Sklerose ist ein medizinischer Begriff, der eine Verhärtung von Gewebe beschreibt, die in verschiedenen Organen und Systemen des Körpers auftreten kann. Diese Verhärtung entsteht durch eine Zunahme von Bindegewebe und Kollagenfasern, oft als Folge von Entzündungen, Verletzungen oder anderen Erkrankungen. Der Begriff "Sklerose" wird oft im Zusammenhang mit spezifischen Krankheiten wie Multipler Sklerose verwendet, aber es ist wichtig zu verstehen, dass Sklerose selbst ein allgemeiner pathologischer Prozess ist.
Definition von Sklerose
Der Begriff Sklerose bezieht sich auf den Prozess der Verhärtung und Verdickung von Haut- oder Organgewebe. Manchmal werden die Begriffe „Fibrose“ und „Sklerose“ synonym verwendet. Zwar beschreiben beide Ausdrücke eine Veränderung des Bindegewebes, dennoch sind sie voneinander abzugrenzen. Die Fibrose kennzeichnet eine Zunahme der Bindegewebszelle (Fibrozyten und Fibroblasten) und die Vermehrung von Kollagenfasern. Das Bindegewebe ist krankhaft vermehrt. Dies kann beispielsweise bei chronischen Entzündungen oder lange bestehenden Ödemen der Fall sein. Im Gegensatz dazu geht die Sklerose mit einer Abnahme der Bindegewebszellen einher. Gleichzeitig vermehren und verdichten sich die Kollagenfasern.
Ursachen von Sklerose
Sklerose kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter:
- Entzündungen: Chronische Entzündungen können zu Gewebsschäden und nachfolgender Sklerose führen.
- Infektionen: Bestimmte Infektionen können Entzündungen und Narbenbildung verursachen, die zu Sklerose führen.
- Durchblutungsstörungen: Mangelnde Durchblutung kann zu Gewebeschäden und Sklerose führen.
- Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter kann das Gewebe an Elastizität verlieren und anfälliger für Sklerose werden.
- Genetische Prädispositionen: Einige Menschen haben eine genetische Veranlagung zur Entwicklung von Sklerose.
- Autoimmunerkrankungen: Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem gesundes Gewebe an, was zu Entzündungen und Sklerose führen kann.
Arten von Sklerose
Es gibt verschiedene Arten von Sklerose, die unterschiedliche Organe und Systeme des Körpers betreffen können. Einige der häufigsten Arten sind:
Multiple Sklerose (MS)
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die Gehirn und Rückenmark betrifft. In Deutschland leben schätzungsweise 280.000 Menschen mit MS. Jedes Jahr bekommen mehr als 15.000 Personen die Erstdiagnose Multiple Sklerose. Die meisten von ihnen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Frauen sind von MS doppelt so häufig betroffen wie Männer.
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Bei MS greift das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinscheide an, eine Schutzschicht, die die Nervenfasern umgibt. Durch Entzündungen wird diese Schutzschicht beschädigt und die Nerven können Informationen nicht mehr einwandfrei übertragen. Dies führt zu einer Vielzahl von neurologischen Symptomen, die je nach betroffenem Bereich des Gehirns oder Rückenmarks variieren können.
Symptome der Multiplen Sklerose
MS-Symptome können an mehreren Stellen im Körper auftreten. Die Symptome können vielfältig sein und von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Einige häufige Symptome sind:
- Motorische Störungen: Lähmungen, Schwäche, Spastik (krankhaft erhöhte Muskelspannung), Gangstörungen.
- Sensibilitätsstörungen: Kribbeln, Taubheitsgefühl, Schmerzen, Missempfindungen.
- Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppelbilder, Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis).
- Blasen- und Darmstörungen: Häufiger Harndrang, Inkontinenz, Verstopfung.
- Fatigue: Abnorme Erschöpfbarkeit, Mattigkeit, mangelnde Leistungsfähigkeit.
- Kognitive Störungen: Einschränkungen bei Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Konzentration.
- Psychische Beschwerden: Depressive Verstimmungen, Depressionen, Wesensveränderungen.
- Sprech- und Schluckstörungen: Dysphagie (Schluckstörungen).
Diagnose der Multiplen Sklerose
Eine verlässliche MS-Diagnose kann nur ein Arzt stellen. Die Diagnose der Multiplen Sklerose ist oft komplex und erfordert eine sorgfältige Bewertung der Krankengeschichte, neurologische Untersuchungen und verschiedene diagnostische Tests. Es gibt keinen einzelnen Test, der MS mit Sicherheit bestätigen kann. Stattdessen stützen sich Ärzte auf eine Kombination von Faktoren, um die Diagnose zu stellen.
Die diagnostischen Verfahren umfassen:
- Anamnese und neurologische Untersuchung: Detaillierte Erfassung der Krankheitsgeschichte und Untersuchung des Nervensystems.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Bildgebung des Gehirns und Rückenmarks, um Läsionen (Entzündungsherde) zu identifizieren.
- Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser (Liquor) zur Analyse auf Entzündungsmarker und oligoklonale Banden.
- Evozierte Potentiale: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Schäden an den Nervenbahnen festzustellen.
- Bluttest: um andere Krankheiten (z.B. Borreliose oder Syphilis) auszuschließen.
Da es keine Einzel-Diagnose gibt, mit der sich Multiple Sklerose sicher feststellen lässt, haben Experten eine Reihe von Kriterien festgelegt, deren Auftreten die Diagnose MS zumindest nahelegen. Zur Orientierung gibt es international anerkannte Diagnosekriterien (die McDonald-Kriterien), die eine Diagnosestellung unterstützen.
