Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie können in verschiedenen Muskelgruppen auftreten, insbesondere in der Wadenmuskulatur und den Füßen. In den meisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos. Wenn Muskelkrämpfe jedoch häufig auftreten, ungewöhnliche Körperregionen betreffen oder von anderen Symptomen begleitet werden, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Ursachen von Muskelkrämpfen und die entsprechenden Ärzte, die bei der Diagnose und Behandlung helfen können.
Einführung
Muskelkrämpfe sind unwillkürliche, schmerzhafte Kontraktionen der Skelettmuskulatur, die mit einer tastbaren Verhärtung des Muskels einhergehen. Sie können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter Dehydration, Elektrolytstörungen, muskuläre Überlastung, neurologische Erkrankungen und Medikamente. In den meisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos und bedürfen keiner weiteren Diagnostik. Wenn sie jedoch häufig auftreten, ungewöhnliche Körperregionen betreffen oder von anderen Symptomen begleitet werden, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Muskelkrämpfe haben keine einheitliche Ursache. Die häufigsten Ursachen sind:
- Neurogene Muskelkrämpfe: Diese Krämpfe werden durch eine nervale Übererregbarkeit motorischer Nerven verursacht. Es wird angenommen, dass eine Übererregbarkeit der Alpha-Motoneurone durch Beteiligung afferenter Nervenfasern von Dehnungsrezeptoren in Sehnen und Muskeln eine Rolle spielt. Dies würde auch erklären, dass Dehnen des betroffenen Muskels zu einer raschen Besserung führt. Des Weiteren wird angenommen, dass in den terminalen Aufzweigungen der motorischen Nerven eine Überaktivität von Ionenkanälen zu einer Übererregbarkeit von Nerven führt.
- Elektrolytstörungen: Ein Mangel an Elektrolyten wie Magnesium, Kalium, Kalzium oder Natrium kann zu Muskelkrämpfen führen. Dies kann durch starkes Schwitzen, unzureichende Flüssigkeitsaufnahme, Durchfall, Erbrechen, die Einnahme von entwässernden Medikamenten (Diuretika), schwere Nierenfunktionsstörung (Urämie) oder Hämodialyse verursacht werden.
- Muskuläre Überlastung: Muskelkrämpfe können durch muskuläre Überlastung, insbesondere nach intensiver körperlicher Anstrengung, ausgelöst werden.
- Hormonelle Störungen: Hormonelle Störungen der Schilddrüse oder der Nebenniere sowie Unterzuckerungen können Muskelkrämpfe begünstigen. Auch in der Schwangerschaft treten Muskelkrämpfe häufiger auf.
- Neurologische Erkrankungen: Neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathien, Spinalkanalstenose, Nervenwurzelschädigungen (z.B. durch Bandscheibenvorfälle) können Muskelkrämpfe verursachen. Selten treten Muskelverkrampfungen bei neurologischen Autoimmunerkrankungen oder familiär gehäuft auf und sind genetisch bedingt.
- Medikamente: Verschiedene Medikamente können Muskelkrämpfe als Nebenwirkung verursachen. Dazu gehören unter anderem Diuretika, Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Statine, Hormone und bestimmte Asthmamedikamente.
- Andere Ursachen: Selten können auch primäre Muskelerkrankungen (z.B. Myotonien, Glykogenosen) oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Parkinson, Erkrankungen mit erhöhtem Muskeltonus) mit Muskelverkrampfungen einhergehen.
Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner?
Die Wahl des richtigen Arztes hängt von der vermuteten Ursache der Muskelkrämpfe ab.
- Hausarzt: Der Hausarzt ist in der Regel der erste Ansprechpartner bei Muskelkrämpfen. Er kann eine allgemeine Untersuchung durchführen, die Krankengeschichte erheben und gegebenenfalls weitere Untersuchungen veranlassen. Eine Untersuchung der Leber- und Nierenwerte, der Elektrolyte sowie der Schilddrüsenwerte kann durch Ihren Hausarzt erfolgen, um evtl. internistische Ursachen aufzudecken.
