Die Physiologie des Lachens: Was im Gehirn und Körper passiert

Das Lachen ist ein komplexer, positiver Vorgang, der weit mehr ist als nur ein Ausdruck von Freude. Es ist ein angeborenes menschliches Verhalten, das kulturelle und sprachliche Grenzen überwindet und tiefgreifende Auswirkungen auf unser körperliches und psychisches Wohlbefinden hat.

Muskelaktivität beim Lachen

Beim Lachen sind zahlreiche Muskeln im Gesicht beteiligt, darunter:

  • Großer Jochbeinmuskel
  • Kleiner Jochbeinmuskel
  • Oberlippenheber
  • Oberlippen- und Nasenflügelheber

Diese Muskeln steuern den Mundwinkel mit einer seitlichen Aufwärtsbewegung und heben die Oberlippe an. Bei stärkerer Anspannung wird die obere Zahnreihe sichtbar. Gleichzeitig spannt sich der Augenringmuskel an und verkleinert so beim Lächeln/Lachen die Lidspalte etwas.

Beim noch "breiteren Lächeln/Lachen" wird nun durch Anspannung der Mundwinkel- und Unterlippensenker die Unterlippe gesenkt und die untere Zahnreihe exponiert.

Die Innervierung dieser Muskelgruppen erfolgt durch verschiedene Nervenäste des Nervus facialis. Fallen einzelne Äste aus, kann es zu asymmetrischen Verziehungen der Mundöffnung kommen.

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Klassifikation des menschlichen Lächelns

Die gängige Klassifikation des menschlichen Lächelns wurde 1974 durch den plastischen Chirurgen Leonard Rubin etabliert. Rubin unterscheidet hierbei drei verschiedene Formen des Lächelns:

  1. Kommissurales Lächeln: Hier werden die Mundwinkel nach oben und außen gezogen, und durch die Kontraktion des Musculus levator labii superioris (Oberlippenheber) werden die Zähne des Oberkiefers sichtbar.
  2. Eckzahnlächeln: Hier wird die Bewegung durch den Musculus levator labii superioris initiiert und durch die Kontraktion des Musculus zygomaticus major und des Musculus zygomaticus minor (großer und kleiner Jochbeinmuskeln) abgeschlossen.
  3. Komplexes Lächeln (Hollywoodlächeln): Hier kontrahieren die Mm. zygomatici major et minor, der M. depressor labii inferioris (Niederzieher der Unterlippe) und der M. levator labii superioris gleichzeitig. Demgemäß werden sowohl die Zähne des Ober- als auch die Zähne des Unterkiefers sichtbar.

Die Auswirkungen des Lachens auf den Körper

Lachen ist nicht nur ein Gefühlsausdruck, sondern auch ein körperlicher Vorgang, der viele positive Auswirkungen hat:

  • Stressreduktion: Selbst ein erzwungenes Lächeln kann Stress reduzieren. Beim Lachen werden Botenstoffe wie Endorphine freigesetzt, die Stresshormone wie Cortisol reduzieren.
  • Schmerzlinderung: Die freigesetzten Endorphine können als natürliche Schmerzmittel wirken und die Schmerztoleranz erhöhen.
  • Verbesserte Immunität: Lachen kann die Funktion des Immunsystems verbessern, indem es die Freisetzung von Endorphinen und die Verringerung von Stresshormonen fördert.
  • Steigerung der Attraktivität: Lächeln wird oft mit Attraktivität in Verbindung gebracht und beeinflusst die positive Wahrnehmung von Schönheit und Sympathie bei anderen.
  • Steigerung der Kreativität: Positive Emotionen, die durch Lächeln ausgelöst werden können, fördern eine kreative Denkweise und innovative Verbindungen zwischen Ideen.
  • Appetitregulation: Lachen kann die Appetitregulation beeinflussen, indem es die Konzentration der Hormone Leptin und Ghrelin im Blut verändert.

