Die Zahl der Demenzerkrankungen nimmt weltweit zu, was präventive Maßnahmen immer wichtiger macht. Allein in Deutschland leiden 1,8 Millionen Menschen an Demenz, und diese Zahl wird aufgrund der steigenden Lebenserwartung weiter steigen. Da das Alter als Hauptrisikofaktor für Demenz gilt und es derzeit keine Heilung gibt, rücken präventive Maßnahmen, insbesondere die Ernährung, in den Fokus. Eine gesunde Ernährung spielt eine wesentliche Rolle dabei, das Gehirn fit zu halten und das Demenzrisiko zu senken.
Die Rolle von Flavonoiden: Eine Studie aus Nordirland
Forscher aus Nordirland haben in einer Studie untersucht, wie sich eine Ernährung, die reich an Flavonoiden ist, auf das Gehirn auswirkt. Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die für die kräftigen Farben in Obst und Gemüse verantwortlich sind. Sie kommen in Beeren, Trauben, Äpfeln, Auberginen, Zwiebeln, Orangen und Grapefruits vor, aber auch in Tee, Rotwein und dunkler Schokolade. Flavonoiden werden zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, da sie entzündungshemmend, krebshemmend und antioxidativ wirken. Außerdem stärken sie das Immunsystem und senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Studie wurde im Fachmagazin „Jama Network“ veröffentlicht.
Studienergebnisse: Beeren, Tee und Rotwein
Für ihre Untersuchungen zu den Auswirkungen von Flavonoiden auf das Gehirn griffen die Wissenschaftler auf die Ernährungsdaten von 121.986 Probanden in der UK-Biodatenbank zurück. Die Teilnehmer waren zwischen 40 und 70 Jahre alt und wurden über einen Zeitraum von neun Jahren beobachtet. Im Laufe der Studie entwickelten 882 von ihnen eine Demenz.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Verzehr von sechs zusätzlichen Portionen flavonoidreicher Lebensmittel pro Tag, insbesondere Beeren, schwarzer oder grüner Tee und Rotwein, mit einem um 28 Prozent geringeren Demenzrisiko verbunden war. Die größte Risikoreduktion wurde bei Teilnehmern beobachtet, die mindestens zwei der folgenden Lebensmittel pro Tag zu sich nahmen:
- Fünf Tassen schwarzer oder grüner Tee
- Ein Glas Rotwein
- Eine halbe Portion Beeren
Studienleiter Aedín Cassidy von der Queen’s Universität in Belfast betonte, dass die Ergebnisse sogar bei Personen mit einem hohen genetischen Risiko für Demenz sowie bei Personen mit Depressionssymptomen, die ebenfalls ein höheres Demenzrisiko haben, am deutlichsten waren.
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Tee als besonders wirksam
Die stärkste Wirkung wurde allerdings bei Tee beobachtet. Schon frühere Studien aus der UK-Biodatenbank zeigten, dass Teilnehmer, die mehr als vier Portionen grünen oder schwarzen Tee pro Tag tranken, ein um 14 Prozent geringeres Demenzrisiko hatten als Teilnehmer, die keinen Tee tranken.
Alkohol und Demenz: Was ist zu beachten?
Im Bezug auf Rotwein geben Forscher allerdings zu bedenken, dass Alkohol im Allgemeinen als Risikofaktor für Demenz gilt. Einige Studien deuten zwar darauf hin, dass mäßiger Alkoholkonsum vor Demenz schützen kann, andere zeigten aber auch, dass er dazu führt, dass etwa Alzheimer früher auftritt.
Gesundheitsrichtlinien empfehlen daher, Alkohol weitgehend zu reduzieren, um das Demenzrisiko zu minimieren, trotz der guten Pflanzenstoffe, die Rotwein enthält. Zudem gilt Alkohol als Risikofaktor für viele weitere Erkrankungen wie etwa Krebs.
Kritik am Weinkonsum
Der Forscher Thomas M. Holland von der Rush Universität in Chicago, der nicht an der Studie beteiligt war, stellte gegenüber „Medical News Today“ klar, dass man Nichttrinker nicht dazu ermutigen würde, mit dem Konsum von Wein zu beginnen. Er wies außerdem darauf hin, dass der Verzehr von Gemüse noch besser sein könnte als nur Tee zu trinken.
Weitere Getränke und ihre Auswirkungen auf das Demenzrisiko
Grüner Tee: Ein vielversprechendes Getränk
Japanische Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von grünem Tee und einer geringeren Anzahl sogenannter Läsionen im Gehirn entdeckt. Läsionen sind Schädigungen der weißen Hirnsubstanz, die das Risiko einer Demenz erhöhen können.
