Neuralgien, insbesondere die Interkostal- und Trigeminusneuralgie, können äußerst schmerzhaft und langwierig sein. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über die Dauer der Behandlung verschiedener Neuralgieformen, die Faktoren, die die Heilung beeinflussen, und die verfügbaren Therapieoptionen.
Was ist eine Neuralgie?
Neuralgien sind Nervenschmerzen, die durch Schädigungen oder Reizungen von Nerven verursacht werden. Die Schmerzen können sich als stechend, brennend oder elektrisierend anfühlen und in unterschiedlichen Körperbereichen auftreten. Zwei häufige Formen sind die Interkostal- und die Trigeminusneuralgie.
Interkostalneuralgie
Die Interkostalneuralgie (Interkostalneuropathie) ist eine der häufigsten Ursachen für Brust- und Rippenschmerzen. Sie entsteht durch die Kompression oder Reizung der Interkostalnerven, die zwischen den Rippen verlaufen. Häufige Ursachen sind Fehlbelastungen, Muskelverhärtungen oder Verletzungen.
Trigeminusneuralgie
Die Trigeminusneuralgie ist ein intensiver, plötzlich einschießender Gesichtsschmerz, der als brennend, stromstoßartig oder elektrisierend beschrieben wird. Er betrifft meistens die Wangen und den Unterkiefer und wird durch eine Reizung des Trigeminusnervs (Nervus trigeminus) ausgelöst. In etwa 90 % der Fälle ist die Ursache eine Kompression der Nerveneintrittszone am Hirnstamm durch eine Gefäßschlinge.
Dauer der Behandlung einer Interkostalneuralgie
Die Dauer einer Interkostalneuralgie-Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Zeitpunkt der Diagnose, die Ursache der Neuralgie und die angewandten Therapiemaßnahmen.
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- Unbehandelte Interkostalneuralgie: Eine unbehandelte Interkostalneuropathie kann mehrere Wochen andauern.
- Behandlungbeginn: Bei rechtzeitiger Einleitung der Behandlung kann es bereits nach wenigen Stunden oder 1-2 Tagen zu einer Besserung der Beschwerden kommen.
- Wiederholtes Auftreten: Das Hauptproblem bei einer Interkostalneuralgie ist das wiederholte Auftreten.
- Vollständiges Verschwinden der Symptome: Bei optimaler und langwieriger Behandlung können die Symptome nach ca. 12 Wochen vollständig verschwinden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Symptome bei manchen Menschen innerhalb weniger Tage mit angemessener Behandlung vollständig abklingen können, während andere möglicherweise monatelang oder sogar länger unter Schmerzen leiden.
Faktoren, die die Heilung negativ beeinflussen
- Fehlbelastungen: Da Interkostalneuropathien vor allem durch orthopädische Ursachen im Sinne einer Fehlbelastung ausgelöst werden, sollten entsprechende Fehlbelastungen vermieden werden.
- Langes Sitzen: Langes Sitzen führt oftmals dazu, dass der Rücken eine Krummhaltung einnimmt. Sitzende Tätigkeiten sollten also deutlich reduziert werden, um Interkostalneuralgien zu vermeiden.
Faktoren, die die Heilung positiv beeinflussen
- Gerade Haltung: Kommt es zu einer einschießenden Interkostalneuralgie, sollte man sich ganz gerade hinsetzen, die Schultern zurückziehen und ruhig atmen. In aller Regel verschwinden die Beschwerden einer Interkostalneuralgie dann plötzlich. Diese Position sollte dann so lange wie möglich gehalten werden.
- Wärme: Bei einschießenden Schmerzen im Bereich des Brustkorbes sollten neben den streckenden Maßnahmen auch wärmende Maßnahmen im Bereich der Rippen durchgeführt werden.
- Dehnübungen: Es gibt auch einige Übungen, die man bei immer wieder auftretenden Interkostalneuralgien durchführen kann. Eine wäre, sich gerade hinzustellen und beide Arme langsam nach hinten zu führen, bis man eine Spannung und ein Ziehen im Bereich der Schultern und auch der Brust spürt. Diese Position sollte man dann einige Sekunden halten und dann beide Arme wieder an der Seite hängen lassen. Nach einigen Sekunden kann man dann die Übung wiederholen.
- Frühzeitige Behandlung: Wer direkt nach Beginn der Beschwerden seine sitzende Position verändert, den Rücken streckt und die Schulter nach hinten zieht, kann mitunter innerhalb von Minuten eine deutliche Besserung der Beschwerden erreichen.
Dauer der Behandlung einer Trigeminusneuralgie
Die Dauer einer Trigeminusneuralgie ist variabel. Etwa 30 Prozent der Betroffenen leiden nur einmalig an einer Trigeminusneuralgie, meistens tritt sie jedoch wiederholt auf.
