Wie überträgt sich Meningitis? Eine umfassende Betrachtung

Meningitis (Hirnhautentzündung) und Enzephalitis (Gehirnentzündung) sind seltene, aber ernste Infektionen des Gehirns, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Auslöser sind meistens Bakterien und Viren. Besonders wichtig ist es, eine bakterielle Meningitis schnell zu erkennen und zu behandeln. Sie beginnt abrupt, führt zu einer schnellen Verschlechterung der Gesundheit und endet unbehandelt tödlich. Antibiotika können diesen Verlauf stoppen.

Definition von Meningitis und Enzephalitis

Meningitis und Enzephalitis sind schwerwiegende Infektionen der Hirnhäute (Meningen) bzw. des Hirngewebes. Die Erkrankungen können viele verschiedene Ursachen haben. Die häufigsten Erreger sind Bakterien bei der Meningitis (vor allem Pneumokokken und Meningokokken) sowie Viren bei der Enzephalitis (insbesondere das Herpes- und Windpocken-Virus).

Der Verdacht auf Meningitis oder Enzephalitis soll stets zügig im Krankenhaus abgeklärt werden. Bis zur endgültigen Diagnose wird jede infektiöse Hirnhautentzündung wie eine bakterielle Meningitis mit Antibiotika behandelt. Bei ihr entscheidet die schnelle und richtige Antibiotikagabe über Leben und Tod.

Symptome der Meningitis

Eine Meningitis führt fast immer zu (hohem) Fieber. Hinzu kommen meist Nackensteifigkeit sowie Veränderungen der Psyche und des Wachheitsgrades. Die Symptome setzen typischerweise abrupt ein und verschlimmern sich in nur wenigen Stunden. Häufig klagen Betroffene zusätzlich über Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit. Die Entzündung der Hirnhäute kann ebenfalls zu Krampfanfällen, Hautausschlägen, Gesichtslähmung, Sprachstörungen, Sehstörungen und Hörminderung führen.

Bei der Meningokokken-Meningitis können kleine punktförmige bis größere Blutungen in der Haut auftreten.

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Eine Enzephalitis kann mit allen Symptomen einer Hirnhautentzündung einhergehen. Meist entwickeln sie sich jedoch weniger rasch.

Die Symptome bei Neugeborenen und Säuglingen sind oftmals unscheinbarer: Sie werden auffällig mit Fieber oder wahlweise einer erniedrigten Körpertemperatur unter 35 °C, Schlappheit, Reizbarkeit, Erbrechen, Durchfall und Krämpfen.

Ursachen der Meningitis

Bei einer Meningitis sind die zarten Häute, die das Gehirn umhüllen, entzündet. Unterschiedliche Erreger kommen als Ursache infrage, eine Hirnhautentzündung kann aber auch im Rahmen einer Autoimmun- oder Krebserkrankung auftreten. Die bakterielle Meningitis hat einen besonderen Stellenwert, da sie unbehandelt rasch zum Tode führt, mit Antibiotika jedoch potenziell heilbar ist.

Bakterielle Hirnhautentzündungen werden bei allen Menschen, die älter als 6 Wochen sind, hauptsächlich von Pneumokokken und Meningokokken verursacht. Meningokokken kommen in mehreren Untertypen vor. Gegen die wichtigsten Untertypen (A, B, C, W135 und Y) sowie gegen Pneumokokken kann geimpft werden.

Eine untergeordnete Rolle spielen Bakterien wie Haemophilus, Listerien, Staphylokokken und Enterobakterien. Haemophilus influenzae Typ B (Hib) wurde erfolgreich durch die Einführung einer Impfung zurückgedrängt. Listerien haben in der Schwangerschaft eine besondere Bedeutung. Da sie das Ungeborene gefährden können, wird Schwangeren vom Verzehr bestimmter Speisen wie Rohmilchprodukten und rohem Fleisch abgeraten.

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Übertragungswege der Meningitis

Die Übertragungswege der Meningitis sind abhängig vom Erreger. Pneumo- und Meningokokken werden häufig über Tröpfchen beim Niesen oder Husten aufgenommen. Sie müssen aber nicht unmittelbar zu einer Hirnhautentzündung führen, sondern können die Schleimhaut besiedeln, bis ein geschwächtes Immunsystem die Verbreitung über die Blutbahn begünstigt. In anderen Fällen bestand eine Infektion im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und anschließend wurden die Bakterien weiterverbreitet. Auch eine Übertragung der Erreger bei Verletzungen und Operationen ist möglich.

