Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und betrifft vorwiegend Menschen über 65 Jahren. Sie ist eine fortschreitende Hirnerkrankung, die zu Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Desorientierung führt. Obwohl Alzheimer nicht heilbar ist, können verschiedene Therapien die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen. Die steigende Lebenserwartung in der modernen Welt führt zu einem Anstieg der Anzahl von Menschen mit Alzheimer-Demenz.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Syndrom, das durch den schleichenden Rückgang der geistigen Fähigkeiten im Alter gekennzeichnet ist. Betroffen sind Gedächtnis, Denkvermögen, Urteilskraft, Konzentrations- und Lernfähigkeit. Auch die Persönlichkeit kann sich verändern. Demenz ist keine normale Alterserscheinung, sondern eine Erkrankung, bei der sich die geistigen Fähigkeiten dramatisch vermindern und letztendlich abgebaut werden. Während sich nicht an Demenz erkrankte Menschen mit zunehmendem Alter eventuell schlecht an Einzelheiten erinnern, vergessen Demenzkranke kurz zurückliegende Ereignisse möglicherweise vollständig.
Man unterscheidet primäre Demenzsyndrome, die ohne zugrunde liegende Erkrankung auftreten, von sekundären Demenzen, die sich als Folge anderer Krankheiten entwickeln.
Häufigkeit und Verlauf von Demenz
Die Demenz ist nach der Depression die zweithäufigste psychische Erkrankung im höheren Lebensalter. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Häufigkeit immer weiter zu. Nach der Berliner Altersstudie (1996) steigt die Zahl der Menschen mit Demenz folgendermaßen an:
- 65-69 Jahre: 1,2 %
- 70-74 Jahre: 2,8 %
- 75-79 Jahre: 6,0 %
- 80-84 Jahre: 13,3 %
- 85-89 Jahre: 23,9 %
- über 90 Jahre: 34,6 %
Zwei Drittel der Betroffenen leiden an einer Alzheimer-Demenz, etwa 20 Prozent an einer vaskulären Demenz (Durchblutungsstörungen im Gehirn) und rund 15 Prozent an Mischformen. Seltenere Demenzformen im Alter sind die Lewy-Körperchen-Demenz, die Demenz bei der Parkinson-Erkrankung und die frontotemporale Demenz (Morbus Pick). Während von einer vaskulären Demenz mehr Männer als Frauen betroffen sind, erkranken mehr Frauen als Männer an einer Alzheimer-Demenz.
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Der Verlauf von Demenzerkrankungen ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Symptomatik im Laufe der Zeit zunehmend verschlechtert und nach einem gewissen Zeitraum zum Tod führt. So haben 65- bis 80-Jährige, die an einer Alzheimer-Demenz erkranken, im Durchschnitt noch eine Lebenserwartung von fünf bis sieben Jahren, über 80-Jährige leben mit der Erkrankung durchschnittlich noch drei bis vier Jahre. Bei Patienten, die an einer vaskulären Demenz erkrankt sind, ist die durchschnittliche Lebenserwartung noch kürzer. Eine Studie mit über 5,5 Millionen Teilnehmenden ergab, dass die durchschnittliche Überlebenszeit nach der Demenzdiagnose 4,8 Jahre beträgt und Frauen im Vergleich zu Männern eine kürzere Überlebenszeit haben.
Symptome der Demenz
Bei allen Demenzformen kommt es durch Erkrankungsprozesse im Gehirn zu einem fortschreitenden Verlust von Gedächtnisfunktionen und anderen kognitiven Fähigkeiten wie Konzentrations-, Sprach-, Denk- und Urteilsfähigkeit. Außerdem lässt die Fähigkeit, im Alltag zurechtzukommen, mit der Zeit immer mehr nach. Gleichzeitig treten Störungen im Bereich der Gefühle (zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Ruhelosigkeit, depressive Verstimmungen), des Antriebs und des Sozialverhaltens auf. Im Gegensatz zum Delir ist das Bewusstsein jedoch nicht beeinträchtigt.