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In einer im Fachjournal Science of Food veröffentlichten Studie analysierten Forscher die Daten von mehr als 8.000 Personen, die älter als 65 Jahre waren und regelmäßig Kaffee oder Tee konsumierten. Mithilfe von MRT-Scans verglichen sie das Gesamtvolumen des Gehirns und fünf spezifische Hirnregionen. Die Untersuchungen ergaben, dass Studienteilnehmer, die täglich drei Tassen grünen Tee tranken, drei Prozent weniger Läsionen hatten als diejenigen, die nur eine Tasse täglich tranken. Wer täglich sieben bis acht Tassen zu sich nahm, hatte sogar sechs Prozent weniger Läsionen.
Die Forscher betonen, dass ihre Ergebnisse darauf hindeuten, dass der Genuss von grünem Tee, insbesondere von drei oder mehr Gläsern pro Tag, zur Vorbeugung von Demenz-Erkrankungen beitragen kann.
Kaffee: Die Dosis macht das Gift
Eine neue Studie deutet darauf hin, dass ein hoher Kaffeekonsum im Alter das Risiko für Demenz erhöhen könnte. Laut dieser Untersuchung haben Menschen, die regelmäßig vier oder mehr Tassen Kaffee am Tag trinken, ab einem Alter von 60 Jahren ein erhöhtes Risiko für kognitiven Abbau und Demenz. Die Forscher betonen, dass übermäßiger Kaffeekonsum die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
Interessanterweise legt die Studie nahe, dass ein moderater Konsum von ein bis drei Tassen Kaffee pro Tag tatsächlich einen schützenden Effekt haben könnte. Diese Ergebnisse werden durch andere Studien gestützt, die darauf hinweisen, dass moderater Kaffeekonsum das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Diabetes, Parkinson und Schlaganfälle senken könnte.
Wasser und ungesüßter Tee: Die Basis für ein gesundes Gehirn
Daniela Krehl warnt: "Für die geistige Fitness ist es ganz wichtig, dass man genügend trinkt. Schon allein zwei Prozent Flüssigkeitsverlust kann dazu führen, dass wir uns nicht mehr richtig konzentrieren können, dass wir Kopfschmerzen bekommen." Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee.
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Weitere Tipps zur Senkung des Demenzrisikos
Neben einer gesunden Ernährung gibt es noch zahlreiche weitere Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung wie Alzheimer. Hier sind einige Tipps, was Sie tun können, um Ihr Demenzrisiko aktiv zu senken:
- Bewegung: Was gut für Ihr Herz ist, ist auch gut für Ihr Gehirn. Dazu gehört, sich ausreichend zu bewegen - mindestens 2,5 Stunden pro Woche sind ideal.
- Geistige Fitness: Lernen Sie Neues - auch im Alter. Das hält Ihr Gehirn auf Trab. Egal ob ein Musikinstrument, eine Sprache oder der Umgang mit dem Computer, probieren Sie etwas Neues aus.
- Gesunde Ernährung: Orientieren Sie sich an der klassischen mediterranen Ernährung. Essen Sie viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Nüsse. Ziehen Sie Fisch rotem Fleisch vor.
- Soziale Kontakte: Zu zweit oder in der Gruppe machen Aktivitäten mehr Spaß und Ihre grauen Zellen werden gefordert. Verabreden Sie sich zum Sport, zum Musizieren, zum Kartenspielen oder zum gemeinsamen Kochen.
- Übergewicht reduzieren: Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viele Kilo auf die Waage bringen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen Ihnen dabei.
- Ausreichend Schlaf: Sorgen Sie für guten und ausreichenden Schlaf, damit das Gehirn Schadstoffe abbauen und sich erholen kann.
- Nicht rauchen: Rauchen schadet auch Ihrem Gehirn. Hören Sie auf zu rauchen, es ist nie zu spät.
- Kopfverletzungen vermeiden: Passen Sie im Alltag und beim Sport auf Ihren Kopf auf und tragen Sie zum Beispiel einen Helm beim Fahrradfahren.
- Bluthochdruck checken: Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Bluthochdruck sollte auf jeden Fall behandelt werden.
- Diabetes überprüfen: Behalten Sie Ihren Blutzuckerspiegel im Blick. Ist er dauerhaft zu hoch, sollten Sie in Absprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aktiv werden.
- Depressionen behandeln: Sorgen Sie gut für sich. Wenn Sie über eine längere Zeit antriebslos oder niedergeschlagen sind, ist es sinnvoll, Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Eine Depression sollte nicht unbehandelt bleiben.
- Auf Schwerhörigkeit achten: Nehmen Sie es ernst, wenn Sie merken, dass Sie schlechter hören.