Taubheitsgefühl nach OP: Ursachen und Behandlung

Taubheitsgefühle nach Operationen sind ein vielschichtiges Thema. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze, um Betroffenen ein besseres Verständnis und Orientierung zu bieten.

Einführung

Nach einer Operation können verschiedene Beschwerden auftreten. Ein häufig genanntes Problem ist das Taubheitsgefühl im Operationsbereich oder in angrenzenden Körperregionen. Dieses Phänomen kann unterschiedliche Ursachen haben und sowohl vorübergehender als auch dauerhafter Natur sein. Es ist wichtig, die Ursachen richtig zu erkennen, um eine geeignete Behandlung einzuleiten und langfristige Beschwerden zu vermeiden.

Ursachen des Taubheitsgefühls

Das Taubheitsgefühl nach einer Operation kann vielfältige Ursachen haben. Es ist entscheidend, diese Ursachen zu identifizieren, um die geeignete Behandlung einzuleiten.

Direkte Nervenschädigung während der Operation

Während eines chirurgischen Eingriffs können Nerven verletzt oder durchtrennt werden, was zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Schmerzen oder sogar Lähmungserscheinungen führen kann. Diese Schädigungen sind nicht immer vermeidbar und können als unvermeidliche Komplikationen auftreten.

Minderwertige Schmerzlinderung

Eine unzureichende Schmerzlinderung kann ebenfalls zu Taubheitsgefühlen führen. Dies kann durch schlechte Lokalanästhetika, falsche Dosierung oder Beschädigung von Nervengewebe bei der Injektion verursacht werden.

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Entzündungsprozesse

Entzündungsprozesse nach einer Operation können dazu führen, dass die peripheren Nerven erkranken und Taubheitsgefühle auslösen.

Ischämie

Eine mangelnde Durchblutung (Ischämie) des entsprechenden Bereichs kann ebenfalls Taubheitsgefühle verursachen.

Weitere mögliche Ursachen

Es gibt noch weitere Faktoren, die zu Taubheitsgefühlen führen können:

  • Abgeklemmte oder verletzte Nerven, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall
  • Nervenerkrankungen wie Polyneuropathie
  • Schädigungen der Haut, beispielsweise durch Verbrennungen
  • Schlaganfall
  • Infektionskrankheiten wie Gürtelrose, Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Borreliose
  • Migräne
  • Psychologische Faktoren wie Angst- und Panikattacken
  • Tumoren
  • Vergiftungen
  • Diabetes
  • Vitamin-B12-Mangel
  • Karpaltunnelsyndrom (bei Taubheitsgefühl in den Händen)

Taubheitsgefühl nach Zahnimplantationen

Ein spezifischer Fall von Taubheitsgefühl nach einer Operation ist die Zahnimplantation. Nach dem Einsetzen von Zahnimplantaten können Patienten in den ersten Tagen schmerzhafte Empfindungen, Zahnfleischbluten und Taubheit (Hypästhesie) im Bereich des chirurgischen Eingriffs verspüren. Solche postoperativen Folgen sind natürlich, wenn sie nicht länger als 3-5 Tage anhalten.

Ursachen für anhaltende Taubheit nach Zahnimplantationen

Es gibt verschiedene Gründe, warum Taubheit nach der Implantation von Zahnimplantaten nicht verschwindet:

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  • Minderwertige Schmerzlinderung: Die Ursache kann ein schlechtes Lokalanästhetikum, falsche Dosierung oder Schädigung von Nervengewebe bei der Injektion sein.
  • Falsch gewählte Länge des Implantats.
  • Verletzung des Trigeminusnervs während des Einsetzens des Zahnimplantats oder beim Bohren des Lochs für den Stift.

Der Trigeminusnerv ist der größte Nerv aller zwölf Schädelnerven. Die Schädigung des Unterkiefernervs und des Oberkiefernervs wird durch Dehnung, Kompression oder teilweise/vollständige Verletzung der Nervenendstrukturen verursacht. Der Arzt kann während des Einsetzens des Titanimplantats (bei Schmerzen des Patienten) oder während der postoperativen Überwachung des Patientenzustands eine Pathologie feststellen.

Arten von Nervenverletzungen

  • Neuropraxie: Leichte Verletzung (Dehnung) ohne Schädigung der Nervenstruktur. Normalerweise stellt sich die Empfindlichkeit innerhalb von 4-8 Wochen wieder her.
  • Axonotmesis: Mittelschwere Verletzung, Taubheit des Kinns oder des Zahnfleisches nach der Implantation, begleitet von Schmerzen. Die Integrität des Axons (Nervenzellausläufers) bleibt erhalten. Die Empfindlichkeit kehrt innerhalb von 8-16 Wochen zurück, kann jedoch später etwas geringer sein als vor der Verletzung.
  • Neurotmesis: Schwerwiegende Verletzung der Nervenenden mit Beeinträchtigung ihrer Integrität (Nerv und Nervenhülle werden beschädigt).

