Einführung
Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, ist ein paariges Kerngebiet des Gehirns, das eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere Angst und Furcht, spielt. Sie ist Teil des limbischen Systems und beeinflusst unser Verhalten und unsere physiologischen Reaktionen in vielfältiger Weise. Dieser Artikel beleuchtet die Struktur, Funktion und Bedeutung der Amygdala und geht dabei auf ihre Beteiligung an der Entstehung von Übelkeit ein.
Anatomie und Lage der Amygdala
Die Amygdala befindet sich im medialen Teil des jeweiligen Temporallappens, tief im Inneren des Gehirns. Aufgrund ihrer mandelförmigen Gestalt wird sie auch Mandelkern genannt. Sie ist ein paariges Organ, das bedeutet, dass sie in beiden Hirnhälften vorhanden ist. Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems, einem Netzwerk von Hirnstrukturen, das für die Verarbeitung von Emotionen, мотивации und Gedächtnis zuständig ist.
Funktionen der Amygdala
Die Amygdala ist an einer Vielzahl von Funktionen beteiligt, die für unser Überleben und unser soziales Verhalten von Bedeutung sind. Zu den wichtigsten Funktionen gehören:
Emotionale Bewertung und Wiedererkennung von Situationen: Die Amygdala bewertet eingehende Informationen hinsichtlich ihrer emotionalen Bedeutung. Sie hilft uns, positive und negative Reize zu erkennen und entsprechend zu reagieren.
Furchtkonditionierung: Die Amygdala spielt eine entscheidende Rolle bei der Furchtkonditionierung, dem Prozess, bei dem wir lernen, bestimmte Reize mit Angst oder Furcht zu assoziieren. Diese Fähigkeit ist wichtig, um Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.
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Analyse möglicher Gefahren: Die Amygdala analysiert unsere Umwelt auf mögliche Gefahren und bereitet uns auf eine entsprechende Reaktion vor. Sie aktiviert das sympathische Nervensystem, was zu einer Erhöhung der Herzfrequenz, einer Beschleunigung der Atmung und einer Freisetzung von Stresshormonen führt.
Verarbeitung von Emotionen: Die Amygdala ist an der Verarbeitung jeglicher Form von emotionaler Erregung beteiligt, einschließlich Freude, Trauer, Wut und Ekel.
Sexualtrieb: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Amygdala auch am Sexualtrieb beteiligt ist.
Die Amygdala und Übelkeit
Jüngste Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Amygdala auch eine Rolle bei der Entstehung von Übelkeit spielt. Neurobiologen haben herausgefunden, dass bestimmte Nervenzellen in der zentralen Amygdala, die sogenannten Dlk1-Neuronen, bei Übelkeit aktiv werden. Dlk1 ist ein Protein, das beim Menschen durch das DLK1-Gen kodiert wird.
Diese Dlk1-Neuronen werden durch übelkeitsauslösende Mittel, Bitteraromen und Verstimmungen des Magen-Darm-Trakts aktiviert. Sie erhalten Signale von anderen Hirnregionen, darunter auch denjenigen, die für Ekel und unangenehme Gerüche zuständig sind. Wenn diese Dlk1-Neuronen in Aktion treten, blockieren ihre Signale sogar starkes Hungergefühl.
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Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es im Gehirn einen speziellen Schaltkreis sowie eigene Hirnzellen für den Appetitverlust durch Übelkeit gibt. Dies erklärt, warum wir bei Übelkeit oft keinen Appetit haben und uns am liebsten zurückziehen möchten.
Weitere Aspekte der Amygdala
Neben den bereits genannten Funktionen gibt es noch weitere Aspekte der Amygdala, die erwähnenswert sind:
Verbindung zum vegetativen Nervensystem: Die Amygdala ist eng mit dem vegetativen Nervensystem verbunden, das unbewusste Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Atmung und Verdauung steuert. Dadurch kann die Amygdala physiologische Reaktionen auf emotionale Reize auslösen.
Beteiligung an Angststörungen: Eine Überaktivierung der Amygdala wird mit Angststörungen wie Panikattacken und posttraumatischen Belastungsstörungen in Verbindung gebracht.
Einfluss auf soziale Interaktionen: Die Amygdala beeinflusst unser soziales Verhalten, indem sie uns hilft, die Emotionen anderer Menschen zu erkennen und darauf zu reagieren.
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Viszerale Manipulation und die Rolle der Organe
Im Zusammenhang mit der Amygdala und ihrer Funktionen ist es wichtig, auch die Rolle der Organe und die viszerale Manipulation zu betrachten. Die viszerale Manipulation ist ein osteopathisches Konzept, das davon ausgeht, dass Fehlfunktionen der Organe zu Fehlhaltungen des Bewegungsapparates führen können. Auch Narben und Entzündungen im Bauch- und Brustraum können zu Verspannungen und Verklebungen führen, die chronische Überbelastungssyndrome begünstigen.