Eine Sonderrolle kommt der Infektion bei Neugeborenen zu. Sie werden unter der Geburt mit den Erregern infiziert, die sich im Urogenitaltrakt der Mutter aufhalten, in den meisten Fällen mit Streptokokken der Gruppe B.

Risikofaktoren für eine bakterielle Hirnhautentzündung

Risikofaktoren für eine bakterielle Hirnhautentzündung sind u. a. Alkohol- und Drogenmissbrauch, Operationen und Verletzungen im Kopfbereich, Immunschwäche, Diabetes, Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (Mittelohrentzündung, Nebenhöhlenentzündung) in der Mundhöhle oder im Herzen (Endokarditis).

Ursachen der Enzephalitis

Gehirnentzündungen (Enzephalitiden) sind meist viral bedingt. Die häufigsten auslösenden Viren sind das Herpes-simplex-Virus, das die typischen Bläschen im Mund- sowie Genitalbereich verursacht, und das Windpocken-Virus, das außerdem Gürtelrose auslöst. Daneben können viele weitere Viren zum Krankheitsbild einer Enzephalitis führen. So vielfältig wie die auslösenden Erreger sind auch die Übertragungswege. Oftmals liegt eine Tröpfcheninfektion zugrunde. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch Zecken übertragen und zählt ebenfalls zu den häufigeren viralen Gehirnentzündungen in Deutschland. In tropischen Gebieten werden verschiedene Krankheitserreger, die eine Enzephalitis verursachen können, durch Stechmücken übertragen.

Ein besonderes Merkmal der viralen Infektionen ist die Möglichkeit, dass eine schon einmal durchgemachte Erkrankung reaktiviert wird. Dabei kann das betroffene Organsystem wechseln, wie es das Beispiel einer Herpesinfektion zeigt. Dies ist allerdings nur bei einem geschwächten Immunsystem möglich.

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Bestimmte Personen haben ein erhöhtes Risiko, eine Gehirnentzündung zu erleiden. Dazu zählen Neugeborene, Kleinkinder, ältere Menschen sowie Personen mit einer Immunschwäche.

Häufigkeit von Meningitis und Enzephalitis

Virale Gehirn- oder Hirnhautentzündungen sind insgesamt häufiger als bakterielle.

Ungefähr 1-3 von 100.000 Menschen erkranken in Europa pro Jahr an einer bakteriellen Hirnhautentzündung.

Untersuchungen bei Verdacht auf Meningitis oder Enzephalitis

Fieber, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsveränderungen lenken den Verdacht auf eine Infektion des Gehirns. Eine schnelle Abklärung im Krankenhaus ist geboten.

Die Untersuchung des Rückenmark- und Hirnwassers bringt meist Gewissheit. Diese sog. Lumbalpunktion, bei der das Nervenwasser über eine Nadel gewonnen wird, die zwischen zwei Wirbelkörpern im unteren Rücken eingebracht wird, ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Im Nervenwasser zeigen sich entzündliche Veränderungen, und verschiedene Tests zur Bestimmung der Krankheitserreger können durchgeführt werden.

Auch im Blut können auffällige Entzündungswerte und Krankheitserreger nachgewiesen werden.

Ergänzend werden bildgebende Verfahren (Computertomografie oder Magnetresonanztomografie) eingesetzt.

Möglichst frühzeitig sollte auch eine HNO-ärztliche Untersuchung erfolgen, um mögliche Entzündungsherde im Mittelohr oder den Nasennebenhöhlen ausfindig zu machen.

Behandlung von Meningitis und Enzephalitis

Patient*innen mit Hirnhautentzündung werden im Krankenhaus, anfangs häufig auf der Intensivstation, behandelt.

Noch bevor die gesamte Diagnostik abgeschlossen ist, wird bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis ein Antibiotikum über die Vene verabreicht.

Zusätzlich erhält die erkrankte Person eine Kortisoninfusion (Dexamethason), die die entgleiste und gefährliche Entzündungsreaktion abschwächen soll.

