Wie unterscheiden sich Wehen von Krämpfen? Diese Frage beschäftigt viele werdende Mütter, insbesondere Erstgebärende. Wehen sind ein natürlicher Bestandteil der Geburt und signalisieren den Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Wehen zu kennen und zu wissen, wie man mit ihnen umgeht, um sich optimal auf die Geburt vorzubereiten.
Was sind Wehen?
Wehen sind rhythmische Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, die den Geburtsvorgang vorantreiben. Sie entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen wie Oxytocin, Östrogen, Progesteron und Cortisol. Diese Kontraktionen helfen, den Gebärmutterhals zu verkürzen und zu öffnen, wodurch das Baby den Geburtskanal passieren kann.
Wehen können unterschiedlich intensiv und schmerzhaft sein, wobei jede Frau sie anders empfindet. Sie treten nicht nur während der Geburt auf, sondern auch davor in Form von Vorwehen oder Braxton-Hicks-Kontraktionen. Gegen Ende der Schwangerschaft nehmen die Wehen in der Regel an Stärke zu.
Arten von Wehen während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft gibt es verschiedene Arten von Wehen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen:
- Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen): Diese treten vermehrt im zweiten Schwangerschaftstrimester auf und dienen dazu, die Gebärmutter auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Sie sind in der Regel unregelmäßig, nicht besonders schmerzhaft und dauern nur kurz an. Erkennungsmerkmale sind ein Verhärten des Bauches, Hitzewallungen und ein beschleunigter Herzschlag.
- Vorwehen: Diese unregelmäßigen Kontraktionen treten ab der 36. Schwangerschaftswoche auf und bereiten den Körper auf die Geburt vor. Sie können sich wie Menstruationsschmerzen anfühlen und sind oft mit Nervosität und Aufregung verbunden.
- Senkwehen: In den letzten Wochen der Schwangerschaft helfen Senkwehen, die Gebärmutter und das Baby in Richtung Becken zu senken. Sie äußern sich durch einen verhärteten Bauch, ein Spannungsgefühl, Ziehen im Rücken und in der Leistengegend sowie ein dumpfes Ziehen im Unterbauch. Nach den Senkwehen rutscht der Bauch tiefer, was zu einer Erleichterung bei Sodbrennen und Völlegefühl führen kann.
- Frühwehen: Treten Wehen vor der 37. Schwangerschaftswoche auf, spricht man von Frühwehen. Diese können ein Zeichen für eine Frühgeburt sein und erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung. Mögliche Auslöser sind körperliche oder emotionale Anstrengung, Infekte, Mehrlingsschwangerschaften oder unzureichende Versorgung mit Nährstoffen.
"Echte" Wehen erkennen: Die Geburt beginnt
Geburtswehen dienen zur Eröffnung des Muttermunds und sind zu Beginn unterschiedlich stark und oft unregelmäßig. Sie dauern in der Regel etwa eine Minute, bauen sich langsam auf und ebben dann wieder ab. Während der Wehen verhärtet sich der Bauch und es kommt zu einem Ziehen in Leiste, Bauch, Unterbauch, Rücken oder Oberschenkel. Im Vergleich zu anderen Wehenarten bleiben Geburtswehen bestehen und werden im Verlauf intensiver und häufiger.
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- Eröffnungswehen: Diese fühlen sich anfangs wie Menstruationsbeschwerden an und werden im Verlauf immer regelmäßiger und schmerzhafter. Sie bewirken das Zurückziehen der Gebärmutter und öffnen den Muttermund auf etwa zehn Zentimeter. Wenn die Wehen im Abstand von fünf bis zehn Minuten auftreten, sollte man sich auf den Weg ins Krankenhaus machen oder die Hebamme informieren.
- Presswehen (Austreibungswehen): Diese beginnen, wenn der Muttermund vollständig geöffnet ist, und enden mit der Geburt des Kindes. Sie sind oft sehr schmerzhaft, da eine starke Dehnung im Muttermund- und Dammbereich notwendig ist. Die Wehen schieben den Kopf des Kindes immer tiefer in den Geburtskanal, was zu einem starken Drang zu pressen führt.
- Nachwehen (Nachgeburtswehen): Diese lösen die Plazenta von der Gebärmutterwand und stoßen sie zusammen mit Nabelschnurresten und Eihäuten aus. Sie sorgen für ein Zusammenziehen der Gebärmutter, um die Blutgefäße klein und die Blutungen so gering wie möglich zu halten.
- Nachwehen im Wochenbett: Einige Tage nach der Geburt können erneut Wehenschmerzen auftreten, die durch das Hormon Oxytocin ausgelöst werden. Diese Nachwehen unterstützen die Rückbildung der Gebärmutter und können sich beim Stillen verstärken.
