Nervensystem Chaos in den Wechseljahren: Ursachen und Lösungsansätze

Die Wechseljahre sind eine einschneidende Zeit im Leben einer Frau, die oft mit einer Vielzahl von körperlichen und psychischen Beschwerden einhergeht. Bis zu 80 Prozent der Frauen leiden in dieser Phase unter Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Erschöpfung, psychischer Labilität, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Diese Beschwerden können das Nervensystem erheblich belasten und zu einem Gefühl des Chaos führen.

Biochemische Revolution im weiblichen Körper

Die Wechseljahre markieren eine biochemische Revolution im weiblichen Körper. Die Fruchtbarkeit geht verloren und die Produktion von Östrogenen, wichtigen Botenstoffen für die körperliche Reifung, Fruchtbarkeit, Sexualität und das Gehirn, nimmt drastisch ab. Dieser Hormonmangel und die damit verbundenen Schwankungen wirken sich auf verschiedene Hirnregionen aus, insbesondere auf den Hypothalamus, die Amygdala, den Hippocampus und den Gyrus cinguli, die für Körpertemperatur, Gedächtnis, Gefühle und Stressregulierung zuständig sind.

Die Rolle der Östrogene im Gehirn

Östrogene wirken vielfältig auf das Gehirn ein. Sie beeinflussen Gehirnregionen wie den Hippocampus, der für das Erinnerungsvermögen wichtig ist, indem sie die Aktivität bestimmter Gene regulieren. Sie schützen Nervenzellen vor Schäden, verbessern die Durchblutung des Gehirns und verhindern die Bildung von Eiweißablagerungen, die zu Alzheimer-Demenz führen können. Studien haben gezeigt, dass Östrogene das Wachstum von Nervenzellen anregen und ein neuronales Polster aufbauen, das geistigem Abbau vorbeugt.

Hormonschwankungen und ihre Auswirkungen

Die Hormonschwankungen in den Wechseljahren können im Gehirn für Verwirrung sorgen. Die unregelmäßige Aktivierung des Hypothalamus führt zu Hitzewallungen, während die Beeinträchtigung von Amygdala, Hippocampus und Gyrus cinguli Stimmungsschwankungen, Gedächtnisstörungen und andere kognitive Probleme verursachen kann. Der rapide Hormonentzug kann langfristige Spuren im Gehirn hinterlassen und die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung erhöhen.

Verlauf der Wechseljahre und innere Unruhe

Wissenschaftler unterscheiden drei Phasen des Klimakteriums:

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  • Prämenopause: Betrifft Frauen ungefähr zwischen Anfang 40 und 50.
  • Perimenopause: Erlebt eine Frau durchschnittlich mit 51 Jahren.
  • Postmenopause: Ab Anfang 50 bis Mitte 60.

Innere Unruhe verspüren viele Frauen vor allem in der Prämenopause, da in dieser Phase der Hormonspiegel am deutlichsten sinkt. Progesteron wirkt beruhigend, Östrogen dagegen belebend. Durch das Absinken beider Hormone kann es zu nervöser Unruhe kommen.

Symptome der Wechseljahre

Die hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre sind für manche Frauen mehr und für andere weniger spürbar. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Unregelmäßige Menstruation
  • Hitzewallungen
  • Juckreiz und Schmerzen im Genitalbereich
  • Veränderte Sexualität
  • Blasenschwäche
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Herzklopfen, Kopfschmerzen und Schwindelgefühle
  • Gewichtszunahme
  • Innere Unruhe, Nervosität, inneres Vibrieren

Diese Symptome können durch berufliche und familiäre Veränderungen verstärkt werden, was zu Stress und innerer Unruhe führen kann.

Schlaflosigkeit und innere Unruhe

Innere Unruhe begleitet viele Frauen bis in die Nacht, was zu Einschlafstörungen, Schlaflosigkeit und einem Gefühl der Überforderung führen kann.