Später, wenn der genaue Erreger bekannt ist, wird die Antibiotikatherapie weiter angepasst. Im Durchschnitt erfolgt die antibiotische Therapie über 10-14 Tage.

Es ist zu beachten, dass auch eine Enzephalitis in der Anfangsphase häufig wie eine bakterielle Meningitis behandelt wird. Erst wenn mit großer Sicherheit festgestellt wurde, dass Viren das Krankheitsbild verursachen, werden die Antibiotika abgesetzt. Zudem werden Medikamente, die gegen Viren wirksam sind (meist Aciclovir), verabreicht.

Im Krankenhaus werden auch die möglichen Komplikationen überwacht und behandelt.

Vorbeugung von Meningitis und Enzephalitis

Es stehen einige Maßnahmen zur Verfügung, mit denen Sie das Infektionsrisiko für eine Hirnhaut- und Hirnentzündung reduzieren können.

Schutzimpfungen gegen Meningitis und Enzephalitis

Die STIKO (Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut) empfiehlt allen Kindern ab 2 Monaten die Impfung gegen Haemophilus (als Teil der Sechsfach-Impfung), Pneumokokken und Meningokokken der Gruppe B, gegen Gruppe-C-Meningokokken ab 12 Monaten.

Diese Impfungen sind sehr sicher und haben dazu geführt, den Meningitis-Verursacher Haemophilus fast gänzlich zurückzudrängen. Auch Meningokokken-Infektionen sind seltener geworden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre Empfehlung für die Sechsfachimpfung im Säuglingsalter aktualisiert und empfiehlt statt dem bisherigen 3+1-Impfschema das reduzierte „2+1-Impfschema". Die Impfungen sollten im Alter von 2, 4 und 11 Monaten erfolgen.

Personen ab 60 Jahren oder mit bestimmten Vorerkrankungen wird eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen. In bestimmten Fällen sollte nach mindestens 6 Jahren eine zweite Impfung verabreicht werden.

Reiseimpfungen: Aufgrund der regionalen Häufung von Meningokokken im sog. Meningitisgürtel (Länder südlich der Sahara von Senegal bis Äthiopien) sowie in Saudi-Arabien wird Reisenden in diese Länder eine spezielle Schutzimpfung empfohlen (ACWY-Impfung). Pilger nach Mekka müssen ab dem 2. Lebensjahr bei der Einreise nach Saudi-Arabien eine ACWY-Impfung nachweisen. Auch bei Reisen in Länder mit Meningitis-Epidemien ist eine Impfung sinnvoll.

Schützend im Hinblick auf eine Enzephalitis wirken u. a. Impfungen gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die japanische Enzephalitis sowie Tollwut.

Viele von der STIKO empfohlene Kinderimpfungen (z. B. Windpocken, Masern) schützen vor dem mit diesen Viruserkrankungen verbundenen Risiko einer Enzephalitis.

Da auch die saisonale Grippe (Influenza) eine Enzephalitis auslösen kann, schützt die Grippe-Impfung davor.

Umgang bei Kontakt mit Erkrankten

  • Isolierung von erkrankten Personen: Patient*innen mit einer Meningokokken-Meningitis oder einer infektiösen Enzephalitis werden im Krankenhaus isoliert.
  • Antibiotika-Prophylaxe: In den meisten Fällen wird engen Kontaktpersonen von Meningitis-Patient*innen die Einnahme eines Antibiotikums über 1-2 Tage zur Vorbeugung nahegelegt.
  • Impfung nach Kontakt: Kontaktpersonen von Erkrankten mit Meningokokken-Meningitis wird zusätzlich eine Meningokokken-Impfung empfohlen.

Prognose von Meningitis und Enzephalitis

Ohne die richtige Behandlung führt eine bakterielle Meningitis fast immer zum Tod. Abhängig vom Erreger versterben selbst bei antibiotischer Therapie bis zu 30 % der Erkrankten.

Komplikationen sind häufig. Dazu zählen eine Schwellung des Gehirns, eine Druckerhöhung im Gehirn, Krampfanfälle, Schlaganfall, Abszesse im Gehirn sowie eine Blutvergiftung (Sepsis). Die Prognose ist schlechter bei fortgeschrittenem Alter und bestimmten Vorerkrankungen.

