Die Wechseljahre sind ein normaler Übergang im Leben einer Frau, der mit einer Reihe von körperlichen und psychischen Veränderungen einhergeht. Eine der häufigsten Beschwerden in dieser Zeit sind Unterleibsschmerzen, die verschiedene Ursachen haben können. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren, die damit verbundenen Symptome und die verschiedenen Behandlungsansätze.
Einleitung
Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, bezeichnen die Jahre vor und nach der letzten Monatsblutung einer Frau. Sie markieren den Übergang von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Phase. In dieser Zeit sinkt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, was zu vielfältigen körperlichen und psychischen Symptomen führen kann. Unterleibsschmerzen sind eine häufige Begleiterscheinung der Wechseljahre und können die Lebensqualität der betroffenen Frauen erheblich beeinträchtigen.
Phasen der Wechseljahre
Die Wechseljahre lassen sich in verschiedene Phasen unterteilen:
- Prämenopause: Die Vorphase, die etwa ab Mitte 40 beginnt. In dieser Phase treten die ersten Symptome der Wechseljahre auf, wie z.B. unregelmäßige Zyklen.
- Perimenopause: Die Zeit um die letzte Regelblutung. In dieser Phase kommt es zu starken Hormonschwankungen und vielfältigen Beschwerden.
- Menopause: Der Zeitpunkt der allerletzten Regelblutung, die festgestellt wird, wenn mindestens zwölf Monate lang keine Blutung mehr aufgetreten ist.
- Postmenopause: Der Abschnitt nach der Menopause, der viele Jahre andauern kann. In dieser Phase stabilisiert sich der Hormonspiegel auf einem niedrigeren Niveau.
Ursachen von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren
Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren können verschiedene Ursachen haben, die sowohl hormonell als auch nicht-hormonell bedingt sein können.
Hormonelle Ursachen
Der sinkende Östrogenspiegel während der Wechseljahre kann zu folgenden Beschwerden führen:
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- Follikelzysten: In der frühen Phase der Wechseljahre kann es aufgrund erhöhter FSH- und Östrogenspiegel zur Bildung von Follikelzysten kommen, die ziehende Unterbauchschmerzen verursachen können.
- Verstärkte Regelschmerzen: Hohe Östrogenspiegel können auch die Gebärmutterschleimhaut stärker aufbauen, was zu stärkeren und schmerzhafteren Regelblutungen führen kann.
- Myome und Endometriose: Das Wachstum von Myomen und Endometriose-Herden kann durch hohe Östrogenspiegel stimuliert werden, was zu entsprechenden Beschwerden führt oder bereits bestehende Beschwerden verstärkt.
- Genitalinfektionen: In der Spätphase der Wechseljahre und nach der Menopause kann der Östrogenmangel zu einer Veränderung des Scheiden-pHs führen, wodurch die Scheide und die Harnröhre anfälliger für aufsteigende Harnwegs- oder Genitalinfektionen wie Blasenentzündungen werden.
- Senkung des inneren Genitales: Der Östrogenmangel kann auch die Elastizität und Spannkraft des Beckenbodens beeinträchtigen und zu einer Senkung des inneren Genitales führen, was ziehende Unterbauchschmerzen oder ein Fremdkörpergefühl in der Scheide verursachen kann.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Vor allem der Rückgang von Östrogen führt dazu, dass die Schleimhäute im Genitalbereich dünner und trockener sowie anfälliger für Verletzungen werden, was Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen kann.
Nicht-hormonelle Ursachen
Neben hormonellen Ursachen können auch andere Faktoren Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren verursachen:
- Divertikulitis: Unabhängig von der Hormonlage treten Entzündungen von Divertikeln des Mastdarms (Divertikulitis) in diesem Alter zunehmend häufiger auf.
- Verstopfung: Der abfallende Progesteronspiegel verlangsamt die Verdauungstätigkeit, wodurch die Nahrung länger im Darmtrakt verbleibt und zu Verstopfung und Blähungen führen kann, was wiederum Unterbauchschmerzen verursacht.
- Blinddarmentzündung: Obwohl eher selten, kann eine Blinddarmentzündung ebenfalls Unterleibsschmerzen verursachen.
- Eierstock- oder Gebärmutterkrebs: In seltenen Fällen können auch Eierstock- oder Gebärmutterkrebs Auslöser für starke Unterleibsschmerzen sein.
Symptome von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren
Die Symptome von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Einige häufige Symptome sind:
- Ziehende oder krampfartige Schmerzen im Unterbauch
- Bewegungsabhängige Schmerzen
- Schmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Häufiger Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen
- Verstopfung oder Blähungen
- Fremdkörpergefühl in der Scheide
- Starke oder unregelmäßige Regelblutungen
- Zwischenblutungen
Diagnose von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren
Die Diagnose von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit der Betroffenen, um die Art der Schmerzen, die Dauer bzw. Häufigkeit sowie auslösende Anlässe herauszufinden.
- Zyklusanamnese: Erhebung des Zeitpunktes der letzten Regel, der Dauer des Zyklus und der Dauer und Stärke der Regelblutung sowie des Zeitpunktes der ersten Regel.
- Schwangerschaftstest: Ausschluss bzw. Bestätigung einer Schwangerschaft.