- Neurologe: Wenn Muskelkrämpfe häufig auftreten, ungewöhnliche Körperregionen betreffen, von anderen neurologischen Symptomen begleitet werden (z.B. Faszikulationen, Muskelschwäche) oder durch körperliche Aktion selbst ausgelöst werden, ist eine weitere Diagnostik durch den Neurologen erforderlich. Dies gilt insbesondere, wenn Muskelkrämpfe zusammen mit Faszikulationen oder Muskelschwäche auftreten, um zugrundeliegende neuromuskuläre Erkrankungen abzugrenzen und zu differenzieren. Der Neurologe kann neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathien, Spinalkanalstenose oder Nervenwurzelschädigungen diagnostizieren und behandeln.
- Orthopäde: Wenn Muskelkrämpfe durch muskuläre Überlastung, Haltungsfehler oder Fußfehlstellungen verursacht werden, kann ein Orthopäde helfen. Er kann spezielle Einlagen für die Schuhe verschreiben und/oder Physiotherapie als Korrekturmaßnahme empfehlen.
- Internist/Endokrinologe: Wenn Muskelkrämpfe durch hormonelle Störungen oder Elektrolytstörungen verursacht werden, ist ein Internist oder Endokrinologe der richtige Ansprechpartner. Er kann die entsprechenden Hormonspiegel oder Elektrolyte im Blut untersuchen und eine geeignete Behandlung einleiten.
- Gefäßchirurg: Treten die typischen Krämpfe bei einer längeren Gehstrecke oder beim Treppensteigen wiederholt auf, können sie ein Hinweis auf eine periphere arterielle Verschluss-Krankheit (pAVK) sein. In diesem Fall sollten sich Patienten an ein interdisziplinär aufgestelltes zertifiziertes Gefäßzentrum wenden.
Diagnose von Muskelkrämpfen
Zur Diagnose von Muskelkrämpfen können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden:
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- Anamnese: Der Arzt wird sich die Beschwerden genau erläutern lassen. Es ist unter anderem relevant, wann sich die Krämpfe zum ersten Mal gezeigt haben, ob sie häufig in bestimmten Situationen auftreten (z.B. beim Training oder nur nachts) und welche Medikamente eingenommen werden.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird eine körperliche Untersuchung durchführen, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu beurteilen und mögliche Ursachen für die Muskelkrämpfe zu identifizieren.
- Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf eine neurologische Ursache wird der Arzt eine neurologische Untersuchung durchführen, um die Funktion von Nerven und Muskeln zu überprüfen.
- Elektromyografie (EMG): Bei der Elektromyografie wird die elektrische Aktivität der Muskeln gemessen. Dies kann helfen, Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen zu diagnostizieren.
- Elektroneurografie (ENG): Bei der Elektroneurografie wird die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen. Dies kann helfen, Nervenschädigungen zu erkennen.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können einen Mangel oder Überschuss an Elektrolyten wie Magnesium, Natrium oder Kalzium anzeigen. Auch Informationen zum Blutzucker sowie über Leber- und Nierenwerte können auf der Suche nach der Ursache der Krämpfe weiterhelfen. Bei Verdacht auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse ist ein Hormonspiegel hilfreich.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erforderlich sein, um die Ursache der Muskelkrämpfe zu identifizieren.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Die Behandlung von Muskelkrämpfen richtet sich nach der jeweiligen Ursache.
- Akute Behandlung: Beim akuten schmerzhaften Muskelkrampf hilft sofortige Dehnung. Dazu zieht man die Zehen nach oben und drückt währenddessen die Ferse fest in den Boden. Auch eine Massage entspannt: Ein leichtes Massieren des verkrampften Muskels bringt Linderung - die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gesteigert.
- Nicht-medikamentöse Behandlung: Zur nicht medikamentösen Prophylaxe kann bei Muskelkrämpfen die regelmäßige Dehnung der betroffenen Muskeln, z.B. abends vor dem Zubettgehen hilfreich sein und die Neigung zu Muskelkrämpfen reduzieren. Reduzieren Sie ggf. Ihren Alkohol- und Koffeinkonsum.
