Die steigende Anzahl von Menschen mit Demenz stellt das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Um diesen Herausforderungen professionell zu begegnen, ist eine fundierte Weiterbildung für Pflegekräfte unerlässlich. Diese Weiterbildung vermittelt nicht nur Fachwissen über Demenzerkrankungen, sondern schult auch im Umgang mit den besonderen Bedürfnissen von Demenzpatienten.
Bedeutung der Weiterbildung im Bereich Demenz
Eine alternde Gesellschaft führt zu einem Anstieg des Bedarfs an qualifizierten Betreuern für Menschen mit Demenz. Demente Menschen benötigen Unterstützung im Alltag, eine fachgerechte Pflege und einen verständnisvollen Umgang mit ihrer Erkrankung. Sowohl für Angehörige als auch für Pfleger ist die Betreuung eine Herausforderung, die Geduld, Empathie und Verstehen erfordert. Durch eine spezielle Demenz-Weiterbildung werden die Teilnehmer befähigt, Menschen mit Demenz in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen und ihnen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.
Im Krankenhaus befinden sich in der Regel zehn bis 15 Prozent der Patienten mit erst- oder Nebendiagnose Demenz - Tendenz steigend. Aufgrund fehlender Qualifikationen im Umgang mit dementen Patienten sind Pflegekräfte in Krankenhäusern, Reha- sowie Pflegeeinrichtungen oft überfordert und können nicht angemessen reagieren. Dies kann zu Missverständnissen, Stress und Konflikten führen.
Vielfalt der Weiterbildungsangebote
Es gibt keine einheitliche Demenz-Weiterbildung. Das Angebot reicht von kompakten Schulungen für Angehörige über Weiterbildungen für Betreuungskräfte bis hin zu umfassenden Lehrgängen für Pflegefachkräfte. Besonders viele Weiterbildungen gibt es zur Betreuungskraft für Menschen mit Demenz nach § 87 b SGB XI.
Weiterbildung zur Betreuungskraft nach § 87b SGB XI
Diese Maßnahme richtet sich an Pflegehelfer und -assistenzen bzw. geringqualifizierte Pflegekräfte, die Betreuungstätigkeiten in Pflegeeinrichtungen übernehmen möchten. Viele dieser Weiterbildungen beschäftigen sich speziell mit Demenz, aber auch die allgemein gehaltenen Angebote behandeln in der Regel das Thema.
Lesen Sie auch: Parkinson-Pflege: Ihre Weiterbildung
Weiterbildung zum Fachberater für Menschen mit Demenz
Fachkräfte, die ihre Kompetenz mit Fachwissen rund um Demenz erweitern möchten, können dies mit einer Weiterbildung zum Fachberater für Menschen mit Demenz erreichen. Sie können nach dem Abschluss sowohl Angehörige als auch Pflegepersonal kompetent beraten und werden zum Ansprechpartner für Demenzfragen in Pflegeeinrichtungen. Zu den Aufgaben gehören die Begleitung von demenzkranken Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung, das Konfliktmanagement zwischen Angehörigen und Klinikpersonal sowie die interne Beratung und Fortbildung von Mitarbeitern.
Weitere Seminare für Angehörige und Altenpfleger
Neben den genannten Weiterbildungen gibt es noch viele weitere Seminare, die sich an Angehörige und Altenpfleger richten. Sie alle haben das Ziel, über die verschiedenen Formen der Demenz aufzuklären und die Bedürfnisse von dementen Personen zu verstehen.
Inhalte von Demenz-Weiterbildungen
Obwohl das Angebot an Demenz-Weiterbildungen groß ist und entsprechende Weiterbildungen inhaltlich von den Anbietern selbst gestaltet werden, beschäftigen sie sich doch alle mit sehr ähnlichen Themen. Diese werden dann, je nach Umfang und Zielgruppe des Angebots, mehr oder weniger ausführlich behandelt.
Typische Inhalte sind:
- Hintergrundwissen zu Demenz-Erkrankungen und Delir-Syndromen
- Aktuelle Behandlungsprinzipien (pflegerisch, medizinisch, pharmazeutisch und sozialmedizinisch)
- Pflege und Kommunikation mit Demenzpatienten
- Deeskalationsstrategien für herausforderndes Verhalten
- Beratung und Schulung von Mitarbeitenden und Angehörigen
- Verschiedene Konzepte der Demenz
Einige Weiterbildungen beinhalten auch spezielle Qualifikationen wie den Basiskurs integrative Validation nach Nicole Richard oder den Basiskurs Respectare.