Ein gut ausgebildeter Osteopath kann die Eigenbewegung der Organe erspüren und mit sanften Handgriffen die Beweglichkeit der gestörten Organe wiederherstellen. Dies kann dazu beitragen, die Funktion der Organe zu verbessern und somit auch die emotionale und körperliche Gesundheit positiv zu beeinflussen.
Stress und die Amygdala
Stress spielt eine wichtige Rolle bei der Funktion der Amygdala. Bei akutem oder chronischem Stress werden sowohl die neuronale Achse (Aktivierung des sympathischen Nervensystems) als auch die endokrine Stressachse aktiviert. Wenn das Zentrum unserer Emotionen Angst meldet, werden im Hypothalamus die Botenstoffe CRH und Vasopressin erzeugt. Diese bewirken in der Hypophyse, dem Hormonzentrum unseres Gehirns, die Freisetzung des Hormons ACTH. Erreicht dieses Hormon die Nebennierenrinde, so wird das Hormon Cortisol freigesetzt.
Cortisol hat vielfältige Auswirkungen auf den Körper. Es regt den Stoffwechsel an, wirkt entzündungshemmend und sorgt für mehr Energie. Als Gegenspieler zum Insulin hebt Cortisol den Blutzuckerspiegel an. Es fördert den Abbau der körpereigenen Eiweißspeicher und unterstützt die Auflösung der Fettspeicher.
Ein andauernder, stressbedingter Cortisolüberschuss kann jedoch negative Folgen haben. Er kann zu einer verminderten Empfindlichkeit auf Glukokortikoide führen, was möglicherweise auf eine beeinträchtigte Funktion des Glukokortikoidrezeptors (GR) zurückzuführen ist. Neuere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es bei chronischem Stress zu einer epigenetischen Blockade des GR-Gens kommen kann. Die dadurch verminderte Bildung des Glucocorticoidrezeptors führt zu einer Erhöhung der Stressbelastung des Organismus.
Weitere relevante biologische Prozesse
Um die komplexe Funktionsweise der Amygdala und ihre Auswirkungen auf den Körper besser zu verstehen, ist es hilfreich, einige weitere relevante biologische Prozesse zu betrachten:
Acetylierung: Die Acetylierung ist die chemische oder biochemische Anlagerung einer Acetylgruppe. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Genexpression und der Regulation von Stoffwechselprozessen.
Antioxidantien: Antioxidantien sind chemische Verbindungen, die eine Oxidation anderer Substanzen verlangsamen oder gänzlich verhindern. Sie schützen den Körper vor Schäden durch freie Radikale, die als Zwischenprodukte unseres Stoffwechsels entstehen.
Atmungskette: Die Atmungskette ist der gemeinsame Weg, über den alle aus den verschiedensten Nährstoffen der Zelle stammenden Elektronen auf Sauerstoff übertragen werden. Sie ist ein zentraler Bestandteil der zellulären Energieproduktion.
Autoimmunerkrankungen: Autoimmunerkrankungen sind Fehlsteuerungen des Immunsystems, bei denen körpereigene Strukturen angegriffen werden. Sie können vielfältige Krankheitserscheinungen verursachen.
BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor): BDNF ist ein Protein aus der Gruppe der Neurotrophine, das das Wachstum und die Differenzierung von Nervenzellen fördert. Es spielt eine wichtige Rolle bei Lernprozessen und der Gedächtnisbildung.
Dopamin: Dopamin ist ein Neurotransmitter, der im Zentralnervensystem eine wichtige Rolle spielt. Es wird oft als Glückshormon bezeichnet, ist aber vor allem für Antriebssteigerung und Motivation von Bedeutung.
Epigenetik: Die Epigenetik beschreibt die Tatsache, dass intakte Gene durch Erfahrungen oder Umweltbedingungen abgeschaltet werden können. Dies kann langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und das Verhalten haben.
Freie Radikale: Freie Radikale sind aggressive Moleküle, die Zellen schädigen und zur Entstehung von Krankheiten beitragen können.
Glucocorticoid-Rezeptor (GR): Der Glucocorticoid-Rezeptor ist ein Protein, das Cortisol bindet und seine Wirkung vermittelt. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Stressantwort.
Homocystein: Homocystein ist eine Aminosäure, die innerhalb des Eiweißstoffwechsels entsteht. Ein erhöhter Homocysteinspiegel kann gesundheitsschädlich sein.
Hypothalamus: Der Hypothalamus ist das zentrale Steuerungssystem des vegetativen Nervensystems. Er kontrolliert Vitalfunktionen, den Hormonhaushalt, das Immunsystem und Sexualfunktionen.
Langzeitpotenzierung (LTP): Die Langzeitpotenzierung ist ein Phänomen, das an Synapsen von Nervenzellen beobachtet wird. Sie stellt eine Form der synaptischen Plastizität dar und spielt eine wichtige Rolle bei Lernprozessen.
Melatonin: Melatonin ist ein Hormon, das in der Zirbeldrüse produziert wird und den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Es wirkt auch als Antioxidans und schützt das Gehirn vor oxidativen Schäden.
Mitochondrien: Mitochondrien sind Zellorganellen, die für die Energieproduktion in den Zellen verantwortlich sind.
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