiche Erkrankungen und Schmerzsyndrome, die von verschiedenen Ärzten, Heilpraktikern oder Hebammen durch Akupunktur behandelt werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Akupunktur bei verschiedenen orthopädischen Diagnosen, für die sich die Therapieform in der Praxis als erfolgversprechend herausgestellt hat. Dazu zählen verschiedene Formen der Arthrose, z. B. Bei vielen Formen von Rückenschmerzen übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Akupunktur.
Weitere Anwendungsbereiche sind:
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- Nackenschmerzen: Es ist bis heute nicht wissenschaftlich belegt, ob eine Akupunktur Nackenschmerzen besser lindern kann als eine Scheinakupunktur, bei der die Nadeln nur oberflächlich oder an den falschen Stellen gesetzt werden. Dennoch gibt es Hinweise, dass Akupunkturnadeln schmerzlindernde Botenstoffe im Körper freisetzen.
- Depressionen: Die Wirksamkeit der Akupunktur bei Depressionen ist noch Gegenstand der Forschung und konnte bisher nicht abschließend belegt werden. Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur dazu beitragen kann, die Symptome einer Depression zu lindern. Die genauen Akupunkturpunkte können dabei je nach individuellen Symptomen und dem Zustand des Patienten variieren.
- Raucherentwöhnung: Viele Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten, suchen in der Akupunktur Unterstützung. Die feinen Nadeln sollen genau die Nervenzellen stimulieren, die für das Suchtverhalten verantwortlich sind. Es wird angenommen, dass Bereiche in der Ohrmuschel und am Ohrläppchen besonders effektiv sind, um die Raucherentwöhnung zu unterstützen.
- Schwangerschaftsbeschwerden: Aufgrund der entwicklungsschädigenden Einflüsse zahlreicher Medikamente auf den Fötus setzen viele Schwangere zunehmend auf alternativmedizinische Verfahren. Einige Quellen berichten, dass Akupunktur typische Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Rückenschmerzen lindern kann. Die Methode kommt zudem in der Geburtsvorbereitung zum Einsatz. Man geht davon aus, dass Akupunktur die Reifung des Muttermundes verbessert und dadurch einen geburtsverkürzenden Effekt haben kann. Daher bieten mittlerweile viele Kliniken Akupunktur zur Geburtsvorbereitung an, auch wenn ein wissenschaftlicher Nachweis der Effektivität dieser Methode fehlt.
- Ischiasschmerzen: Es werden zahlreiche Akupunkturpunkte beschrieben, die Schmerzen im Ischiasnerv lindern sollen, darunter beispielsweise am Knöchel oder zwischen Daumen und Zeigefinger. Einen wissenschaftlichen Nachweis über die Wirksamkeit dieser Akupunkturpunkte gibt es allerdings nicht.
- Kopfschmerzen und Migräne: Es ist unterschiedlich, welche Akupunkturpunkte bei Kopfschmerzen oder Migräne gewählt werden. Dies hängt davon ab, welche Symptome der Patient beschreibt und wo der Therapeut die Blockaden vermutet.
- Gewichtsreduktion: Viele Menschen mit Übergewicht suchen nach einer zuverlässigen Methode, die ihnen beim Abnehmen hilft. Es wird beschrieben, dass die Akupunktur die Patienten bei der Gewichtsreduktion unterstützen kann. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Akupunktur nur einen Teilbereich der Behandlung darstellt. Menschen mit Adipositas benötigen zudem Maßnahmen wie Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie und die Ursachen für das Übergewicht müssen identifiziert werden.
- Stressreduktion: Es gibt bestimmte Botenstoffe im Körper, die auf das vegetative Nervensystem einwirken und so Stress abbauen. Die Wirksamkeit der Akupunktur zur Reduzierung von Stress konnte bisher allerdings noch nicht eindeutig wissenschaftlich bewiesen werden.
- Allergien und Heuschnupfen: Neben den konventionellen Therapiemethoden, die häufig langwierig und kostspielig sind, greifen zunehmend mehr Patienten auf alternativmedizinische Behandlungsmethoden wie Akupunktur zurück.
