Medikamente als Auslöser von Epilepsie: Ein umfassender Überblick

Epilepsie ist eine chronische neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine übermäßige Aktivität von Nervenzellen im Gehirn. Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, Anfälle zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Während Antiepileptika eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Anfällen spielen, ist es wichtig zu verstehen, dass bestimmte Medikamente auch Anfälle auslösen oder die Anfallsschwelle senken können.

Epilepsie: Eine Übersicht

Epilepsie umfasst eine Vielzahl chronischer Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die auf einer Überaktivität der Nervenzellen im Gehirn beruhen. Wenn Nervenzellen überaktiv sind, können sie anfallsartige Funktionsstörungen auslösen. Diese reichen von kaum merklichen geistigen Abwesenheiten (z. B. Absencen bei Kindern oder kognitive Anfälle bei Erwachsenen) über Wahrnehmungsstörungen bis hin zu schweren Krampfanfällen mit Bewusstseinsverlust.

Ursachen und Diagnose

Epilepsien sind zwar seit dem Altertum bekannt, die Ursache der Erkrankung ist jedoch noch nicht völlig geklärt. Einzelne epileptische Anfälle können auch bei Menschen ohne Epilepsie auftreten. Auslöser dieser Gelegenheitsanfälle sind dann zum Beispiel akute Erkrankungen, Verletzungen oder Fieberkrämpfe bei Kindern. Um eine Epilepsie handelt es sich nur, wenn man ohne ersichtlichen Grund mindestens zwei epileptische Anfälle hatte, die im Abstand von mehr als 24 Stunden auftraten oder nach einem ersten Anfall ohne bekannten Auslöser eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre weitere Anfälle auftreten. Letzteres kann z. B. angenommen werden, wenn die Krankheit in der Familie bereits häufiger diagnostiziert wurde.

Der erste Schritt auf dem Weg zur Diagnose "Epilepsie" ist die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese): Dazu unterhält sich der Arzt ausführlich mit dem Patienten (falls alt genug) und Begleitpersonen (wie Eltern, Partner). Dabei lässt er sich den epileptischen Anfall genau schildern. Hierbei ist es von Vorteil, wenn Menschen beim Gespräch dabei sind, die den Krampfanfall beobachtet haben. Der Betroffene selbst erinnert sich nämlich oft nicht gut daran. Anhand der Schilderungen beurteilt der Arzt das Anfallsbild (Anfallsanamnese).

Nach dem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Auch den Zustand des Nervensystems prüft der Arzt anhand verschiedener Tests und Untersuchungen (neurologische Untersuchung). Dazu gehört eine Messung der Hirnströme (Elektroenzephalografie, EEG): Manchmal lässt sich eine Epilepsie anhand typischer Kurvenveränderungen im EEG erkennen. Allerdings ist das EEG bei Epilepsie manchmal auch unauffällig.

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Sehr wichtig für die Abklärung eines epileptischen Anfalls ist die Magnetresonanztomografie (MRT oder Kernspintomografie). Dabei werden detaillierte Schnittbilder des Gehirns erstellt. Darauf erkennt der Arzt eventuelle Schäden oder Fehlbildungen des Gehirns als mögliche Ursache des Anfalls.

Behandlungsmöglichkeiten

Dank moderner Untersuchungs- und Behandlungsmethoden kann heute jedoch auch mit dieser Diagnose ein Leben mit hoher Lebensqualität geführt werden. Die Behandlung von Epilepsie zielt natürlich immer darauf ab, die beste Lebensqualität zu erreichen; zu Beginn der Erkrankung ist ganz klar das Behandlungsziel die Anfallsfreiheit. Die Anfallsfreiheit macht den größten Unterschied in der Lebensqualität - die Reduktion von Anfällen wie z.B. von vier auf zwei Anfällen im Monat ist zwar natürlich eine Verbesserung, aber nicht das, was den großen Sprung in der Lebensqualität macht.

Die Basis der Behandlung sind die Antikonvulsiva - das sind Medikamente gegen Epilepsie. Fokale und generalisierte Epilepsien sind unterschiedlich zu behandeln. Das kommt daher, dass verschiedene Medikamente für verschiedene Arten von Epilepsie besonders gut oder nicht so gut wirksam sind. Paradoxerweise kann man durch den falschen Einsatz von Antiepileptika Epilepsien auch verschlimmern. Aus diesem Grund ist es am Anfang wichtig, eine genaue Diagnose zu stellen und zwischen fokalen und generalisierten Epilepsien zu unterscheiden.

Bei manchen Patienten lässt sich die Epilepsie mit einer Monotherapie nicht ausreichend in den Griff bekommen. Dann verschreibt der Arzt womöglich zwei (oder mehr) Antiepileptika. Eine solche Kombinationstherapie wird sorgfältig geplant und überwacht. Denn allgemein gilt: Je mehr verschiedene Medikamente jemand einnimmt, desto eher kommt es zu unerwünschten Wechselwirkungen. Auch das Risiko für Nebenwirkungen steigt.

Medikamente, die Epilepsie auslösen können

Es ist wichtig zu beachten, dass die folgenden Informationen allgemeiner Natur sind und die individuellen Reaktionen auf Medikamente variieren können. Es ist ratsam, immer einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, bevor man ein neues Medikament einnimmt, insbesondere wenn man an Epilepsie leidet.

