Krankenhausaufenthalt nach einem epileptischen Anfall: Dauer, Ursachen und Behandlung

Epileptische Anfälle sind ein weit verbreitetes neurologisches Problem, von dem etwa 10 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens betroffen sind. Allerdings entwickelt nur ein kleiner Teil dieser Personen (bis zu 1 %) tatsächlich Epilepsie. Eine besonders schwere Form ist der Status epilepticus. Die Länge des Krankenhausaufenthalts nach einem epileptischen Anfall hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Ursache des Anfalls, die Art des Anfalls, die allgemeine Gesundheit des Patienten und die Verfügbarkeit von Ressourcen.

Ursachen und Symptome epileptischer Anfälle

Die Symptome epileptischer Anfälle sind vielfältig. Sie können von plötzlichem Bewusstseinsverlust mit Krämpfen und/oder Zuckungen der Gliedmaßen bis hin zu neurologischen Ausfällen wie Halbseitenlähmung oder Sprachstörungen reichen. Auch Orientierungs- und Gedächtnisstörungen können auftreten. Insbesondere beim Status epilepticus kommt es häufig zu einer längeren Bewusstseinsstörung.

Die Ursachen für epileptische Anfälle sind vielfältig und reichen von strukturellen Ursachen wie Schlaganfällen bis hin zu immunologischen oder infektiösen Ursachen wie bakterieller Meningitis.

Diagnose und Behandlung

Neben der Anamneseerhebung und der körperlichen Untersuchung wird die Diagnose durch apparative Verfahren wie das Elektroenzephalogramm (EEG) und bildgebende Verfahren wie CT und MRT unterstützt. Der Krankheitsverlauf ist sehr individuell, insbesondere beim Status epilepticus, und hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Die Behandlung richtet sich ebenfalls nach der Ursache und dem individuellen Fall.

Dauer des Krankenhausaufenthalts

Die Dauer des Krankenhausaufenthalts nach einem epileptischen Anfall variiert stark. Einige Patienten müssen nur wenige Tage zur Diagnose und ersten Behandlung im Krankenhaus bleiben, während andere einen längeren Aufenthalt benötigen.

Lesen Sie auch: Symptome und Behandlungsmethoden bei eingeklemmtem Nerv

Faktoren, die die Aufenthaltsdauer beeinflussen:

  • Ursache des Anfalls: Wenn die Ursache des Anfalls unklar ist oder eine weitere Behandlung erfordert (z. B. bei einer Infektion oder einem Tumor), kann sich der Krankenhausaufenthalt verlängern.
  • Art des Anfalls: Ein Status epilepticus erfordert in der Regel einen längeren Krankenhausaufenthalt als ein einzelner, kurzer Anfall.
  • Allgemeine Gesundheit des Patienten: Patienten mit Begleiterkrankungen oder Komplikationen benötigen möglicherweise eine längere Überwachung und Behandlung im Krankenhaus.
  • Medikamenteneinstellung: Wenn die Anfälle nicht ausreichend kontrolliert werden können oder die Medikamente nicht gut vertragen werden, kann ein längerer Aufenthalt zur Anpassung der Medikation erforderlich sein.
  • Diagnostische Abklärung: Um die Ursache des Anfalls zu ermitteln, können umfangreiche diagnostische Maßnahmen erforderlich sein, die einen längeren Krankenhausaufenthalt bedingen. Dazu gehören beispielsweise ein Langzeit-EEG-Monitoring oder eine Kernspintomographie.
  • Video-EEG-Monitoring: In einigen Fällen ist ein Video-EEG-Monitoring notwendig, um Anfälle genau zu erfassen und zu dokumentieren. Dies kann insbesondere bei unklaren Anfällen oder zur Differenzierung verschiedener Anfallsformen hilfreich sein. Die Stationen, auf denen diese Untersuchungen durchgeführt werden, sind oft mit Videokameras ausgestattet, um auch nachts auftretende Anfälle zu erfassen.
  • Komplexe Epilepsiebehandlung: Bei Patienten mit schwer zu behandelnden Epilepsien kann ein mehrwöchiger stationärer Aufenthalt zur Umstellung der Medikamente erforderlich sein. Diese Patienten erhalten oft einen individuellen Wochenplan, der auch aktivierende Krankenpflege beinhaltet.

