Welche Farbe hat das menschliche Gehirn wirklich?

Das menschliche Gehirn ist ein faszinierendes Organ, das unseren Körper steuert und uns die Welt durch die fünf Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten) erfahren lässt. Informationen werden über Nervenleitungen als dünne, weiße „Kabel“ an das Gehirn gesendet und dort in Gedanken und Gefühle umgewandelt. Das Großhirn, der größte Teil unseres Gehirns direkt unter der Schädeldecke, ist für Sprechen und Denken zuständig. Das Kleinhirn im Hinterkopf koordiniert Bewegungen, während der Hirnstamm zwischen Großhirn und Rückenmark lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Herzschlag reguliert.

Die Struktur des Gehirns

Das Großhirn besteht aus zwei Hälften mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Die linke Hirnhälfte steuert die rechte Körperseite und umgekehrt. Kreative und emotionale Menschen haben oft eine stärkere rechte Gehirnhälfte, während Denker eher eine stärkere linke Gehirnhälfte haben. Besonders intelligent sind Menschen, bei denen beide Hälften gut zusammenarbeiten und sich ergänzen.

Das menschliche Gehirn wiegt etwa 1,3 Kilogramm und ähnelt einer großen, weichen, grauen Walnuss.

Wie das Gehirn lernt

Lernen lässt sich vereinfacht darstellen: Ein loser Wollfaden trägt einen Zettel mit "2+2", ein anderer einen mit "4". Durch Wiederholung verknüpft das Gehirn diese Fäden, sodass wir wissen, dass 2+2 = 4 ist. Je mehr solcher Verbindungen entstehen, desto intelligenter werden wir. Werden Verbindungen nicht genutzt, lockern sie sich und gehen verloren. Statt aus Wolle besteht das Gehirn jedoch aus Gehirnzellen.

Die tatsächliche Farbe des Gehirns

Wenn man bei einer neurochirurgischen Operation auf das Gehirn schaut, sieht man helle, beige anmutende Furchen und Windungen, die von rot schimmernden Blutgefäßen bedeckt sind. Betrachtet man das Gehirn im Längs- oder Querschnitt, fallen graue und weiße Areale auf.

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Graue Substanz (Substantia grisea)

Die graue Substanz findet sich an der Oberfläche des Groß- und Kleinhirns (Groß- und Kleinhirnrinde) sowie in tieferen Bereichen wie den Basalganglien und im Hirnstamm. Sie besteht hauptsächlich aus dicht gepackten Nervenzellkörpern (Neuronen). Obwohl ein einzelner Zellkörper farblos ist, erzeugt die hohe Dichte den Grauton.

Weiße Substanz (Substantia alba)

Die weiße Substanz liegt zwischen den Arealen der grauen Substanz und enthält Axone, die von einer Myelinscheide umgeben sind. Myelin dient der elektrischen Isolation und ermöglicht eine schnelle Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Der hohe Fettgehalt des Myelins verleiht der weißen Substanz ihre helle Farbe.

Weitere Farben im Gehirn

Das Gehirn ist jedoch nicht nur grau und weiß. Im Mittelhirn befindet sich die schwarze Substanz (Substantia nigra), deren Neurone durch das Pigment Neuromelanin schwarz gefärbt sind. Dieses Pigment entsteht aus einer Vorstufe des Neurotransmitters Dopamin, der in diesen Nervenzellen vorkommt. Der blaue Kern (Locus caeruleus) im Hirnstamm enthält ebenfalls Neuromelanin, wodurch er leicht bläulich schimmert. Zusätzlich gibt es den roten Kern (Nucleus ruber) in der Nähe der schwarzen Substanz, der aufgrund einer dichten Anordnung von Blutgefäßen und einem hohen Eisengehalt rötlich oder rosa erscheint.