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Einige Medikamente können die Wahrscheinlichkeit von Anfällen erhöhen, insbesondere bei Personen mit einer bereits bestehenden Epilepsie oder einer Anfälligkeit für Anfälle. Diese Medikamente können die Anfallsschwelle senken, was bedeutet, dass es weniger Stimulation benötigt, um einen Anfall auszulösen.

Zu den Medikamenten, die potenziell Anfälle auslösen können, gehören:

  • Antidepressiva: Einige Antidepressiva, insbesondere trizyklische Antidepressiva (TCAs) und selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), können bei manchen Menschen das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Antipsychotika: Antipsychotische Medikamente, die zur Behandlung von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, können ebenfalls Anfälle auslösen, insbesondere bei höheren Dosen.
  • Stimulanzien: Stimulanzien wie Amphetamine und Methylphenidat, die häufig zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt werden, können bei manchen Menschen Anfälle auslösen.
  • Antibiotika: Einige Antibiotika, wie Chinolone und Penicilline, können in seltenen Fällen Anfälle auslösen.
  • Schmerzmittel: Einige Schmerzmittel, insbesondere Tramadol, können das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Antihistaminika: Einige Antihistaminika, insbesondere solche der ersten Generation, können bei manchen Menschen Anfälle auslösen.
  • Immunsuppressiva: Einige Immunsuppressiva, die zur Unterdrückung des Immunsystems eingesetzt werden, können das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Kortikosteroide: Kortikosteroide, die zur Behandlung von Entzündungen eingesetzt werden, können bei manchen Menschen Anfälle auslösen.
  • Anästhetika: Einige Anästhetika, die während Operationen eingesetzt werden, können Anfälle auslösen.

Risikofaktoren

Mehrere Faktoren können das Risiko erhöhen, dass ein Medikament einen Anfall auslöst:

  • Vorhandene Epilepsie: Personen mit einer bereits bestehenden Epilepsie haben ein höheres Risiko, durch Medikamente Anfälle auszulösen.
  • Hohe Dosen: Höhere Dosen von Medikamenten erhöhen das Risiko von Anfällen.
  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: Die Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig kann das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Nieren- oder Lebererkrankungen: Nieren- oder Lebererkrankungen können die Art und Weise beeinflussen, wie der Körper Medikamente verarbeitet, und das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Alkohol- oder Drogenmissbrauch: Alkohol- oder Drogenmissbrauch kann das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Schlafentzug: Schlafentzug kann die Anfallsschwelle senken und das Risiko von Anfällen erhöhen.
  • Stress: Stress kann ebenfalls die Anfallsschwelle senken und das Risiko von Anfällen erhöhen.

Vorbeugung und Management

Es gibt mehrere Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko von medikamenteninduzierten Anfällen zu verringern:

  • Sorgfältige Anamnese: Ärzte sollten vor der Verschreibung eines neuen Medikaments eine sorgfältige Anamnese erheben, um festzustellen, ob der Patient an Epilepsie leidet oder eine Anfälligkeit für Anfälle hat.
  • Niedrigste wirksame Dosis: Medikamente sollten in der niedrigsten wirksamen Dosis verschrieben werden, um das Risiko von Anfällen zu minimieren.
  • Vermeidung von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: Ärzte sollten mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigen, bevor sie ein neues Medikament verschreiben.
  • Aufklärung der Patienten: Patienten sollten über das Risiko von Anfällen und die Symptome, auf die sie achten sollten, aufgeklärt werden.
  • Regelmäßige Überwachung: Patienten, die Medikamente einnehmen, die Anfälle auslösen können, sollten regelmäßig von ihrem Arzt überwacht werden.

Was tun bei einem Anfall?

Wenn jemand einen Status epilepticus erleidet, ist es wichtig, sofort den Notarzt zu rufen - es besteht Lebensgefahr! Der Patient erhält als erstes ein Beruhigungsmittel (Benzodiazepin). Trägt der Epileptiker das Notfallmedikament bei sich, lässt es sich auch von medizinischen Laien verabreichen: Es wird entweder in eine Wange gelegt (Buccaltablette) oder als Creme über eine kleine Tube in den After des Patienten eingeführt. Der eingetroffene Notarzt verabreicht das Beruhigungsmittel gegebenenfalls auch als Spritze in eine Vene. Dann bringt er den Patienten rasch in ein Krankenhaus. Dort wird die Behandlung fortgesetzt.

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Wenn man Zeugin eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt. Alles andere hängt von der Stärke und der Art der Anfälle ab. Bei einem großen generalisierten Anfall verkrampft der ganze Körper und die Person verliert das Bewusstsein. In diesen Fällen sollten Sie Folgendes tun: Ein epileptischer Anfall kann verschiedene Ursachen haben und das Symptom eines lebensbedrohlichen Notfalls sein. Wählen Sie daher immer den Notruf 112 und rufen Sie professionelle Hilfe. Sorgen Sie für Sicherheit, indem Sie z. B. gefährliche Gegenstände beiseite räumen. Polstern Sie den Kopf desr Betroffenen ab. Nehmen Sie seine/ihre Brille ab. Lockern Sie enge Kleidung am Hals, um die Atmung zu erleichtern. Bitten Sie Menschen, die in der Situation nicht helfen können, weiterzugehen. Bleiben Sie nach dem Anfall bei der Person und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Wenn die Person nach dem Anfall erschöpft ist und einschläft, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.

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