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Verlauf der Multiplen Sklerose
Jede Multiple Sklerose verläuft individuell. Der Verlauf einer MS kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Deshalb ist es nicht möglich, eine genaue Voraussage des individuellen Verlaufes zu treffen.
Es gibt verschiedene Verlaufsformen der MS:
- Schubförmig remittierende MS (RRMS): Die häufigste Form, bei der sich Schübe mit Phasen der Remission abwechseln, in denen sich die Symptome teilweise oder vollständig zurückbilden.
- Sekundär progredient verlaufende MS (SPMS): Entwickelt sich oft aus einer RRMS, bei der die Schübe seltener werden und die Symptome allmählich fortschreiten.
- Primär progredient verlaufende MS (PPMS): Seltener Verlauf, bei dem die Symptome von Beginn an kontinuierlich fortschreiten, ohne klare Schübe oder Remissionen.
Behandlung der Multiplen Sklerose
Heutzutage ist die Multiple Sklerose sehr gut zu behandeln. Obwohl die Multiple Sklerose bis heute nicht ursächlich heilbar ist, gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die zum Ziel haben:
- Schubtherapie: Behandlung akuter Entzündungsschübe, meist mit Kortikosteroiden.
- Verlaufsmodifizierende Therapie: Medikamente, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Häufigkeit der Schübe reduzieren sollen.
- Symptomatische Therapie: Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Spastik, Fatigue und Blasenstörungen.
- Nicht-medikamentöse Therapien: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, neuropsychologische Therapie.
Leben mit Multipler Sklerose
Ein selbstbestimmtes Leben mit MS ist möglich. MS kann zu vorübergehenden oder bleibenden Behinderungen führen, die sich auf Familie, Partnerschaft, Beruf und das eigene seelische Befinden auswirken. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren rapide weiterentwickelt. So können viele Medikamente den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Zudem gibt es bewährte Behandlungsmethoden zur Linderung von Symptomen und Verbesserung der Lebensqualität.
Systemische Sklerose (Sklerodermie)
Die Systemische Sklerose, auch Sklerodermie genannt, ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die das Bindegewebe betrifft. Sie ist durch diffuse Fibrosen und Gefäßanomalien in Haut, Gelenken und inneren Organen charakterisiert. Zu den häufigen Symptomen gehören das Raynaud-Syndrom, Gelenkschmerzen, Schluckstörungen, Sodbrennen sowie Ödembildung und schließlich Hautverdickung und Kontrakturen der Finger. Ein Befall von Lunge, Herz und Niere ist oftmals tödlich.
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Diabetes-assoziierte Sklerosen
Bei Diabetikern können chronisch erhöhte Blutzuckerwerte zu Entzündungen in den Blutgefäßen führen, was eine Arteriosklerose begünstigt. Eine Sonderform ist die Mediasklerose (Mönckeberg-Sklerose), bei der sich Calciumsalze in der mittleren Wandschicht mittelgroßer Arterien ablagern.
Auch Hautveränderungen sind häufig, wie das Scleroedema diabeticorum mit Verdickungen der Haut an Gesicht, Nacken, Rücken und Schultern, oder das Syndrom der eingeschränkten Gelenkbeweglichkeit mit Sklerodermie-ähnlichen Verhärtungen an Händen und Fingern.
Sklerosen in der Wundheilung
Im Rahmen einer chronisch-venösen Insuffizienz (CVI) kann ein Phlebödem zu einer Dermatoliposklerose führen, einer Verhärtung des subkutanen Fettgewebes oder der Faszien. Auch nach Verbrennungen oder ausgedehnten Haut- und Weichteilverletzungen können sklerotische Prozesse entstehen. Bei Diabetesbetroffenen heilen Wunden oft schlechter, was sklerotische Narben begünstigen kann.
Auswirkungen und Symptome von Sklerose
Die Auswirkungen von Sklerose hängen von der Art der Sklerose und den betroffenen Organen ab. Im Allgemeinen kann Sklerose zu folgenden Problemen führen:
- Funktionsverlust: Die Verhärtung des Gewebes kann die normale Funktion des betroffenen Organs beeinträchtigen.
- Schmerzen: Sklerose kann Schmerzen verursachen, insbesondere wenn Nerven betroffen sind.
- Bewegungseinschränkungen: Sklerose in Gelenken oder Muskeln kann zu Bewegungseinschränkungen führen.
- Organschäden: In schweren Fällen kann Sklerose zu Organschäden und Funktionsstörungen führen.
- Beeinträchtigung der Selbstständigkeit: Symptome wie diese können die Selbstständigkeit im Alltag einer Person mit Multipler Sklerose beeinträchtigen. Wenn dies der Fall ist, besteht eventuell Anspruch auf einen Pflegegrad, mit dem verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zustehen.
Behandlung von Sklerose
Die Behandlung von Sklerose hängt von der Art der Sklerose und den Symptomen ab. Es gibt keine Heilung für die meisten Arten von Sklerose, aber Behandlungen können helfen, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Einige gängige Behandlungen sind:
- Medikamente: Entzündungshemmende Medikamente, Immunsuppressiva und andere Medikamente können helfen, die Entzündung zu reduzieren und das Immunsystem zu unterdrücken.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und Beweglichkeit zu verbessern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, die Fähigkeit zur Durchführung alltäglicher Aktivitäten zu verbessern.
- Logopädie: Logopädie kann helfen, Sprech- und Schluckstörungen zu verbessern.
- Chirurgie: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um sklerotisches Gewebe zu entfernen oder Organe zu reparieren.
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