Fußschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Ursachen haben kann. Eine davon ist die Reizung oder Schädigung von Nerven, die in den Fuß ziehen. Dieser Artikel beleuchtet die anatomischen Grundlagen der Nervenversorgung des Fußes, häufige Nervenprobleme und deren Behandlungsmöglichkeiten.
Anatomie der Nervenversorgung des Fußes
Die Nerven, die den Fuß versorgen, spielen eine entscheidende Rolle für die Gefühlswahrnehmung und die Steuerung der Muskeln. Sie ermöglichen uns, den Untergrund zu spüren, das Gleichgewicht zu halten und uns sicher zu bewegen.
Die Mittelfußnerven (Nervi digitales plantares communes)
Die Mittelfußnerven, auch als Interdigitalnerven bekannt, sind Nervenäste, die zwischen den Mittelfußknochen an der Fußsohle bis in die Zehen und Zehenzwischenräume verlaufen. Auf Höhe der Mittelfußknochen teilen sie sich in die Interdigitalnerven auf.
Der Schienbeinnerv (Nervus tibialis)
Der Schienbeinnerv ist ein wichtiger Nerv, der durch den Tarsaltunnel im Bereich des Innenknöchels verläuft und die Fußsohle versorgt. Er steuert die Fußsohlen-Muskulatur und die Unterschenkel-Muskulatur, die für die Beugung des Beines verantwortlich ist. Außerdem werden alle Wahrnehmungen im Bereich des Unterschenkels, der Ferse und der Fußsohle über den Nerv zum zentralen Nervensystem geleitet.
Der Wadenbein-Nerv (Nervus peroneus profundus)
Der Wadenbein-Nerv versorgt den vorderen Bereich des Fußes und ist beim vorderen Tarsaltunnelsyndrom betroffen.
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Häufige Nervenprobleme im Fuß
Verschiedene Erkrankungen können die Nerven im Fuß beeinträchtigen und Schmerzen verursachen. Zu den häufigsten gehören:
Morton-Neuralgie
Die Morton-Neuralgie ist eine schmerzhafte Erkrankung, die durch eine Verdickung der Nervenhülle im Mittelfuß verursacht wird. Diese Verdickung, auch Morton-Neurom genannt, übt Druck auf den Nerv aus und führt zu stechenden, brennenden Schmerzen im Vorfuß, die oft in die Zehen ausstrahlen. Klassischerweise tritt die Morton-Neuralgie zwischen der 3. und 4. Zehe auf, kann aber auch andere Bereiche betreffen.
Ursachen und Risikofaktoren:
- Überlastung des Vorfußes
- Tragen von engen oder hochhackigen Schuhen
- Spreizfuß
- Einseitige Belastungen, die zu Muskel- und Faszienverspannungen führen
- Laufsport
Symptome:
- Heftiger, stechender Schmerz im Vorfuß
- Brennende Schmerzen im Mittelfuß und in den Zehen
- Missempfindungen oder Taubheit in den Zehen
- Fremdkörpergefühl unter den Zehen
- Schmerzen, die sich bei Belastung verschlimmern
- Möglicherweise ein spürbares Klicken oder Schnappen beim Gehen (Mulder-Zeichen)
Diagnose:
- Klinische Untersuchung
- Mulder-Zeichen
- Röntgenbilder, Ultraschall, Kernspintomographie (MRT)
- Lokalanästhesie des schmerzenden Bereichs
Behandlung:
- Nicht-operative Maßnahmen:
- Weites Schuhwerk und orthopädische Einlagen zur Entlastung der Nerven
- Schmerzmittel
- Kortisonspritzen zur Abschwellung des Nervenknotens
- Physiotherapie und Fußgymnastik
- Dehnübungen für Fußsohle und Wade
- Faszien-Rollmassage
- Operative Maßnahmen:
- Entfernung des Nervengeschwulsts (Neurektomie)
- Spaltung des Ligamentum intermetatarsale zur Druckentlastung
Tarsaltunnelsyndrom
Das Tarsaltunnelsyndrom ist eine Nervenkompression des Schienbeinnervs (Nervus tibialis) im Bereich des Tarsaltunnels am Innenknöchel. Durch die Einengung des Nervs entstehen Schmerzen, Missempfindungen und Taubheitsgefühle in der Fußsohle.