Nach dem international üblichen Klassifikationsschema ICD-10 müssen die Symptome mindestens sechs Monate lang vorliegen, um die Diagnose einer Demenz zu stellen. Wenn die Erkrankung weiter fortschreitet, kommt es häufig zu weiteren, schwerwiegenden Krankheitssymptomen. Dazu gehören Störungen der Sprache und der Bewegungsabläufe, das Nicht-Erkennen von Personen und Gegenständen und ein Verlust der Krankheitseinsicht.
Im Gegensatz dazu lassen sich beim normalen Älterwerden sog. leichte kognitive Beeinträchtigungen beobachten - zum Beispiel leichte Schwierigkeiten, Informationen aus dem Gedächtnis abzurufen oder neue Dinge zu lernen, eine geringere geistige Schnelligkeit und eine geringere Umstellungsfähigkeit auf Neues. Außerdem kann es zu leichten Auffälligkeiten bei der Sprache oder beim planenden Denken kommen. Diese Symptome können auf eine beginnende Demenz hinweisen, müssen es aber nicht: So entwickelt etwa die Hälfte der Betroffenen im Lauf von drei bis vier Jahren eine Demenz - bei der anderen Hälfte bleiben die Symptome jedoch über längere Zeiträume weitgehend gleich.
Ursachen von Demenz
Der Hauptgrund für das Auftreten einer Demenz sind krankhafte Veränderungen des Gehirns, die mit höherem Lebensalter zunehmen. Darüber hinaus gibt es weitere Risikofaktoren, die zum Teil beeinflussbar sind. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein erhöhter Blutdruck, Diabetes und Übergewicht. Auch eine Depression wird heute als Risikofaktor für eine Demenz angesehen, da sie häufig im Vorfeld einer Demenz auftritt.
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Bei der Alzheimer-Demenz kommt es zu einem Abbau von Nervenzellen des Gehirns. Gleichzeitig lassen sich im Gehirn Ablagerungen, so genannte Plaques, und eine Veränderung der Neurotransmitter - der Botenstoffe des Gehirns - beobachten. Die Erkrankung schreitet dabei meist langsam und kontinuierlich fort.
Bei einer vaskulären Demenz kommt es zu Veränderungen der Blutgefäße des Gehirns, die zu vielen kleinen und zum Teil auch größeren Infarkten führen. Auch diese führen mit der Zeit zu Ablagerungen (Plaques) im Gehirn. Der Verlauf der Erkrankung ist oft schwankend, wobei die Symptome oft eine Zeit lang stabil sein sind und es dann wieder abrupt zu einer Verschlechterung der Symptomatik kommt.
Auch den weiteren Formen von Demenzerkrankungen, der Lewy-Körperchen-Demenz, der Demenz bei der Parkinson-Erkrankung und der frontotemporalen Demenz (Morbus Pick) liegen Erkrankungsprozesse der Nervenzellen des Gehirns zugrunde.
Neben den genannten Demenzformen gibt es auch so genannte sekundäre Demenzen, bei denen die Symptome auf andere Faktoren - zum Beispiel auf eine internistische, neurologische oder psychische Erkrankung oder auf die Einnahme eines Medikaments - zurückzuführen sind. In diesen Fällen kann die Demenz wieder vollständig zurückgehen, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird.
Stadien der Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Krankheit verläuft typischerweise in mehreren Stadien, die jedoch fließend ineinander übergehen.
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- Frühe Phase: Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns treten auf, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf.
- Mittlere Phase: Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren. Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit. Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut. Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich deutlich, dass etwas nicht stimmt. Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen. Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert.
- Späte Phase: Die Krankheit wird deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Viele Erinnerungen an das eigene Leben treten in den Hintergrund - zum Beispiel daran, welchen Beruf man ausgeübt hat oder ob man verheiratet war. Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung. Bekannte Gesichter werden nicht mehr erkannt. Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Viele Erkrankte spüren einen ausgeprägten Bewegungsdrang und starke Unruhe. Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um. Der Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen führen kann. In diesem Stadium ist eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich.
- Endstadium: Die Erkrankten sind vollständig auf Pflege angewiesen. Typische Veränderungen: Verlust der Sprache - nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr. Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt. Völlige Orientierungslosigkeit, leben nur noch im unmittelbaren Moment. Inkontinenz - Kontrolle über Blase und Darm gehen verloren. Schluckstörungen, die die Nahrungsaufnahme erschweren. Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen.