Diagnose und Behandlung nach Zahnimplantationen

Bei der Konsultation ermittelt der Arzt die Ursache der Taubheit und führt diagnostische Untersuchungen durch, um Art und Ausmaß der Nervenschädigung festzustellen. Bei leichten und mittelschweren Verletzungen entscheidet der Arzt, ob eine Intervention erforderlich ist oder ob dem Körper Zeit zur Selbstheilung gegeben werden soll. Dem Patienten können therapeutische Verfahren mit medikamentöser Behandlung (Einnahme von Antibiotika, entzündungshemmenden Medikamenten) und physiotherapeutischen Maßnahmen (Akupunktur, gezielte Massage, Elektrophorese und Ultraschalltherapie) verschrieben werden.

Um die Sicherheit des chirurgischen Eingriffs zu gewährleisten, verwenden Ärzte manchmal kurze Implantate und Stopper, um die Integration des Titanstifts in das Knochengewebe zu kontrollieren. Der Erfolg bei der Wiederherstellung der Sensibilität hängt davon ab, wie genau die Empfehlungen des Zahnarztes befolgt werden. In der Regel lässt sich die Taubheit problemlos beseitigen. Manchmal verringern physiotherapeutische Verfahren die Pathologie bereits nach den ersten Sitzungen.

Symptome und Formen der Hypästhesie

Eine Hypästhesie ist eine herabgesetzte Druck- bzw. Berührungsempfindung und gehört zu den Sensibilitätsstörungen. Sie kann an Armen, Händen, Oberschenkeln, Füßen oder im Gesicht auftreten. Seltener macht sich das Taubheitsgefühl im Kopf- oder Rumpfbereich bemerkbar. Das Taubheitsgefühl kann sowohl einseitig als auch beidseitig spürbar sein. Mögliche Begleiterscheinungen der Hypästhesie sind Schmerzen, Sehstörungen, Sprachstörungen oder Gleichgewichtsprobleme. Häufig setzt ein Kribbeln an der betroffenen Stelle ein, wenn das Taubheitsgefühl nicht nachlässt.

Die Hypästhesie kann in verschiedenen Formen auftreten:

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  • Taktile Hypästhesie: geminderte Berührungs- und Druckempfindung
  • Thermische Hypästhesie: gemindertes Hitze- und Kälteempfinden
  • Hypalgesie: reduziertes Schmerzempfinden
  • Pallhypästhesie: verminderte Wahrnehmung von Vibrationen
  • Anästhesie: kompletter Sensibilitätsausfall

Ist das Taubheitsgefühl nicht von anderen Symptomen begleitet und verschwindet es nach kurzer Zeit von selbst wieder, ist es meistens harmlos. Tritt es jedoch häufig und länger auf, kann es der Hinweis auf eine Grunderkrankung sein.

Diagnose der Hypästhesie

Die Diagnose basiert auf einer umfangreichen Anamnese. Der Arzt befragt den Patienten, wann das Taubheitsgefühl zuletzt auftrat, ob das Taubheitsgefühl in oder nach einer bestimmten Situation bemerkt wurde, beispielsweise nach einem Unfall oder bei einer bestimmten Haltung, ob das Taubheitsgefühl einseitig oder beidseitig ist, ob es anhaltend ist, vergeht oder wiederkehrt und ob andere Erkrankungen bekannt sind, durch die das Taubheitsgefühl ausgelöst werden könnte, beispielsweise Diabetes. Der Arzt prüft das Gleichgewichtsgefühl, die Eigenreflexe, das Sehen, das Gehör und das Bewusstsein des Patienten.

Behandlung der Hypästhesie

Die Behandlung der Hypästhesie erfolgt abhängig von der Ursache. Eingeklemmte Nerven können mit muskelentspannenden Medikamenten und mit Schmerzmittel behandelt werden. Bei einer Polyneuropathie kann eine Infusion verabreicht werden. Zusätzlich werden oft Schmerzmittel verordnet. Liegt ein Karpaltunnelsyndrom vor, wird zuerst eine konservative Behandlung durch Orthopäden, Physiotherapie und Chiropraktiker angestrebt. Ein Vitamin-B12-Mangel wird durch die Gabe von Vitamin B12, zumeist durch Injektionen, behandelt.

Neuropathische Schmerzen nach OP

Neuropathische Schmerzen nach einer Operation sind eine spezielle Form des Taubheitsgefühls, die durch Nervenschädigungen verursacht wird.

Symptome

Kennzeichnend für postoperative neuropathische Schmerzen bzw. Nervenschmerzen allgemein ist eine charakteristisch veränderte Hautsensibilität. So reagieren Betroffene unter- oder überempfindlich (manchmal auch beides) auf Reize wie Kälte, Wärme, Berührung oder Druck. Betroffene berichten von Taubheitsgefühlen und/oder Schmerzattacken. Letztere können sich kribbelnd, brennend, stechend, einschießend oder elektrisierend äußern. Manchmal vermeiden die Betroffenen es, den schmerzbereitenden Körperteil zu bewegen, wodurch die entsprechenden Muskeln verkümmern können.