Behandlungsmöglichkeiten und ihre Dauer
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen ist die Neuralgie durch Medikamente dauerhaft gut beherrschbar. Die Medikamente selbst können aber Nebenwirkungen verursachen, die langfristig auch die Leber und andere Organe schädigen können.
- Mikrochirurgische Therapie: Die Behandlung der Ursache durch die mikrochirurgische Therapie oder deren Alternative, die gezielte Bestrahlung im Bereich der Nervenwurzel, sollte in jedem Fall mit der behandelnden Ärztin/dem Arzt besprochen werden.
- Symptomatische Trigeminusneuralgie: Die symptomatische Trigeminusneuralgie wird anders behandelt als die klassische Form: Entweder durch die Beseitigung der Ursache, also beispielsweise eines Tumors, mit Medikamenten oder mit stimulierenden beziehungsweise zerstörenden („ablativen“, „perkutanen“) Verfahren im Bereich des Nervens selbst.
Operative Eingriffe
Ein operativer Eingriff kann Beschwerden lindern. Im Helios Klinikum Erfurt werden jährlich etwa 30 Menschen mit Trigeminusneuralgie interdisziplinär behandelt, darunter einige, die sehr gut mit Medikamenten therapiert werden können. In vielen Fällen lassen sich durch einen operativen Eingriff die Nerven komprimierenden Blutgefäße auf Abstand halten. Damit lassen sich die Symptome nachhaltig bessern und die Erkrankung kann sogar geheilt werden.
Radiochirurgische Behandlung
Für einige Betroffene eignet sich auch eine radiochirurgische Behandlung, das heißt eine Präzisionsbestrahlung in einer Sitzung.
Cyberknife-Therapie
Durch die hochpräzise, robotergeführte CyberKnife- bzw. ZAP-X-Technologie kann die Trigeminusneuralgie in nur einer einzigen Sitzung ambulant behandelt werden. Danach kommt es innerhalb von wenigen Wochen zu einer Narbenbildung im Trigeminusnerv und damit einhergehend zur Schmerzlinderung bzw. völligen Schmerzfreiheit. Sollte es zu einem Rezidiv mit Schmerzattacken kommen, kann die erneute radiochirurgische Behandlung der Trigeminusneuralgie Abhilfe schaffen.
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Behandlungsmethoden und ihre Auswirkungen auf die Behandlungsdauer
Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden für Neuralgien, die je nach Art und Ursache der Erkrankung eingesetzt werden.
Konservative Behandlung
- Schmerzmittel: Bei akuten Schmerzepisoden können Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Bei starken Schmerzen können auch Opioide eingesetzt werden.
- Antiepileptika: Bei andauernden Schmerzepisoden können Antiepileptika wie Carbamazepin, Oxcarbazepin oder Gabapentin die Anzahl der Schmerzepisoden verringern.
- Injektionstherapie: Bei der Injektionstherapie werden Schmerzmittel direkt an die betroffene Stelle injiziert.
- Physiotherapie und Massagen: Muskelverhärtungen lassen sich oft bereits mit konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie oder Massageanwendungen lösen.
Invasive Behandlung
- Mikrovaskuläre Dekompression: Bei der mikrovaskulären Dekompression wird der Kontakt zwischen Nerv und Gefäß unterbrochen.
- Neuroablation: Bei der Neuroablation werden Nervenfasern mit Hilfe von Wärme, Druck oder einer Alkohollösung zerstört.
- Bestrahlung mit dem GammaKnife: Bei der Bestrahlung mit dem GammaKnife wird der Trigeminusnerv mit radioaktiven Strahlen behandelt.
Medikamentöse Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie
Bei der Post-Zoster-Neuralgie werden häufig Antiepileptika wie Pregabalin oder Gabapentin eingesetzt. Reichen Antiepileptika nicht aus, ist es möglich, zusätzlich Antidepressiva einzunehmen. Bei auf eine Körperstelle begrenzten Schmerzen können Pflaster mit schmerzbetäubenden Wirkstoffen wie Lidocain oder Capsaicin helfen.
Krankschreibung bei Interkostalneuralgie
Die Dauer einer Krankschreibung bei einer Interkostalneuralgie richtet sich ebenfalls nach der Behandlung der Beschwerden sowie auch nach der Erkrankungszeit und nach der Art der ausgeübten beruflichen Tätigkeit.
Sport nach Interkostalneuralgie
In der Regel ist es ratsam, Aktivitäten oder Übungen, die Schmerzen verursachen, zu vermeiden, bis die Symptome abgeklungen sind. Die Rückkehr zum Sport sollte in der Regel schrittweise erfolgen. Beginnen Sie mit leichter bis mäßiger Aktivität und erhöhen Sie die Intensität und Dauer Ihrer Übungen langsam, solange Sie keine Schmerzen haben.
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