Teilnahmevoraussetzungen und Dauer
Einfachere Weiterbildungen, die lediglich Grundkenntnisse vermitteln, stehen allen Interessierten offen und richten sich vornehmlich an Angehörige. Pflegende, die sich als Betreuungskraft nach § 87 b ausbilden lassen möchten, müssen in der Regel mindestens 18 Jahre alt sein, ein fünftägiges Orientierungspraktikum absolvieren und ein Gesundheitszeugnis einreichen. Fachkräfte, die zukünftig Beratungsfunktionen übernehmen wollen, werden in der Regel dann zugelassen, wenn sie über eine abgeschlossene Ausbildung zur Pflegefachkraft und damit über erste Berufserfahrung verfügen. Je nach Anbieter ist eine formale Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und qualifiziertem Arbeitszeugnis notwendig, um zur Weiterbildung zugelassen zu werden.
Lesen Sie auch: Malen als Therapie bei Demenz
Dauer und Verlauf von Demenz-Weiterbildungen sind von Zielgruppe und Anbieter abhängig. Wer nur allgemeine Kenntnisse über Demenz erlangen will, findet Angebote, die an wenigen Tagen absolviert werden. Wer hingegen umfassende Fachkompetenz erlangen will, wird eine Demenz-Weiterbildung entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend über mehrere Monate (je nach Anbieter 3 - 6 Monate) abschließen. In einem solchen Fall setzt sich die Weiterbildung meistens aus einem Theorie- und einem Praxisteil zusammen. Die meisten Demenz-Weiterbildungen finden in Vollzeit oder berufsbegleitend statt, wobei es sich bei den Vollzeit-Lehrgängen meistens um Maßnahmen von kürzerer Dauer handelt und die berufsbegleitenden Angebote sich an Fachkräfte richten. Allerdings gibt es mittlerweile auch ein Angebot an Fernlehrgängen, die sich mit dem Thema Demenz beschäftigen.
Kompetenzen und persönliche Eigenschaften
Wer mit dementen Personen zusammenarbeitet, braucht vor allem Geduld und Empathie. Auch gute kommunikative Kompetenzen und die Fähigkeit, sich auf den demenziellen Menschen einzustellen, gehören zu den Eigenschaften, die man für diesen Job mitbringen sollte. Das gleiche gilt auch für diejenigen, die darüber hinaus Beratungstätigkeiten übernehmen, zum Beispiel Gespräche mit Angehörigen führen. Angehörige befinden sich häufig in Krisensituationen und suchen einen Ansprechpartner für ihre Sorgen und professionelle Hilfe.
Anerkennung und Qualitätssicherung
Aufgrund der Tatsache, dass Demenz-Weiterbildungen nicht nach einem einheitlichen Curriculum gestaltet sind, variiert die Anerkennung von Weiterbildung zu Weiterbildung. Betreuungskräfte sollten auf den Zusatz „nach § 87b“ achten, um sicherzustellen, eine hochwertige Weiterbildung zu machen. Ein anderes Kriterium für eine qualitative Maßnahme ist eine Abschlussprüfung oder die Teilnahme an einem Abschlusskolloquium.
Einsatzbereiche und Aufgaben nach der Weiterbildung
Betreuungskräfte mit Demenz-Expertise unterstützen Pflegefachkräfte bei ihrer Arbeit und begleiten Demenzpatienten in ihrem Alltag zu Hause oder in stationären Einrichtungen. Pflegefachkräfte, die im Umgang mit dementen Personen geschult sind, arbeiten vorwiegend in der Altenpflege, aber auch in Krankenhäusern und Kliniken und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Sie übernehmen als Pflegefachkraft weiterhin die Bedside-Pflege, aber auch Tätigkeiten in der Freizeitgestaltung und Aktivierung der demenziellen Personen. Darüber hinaus sind sie häufig Ansprechpartner für Angehörige und geben ihr Wissen an ihre Kollegen weiter, um die tägliche Arbeit zu erleichtern. Mit steigender Berufserfahrung sind auch Führungspositionen, wie Team- oder Gruppenleitungen möglich. Insbesondere Teilnehmern von Weiterbildungen im Kontext der Demenzberatung eröffnen sich neue berufliche Wege neben der reinen Pflege.