Ursachen und Risikofaktoren:
- Fußfehlstellungen (z. B. Knick-Senkfuß)
- Verletzungen oder Knochenauswüchse im Tarsaltunnel
- Entzündungen
- Krampfadern
- Diabetes mellitus
- Enge Schuhe
Symptome:
- Nächtliche Missempfindungen im Bereich der vorderen Fußsohle und der Zehen
- Brennen im Fuß, Taubheitsgefühle und Kribbeln
- Schmerzen, die in die Wade ausstrahlen können
- Dauerhafte Schmerzempfindlichkeit um den Innenknöchel
- Verstärkung der Symptome durch langes Stehen und Gehen
- Linderung der Symptome durch Hochlagern des Fußes und Ruhe
Diagnose:
- Klinische Untersuchung
- Tinel-Zeichen (Beklopfen des Nervs löst ein elektrisierendes Gefühl aus)
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie)
- Bildgebende Verfahren (MRT, Ultraschall)
Behandlung:
- Nicht-operative Maßnahmen:
- Ruhigstellung des Fußgelenks
- Schuheinlagen
- Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente (z. B. Kortison)
- Physiotherapie und Übungen zur Mobilisation des Sprunggelenks
- Kühlen der schmerzenden Stellen
- Operative Maßnahmen:
- Entfernung des den Tarsaltunnel umgebenden, straffen Bandes
- Entfernung von Knochenauswüchsen oder Tumoren
Läsion des Nervus cutaneus femoris lateralis (Meralgia paraesthetica)
Diese Erkrankung betrifft einen Nerv im Oberschenkel, kann aber auch Schmerzen verursachen, die bis in den Fuß ausstrahlen. Der Nervus cutaneus femoris lateralis versorgt die Haut des vorderen und seitlichen Oberschenkels mit sensiblen Informationen. Durch Druck oder Einklemmung des Nervs kann es zu Kribbeln, brennenden Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit im Oberschenkel kommen, die sich bis in den Fuß fortsetzen können.
Ursachen und Risikofaktoren:
- Einklemmung des Nervs im Bereich des Leistenbandes
- Enge Hosen ("Jeanskrankheit")
- Schwangerschaft
- Übergewicht
- Fahrradfahren, langes Laufen oder ähnliche körperliche Anstrengung
- Diabetes
Symptome:
- Kribbeln, brennende Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit an der Vorder- bzw. Außenseite des Oberschenkels
- Symptome verstärken sich beim Tragen enger Hosen, in der Schwangerschaft, beim Strecken des Hüftgelenks, beim langen Stehen oder Gehen
Diagnose:
- Arztgespräch und körperliche Untersuchung
- Beklopfen bestimmter Hautbereiche kann Schmerzen hervorrufen (Hoffmann-Tinel-Zeichen)
- Infiltration des Nervs mit einem Lokalanästhetikum
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie)
- Bildgebende Verfahren (Ultraschall, MRT)
Behandlung:
- Konservative Behandlung:
- Vermeidung enger Hosen
- Vermeidung von Streckbewegungen im Hüftgelenk
- Gewichtsreduktion
- Physiotherapie
- Schmerztherapie
- Injektionen mit Lokalanästhetika oder Kortison
- Operation:
- Beseitigung aller einengenden Strukturen (Dekompression)
- Durchtrennung des Nervs (Neurektomie) als letzter Ausweg
Weitere Ursachen für Fußschmerzen
Neben den genannten Nervenproblemen gibt es noch viele andere Ursachen für Fußschmerzen, darunter:
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- Plantarfasziitis: Entzündung der Plantarfaszie (Sehnenplatte an der Fußsohle)
- Fersensporn: Knochenauswuchs am Fersenbein
- Achillessehnenentzündung: Entzündung der Achillessehne
- Bänderverletzungen: Zerrungen oder Risse der Bänder am Sprunggelenk
- Schleimbeutelentzündung: Entzündung der Schleimbeutel im Fuß
- Ermüdungsbruch: Stressfraktur der Mittelfußknochen
- Fußfehlstellungen: Spreizfuß, Hallux valgus, Hammerzehe, Knick-Senkfuß
- Arthrose: Gelenkverschleiß
- Knochennekrose: Absterben von Knochengewebe
- Rheuma und Gicht: Entzündliche Erkrankungen, die die Gelenke im Fuß betreffen können
- Diabetische Neuropathie: Nervenschädigung aufgrund von Diabetes mellitus
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Durchblutungsstörungen in den Beinen
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn Fußschmerzen:
- Länger als drei Tage andauern
- Eine Belastung des Fußes nicht mehr möglich machen
- Von starken Schwellungen, Blutergüssen oder Überwärmung begleitet sind
- Mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln einhergehen
- Sich trotz Selbstbehandlung nicht bessern
Diagnose und Behandlung von Fußschmerzen
Die Diagnose von Fußschmerzen erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt, idealerweise einen Orthopäden mit Spezialisierung auf Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen. Die Diagnose umfasst in der Regel:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und Schilderung der Beschwerden durch den Patienten
- Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Fußstellung, Beweglichkeit, Schmerzpunkte und neurologischen Funktionen
- Bildgebende Verfahren: Röntgen, Ultraschall, MRT oder CT zurVisualisierung von Knochen, Gelenken, Nerven und Weichteilen
- Neurologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie) zur Beurteilung der Nervenfunktion
Die Behandlung von Fußschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Konservative Maßnahmen wie Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, Einlagen und Schuhmodifikationen stehen oft im Vordergrund. In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Schmerzen zu beheben.
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