Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson. Es gibt viele Ernährungstipps, aber nicht alle sind für Menschen mit Parkinson geeignet. Dieser Artikel soll einen Überblick über die verschiedenen Joghurtsorten und ihre potenziellen Vorteile bei Parkinson geben, unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse und Empfehlungen von Experten.
Bulgarischer Joghurt und D-Laktat: Ein Hoffnungsschimmer?
Ein Bericht des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik sorgte für Aufsehen, als er nahelegte, dass bulgarischer Joghurt Parkinson heilen könne. Die Forscher hatten im Labor nachgewiesen, dass D-Laktat, eine linksdrehende Milchsäure, Nervenzellen retten kann. D-Laktat wird bei der Joghurtherstellung z.B. durch den Bakterienstamm Lactobacillus delbrueckii subsp. bulgaricus erzeugt. In Molkereien wird dieser Stamm meist in der Kombination mit Streptococcus salivarius subsp. Thermophilus als Starterkultur verwendet.
Die Deutsche Parkinson Gesellschaft e.V. relativierte diese Schlagzeile jedoch schnell und betonte, dass es sich lediglich um ein Experiment im Reagenzglas handelte. Es sei noch unklar, ob diese Form der Zellreparatur auch im Gehirn von Parkinson-Patienten funktioniere.
Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass D-Laktat und Glykolat, die beide in Joghurt und unreifen Früchten vorkommen, die Entstehung von Parkinson aufhalten und sogar vorbeugen könnten. Parkinson entsteht, wenn die Mitochondrien in Nervenzellen in einer bestimmten Hirnregion, die Substantia nigra genannt wird, ihre Arbeit einstellen. In solchen Fällen sterben die Nervenzellen schließlich ganz ab. Sowohl D-Laktat als auch Glykol können diese Prozesse aufhalten und ihnen sogar vorbeugend entgegenwirken. Dies konnten die Wissenschaftler einerseits im Versuch mit Zellen von Fadenwürmern und andererseits im Zellversuch mit kranken menschlichen Zellen beweisen. Bei beiden Versuchszellen hatten die Mitochondrien, die auch als Kraftwerke der Zellen bezeichnet werden, bereits ihre Arbeit eingestellt. Nach Zugabe von D-Laktat und Glykolat wurde das Sterben der Nervenzellen gestoppt und alle Zellen regenerierten sich.
Professor Teymuras Kurzchalia und Professor Anthony Hyman sind über die Betrachtung des Gens DJ-1 beiden Stoffen auf die Spur gekommen, obwohl jeder der Wissenschaftler an einer anderen Fragestellung arbeitete. Das Gen, das der Familie der Glykolasen zugerechnet wird, gilt als Entgifter-Gen. Es wandelt aggressive Aldehydgruppen, die in Mitochondrien als Abfall entstehen, zu neutralen Verbindungen um und macht sie damit unschädlich. Die Forscher konnten zeigen, dass DJ-1 auch für die Produktion von D-Laktat und Glykolat zuständig ist. Beide Stoffe sind für die Leistungsfähigkeit der Mitochondrien unabdingbar. Sollte DJ-1 nicht richtig funktionieren, so kann es nicht nur zu Parkinson, sondern auch zu Alzheimer kommen.
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Die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung bei Parkinson
Trotz der potenziellen Vorteile bestimmter Joghurtsorten ist es wichtig zu betonen, dass eine einseitige Ernährung bei Parkinson ungünstig ist. Eiweißreiche Kost kann sogar zum Problem werden, da sie die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigen kann. Auf Kohlenhydrate, etwa aus Vollkornbrot und Naturreis, sollte man dagegen nicht verzichten, da Menschen mit Parkinson viel schnell verfügbare Energie für die Arbeit der Muskeln und Nervenzellen benötigen.
Die Neurologin Dr. Sibylla Hummel empfiehlt die traditionelle Mittelmeerkost: Viel frisches Gemüse und faserhaltige Früchte, wenig Fleisch und Fisch, Brot und Nudeln, dazu Olivenöl mit einfach gesättigten Fettsäuren. All das ist leicht verdaulich und reich an Inhaltsstoffen für den Zellschutz.
Joghurt als Teil einer darmgesunden Ernährung
Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und dem Verlauf von Parkinson. Chronische Verstopfung stellt ein Risiko dar, später im Leben Parkinson zu entwickeln. In jedem Fall ist eine darmgesunde Ernährung für bereits Erkrankte wichtig, da sie häufig unter Verstopfung leiden, was die Lebensqualität und die Aufnahme von Medikamenten beeinträchtigen kann.
Joghurt mit zugesetzten Probiotika kann die Darmflora unterstützen und so Verstopfungen vorbeugen.
Milchprodukte und Parkinson: Was sagen die Studien?
Es gibt Hinweise darauf, dass der Konsum von fettreduzierten Milchprodukten mit einem erhöhten Parkinson-Risiko verbunden sein könnte. Eine Studie zeigte, dass Personen, die drei oder mehr Portionen fettreduzierter Milchprodukte pro Tag konsumierten, eine um 34 Prozent höhere Rate an Parkinson-Erkrankungen aufwiesen. Es ist jedoch wichtig, diese Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren, da es sich um Beobachtungsstudien handelt und keine kausalen Schlüsse gezogen werden können.
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Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten
- Viel Obst und Gemüse: Diese liefern wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe.
- Hülsenfrüchte als Proteinquelle: Sie sind eine gute Alternative zu tierischen Produkten.
- Beeren und Nüsse: Sie enthalten Antioxidantien und Flavonoide, die neuroprotektive Eigenschaften haben können.
- Pflanzliche Öle wie Olivenöl: Sie sind reich an einfach ungesättigten Fettsäuren.
- Rohkost und Ballaststoffe: Sie fördern die Verdauung und beugen Verstopfung vor.
- Ausreichend Flüssigkeit: Dies ist wichtig, damit die Ballaststoffe quellen können und den Darm dazu bringen, dass er sich bewegt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Ernährungsempfehlungen individuell sind und vom Erkrankungsstadium und dem Ansprechen auf Medikamente abhängen.
Weitere wichtige Aspekte der Ernährung bei Parkinson
- Mangelernährung: Verzögerte Magenentleerung, Appetitlosigkeit, Völlegefühl nach dem Essen, Einschränkungen bei Geruch und Geschmack, Verstopfung, Schluckstörungen, Störungen der Feinmotorik und Depression sind häufige Probleme bei der Parkinson-Erkrankung und mit hohem Risiko für eine Mangelernährung verbunden.
- Medikamenteneinnahme: L-Dopa, das am häufigsten eingesetzte Parkinson-Medikament, soll idealerweise auf nüchternen Magen und mind. 30 Minuten vor der nächsten Mahlzeit eingenommen werden. L-Dopa und Eiweiß sind sich in ihrer chemischen Struktur so ähnlich, dass sie an der gleichen Stelle im Dünndarm ins Blut übertreten.
- Verdauung: Etwa 90 % aller Parkinson-Patienten leiden im Krankheitsverlauf an Verstopfung.
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