Hirninfektionen durch Viren haben eine etwas bessere Prognose. Hier kann es nach durchgemachter Infektion zu erneuten Ausbrüchen kommen, da sich das zugrunde liegende Virus im Körper verstecken kann.

Eine überstandene Gehirn- oder Hirnhautentzündung hinterlässt leider oft bleibende Schäden, die die tägliche Lebensführung in unterschiedlichem Ausmaß einschränken. Am häufigsten sind kognitive Schäden, Persönlichkeitsveränderungen, epileptische Anfälle, bleibende Muskelschwächen, ein sog. Wasserkopf bei Kindern sowie Seh- und Hörstörungen.

Nach überstandener Infektion werden daher Kontrolluntersuchungen empfohlen. Folgeschäden machen in einigen Fällen eine langwierige Weiterbehandlung und Nachsorge erforderlich.

Zusätzliche Informationen zur Meningokokken-Meningitis

Die Meningokokken-Meningitis wird durch Bakterien, so genannte Meningokokken, verursacht. Für das Auftreten von Epidemien sind Meningokokken der Gruppen A, B, C, W135 und Y von Bedeutung. Meningokokken leben im Nasen-Rachen-Raum des Menschen und werden durch Tröpfchen (z.B. beim Husten, Niesen u.ä.) übertragen. Allerdings beherbergt ein großer Prozentsatz (ca.10%) der Menschen (auch in Europa) Meningokokken im Mundbereich, ohne dass es zu Erkrankung oder Ansteckung kommt. Erstkontakt mit dem Erreger, fehlende Antikörper und vorausgegangene Virusinfektionen der Atemwege begünstigen den Ausbruch der Krankheit. Auch enge Wohnverhältnisse und große Menschenansammlungen unter schlechten hygienischen Bedingungen, wie z.B. in Flüchtlingslagern, erhöhen das Risiko einer Infektion. Außerhalb des Körpers sterben die Keime rasch ab, deshalb erfolgt eine Übertragung meist bei engem Kontakt mit Erkrankten über Nasen-Rachen-Sekret.

Symptome der Meningokokken-Meningitis

Fieber, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und eine getrübte Bewusstseinslage, wie zum Beispiel eine starke Schläfrigkeit oder Benommenheit, sind gängige Beschwerden einer Hirnhautentzündung. Ein typisches Zeichen ist die schmerzhafte Nackensteifigkeit, oft kombiniert mit morgendlichem Erbrechen oder Zeichen eines Kreislaufversagens sowie mitunter Krampfanfällen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung oft weniger typisch. Anzeichen können Fieber, Erbrechen, Krämpfe, Reizbarkeit oder Schläfrigkeit, Aufschreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle (Spalte zwischen den Schädelplatten) sein. Die Nackensteifigkeit kann dagegen fehlen.

Wann ist eine Meningokokken-Erkrankung ansteckend?

Erste Beschwerden zeigen sich 2 bis 10 Tage nach Ansteckung, in der Regel nach 3 bis 4 Tagen.

Die Betroffenen sind bis zu 7 Tage vor Beginn der Krankheitszeichen ansteckend. Die Erkrankung wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. 24 Stunden nach Beginn einer wirksamen Antibiotika-Therapie sind Erkrankte nicht mehr ansteckend.

Was tun bei Verdacht auf eine Meningokokken-Infektion?

Schon bei einem Verdacht auf eine Meningokokken-Infektion müssen Erkrankte sofort ins Krankenhaus!

Wenden Sie sich bei Beschwerden wie plötzlich auftretendem Fieber, Schüttelfrost oder Kopfschmerzen und weiteren Warnzeichen einer Meningokokken-Erkrankung (siehe oben) umgehend an eine Ärztin oder einen Arzt.

Maßnahmen bei Kontakt mit einer an Meningokokken erkrankten Person

Wenn Sie engen Kontakt zu einer an Meningokokken erkrankten Person hatten, sollten Sie bei ersten Krankheitszeichen einer Meningokokken-Infektion (siehe oben) umgehend ärztlichen Rat einholen. Enger Kontakt kann zum Beispiel bedeuten, dass Sie mit der erkrankten Person im gleichen Haushalt leben oder aber längere Zeit in unmittelbarem Kontakt standen, wie zum Beispiel beim Küssen oder in Gemeinschaftseinrichtungen.

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