Ursachen

Zu den Operationen, die häufig Nervenschmerzen nach sich ziehen, gehören unter anderem:

  • Brust- oder Brustkorb-Operationen (zum Beispiel aufgrund von Herzerkrankungen oder Brustkrebs)
  • Leistenbruch-Operationen
  • Lungen-Operationen
  • Amputationen

Die Ursachen postoperativer Nervenschmerzen sind verschieden: So kann es während des operativen Eingriffs zu Schädigungen des Nervensystems kommen, etwa aufgrund von Kompressionen, Dehnungen, Traumen oder der Patientenlagerung. Davon abgesehen können Entzündungsprozesse nach einer Operation dazu führen, dass die peripheren Nerven erkranken.

Durch eine Nervenverletzung kommt es im Nervensystem zu plastischen Veränderungen: Diese können langfristig irreversibel werden, sodass die neuropathischen Schmerzen in eine chronische Form übergehen.

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit postoperativer Neuropathien. Dazu zählen zum einen Vorerkrankungen der peripheren Nerven. Zum anderen gibt es Nervenschäden begünstigende Erkrankungen, darunter Diabetes, sehr hoher oder sehr niedriger Body-Mass-Index, periphere Gefäßerkrankungen, Alkoholabhängigkeit oder eine Arthritis. Darüber hinaus gibt es Risikofaktoren, die die empfundene Stärke von Nervenschmerzen beeinflussen, darunter eine subjektiv erniedrigte Schmerzschwelle oder eine pessimistische Erlebnisverarbeitung.

Therapie

Die Therapie postoperativer neuropathischer Schmerzen kann wie folgt aussehen:

  • Medikamentöse Therapie: Typischerweise gegen neuropathische Schmerzen eingesetzte Medikamente sind unter anderem Antikonvulsiva, trizyklische Antidepressiva, selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer oder Opioide. Eine lokale Therapie erfolgt zum Beispiel mittels Lidocain-Pflastern. Meistens ist es sinnvoll, mehrere Medikamente miteinander zu kombinieren.
  • Nicht-medikamentöse Therapie: Die nicht-medikamentöse Behandlung neuropathischer Schmerzen erstreckt sich unter anderem auf warme Fußbäder, transkutane elektrische Nervenstimulation, Akupunktur, milde Infrarotstrahlung, Applikation von Kälte, Physio- und Ergotherapie und Psychotherapie (Verbesserung der Schmerzakzeptanz).
  • Invasive Therapie: Manchmal ist es sinnvoll bzw. erforderlich, neuropathische Schmerzen zusätzlich invasiv zu behandeln. Dies erfolgt unter anderem durch selektive Nervenblockaden, Ganglionblockaden oder Neuromodulationsverfahren.

Die optimale Behandlung postoperativer Nervenschmerzen erfordert ein multimodales Therapiemanagement, bestehend aus medizinischer und medikamentöser Behandlung, psychologisch-therapeutischen Maßnahmen sowie Bewegungstherapie.

Rechtliche Aspekte bei Nervenschäden nach Operationen

Wenn nach einer Operation Taubheitsgefühle, Lähmungen oder unerklärliche Schmerzen auftreten, kann ein Nervenschaden die Ursache sein. Nicht jeder Nervenschaden ist jedoch auf einen Behandlungsfehler zurückzuführen. In manchen Fällen handelt es sich um unvermeidbare Komplikationen.

Beweisführung und Verjährung

Die Beweisführung bei Nervenschäden nach Operationen ist oft komplex. Grundsätzlich muss der Patient beweisen, dass ein Behandlungsfehler vorliegt und dieser ursächlich für den Schaden ist.

Die reguläre Verjährungsfrist beträgt drei Jahre ab Kenntnis des Schadens und der Person des Schädigers. Die absolute Verjährungsfrist liegt bei 30 Jahren nach der schädigenden Handlung. Es ist wichtig, frühzeitig rechtlichen Rat einzuholen, um keine Fristen zu versäumen und wichtige Beweise zu sichern.

Was tun bei Taubheitsgefühlen nach einer Operation?

Wenn Sie nach einer Operation ein Taubheitsgefühl verspüren, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Schildern Sie Ihre Beschwerden und informieren Sie ihn über den Zeitpunkt des Auftretens, die Art des Taubheitsgefühls und eventuelle Begleitsymptome.
  2. Befolgen Sie die Anweisungen Ihres Arztes: Nehmen Sie verschriebene Medikamente ein und halten Sie sich an die empfohlenen physiotherapeutischen Maßnahmen.
  3. Seien Sie geduldig: Die Genesung von Nervenschäden kann Zeit in Anspruch nehmen. Geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich zu erholen, und bleiben Sie positiv.
  4. Suchen Sie bei Bedarf rechtlichen Rat: Wenn Sie vermuten, dass ein Behandlungsfehler vorliegt, sollten Sie sich frühzeitig rechtlich beraten lassen.

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