In der Regel sind die Stationen mit Zweibettzimmern ausgestattet und die Betten werden mit Videokameras überwacht, um Anfälle, insbesondere nachts, zu erfassen und zu dokumentieren. Dies ermöglicht eine präzise Diagnose und Behandlung.

Pflegerische Maßnahmen während und nach einem Anfall

Während eines Anfalls ist es wichtig, den Patienten vor Gefahren zu schützen. Dazu gehören:

  • Atemwege sichern
  • Gegenstände aus dem Weg räumen
  • Den Patienten zur Sturzprävention auf den Boden gleiten lassen
  • Den Kopf abpolstern, um ihn vor Verletzungen zu schützen

Der Patient sollte nicht festgehalten oder ein Beißkeil in den Mund geschoben werden, da dies zu Verletzungen führen kann. Auch sollten keine Flüssigkeiten oder Arzneimittel oral eingeflößt werden, da Aspirationsgefahr besteht.

Pflegekräfte sollten Ruhe bewahren und beruhigend auf den Patienten einwirken. Sie sollten ihn nicht allein lassen und bei unklarer Diagnose sofort einen Arzt benachrichtigen. Es ist wichtig, die Dauer, Uhrzeit, den Ablauf und die Besonderheiten des Anfalls genau zu dokumentieren.

Nach dem Anfall sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden, bis er sein Bewusstsein vollständig wiedererlangt hat (Aspirationsprophylaxe). Erbrochenes sollte entfernt werden. Bei Bedarf sollte Mund- und Körperpflege durchgeführt, die Wäsche nach unkontrolliertem Urinabgang gewechselt und der Mundraum auf Zungen- oder Wangenbisse kontrolliert werden. Es sollte für Ruhe gesorgt sowie Bewusstsein und Vitalzeichen engmaschig überwacht werden.

Lesen Sie auch: Taubheitsgefühl nach zahnärztlichem Eingriff: Ein Leitfaden

Ein epileptischer Anfall, der maximal 2 Minuten dauert, kann in der Regel nicht medikamentös unterbrochen werden.

Status epilepticus

Ein Status epilepticus (Anfall ≥ 5 Min. oder Serie von Anfällen ohne zwischenzeitliche Erholung) ist lebensbedrohlich und muss immer medikamentös unterbrochen werden. Er kann dazu führen, dass das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, sodass Herz und Lunge versagen.

Die Leitlinie „Status epilepticus im Erwachsenenalter“ empfiehlt zur Akuttherapie:

  • Bei Vorhandensein eines venösen Zugangs sollte eine i.v.-Injektion zur Krampfunterbrechung gegeben werden: Lorazepam, Clonazepam, Midazolam oder Diazepam.
  • Bei Patienten ohne i.v.-Zugang sollte Midazolam intramuskulär per Applikator oder intranasal (als Einzelgabe) appliziert werden.
  • Alternativ zu Midazolam können bei fehlendem i.v.-Zugang Diazepam rektal oder Midazolam bukkal (in der Wangentasche) angewendet werden.

Die Vitalparameter müssen sichergestellt werden und die Patienten vor Selbstgefährdung geschützt werden. Eine Intubationsbereitschaft muss immer gesichert sein.

Prävention und Gesundheitsberatung

Ein wichtiger Aspekt in der Betreuung von Menschen mit Epilepsie ist die Prävention. Betroffene sollten einen regelmäßigen Tagesablauf einhalten und anfallsauslösende Faktoren meiden, z. B. Schlafentzug, Flackerlicht (Diskothek, Videospiele) oder Alkohol in größeren Mengen. Ein regelmäßiger Anfallskalender kann helfen, Auslöser und Medikamentenwirkungen nachzuvollziehen. Zudem sollten Betroffene immer einen Notfallausweis mit Erste-Hilfe-Maßnahmen mitführen und Kollegen bzw. Lehrer informieren.

Lesen Sie auch: Verlauf von Parkinson im Endstadium

Wichtig ist auch, die Betroffenen im Umgang mit Antiepileptika zu schulen: Diese dürfen nicht eigenmächtig umgestellt oder abgesetzt werden. Oft gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, z. B. gegen Schmerzen oder Fieber. Hier sollte der behandelnde Arzt gefragt werden, welche zusätzlichen Medikamente eingenommen werden können. Auch sollten die Betroffenen Kenntnis über mögliche Nebenwirkungen haben. Alle behandelnden Ärzte sollten über die Epilepsie informiert sein. Sinnvoll sind auch spezielle Schulungsprogramme.