- Medikamentöse Behandlung:
- Magnesium: Die Einnahme von Magnesium kann hilfreich sein, häufig sind allerdings höhere Dosen erforderlich, limitierender Faktor sind dann häufig doch Nebenwirkungen des Magen-Darm-Traktes (Durchfall). Allerdings konnten Studien zeigen, dass Magnesium außerhalb der Schwangerschaft keine sichere Wirkung gegenüber Placebo aufweist, so dass hier im Einzelfall entschieden werden muss, ob Magnesium zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen überhaupt geeignet und wirksam ist.
- Chinin: Die Anwendung von Chinin Sulfat, das in Deutschland seit 2015 wieder rezeptpflichtig ist wird kontrovers diskutiert. Einerseits ist es bei therapieresistenten Muskelkrämpfen eindeutig wirksam, welches auch in Studien belegt werden konnte. Andererseits bestehen Sicherheitsbedenken, da es insbesondere bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen, zu teilweise allergisch bedingten Blutbildveränderungen sowie Nieren- und Leberschäden kommen kann.
- Andere Medikamente: Weitere Medikamente zur Therapie von Muskelkrämpfen, z.B. durch so genannte Natrium- und Kalziumkanal blockierende Substanzen (Antiepileptika, Medikamente zur Behandlung neuropathischer Schmerzen), können hilfreich sein, bedürfen aber der regelmäßigen Einnahme und Begleitung durch einen Arzt.
- Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Muskelkrämpfe durch eine Grunderkrankung verursacht werden (z.B. Diabetes, Nierenerkrankung, Schilddrüsenunterfunktion), muss diese Grunderkrankung behandelt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In den allermeisten Fällen sind Muskelkrämpfe harmlos und bedürfen keiner weiteren Diagnostik. Sie sollten jedoch einen Arzt aufsuchen, wenn:
- Muskelkrämpfe häufig auftreten
- Muskelkrämpfe in ungewöhnlichen Körperregionen außerhalb der Waden und Füße auftreten (z.B. auch am Rumpf oder den oberen Extremitäten)
- Muskelkrämpfe durch körperliche Aktion selbst ausgelöst werden und nicht nur in Ruhe auftreten
- Muskelkrämpfe zusammen mit Faszikulationen oder Muskelschwäche auftreten
- Muskelkrämpfe den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen
- Muskelkrämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen
- Weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzukommen
Erste-Hilfe-Tipps bei Wadenkrämpfen
- Dehnen: Sofortiges Dehnen der Unterschenkelmuskulatur kann den Krampf beenden. Dazu zieht man die Zehen nach oben und drückt währenddessen die Ferse fest in den Boden.
- Massieren: Ein leichtes Massieren des verkrampften Muskels bringt Linderung - die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gesteigert.
- Bewegen: Aufstehen und vorsichtig herumlaufen kann krampflösend wirken.
- Wärme: Viele Betroffene profitieren zusätzlich von Wärme. Gegen nächtliche Wadenkrämpfe am besten eine kurze Fuß- oder Wadendusche nehmen.
- Kälte: Bei einigen Menschen kann Kälte die Krämpfe lösen. Dann hilft es, kalte Auflagen auf die harte Muskulatur zu bringen.
- Trinken: Ausreichend trinken. Der Elektrolythaushalt muss gegebenenfalls ausgeglichen werden. Wichtig sind dabei unter anderem Magnesium, Kalium und Natrium.
Prävention von Muskelkrämpfen
- Ausreichend trinken: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, insbesondere bei körperlicher Anstrengung und bei warmem Wetter.
- Elektrolythaushalt ausgleichen: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Elektrolyten wie Magnesium, Kalium, Kalzium und Natrium. Bei Bedarf können Sie Elektrolytlösungen oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
- Regelmäßige Dehnung: Regelmäßige Dehnung der betroffenen Muskeln, z.B. abends vor dem Zubettgehen, kann die Neigung zu Muskelkrämpfen reduzieren.
- Muskuläre Überlastung vermeiden: Vermeiden Sie muskuläre Überlastung und übertreiben Sie es nicht mit dem Training.
- Alkohol- und Koffeinkonsum reduzieren: Reduzieren Sie Ihren Alkohol- und Koffeinkonsum.
- Medikamente überprüfen: Falls Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, überprüfen Sie diese auf Muskelkrämpfe als mögliche Nebenwirkung und besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob diese pausiert werden können.
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