- Befragung zum Sexualleben: Fragen nach dem letzten ungeschützten Geschlechtsverkehr, festen oder wechselnden Partner:innen oder einer Verhütungsmethode.
- Körperliche Untersuchung: Abtasten und Abhören des Bauches, gefolgt von der gynäkologischen Untersuchung mit gynäkologischem Ultraschall.
- Blutentnahme: Nur selten notwendig, z.B. bei Verdacht auf eine Entzündung.
- Ultraschall des Bauches: Praktisch nur bei Verdacht auf Blinddarmentzündung.
Behandlung von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren
Die Behandlung von Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können.
Hormonelle Behandlung
Eine hormonelle Behandlung kann helfen, die Symptome von Unterleibsschmerzen zu lindern, die durch hormonelle Veränderungen verursacht werden. Dabei kommen verschiedene Präparate zum Einsatz:
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- Hormonersatztherapie (HRT): Die HRT ist nach wie vor umstritten, wird aber inzwischen als weniger riskant eingeschätzt. Es gibt verschiedene Hormonpräparate, die die Sexualhormone Progesteron und Östrogen enthalten. Unterschieden wird zwischen synthetisch hergestellten Hormonpräparaten, bioidentischen Präparaten und Phytoöstrogenen. Hormone, die über die Haut aufgenommen werden, belasten den Stoffwechsel und die Leber weniger als Tabletten.
- Lokale Hormonbehandlung: Bei Scheidentrockenheit kann eine ausschließlich lokale Hormonbehandlung im Bereich der Scheide mit östrogenhaltigen Mitteln erfolgen. Dies bewirkt, dass sich die dünner und trockener gewordene Scheidenschleimhaut wieder aufbaut und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr gelindert werden können. Zudem kann die lokale Behandlung positiven Einfluss auf eine Harninkontinenz und die Beschwerden bei einer überaktiven Blase haben.
- Pflanzliche Östrogen-Präparate: Für Frauen, die eine Hormonbehandlung ablehnen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht anwenden können, kommen pflanzliche Präparate infrage. Soja, Rotklee und Hülsenfrüchte enthalten so genannte Isoflavone, die in ihrer Struktur dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähneln und beispielsweise Schlafstörungen lindern können.
Nicht-hormonelle Behandlung
Neben der hormonellen Behandlung gibt es auch verschiedene nicht-hormonelle Maßnahmen, die zur Linderung von Unterleibsschmerzen beitragen können:
- Wärme: Wärme, z.B. durch eine Wärmflasche oder ein warmes Bad, kann bei Bauchschmerzen helfen.
- Pflanzliche Hausmittel: Pflanzenextrakte aus Kamille, Pfefferminze oder Fenchel können bei Darmbeschwerden und Krämpfen helfen, in Form von Tees, Kapseln oder getränkten warmen Wickeln.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Paracetamol eingenommen werden.
- Physiotherapie: Spezielle Übungen können helfen, den Bauchraum zu entspannen.
- Beckenbodentraining: Gezieltes Beckenbodentraining kann bei einer Gebärmuttersenkung entgegenwirken.
- Operation: Bei bestimmten Erkrankungen wie Myomen, Endometriose oder einer Gebärmuttersenkung kann eine Operation erforderlich sein.
- Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Salat, Obst und Milchprodukten sowie weniger Zucker, Fett, Wurst und Weißmehl kann helfen, Gewichtszunahme zu vermeiden und den Stoffwechsel zu unterstützen.
- Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken: Entspannungsübungen und Stressbewältigungstechniken können helfen, die Schmerzen unter Kontrolle zu bringen und zu einer besseren Lebensqualität beizutragen.
Behandlung chronischer Unterleibsschmerzen bei psychischen Ursachen
Bei chronischen Unterleibsschmerzen mit psychischen Gründen und Auslösern ist eine vielschichtige Behandlung erforderlich. Wichtig ist, dass betroffene Frauen ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihrer Ärztin/ihrem Arzt aufbauen und offen über ihre Probleme sprechen. Eine Kombination aus physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Maßnahmen, Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken kann hilfreich sein.
Was Sie selbst tun können
Neben den genannten Behandlungsansätzen gibt es auch einige Dinge, die Sie selbst tun können, um Unterleibsschmerzen in den Wechseljahren zu lindern:
- Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise: Vermeiden Sie Stress, achten Sie auf genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung.
- Treiben Sie regelmäßig Sport: Bewegung kann helfen, den Stoffwechsel anzukurbeln und das Wohlbefinden zu steigern.
- Vermeiden Sie Übergewicht: Übergewicht kann die Beschwerden verstärken.
- Trinken Sie ausreichend Wasser: Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig für eine gute Verdauung und kann Verstopfung vorbeugen.
- Nehmen Sie regelmäßig an Krebsvorsorgeuntersuchungen teil: Um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Wann Sie ärztliche Hilfe suchen sollten
In folgenden Fällen sollten Sie ärztliche Hilfe suchen:
- Bei starken oder ungewöhnlichen Schmerzen
- Bei Blutungen nach der Menopause
- Wenn sich die Schmerzen mit den üblichen Maßnahmen nicht lindern lassen
- Bei Verdacht auf eine Entzündung
- Bei anderen ungewöhnlichen Beschwerden
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