Anzustreben ist ein selbstbestimmtes, weitgehend „normales“ Leben mit Epilepsie. Dennoch sollten die Betroffenen:

  • Sich mit Alkohol zurückhalten
  • Keinen Beruf mit erhöhter Selbst- oder Fremdgefährdung (z. B. Kraftfahrer) oder unregelmäßiger Lebensführung (Schichtarbeit) wählen
  • Keinen Sport mit erhöhter Selbst- oder Fremdgefährdung treiben

Das Führen eines (Privat-)Fahrzeugs ist nur erlaubt, wenn Anfallsfreiheit von wenigen Monaten bis 2 Jahren (je nach Erkrankungsform) und ein unauffälliges EEG vorliegen. Schwangerschaften sind in aller Regel möglich. Frauen sollten vorher Rücksprache mit dem Arzt halten, um ggf.

Epilepsie und Lebenserwartung

Eine Epilepsie kann die Lebenserwartung verkürzen, muss es aber nicht. Das hängt stark von der Ursache und der Grunderkrankung ab. Hat die Epilepsie z. B. eine genetische Ursache, haben die Betroffenen eine ähnliche Lebenserwartung wie Menschen ohne Epilepsie. Die Epilepsie selbst kann jedoch zum Tod führen, wenn jemand aufgrund eines Anfalls einen Unfall hat und sich lebensgefährlich verletzt oder es beim Status epilepticus zu Herz- und Lungenversagen kommt.

Extrem selten ist es, dass Menschen mit Epilepsie plötzlich und unerwartet sterben. Dieses Phänomen wird als „sudden unexpected death in epilepsy“ (kurz SUDEP) bezeichnet. Eine Aufklärung darüber sollte frühzeitig erfolgen - auch, um die Therapieadhärenz zu fördern.

Epilepsie: Eine chronische Erkrankung

Epilepsie ist eine Neigung zu Krampfanfällen, die durch eine falsche oder vermehrte Erregung des Gehirns entstehen. Nach einem einzelnen Anfall spricht man noch nicht von Epilepsie. Die Anfälle können sich unterschiedlich äußern, von einer Aura (einem Vorgefühl) bis hin zu generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (Grand-Mal-Anfällen) mit Bewusstseinsverlust und Krämpfen.

Die Ursache einer Epilepsie kann in einer Schädigung des Hirngewebes liegen, etwa nach einem Schlaganfall, einer Entzündung oder einer Kopfverletzung, aber auch durch die Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Demenz. Einige Gene können zur Epilepsie führen. Das heißt, dass die Neigung, eine Epilepsie zu entwickeln, angeboren sein kann.

Behandlung von Epilepsie

Die Behandlung von Epilepsie umfasst in der Regel Medikamente (Antiepileptika), die die Anfälle unterdrücken. Bei fokaler Epilepsie wird oft Lamotrigin verwendet, während generalisierte Epilepsie häufig mit Lamotrigin oder Valproinsäure behandelt wird. Absencen therapiert man oft mit Ethosuximid.

Wenn Medikamente keine Wirkung zeigen, kann Nervenstimulation eine Alternative sein. In manchen Fällen kann auch eine Operation in Erwägung gezogen werden, bei der ein Stück Hirngewebe abgetragen wird.

Leben mit Epilepsie

Menschen mit Epilepsie sollten einen Beruf ausüben, bei dem kein erhöhtes Risiko besteht, sich selbst oder andere zu gefährden. Sie sollten regelmäßig schlafen und Alkohol vermeiden. Auf Schwimmausflüge sollten sie verzichten. Bei Auslandsreisen sollten sie eine Medikamentenliste in englischer Sprache mitführen.

Das Autofahren bei Epilepsie ist nicht erlaubt, es sei denn, es liegt eine länger anhaltende, dokumentierte Anfallsfreiheit vor und die Fahreignung wurde beurteilt.

Frauen mit Epilepsie sollten bei Kinderwunsch ärztlichen Rat einholen und die Schwangerschaft engmaschig überwachen lassen, da bestimmte Medikamente in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden dürfen.

tags: #wie #lange #krankenhausaufenthalt #nach #epileptischen #anfall