Kontroverse und Studienlage
Einige Menschen schwören darauf, für andere grenzt es an Schamanismus: Die Meinungen zur Akupunkturbehandlung gehen weit auseinander. Warum die Behandlungsmethode so umstritten ist, liegt an der unzureichenden wissenschaftlichen Datenbasis. Denn obwohl viele Menschen nach der Akupunktur erhebliche Verbesserungen ihres Gesundheitszustands beschreiben, existiert für die meisten Erkrankungen kein wissenschaftlich anerkannter Nachweis, der die Wirksamkeit der Akupunktur bestätigt.
Was hingegen für die Akupunktur spricht: Die Akupunkturpunkte befinden sich nachweislich an Stellen im Körper, die eine erhöhte Dichte bestimmter Rezeptoren aufweisen, die empfindlich auf Druck reagieren. Daher ist anzunehmen, dass die Stimulation dieser Punkte einen gewissen Reiz auslöst, der über das Nervensystem weitergegeben wird. Es gibt Nachweise, dass durch diese Stimulation bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden, die schmerzhemmend wirken. Am besten erforscht ist die schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur. Einige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Akupunktur bestimmte Schmerzen lindern kann. Dazu zählen beispielsweise Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen bei Arthritis oder Kopfschmerzen. Zudem soll Akupunktur Übelkeit lindern können, z. B. bei Krebspatienten oder in der Schwangerschaft.
Insgesamt wird die Wirkungsweise der Akupunktur von vielen Faktoren beeinflusst, darunter die Wahl des Akupunkteurs, die Qualität der Nadeln und deren genauer Platzierung.
Kostenübernahme und Durchführung
Unter gewissen Voraussetzungen ist in Deutschland Akupunktur auf Rezept verfügbar. Die Kosten werden also für einige Erkrankungen von den Krankenkassen übernommen, darunter verschiedene Formen der Arthrose wie beispielsweise Kniearthrose. Auch bei Rückenschmerzen, die z. B. auf Haltungsstörungen, Skoliose, Osteochondrose, Wirbelgleiten oder andere Erkrankungen zurückzuführen sind, zählt die Akupunktur mittlerweile zu den Kassenleistungen. Viele Krankenkassen übernehmen darüber hinaus auch für andere Schmerzzustände und Beschwerden die Akupunkturkosten oder zahlen zumindest einen Zuschuss. Dazu zählt beispielsweise Akupunktur zur Geburtsvorbereitung oder bei Schwangerschaftsübelkeit. Klären Sie eine mögliche Kostenübernahme für die Akupunktur mit Ihrer Krankenkasse, bevor Sie die Behandlung beginnen.
Es gibt keine festen Regeln, wie oft man sich einer Akupunkturbehandlung unterziehen sollte. Wenn man die Leistung erstattet bekommen möchte, ist es jedoch ratsam, sich an den Vorgaben der Krankenkassen zu orientieren. Zudem ist es sinnvoll, in Bezug auf Umfang und Häufigkeit der Akupunktursitzungen den Empfehlungen des Akupunkteurs zu folgen. Die klassischen Akupunkturnadeln sollten pro Anwendung 20 bis 30 Minuten im Körper bleiben. Darüber hinaus gibt es Dauernadeln, die 1 bis 2 Wochen in der Haut verbleiben. Die winzigen Nadeln werden am Ohr gesetzt und mit kleinen Pflastern abgedeckt, damit sie im Alltag nicht stören.
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Bei der Suche nach einem Akupunkteur sollten Sie darauf achten, dass der Arzt eine Zusatzausbildung in diesem Bereich absolviert hat und entsprechend qualifiziert ist. Generell dürfen alle Fachärzte eine solche Qualifikation erwerben.
Akupunktur vs. Akupressur und andere Methoden
Sowohl Akupunktur als auch Akupressur sind Methoden der traditionellen chinesischen Medizin, die sich in der Art und Weise der Anwendung unterscheiden. Bei der Akupunktur verwendet der Therapeut feine Nadeln zur Stimulation der Akupunkturpunkte, die für 20 bis 30 Minuten im Körper verbleiben. Neben der klassischen Akupunktur mit Nadeln können die Akupunkturpunkte auch durch andere Reize stimuliert werden. Bei der Laserakupunktur werden sie beispielsweise durch Laserstrahlen stimuliert. Auch Akupunktur mithilfe von Strom ist ohne Nadeln möglich.
Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Frage, da es von den Symptomen und Beschwerden des Patienten abhängt, welche Methode im individuellen Fall besser geeignet ist. Grundlage der Osteopathie ist es, durch sanften Druck Blockaden in Gelenken oder im Gewebe zu lösen. Sowohl Akupunktur als auch Osteopathie zählen zu den alternativen Behandlungsmethoden. Ihre Wirksamkeit ist also wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Behandlungsformen einen therapeutischen Nutzen haben können. Ein Akupressur-Armband wird bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, insbesondere bei Übelkeit. Es übt Druck auf einen Punkt am Handgelenk aus, der zu den wichtigsten Akupunkturpunkten zählt.
Risiken und Nebenwirkungen der Akupunktur
Die Akupunktur ist bei richtiger Anwendung recht nebenwirkungsarm. Dennoch können in sehr seltenen Fällen auch Nerven geschädigt werden, insbesondere wenn die Nadeln zu tief ins Gewebe gestochen werden.
Schmerzen als Nebenwirkung
Schmerzen stellen eine seltene Nebenwirkung der Akupunktur dar. In erster Linie wird die Akupunktur eingesetzt, um einen bestimmten Schmerz zu behandeln. Durch die Behandlung selbst können jedoch Schmerzen auftreten, die in primäre und sekundäre Schmerzen unterteilt werden. Die sekundären Schmerzen sind nicht genau geklärt und eine organische Ursache lässt sich medizinisch nicht finden. Sie können an der zu behandelnden Stelle im Sinne einer Erstverschlechterung, aber auch an anderen Körperbereichen und Organen als Reaktion auf die Akupunktur auftreten. Primäre Schmerzen hingegen entstehen als direkte Reaktion des gestochenen Gewebes.
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Konkrete Ursachen für Schmerzen als primäre Reaktion auf die gestochenen Nadeln können unterschiedlich sein. In den allermeisten Fällen handelt es sich lediglich um leichte Reizungen und minimale Verletzungen des lokalen Gewebes. Beim Stechen können kleine Strukturen wie Blutgefäße, Nerven und Muskeln unter der Haut verletzt werden. Die nur sehr dünnen Nadeln können die fragilen Strukturen des Unterhautgewebes reizen, jedoch in der Regel keinen längerfristigen Schaden anrichten. Bei Verletzungen der Blutgefäße kann es zu kleinen Einblutungen und blauen Flecken, bei Nervenverletzungen zu vermehrtem Schmerz oder einem einschießendem, elektrisierendem Gefühl und bei Muskelreizungen zu Verspannungen oder Muskelkater kommen. Auch die Anzahl der Nadeln und die Art des Stechens haben einen Einfluss auf die lokalen Schmerzen. Bei sehr sensiblen Personen muss gegebenenfalls die Behandlung angepasst werden. In diesen Fällen ist es auch möglich auf eine Ohrakupunktur umzustellen.
Eine heutzutage sehr seltene lokale Komplikation ist die Infektion. Unter unhygienischen Zuständen können über die Akupunkturnadel Erreger unter die Haut gelangen und eine Entzündung hervorrufen.
Erstverschlimmerung
Wenn die Schmerzen, die durch die Behandlung gelindert werden sollen, sich in der ersten Zeit nach der Akupunktur verschlimmern, spricht man von einer Erstverschlimmerung oder auch Erstverschlechterung. Ursächlich ist vermutlich eine Reizung der betroffenen Körperregion, die für die Schmerzen verantwortlich ist. Diese Erstverschlimmerung lässt sich häufig bei alternativmedizinischen Behandlungen beobachten und kann individuell in Dauer und Intensität variieren.
Weitere Risiken und Komplikationen
- Nervenverletzungen: Wie bereits erwähnt, können in seltenen Fällen Nerven durch zu tiefes Stechen verletzt werden.
- Schwindel und Ohnmacht: Der physische Reiz des Stechens kann bei einigen Patienten zusätzlich ein Schwindelgefühl und im Extremfall sogar eine Ohnmacht auslösen.
- Lokale Reaktionen: Der lokale Reiz kann sich neben Schmerzen auch in einer Rötung und Schwellung äußern. In manchen Fällen kann sich der betroffene Bereich überwärmt anfühlen.