Umgang mit innerer Unruhe und nervösen Beschwerden

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, während der Wechseljahre in Balance zu bleiben und das körperliche sowie psychische Wohlbefinden zu stärken.

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Natürliche Behandlungsmethoden

  • Sport: Regelmäßiger Ausdauersport stärkt das Herz-Kreislauf-System und fördert die Durchblutung, was sich positiv auf die Psyche auswirken kann.
  • Ernährung: Vermeiden Sie koffeinhaltige Getränke am Nachmittag und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung.
  • Schlafhygiene: Lüften Sie Ihr Schlafzimmer gut durch und schaffen Sie eine entspannende Atmosphäre.
  • Entspannungstechniken: Entspannende Klänge, Yoga oder Meditation können helfen, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.
  • Pflanzliche Mittel: Isoflavone aus Soja, Rotklee oder andere pflanzliche Präparate können eine östrogenähnliche Wirkung haben und Beschwerden lindern.

Hormontherapie

Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann in Erwägung gezogen werden, um den Hormonmangel auszugleichen und Beschwerden zu lindern. Die Entscheidung für oder gegen eine HRT sollte nach sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile mit einem Arzt getroffen werden.

Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?

Bei erstmaliger innerer Unruhe im mittleren Alter ist ein Arztbesuch ratsam, um die Ursache abzuklären und den Grad der Beschwerden einzuschätzen. Der Arzt kann auch Fragen zu Dauer und Verlauf der Wechseljahre beantworten und gegebenenfalls Medikamente oder andere Therapien empfehlen.

Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen

Stimmungsschwankungen sind typisch für die Wechseljahre, können aber auch Anzeichen für eine depressive Verstimmung oder Depression sein. Es ist wichtig, die Unterschiede zu kennen und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ursachen für depressive Verstimmungen

Auslöser für Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen in den Wechseljahren sind in erster Linie die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Das Ungleichgewicht dieser Hormone kann die Psyche beeinflussen und zu negativen Gefühlen führen. Auch veränderte Lebensumstände, Stress und emotionale Belastungen können eine Rolle spielen.

Hilfe und Therapie bei Verstimmungen

  • Pflanzliche Mittel: Johanniskraut, Baldrian, Hopfen und Passionsblume können stimmungsaufhellend oder beruhigend wirken.
  • Probiotika: Darmbakterien können die Dopaminproduktion ankurbeln und die Stimmung positiv beeinflussen.
  • Hormonersatztherapie: Eine HRT kann den Hormonmangel ausgleichen und Stimmungsschwankungen lindern.
  • Psychotherapie: Bei schweren Depressionen oder anhaltenden psychischen Problemen kann eine Psychotherapie hilfreich sein.

Die Rolle des Gehirns in den Wechseljahren

Hinter den typischen Beschwerden der Wechseljahre steckt nicht nur ein Hormonchaos, sondern auch ein tiefgreifender Umbau im Gehirn. Mit dem sinkenden Östrogenspiegel verändern sich Energieversorgung, Informationsverarbeitung und sogar die Struktur bestimmter Hirnregionen.

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Veränderungen im Gehirn

  • Das Gehirnvolumen kann abnehmen.
  • Der Energiestoffwechsel des Gehirns kann sich verändern.
  • Die Signalübertragung und Reizverarbeitung können beeinträchtigt werden.
  • Es kann zu Einbußen in Bereichen wie Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Sprache kommen.

Chancen der Neuorganisation

Die Wechseljahre bieten auch Chancen für einen neuronalen Reifungsprozess. Das Gehirn kann sich neu organisieren, alternative Energiequellen nutzen und effizientere Netzwerke entwickeln.

Was konkret helfen kann

  • Hormone: Eine Hormontherapie kann helfen, den Hormonmangel auszugleichen und die Gehirnfunktion zu unterstützen.
  • Pflanzliche Mittel: Rhapontik-Rhabarber, Soja und Rotklee enthalten Substanzen, die an den gleichen Rezeptoren andocken wie Östrogen.
  • Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Entspannung können die Gehirnfunktion unterstützen.

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