Was passiert im Gehirn beim Lachen?

Lachen ist ein komplexer Vorgang, an dem verschiedene Hirnareale beteiligt sind. Es gibt kein spezielles "Humorzentrum" im Gehirn, sondern verschiedene Areale werden je nach Art des Humors und der damit verbundenen Emotionen aktiviert.

  1. Sensorische Verarbeitung: Der Witz oder die lustige Situation wird zunächst über die Sinnesorgane (Ohr, Auge) aufgenommen und in den entsprechenden sensorischen Arealen des Gehirns verarbeitet.
  2. Sprachverständnis: Wenn es sich um einen verbalen Witz handelt, wird er im Sprachzentrum des Gehirns analysiert und verstanden.
  3. Emotionale Bewertung: Der Inhalt des Witzes wird emotional bewertet. Wenn er als lustig empfunden wird, werden Areale aktiviert, die für positive Emotionen zuständig sind.
  4. Motorische Reaktion: Die emotionalen Signale werden an die motorischen Areale des Gehirns weitergeleitet, die die Muskeln für das Lachen aktivieren.
  5. Belohnung: Das Gehirn belohnt sich für die vollbrachte "Schwerstarbeit" mit der Ausschüttung von Glückshormonen wie Endorphinen und Dopamin.

Die soziale Funktion des Lachens

Lachen ist nicht nur ein individuelles Erlebnis, sondern auch ein wichtiger Bestandteil sozialer Interaktion. Es ist eine grundlegende Form der nonverbalen Kommunikation, die positive Emotionen wie Glück, Freundlichkeit und Zugänglichkeit vermittelt.

  • Soziale Bindung: Lachen spielt eine entscheidende Rolle in sozialen Interaktionen und trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen und soziale Bindungen zu stärken.
  • Ansteckung: Lachen ist ansteckend, weil es Regionen in unserem Gehirn triggert, die auch aktiv sind, wenn wir selber lachen.
  • Alarmsignal: Einer Studie zufolge entwickelte sich das Lachen evolutionär als eine Art Alarmsignal, die den Umstehenden mitteilt, dass ein besorgniserregendes Ereignis vorbei ist.

Lachen als Therapie

Die positiven Auswirkungen des Lachens auf Körper und Psyche werden auch in der Therapie genutzt. Die Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen, erforscht die Auswirkungen des Lachens auf körperliche Vorgänge.

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  • Lachyoga: Lachyoga-Clubs erklären das Lachen zur Trainingssache und nutzen es, um Menschen zu helfen, die durch schwierige Umstände kaum noch lachen können.
  • Clown-Doktoren: Clown-Doktoren heitern den Klinikalltag auf und können so nachweislich Stress und Angst reduzieren.

Die Grenzen des Lachens als Medizin

Obwohl Lachen viele positive Auswirkungen hat, ist es nicht immer die beste Medizin. Nicht alles, was darüber bekannt ist, lässt sich wissenschaftlich belegen. Es gibt viele Arten, Humor zu konsumieren, aber es hat mehr körperliche Vorteile, wenn man ihn selbst "produziert".

Endorphine: Glückshormone für mehr Wohlbefinden

Endorphine sind körpereigene Schmerzmittel und Glückshormone, die bei Bedarf ausgeschüttet werden und für ein High sorgen. Sie wirken schmerzstillend, beruhigend, aktivieren die Sexualität, regulieren den Hunger, stärken das Immunsystem und beugen Stress vor.

Es gibt verschiedene Glückshormone, die jeweils unterschiedliche Wirkungen haben, aber am Ende alle irgendwie glücklich machen:

  • Beta-Endorphin
  • Serotonin
  • Dopamin
  • Noradrenalin
  • Oxytocin
  • Phenetylamin

Du kannst deine Endorphine ganz einfach steigern, beispielsweise durch regelmäßigen Sport, gesunde Ernährung, Lachen mit Freunden oder einen Spaziergang an der Sonne.

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