- Infektionen: Unter unhygienischen Bedingungen können Infektionen an der Einstichstelle entstehen.
- Organschäden: In sehr seltenen Fällen kann es bei unsachgemäßer Anwendung zu Verletzungen von Organen wie Lunge oder Rückenmark kommen.
Akupunktur in der Schwangerschaft
Eine Akupunktur in der Schwangerschaft kann bedenkenlos, aber mit Vorsicht durchgeführt werden. Die Akupunktur regt in erster Linie die Selbstheilungskräfte des Körpers an und setzt keinen Wirkstoff für den gesamten Körper in den Kreislauf frei, weshalb das heranwachsende Kind nicht bedroht ist. In sehr seltenen Fällen kann bei besonders sensiblen Patientinnen als Reaktion auf den Reiz ein körperlicher Stress mit Panik entstehen. Besteht eine extreme Angst vor der Akupunktur und kleinen Nadeln, sollte die Akupunktur nach Möglichkeit unterbleiben, insbesondere in einer Schwangerschaft. Im schlimmsten Fall können durch den Reiz Krämpfe oder sogar vorzeitige Wehen auftreten. Da diese Komplikationen jedoch extrem selten sind, kann eine Akupunktur in der Schwangerschaft im Normalfall bedenkenlos durchgeführt werden.
Was tun bei Verdacht auf Nervenverletzung?
Sollten nach einer Akupunkturbehandlung Symptome wie anhaltende oder zunehmende Schmerzen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Muskelschwäche auftreten, ist es wichtig, umgehend einen Arzt aufzusuchen. Insbesondere bei zunehmenden Schmerzen sollte dies als Akutfall bei der Terminvereinbarung in einer Neuropraxis mitgeteilt werden.
Diagnose von Nervenschädigungen
Auch wenn Symptome wie Schmerzen, Taubheitsgefühle, Störungen in den Bewegungsabläufen und ein verminderter Tastsinn bereits auf eine Nervenschädigung hinweisen können, gibt es zahlreiche sehr gute Verfahren zur sicheren Diagnosestellung. Experte für die Feststellung von Nervenschädigungen ist der Neurologe. Er ist auf Störungen und Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert.
Der Facharzt versucht herauszufinden, ob, wo und in welchem Ausmaß eine Nervenschädigung vorliegt. erkundigt. Während des Gesprächs werden zudem die Art und die Intensität der Schmerzen klassifiziert, zum Beispiel brennend und eher schwach ausgeprägt oder stechend und sehr stark. Hierbei muss der Patient seinen Schmerz auf einer visuellen Skala (meist in Form eines Balkens) einschätzen. Rolle. liefern.
Weitere diagnostische Maßnahmen sind:
- Reflexprüfung: Der Arzt testet verschiedene Reflexe des Menschen, wie beispielsweise dem Kniesehnen-Reflex. blitzschnell hochreißt. auslösen, indem er mit einem kleinen Hämmerchen auf die Kniescheibe klopft.
- Sensibilitätsprüfung: Weitere Tests beziehen sich auf die Berührungsempfindlichkeit von Armen oder Beinen. Als Hilfsmittel dient dabei zum Beispiel eine Stimmgabel. Diese wird angeschlagen und anschließend an die untersuchte Hautstelle gehalten, sodass die Schwingungen nachempfunden werden können - oder eben nicht, wenn eine Nervenschädigung vorliegt.
- Elektroneurografie (Nervenleitgeschwindigkeitsmessung): Bei einer Elektroneugrafie misst der Mediziner die Nervenleitgeschwindigkeit - also die Fähigkeit eines Nervs, elektrische Impulse zu leiten. Dafür klebt der Arzt mehrere kleine Elektroden auf die Haut. Der Nerv wird dann über die Elektroden durch einen sanften elektrischen Impuls stimuliert. Gleichzeitig erfassen die Elektroden, wie lange es dauert, bis der Nerv den Impuls an einen Muskel weitergegeben hat. Die daraus gezogenen Messwerte geben Aufschluss über Art und Ausmaß von Nervenschädigungen.