Diagnosestellung
Um zu überprüfen, ob eine Demenz vorliegt, wird zunächst die Krankengeschichte des Betroffenen genau erfasst. Dabei ist es oft notwendig, neben dem Patienten auch mit seinen Angehörigen zu sprechen. Weiterhin kann die Symptomatik mithilfe standardisierter Tests und Fragebögen genauer erfasst werden. Dazu gehören zum Beispiel die „Geriatrische Depressionsskala“ (GDS, Skeikh & Yesavage, 1986) und der „Mini Mental Status Test“ (MMST, Folstein et al., 1975). Um Veränderungsprozesse im Gehirn festzustellen bzw. auszuschließen, werden zusätzlich bildgebende Untersuchungen des Gehirns wie die Computertomographie oder die Kernspintomographie durchgeführt. Eine Analyse der Blutwerte (zum Beispiel Blutbild, Blutzucker, Leberwerte, Schilddrüsenhormone) kann zusätzlich Hinweise darauf geben, ob eine körperliche Erkrankung hinter der Symptomatik steckt.
Präventionsmaßnahmen
Da einige körperliche Erkrankungen das Risiko für eine Demenz erhöhen, ist die Behandlung dieser Erkrankungen eine wichtige Strategie zur Vorbeugung der Demenz. So sollten Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes möglichst frühzeitig behandelt werden, weil sie das Risiko für eine Demenz erhöhen. Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit solcher Erkrankungen verringern, können wiederum indirekt das Risiko einer Demenz verringern. Dazu gehören vor allem ausreichende Bewegung und eine gesunde Ernährung, durch die Übergewicht vermieden oder wirksam reduziert wird. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Erkrankungen durch die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder zumindest hinausgezögert werden könnten. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität zählen dabei zu den wichtigsten Schutzfaktoren.
Therapie
Eine „Heilung“, also ein vollständiger Rückgang der Symptome, ist bei einer Demenz nicht möglich. Bei der Therapie wird lediglich versucht, die Symptome etwas zu vermindern und das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern.
Pharmakotherapie
Mit so genannten Antidementiva wird versucht, das Fortschreiten der Symptomatik zu verzögern und die Symptomatik etwas abzuschwächen. Antidementiva werden bei mittelschweren und schweren Demenzen - sowohl vom Alzheimer-Typ als auch bei vaskulärer Demenz - eingesetzt. Man unterscheidet zwischen so genannten Cholinesterase-Hemmern und NMDA-Rezeptor-Antagonisten (Memantin). Untersuchungen haben gezeigt, dass Antidementiva den Verlauf der Symptomatik um ein bis zwei Jahre verzögern können. Allerdings sprechen verschiedene Patienten unterschiedlich gut auf die Medikamente an, bei vielen ist die Wirkung nur relativ schwach ausgeprägt. Außerdem haben die Substanzen häufig Nebenwirkungen, die nicht selten zum Abbruch der Behandlung führen.
Bei der medikamentösen Alzheimer-Therapie kommen verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz:
- Cholinesterasehemmer (wie Donepezil oder Rivastigmin) blockieren im Gehirn ein Enzym, das den Nervenbotenstoff Acetylcholin abbaut. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Kommunikation zwischen Nervenzellen und spielt eine wichtige Rolle bei kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis und Orientierung. Bei Alzheimer-Patienten wird nicht mehr ausreichend Acetylcholin produziert. Dieser Mangel lässt sich in frühen bis mittleren Krankheitsstadien mit Cholinesterasehemmern einige Zeit ausgleichen: Alltagsaktivitäten fallen den Betroffenen dadurch leichter. Zudem bleiben kognitive Fähigkeiten wie Denken, Lernen, Erinnern und Wahrnehmen länger erhalten.
- Bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz wird oft der Wirkstoff Memantin gegeben. Er kann wie Cholinesterasehemmer den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit bei manchen Patienten verzögern. Genauer gesagt verhindert Memantin, dass ein Überschuss des Nervenbotenstoffes Glutamat die Gehirnzellen schädigt. Experten vermuten, dass bei Alzheimer-Patienten ein Glutamat-Überschuss zum Absterben von Nervenzellen beiträgt.