Die Aufgaben einer Demenzfachkraft umfassen:
- Unterstützung der Demenzpatienten bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität
- Durchführung aktivierender Maßnahmen wie Gedächtnistraining oder kreative Aktivitäten
- Entwicklung individueller Betreuungspläne
- Beratung und Unterstützung der Angehörigen
- Emotionale Unterstützung der Patienten
Gehaltsaussichten
Demenzbetreuer in Einrichtungen des Sozialwesens verdienen monatlich knapp 1.300 - 1.700 Euro brutto. Das relativ geringe Gehalt lässt sich damit begründen, dass sie nur leichtere Tätigkeiten übernehmen, wie die Assistenz der Fachkräfte oder die Beschäftigung von Bewohnern und Patienten. Fachkräfte für Demenzerkrankungen hingegen können mit einem weitaus höheren Verdienst rechnen. Pflegefachkräfte, wie Altenpfleger oder Gesundheits- und Krankenpfleger, sollten nach einer Demenz-Weiterbildung etwas mehr verdienen als der Durchschnitt ihrer Berufsgruppe (Altenpfleger: 1.700 - 2.200 Euro, Gesundheits- und Krankenpfleger: 1.900 - 2.700 Euro). Allerdings lässt sich das nicht pauschal sagen, da das Gehalt ja immer von vielen Faktoren (wie Arbeitgeber, Berufserfahrung und weiteren Qualifikation) abhängig ist. Gleiches gilt für Beratungspositionen.
Lesen Sie auch: Neurologie Fachkrankenpfleger werden
Zukunftsperspektiven
Der Beruf der Demenzfachkraft gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die Zahl der Menschen mit Demenzerkrankungen stetig steigt. Der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften wird in den kommenden Jahren weiter steigen, was stabile und sichere Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Für Demenzfachkräfte gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, um ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiter zu vertiefen. Dazu gehören Fortbildungen in den Bereichen Palliativpflege, Gerontologie oder Validation.
Innovative Lernansätze
Das ERASMUS+ Projekt „Improving demeNtia care Through Self-Experience (INTenSE)“ zielt darauf ab, Fachpersonal im Gesundheits- und Sozialwesen durch Selbsterfahrungsmaßnahmen weiterzubilden, um Menschen mit Demenz effektiver zu versorgen. Durch den Einsatz von Technologien und innovativen Lernansätzen, wie virtuellen Demenz Touren und Rollenspielen, ermöglicht InTEnSE ein tieferes Verständnis und Empathie für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz. Das Selbsterfahrungskonzept soll helfen, den eigenen Standpunkt zu verändern und sich in andere hineinzuversetzen.
Die ZAB GmbH bietet eine praxisorientierte Weiterbildung zum Demenz-Coach an, die sich an Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpflegende sowie Heilerziehungspflegende richtet. Diese Weiterbildung vermittelt, wie man angemessen auf die besonderen Bedürfnisse von dementen Patienten eingeht und sie professionell pflegt. Ein ausgebildeter Demenz-Coach kann als spezieller Ansprechpartner in den Krankenhäusern vermittelnd eingreifen, seine Fachkompetenz als Multiplikator einbringen und ein Krankenhaus in der Versorgung dieser Patientengruppe und deren Angehörigen unterstützen. Die Weiterbildung beinhaltet ein Praxisprojekt, in dem der zukünftige Coach die Anforderungen an seine zukünftige Tätigkeit definiert und die mögliche Umsetzung im Arbeitsalltag an die Begebenheiten in seiner Institution anpasst.
E-Learning als flexible Lernform
Viele Anbieter von Demenz-Weiterbildungen setzen mittlerweile auf E-Learning als flexible Lernform. Die Themen sind in kompakte "Lernhäppchen" eingeteilt, und Selbstkontrolltests und vertiefende Skripte sichern den Lernerfolg. Das E-Learning verfügt zudem über weitere Elemente, wie z.B. Checklisten oder Videos. Die Lerninhalte sind zeitunabhängig zugänglich, sodass die Teilnehmer ihre Lernzeit selbst einteilen können. Pro Woche sollten ca. 3-4 Stunden aktive Lernzeit eingeplant werden, um das E-Learning optimal berufsbegleitend absolvieren zu können.
Beispielhafte Weiterbildungsangebote
- Fortbildung "Pflegeexpertin im Bereich Demenz und Delir": Diese Fortbildung richtet sich an Mitarbeitende aus den Gesundheitsfachberufen, aus dem Pflege- und Erziehungsdienst und dauert 10 Monate mit 136 Stunden Theorie und 24 Stunden Praxis. Ziel ist es, Pflegende fachlich, methodisch und sozial für den Umgang mit Demenz- und Delir-Patientinnen zu spezialisieren.
- Strukturierte curriculare, geriatriespezifische Zusatzqualifikation: Um die geriatrischen Komplexbehandlungen (OPS 8-550 und OPS 8-98a) abrechnen zu können, muss mindestens eine Pflegekraft im geriatrischen Team diese Zusatzqualifikation nachweisen.
tags: #weiterbildung #demenz #für #pflegekräfte #inhalte