- Elektromyographie (EMG): Bei einer Elektromyographie wird die elektrische Muskelaktivität (also das Zusammenspiel von versorgenden Nerven und Muskelpartie) bestimmt. Der Neurologe führt bei dieser Untersuchung dünne Nadelelektroden durch die Haut in den jeweiligen Muskel ein. Die Elektroden leiten auf den Muskel übertragene Aktivität ab und stellen diese auf einem Bildschirm in Form von Spannungskurven dar. Ist die Muskulatur oder ein dazugehöriger Nerv geschädigt, ist die gemessene elektrische Aktivität verändert (zeigt sich zum Beispiel durch verkürzte oder verlängerte Spannungskurven). Patienten müssen keine Angst vor einem EMG haben, die Einstiche der Nadelelektroden sind mit denen bei einer Akupunktur vergleichbar.
- Blutuntersuchung: Ist eine Nervenschädigung erkannt, muss der auslösende Faktor ermittelt werden. Spezielle Messwerte und Parameter des Bluts können Hinweise auf die Ursache einer Nervenschädigung geben.
- Liquoruntersuchung: Mithilfe der Liquoruntersuchung kann entschieden werden, ob Gehirn und Rückenmark von den Nervenschädigungen betroffen sind. Die aus dem Rückenmark entnommene Flüssigkeit ist normalerweise klar. Liegt eine Nervenschädigung vor, ist die Zusammensetzung des Liquors verändert. Für die Gewinnung des Liquors sticht der Facharzt mit einer dünnen Nadel in der Regel zwischen den 3. und 4.
- Nervenbiopsie: Bei einer Nervenbiopsie wird während eines kurzen chirurgischen Eingriffs unter örtlicher Betäubung durch einen kleinen Schnitt in der Haut eine Gewebeprobe direkt aus einem Nerv entnommen. Der Laborarzt bewertet dann, basierend auf einer mikroskopischen Betrachtung, den Zustand der Nervenzellen. Zeigen die Nervenzellen keine Auffälligkeiten, liegt keine Nervenschädigung vor. Sind hingegen degenerierte oder unterversorgte Nervenzellen zu sehen, leidet der Patient vermutlich an einer Nervenschädigung.
In der Regel ist eine Kombination der genannten Methoden nötig, um eine Nervenschädigung und deren Ursache zu erkennen und daraus eine gezielte Behandlung abzuleiten.
Behandlung von Nervenschädigungen
Nerven sind in minimalem Grad dazu fähig sich zu regenerieren. Dieser Prozess dauert jedoch sehr lange, so dass mit einer spontanen Selbstheilung nicht zu rechnen wäre. Es ist wichtig, frühzeitig zu handeln, um mögliche Folgeschäden zu minimieren. Durch den Einstich kann eine Infektion in den Nervenkanal eingedrungen sein. Diese muss frühzeitig behandelt werden.
Die Behandlung von Nervenschädigungen ist abhängig von der Ursache und dem Ausmaß der Schädigung. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die zum Ziel haben, die Nervenregeneration zu fördern und die Symptome zu lindern.
Alternativmedizinische Behandlungsansätze bei neuropathischen Schmerzen
Neuropathische Schmerzsyndrome wie zum Beispiel die Polyneuropathie oder die Post-Zoster-Neuralgie sind konventionell oftmals nicht zufriedenstellend zu behandeln. Die Naturheilkunde und Komplementärmedizin hat einige Verfahren, die sich, sowohl in der ärztlichen Erfahrung als auch in wissenschaftlichen Studien, als wirksam oder vielversprechend erwiesen haben.
Dazu gehören:
- lokale Behandlung mit Spanischem Pfeffer bzw. Capsaicin (täglich 2 - 4 mal über 4 - 6 Wochen)
- Lidocain Pflaster (5 %)
- Akupunktur
- Traditionelle Chinesische Medizin: Kräuter- und Ernährungstherapie der chin. Medizin wird nur in besonderen Fällen und im Rahmen wissenschaftlicher Fragestellungen eingesetzt.
- Infusionstherapie mit a-Liponsäure
- Elektrotherapie mit TENS
- Lymphdrainage, Bindegewebsmassage und andere manuelle Verfahren
- Laserakupunktur
- Einreibungen mit Aconitöl und weiteren, ätherischen Ölen wie Nelkenöl, Rosmarinöl, Minzöl
- Blutegeltherapie: Diese hat sich vor allem beim Herpes zoster und der Post-Zoster-Neuralgie bewährt.
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