- Extrakte aus Ginkgoblättern (Ginkgo biloba) sollen die Durchblutung des Gehirns verbessern und die Nervenzellen schützen. Patienten mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz können dadurch möglicherweise Alltagsaktivitäten wieder besser bewältigen. In hoher Dosierung scheint Ginkgo auch die Gedächtnisleistung zu verbessern und psychische Beschwerden zu lindern, wie manche Studien zeigen.
Weitere Medikamente bei Alzheimer:
Die Alzheimer-Krankheit geht oft mit psychischen Beschwerden und Verhaltensänderungen einher, etwa mit Aggressivität, Passivität, Unruhe oder Ängstlichkeit. Wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht dagegen helfen, kann der Arzt sogenannte Neuroleptika (wie Risperidon oder Haloperidol) verschreiben. Diese Wirkstoffe können aber ernste Nebenwirkungen haben. Dazu gehören ein erhöhtes Schlaganfallrisiko und eine erhöhte Sterblichkeit. Die Anwendung von Neuroleptika wird daher engmaschig überwacht. Zudem sollten diese Medikamente möglichst niedrig dosiert und nicht langfristig eingenommen werden. Viele Alzheimer-Patienten leiden zusätzlich unter Depressionen. Dagegen helfen Antidepressiva wie Mirtazapin oder Sertralin. Darüber hinaus müssen auch andere bestehende Grund- und Begleiterkrankungen wie erhöhte Blutfettwerte, Diabetes oder Bluthochdruck medikamentös behandelt werden.
Stützende Therapieansätze
Mithilfe stützender Therapieansätze wird versucht, die Selbständigkeit und die Fähigkeiten dementer Patienten noch möglichst lange und so weit, wie dies möglich ist, zu erhalten. Beim Training der kognitiven Fähigkeiten werden Übungen durchgeführt, die Konzentration und Aufmerksamkeit sowie Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis trainieren sollen. Dieses Training ist allerdings nur in frühen Stadien der Demenz wirksam und hat nur so lange einen Effekt, wie die Übungen kontinuierlich durchgeführt werden. Weiterhin wird häufig das Realitätsorientierungstraining (ROT) eingesetzt, bei dem die Patienten viele Hinweisreize erhalten, um ihre Orientierung zu Ort, Zeit und zur eigenen Person zu verbessern. Bei stärker ausgeprägten Demenzen werden häufig Wahrnehmungsübungen (zum Beispiel Übungen zum Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken und zur Körperwahrnehmung) durchgeführt, um die Sinneswahrnehmung der Patienten mit einfachen Aufgaben zu trainieren. Daneben gibt es zahlreiche psychologische Unterstützungs-Angebote, die sowohl den Patienten als auch ihren Angehörigen helfen sollen, mit der oft schwierigen Situation und den damit verbundenen psychischen Belastungen umzugehen. Beim Umgang mit dementen Patienten wird häufig die Methode der „Validation“ eingesetzt, die von der Altersforscherin Naomi Feil entwickelt wurde. Sie zielt darauf ab, das Wohlbefinden und die Lebensqualität dementer Patienten zu verbessern. Die Betreuer nehmen dabei dem Patienten gegenüber eine wertschätzende Haltung ein, die sein oft stark verändertes Erleben und Verhalten in den Mittelpunkt stellt und als „für ihn gültig“ akzeptiert.
Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen sind sehr wichtig bei Alzheimer. Sie können helfen, den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinauszuzögern und die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich zu erhalten. So hilft zum Beispiel ein Realitäts-Orientierungs-Training den Patienten, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden. Die räumliche Orientierung wird etwa durch farbige Markierungen verschiedener Wohnräume wie Bad und Küche unterstützt. Die zeitliche Orientierung lässt sich mithilfe von Uhren, Kalendern und Bildern der aktuellen Jahreszeit verbessern. Vor allem bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz kann ein kognitives Training sinnvoll sein: Es kann die Lernfähigkeit und das Denkvermögen trainieren. Dazu eignen sich etwa einfache Wortspiele, das Erraten von Begriffen oder das Ergänzen von Reimen oder bekannten Sprichwörtern. Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) hilft ein Psychologe oder Psychotherapeut den Patienten, mit psychischen Beschwerden wie Depression besser umzugehen. Um die Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte wach zu halten, eignet sich die autobiografische Arbeit: Angehörige oder Betreuer fragen dabei Alzheimer-Patienten gezielt nach ihrem früheren Leben. Dabei können Fotos, Bücher oder persönliche Gegenstände helfen, Erinnerungen wachzurufen. Mittels Ergotherapie lassen sich alltägliche Fähigkeiten erhalten und fördern. Alzheimer-Patienten üben zum Beispiel Ankleiden, Kämmen, Kochen und das Aufhängen von Wäsche. Weitere nicht-medikamentöse Verfahren, die bei Morbus Alzheimer Anwendung finden, sind zum Beispiel Kunst- und Musiktherapie, Physiotherapie, Berührungstherapie und Massage.
Leben mit Demenz
Das Leben mit Alzheimer ist nicht nur für Betroffene schwierig. Auch nahe Angehörige und pflegende Personen müssen den Umgang mit Demenz erst lernen. Für Angehörige von Alzheimer-Erkrankten gibt es verschiedene Schulungen mit unterschiedlichen Zielen. Zum einen ist es wichtig, die Pflege des Alzheimer-Patienten oder der Alzheimer-Patientin zu optimieren, die körperliche und psychische Aspekte beinhaltet. Dazu gehören beispielsweise eine regelmäßige Körperhygiene, abwechslungsreiche Ernährung und Bewegung, aber auch das Üben von Alltagskompetenzen, Beschäftigung und Gehirntraining. In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien steht eher eine intensive körperliche Pflege im Vordergrund, da Betroffene die Selbstständigkeit verlieren und bettlägerig werden können. Viele Schulungen thematisieren heutzutage neben patientenorientierten Maßnahmen auch die psychische Gesundheit der pflegenden Angehörigen.
Abgrenzung zwischen Depression und Demenz
Wie bereits beschrieben, berichten ältere Menschen mit Depressionen häufig über - zum Teil stark ausgeprägte - kognitive Probleme. Bei der Diagnostik ist es deshalb wichtig, eine Depression von einer Demenz abzugrenzen. Ein Hilfsmittel kann dabei die „Geriatrische Depressionsskala“ (GDS; Skeikh & Yesavage, 1986) sein, die explizit entwickelt wurde, um beider Störungsbilder voneinander zu unterscheiden. Für das Störungsbild einer Depression spricht es, wenn bereits depressive Episoden in der Vorgeschichte aufgetreten sind und wenn eine ausgeprägte depressive Verstimmung, selbstabwertende Gedanken und Schuldgefühle vorliegen. Außerdem deutet es auf eine Depression hin, wenn keine schwerwiegenden kognitiven Störungen - etwa Störungen der Sprachfähigkeit, der Orientierung oder der Bewegungsabläufe - vorhanden sind. Charakteristisch für eine Depression ist auch, dass der Betroffene stark über Gedächtnisprobleme klagt. Patienten mit einer Demenz neigen dagegen eher dazu, die kognitiven Einbußen zu bagatellisieren und zu überspielen. Bei unklarer Diagnose wird der Betroffene häufig zunächst mit Antidepressiva behandelt. Bessern sich dadurch - neben der niedergeschlagenen Stimmung - auch die kognitiven Symptome deutlich, ist dies ebenfalls ein deutlicher Anhaltspunkt für eine Depression. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen eine Depression und eine Demenz gleichzeitig vorliegen. Außerdem ist es möglich, dass eine Depression im Vorfeld einer Demenz oder als Reaktion auf die Symptome einer Demenz auftritt.
Demenz und Lebenserwartung
Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie). Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen). Bitte beachten Sie, dass die Lebenserwartung im Einzelfall stark von den Durchschnittswerten abweichen kann. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ebenso plötzlich sterben, wie alle anderen Menschen auch.
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