Poppers: Wirkung auf das Gehirn, Risiken und rechtliche Aspekte

Poppers sind eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine Gruppe von Alkylnitritverbindungen, insbesondere Amylnitrit, Butylnitrit und Isobutylnitrit. Diese leichtflüchtigen Stoffe, meist in kleinen Fläschchen erhältlich, werden wegen ihrer entspannenden und euphorisierenden Wirkung inhaliert. Ursprünglich wurden Poppers Mitte des 19. Jahrhunderts als Medikament zur Behandlung von Angina pectoris (Brustschmerzen aufgrund von Herzerkrankungen) eingeführt, da sie gefäßerweiternde Eigenschaften besitzen. Heute werden sie hauptsächlich als Party- und Sexdroge missbraucht.

Was sind Poppers?

Poppers sind flüssige Drogen, die verschiedene Nitrite enthalten, zumeist Amylnitrit, seltener Butylnitrit, sowie Zusätze und Aromastoffe. Sie sind leicht brennbar und bilden bei Zimmertemperatur flüchtige Dämpfe, die inhaliert werden. Die farblose bis gelbliche Flüssigkeit hat einen charakteristischen chemischen Geruch, der entfernt an Chloroform erinnert.

Poppers werden oft unter falschen Angaben verkauft, etwa als "Raumduft", "Lederreinigungsmittel" oder "Video-Tonkopfreiniger", um das Verbot des Verkaufs als Arzneimittel zu umgehen.

Wie wirken Poppers?

Die Wirkung von Poppers basiert auf der gefäßerweiternden Wirkung der enthaltenen Nitrite. Amylnitrit wurde bereits 1859 als gefäßerweiterndes Mittel entdeckt und in der Folge zur Akutbehandlung der Angina pectoris eingesetzt. Es führt zu einer Steigerung der Herzfrequenz, einer verbesserten Durchblutung des Herzmuskels und einer Vasodilatation der peripheren Gefäße.

Beim Inhalieren von Poppers setzt die Wirkung bereits nach wenigen Sekunden ein und hält nur wenige Minuten an. Konsumenten berichten von einem Gefühl von Wärme, Herzklopfen, Gesichtsrötung, Enthemmung, sexueller Stimulation und einem intensiveren Berührungsempfinden. Die schmerzstillende Wirkung kann zudem bestimmte Sexualpraktiken erleichtern. Die gefäßerweiternde Wirkung steigert die Durchblutung im Gehirn. Nach der Einnahme reagieren Betroffene sensibler auf Berührungen, das Schmerzempfinden wird gesenkt.

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Risiken und Nebenwirkungen

Der Konsum von Poppers ist nicht ungefährlich und birgt verschiedene Risiken und Nebenwirkungen.

  • Kurzfristige Nebenwirkungen: Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Atembeschwerden, Hautreizungen und Nasenbluten. Durch den Blutdruckabfall kann es zu Bewusstlosigkeit kommen.
  • Langfristige Nebenwirkungen: Bei häufigem und langfristigem Gebrauch können anhaltende Reizungen der Atemwege und der Schleimhäute in Mund und Rachen auftreten. Es sind auch Blutbildstörungen, Herzrhythmusstörungen, Nerven- und Gehirnschäden sowie Leber- und Nierenfunktionsstörungen möglich.
  • Überdosierung: Eine Überdosierung mit Poppers kann zu einem sehr raschen Blutdruckabfall führen, wodurch das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Auch ein Schlaganfall mit dauerhaften Lähmungen kann die Folge sein. Da Poppers eine gefäßerweiternde Wirkung besitzen, besteht bei einer Vergiftung bzw. Überdosierung das Risiko für Herz-Kreislauf-Beschwerden, extremen Blutdruckabfall, Ohnmacht oder Schockzustände.
  • Wechselwirkungen mit anderen Substanzen: Besonders gefährlich ist der Mischkonsum von Poppers mit anderen Rauschmitteln und Medikamenten, insbesondere mit Sildenafil (Viagra). Die Kombination kann zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall führen.
  • Methämoglobinämie: Die in Poppers enthaltenen Nitrite können das Hämoglobin in den roten Blutkörperchen zu Methämoglobin umwandeln, wodurch der Sauerstofftransport im Körper beeinträchtigt wird. Dies kann zu einer Sauerstoffunterversorgung des gesamten Körpers führen, was sich zunächst in blauen Lippen und einem ausgeprägt schwächlichen Gefühl bemerkbar macht. Die Gefahr einer lebensbedrohlichen Methämoglobinämie ist besonders dann akut, wenn Poppers getrunken wird.
  • Augenschäden: Es sind Fälle bekannt, in denen Poppers Netzhautschäden hervorgerufen hat. Betroffene klagen über Sehstörungen, verschwommenes Sehen oder einen hellen Fleck im zentralen Sehbereich.
  • Psychische Abhängigkeit: Obwohl Poppers nicht körperlich abhängig machen, kann sich eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Konsumenten berichten, dass sexuelle Erregung mit der Zeit nur noch nach dem Konsum des Rauschmittels möglich sei.

Wer sollte Poppers meiden?

Grundsätzlich sollte jeder den Gebrauch von Poppers vermeiden. Besonders gefährdet sind jedoch Personen mit:

  • Herz- oder Blutdruckproblemen
  • Einnahme von Medikamenten wie Potenzmittel (z.B. Viagra)
  • Bestimmten Atemwegsproblemen
  • Niedrigem Blutdruck
  • Herzrhythmusstörungen
  • Blutarmut

Rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland unterliegen Poppers bzw. das enthaltene Amylnitrit nicht dem Betäubungsmittelgesetz, sondern dem Arzneimittelgesetz. Daher sind Besitz und Konsum nicht strafbar, Weitergabe und Verkauf (außerhalb von Apotheken) hingegen schon. Nitrithaltige Medikamente sind verschreibungspflichtig.

Erste Hilfe bei Notfällen

  • Verschlucken: Das Verschlucken von Poppers ist lebensgefährlich und kann zahlreiche zusätzliche Schäden hervorrufen. In diesem Fall ist eine notfallmedizinische Behandlung angeraten.
  • Kontakt mit Schleimhäuten oder Augen: Bei Kontakt mit Schleimhäuten oder Augen muss sofort mit Wasser gespült werden und ein Arzt aufgesucht werden.
  • Überdosierung: Bei Anzeichen einer Überdosierung (starker Blutdruckabfall, Ohnmacht, Schockzustand) muss umgehend ein Notarzt gerufen werden.

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