Die Bedeutung von Farben im Gehirn

Die unterschiedlichen Farben im Gehirn sind also auf die Anordnung und Zusammensetzung der verschiedenen Zelltypen und Strukturen zurückzuführen. Alleine aus der Anordnung von Zellen zu grauer und weißer Substanz können wir bereits etwas über die Funktionsweise des Gehirns lernen. Die in der grauen Substanz gelegenen Nervenzellkörper sind über ihre Axone miteinander verknüpft und senden ihre Signale durch die weiße Substanz in andere Hirnbereiche. Da das Gehirn darauf spezialisiert ist, Signale über große Distanzen zu verschicken und Hirnareale über lange Axone miteinander zu verknüpfen, macht die weiße Substanz einen großen Anteil des Gehirns aus.

Farbverarbeitung im Gehirn

Die Behauptung "Der Mensch sieht mit den Augen" stimmt im Grunde nicht oder nur teilweise, denn zur Wahrnehmung unserer Umgebung benötigen wir neben unserem Sehorgan auch unser Gehirn. Erst im Gehirn wird die Welt, wie wir sie sehen, verarbeitet - und erst im Gehirn wird Farbe erkannt und zugeordnet.

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Die Farbwahrnehmung beginnt in der Netzhaut des Auges, wo spezielle Sinneszellen, die Zapfen, auf unterschiedliche Farbspektren reagieren: L-Zapfen reagieren auf Rot, M-Zapfen auf Grün und S-Zapfen auf Blau. Diese Informationen werden dann an die Sehrinde im Gehirn weitergeleitet, wo sie verarbeitet werden. Die Sehrinde ist "retinotop" aufgebaut, was bedeutet, dass jeder Punkt auf der Retina einem bestimmten Ort auf der primären Sehrinde entspricht.

Ein deutsch-iranisches Forscherteam hat in einer Studie an Rhesusaffen herausgefunden, dass Nervenzellen, die für die Verarbeitung visueller Merkmale wie Farbe und Bewegungsrichtung zuständig sind, mit hohen Frequenzen von rund 200 Schwingungen pro Sekunde arbeiten. Die Gehirnregion, die Farbe verarbeitet, überträgt die Informationen über eine niedrigere Frequenz von rund 70 Zyklen pro Sekunde als die Gehirnregion, die Bewegungssignale im hochfrequenten Bereich verarbeitet.

Die Wirkung von Farben auf die Psyche

Farben lösen in uns Gefühle, Erinnerungen und Assoziationen aus. Diese sind meist individuell, auch wenn die Bedeutung mancher Farben festgelegt ist.

  • Rot: Wirkt energetisch und leidenschaftlich, kann aber auch Unruhe, Aggressivität und Wut widerspiegeln.
  • Blau: Wird mit Urvertrauen und Sehnsucht assoziiert.
  • Grün: Steht für Harmonie, Ruhe und Hoffnung.
  • Gelb: Macht munter und fröhlich und fördert die Konzentration.
  • Weiß: Wirkt sauber und unberührt.
  • Schwarz: Wird oft mit Trauer und Tod assoziiert, wirkt aber auch edel, elegant und zeitlos.
  • Grau: Ist unauffällig, neutral und zurückhaltend.
  • Lila: Soll schmerzlindernd wirken und steht für Selbstbewusstsein.
  • Silber und Gold: Stehen für Reichtum, Macht und Festlichkeit.

Farben in unserem Leben

Farben spielen in vielen Bereichen unseres Lebens eine wichtige Rolle:

  • Kunst: Maler nutzen Farben, um Gefühle auszudrücken.
  • Werbepsychologie: Farben werden gezielt eingesetzt, um bestimmte Wirkungen zu erzielen.
  • Entspannungsübungen: In Snoezelräumen und Farbsaunen werden Farben eingesetzt, um eine beruhigende Wirkung zu erzielen.
  • Wohnen: Bei der Gestaltung unseres Zuhauses legen wir Wert auf eine harmonische Farbabstimmung.
  • Farbtherapie: Farben werden eingesetzt, um psychische und körperliche Leiden zu lindern.
  • Nahrungsmittel: Die Farben von Obst und Gemüse geben Hinweise auf die enthaltenen Nährstoffe.

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