Wie fühlen sich Wehen wirklich an? - Erfahrungsberichte
Die Empfindung von Wehen ist sehr subjektiv und kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Einige beschreiben sie als starke Menstruationsschmerzen, während andere sie mit Bauchkrämpfen bei Durchfall oder Messerstichen im Rücken und Unterleib vergleichen. Viele Frauen berichten auch von einem brennenden Gefühl im Unterleib oder dem Gefühl, innerlich zu zerreißen.
Einige Erfahrungsberichte:
- "Wie sich Wehen anfühlen? Wie 1.000.000 Messerstiche im Rücken und im Unterleib."
- "Ich finde, dass Wehen nicht mit Menstruationsschmerzen zu vergleichen sind. Wehen sind wahnsinnig starke Schmerzen. Als würde sich ein Luftballon in dir aufblasen, der dann versucht unten herauszukommen."
- "Wehen fühlen sich an wie Bauchkrämpfe bei Durchfall - und man hat keine Toilette in der Nähe."
- "Wie ein Krampf im Bauch. Du kennst doch bestimmt Wadenkrämpfe? Da merkt man ja, wie der Krampf kommt, genauso ist es bei Wehen."
- "Ich dachte bei der Austreibungsphase, ich zerreiße innerlich… Es hat sich teilweise so angefühlt, als ob man ganz dringend sein großes Geschäft verichten müsste. Aber mit starker Verstopfung."
Schmerzlinderung bei Wehen: Was hilft?
Es gibt verschiedene Methoden zur Schmerzlinderung während der Schwangerschaft und der Geburt:
- Wärme: Wärmflaschen, Kirschkernkissen oder ein warmes Bad wirken krampflösend und können bei Schmerzen helfen.
- Entspannung und Atemtechnik: Schwangerschaftsyoga und Massagen können schmerzlindernd wirken. Die richtige Atemtechnik, die im Geburtsvorbereitungskurs gelehrt wird, kann helfen, Wehen gut zu veratmen.
- Bewegung: Langsames Auf- und Abgehen oder ein kleiner Spaziergang kann helfen, den Wehenschmerz zu lindern.
- Tees: Himbeerblättertee lockert die Gebärmuttermuskulatur und wirkt krampflösend im Unterleib.
- Aromatherapie: Ätherische Öle können helfen, sich zu entspannen und das Schmerzempfinden zu verringern.
- Akupunktur und Akupressur: Diese Methoden können bei einigen Schwangeren helfen, Schmerzen zu lindern.
- Schmerzlinderung mit Medikamenten: In Absprache mit dem Arzt können Schmerzmittel, eine Periduralanästhesie (PDA) oder andere schmerzlindernde Verfahren eingesetzt werden.
Wann ins Krankenhaus?
Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für die Fahrt ins Krankenhaus oder Geburtshaus zu erwischen. Als Faustregel gilt: Wenn Sie das erste Kind erwarten und die Wehen etwa eine Stunde lang regelmäßig alle fünf Minuten kommen, ungefähr eine Minute dauern und der Schmerz so stark ist, dass Sie sich während einer Wehe nicht mehr ablenken können, ist es Zeit. Bei weiteren Kindern sollte man sich auf den Weg machen, wenn die Wehen alle zehn Minuten regelmäßig kommen.
Auch bei einem Blasensprung oder bei Unsicherheiten sollte man sich umgehend auf den Weg ins Krankenhaus machen oder die Hebamme kontaktieren.
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Die Louwen Diät: Leichtere Geburt durch gesunde Ernährung?
Die Louwen Diät ist eine Ernährungsumstellung für Schwangere, die auf einen besonders zucker- und kohlenhydratarmen Speiseplan setzt. Sie soll etwa sechs Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin beginnen und eine leichtere und schnellere Entbindung, geringere Schmerzen und eine termingenauere Entbindung erzielen.
Erlaubte Lebensmittel sind Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte und Tofu. Nicht erlaubt sind Produkte aus Weißmehl, Kartoffeln, Kürbis, Erbsen, gekochte Möhren, Trockenobst, Bananen, Melonen, Weintrauben und Süßigkeiten.
Was tun, wenn die Wehen auf sich warten lassen?
Wenn eine Schwangerschaft über die 41. Schwangerschaftswoche hinausgeht, gibt es verschiedene sanfte Maßnahmen, die helfen können, Wehen auszulösen:
- Entspannung und Ruhe: Gönnen Sie sich ausreichend Ruhepausen, um Kraft für die Geburt zu sammeln.
- Tees: Schwangerschaftstees mit Nelken, Ingwer, Salbei und Fenchel oder Himbeerblättertee können helfen, das Weichwerden von Gebärmutterhals und Muttermund zu begünstigen.
- Medizinische Maßnahmen: In Absprache mit dem Arzt oder der Hebamme können Nelkentampons, Brustwarzenstimulation, Muttermund-Massage oder ein künstliches Einleiten der Geburt in Erwägung gezogen werden.
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