Ernährung bei Small-Fiber-Neuropathie: Ein umfassender Leitfaden

Die Small-Fiber-Neuropathie (SFN) ist eine spezielle Form der Neuropathie, die sich von anderen Polyneuropathien unterscheidet. Während die meisten Polyneuropathien die großkalibrigen Nervenfasern betreffen, die für die motorische Funktion und das Berührungs- und Vibrationsgefühl verantwortlich sind, betrifft die SFN nur die kleinkalibrigen Nervenfasern, die für Schmerz und Temperaturwahrnehmung zuständig sind. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung der Ernährung bei der Behandlung der Small-Fiber-Neuropathie.

Was ist Small-Fiber-Neuropathie?

Die Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden kann. Einige Formen der Polyneuropathie resultieren aus einer primären Schädigung der Nervenzellen selbst, wie der Motoneuronen oder Spinalganglienneuronen. Die Pathogenese der Polyneuropathie ist vielfältig und abhängig von der jeweiligen Ätiologie. Die Schädigung kann sowohl Nervenzellen, Axone als auch die Myelinscheide betreffen. Toxische Einflüsse, wie bei der Alkohol-assoziierten oder der Chemotherapie-induzierten Neuropathie, führen zu einer direkten Schädigung der Nervenzellen.

Die Small Fiber Neuropathie (SFN) wird oft erst spät erkannt. Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit erfasst nur die großen Nervenbahnen und kann eine SFN nicht nachweisen.

Typische Symptome der Nervenkrankheit Polyneuropathie sind Kribbeln, Brennen und Taubheit, die anfangs an beiden Füßen und Beinen auftreten. Ihren Ursprung haben die Gefühlsstörungen in den langen Nerven, die Muskeln, Haut und Organe mit dem Gehirn verbinden. Schäden an den Nerven führen dazu, dass die Weiterleitung von Informationen zwischen Gehirn, Rückenmark und dem Rest des Körpers gestört ist.

Die Small-Fiber-PNP - also eine Form, bei der vor allem die kleinen, schmerz- und temperaturleitenden Nervenfasern betroffen sind - ist seltener untersucht. Erste Hinweise zeigen aber, dass auch hier eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren relevant sein kann. Da die Diagnose dieser Form oft spät gestellt wird, ist die Studienlage noch uneinheitlich. Viele Betroffene berichten dennoch von einer Besserung einzelner Symptome, wenn begleitend zur ärztlichen Therapie gezielt Nährstoffe ergänzt wurden.

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Ursachen der Small-Fiber-Neuropathie

Zu der langen Liste möglicher Ursachen zählen auch Alkoholmissbrauch, Medikamente wie Chemotherapeutika, Infektionen sowie Auto-Immunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom, Zöliakie und monoklonale Gammopathie. Die häufigsten Auslöser für eine Small Fiber Neuropathie sind Diabetes mellitus und eine gestörte Glukosetoleranz.

Häufige Gründe sind Alkoholismus und Diabetes. Wenn diese beiden Gründe nicht vorliegen, kommen viele seltene Erkrankungen in Frage. Nach einer Corona-Erkrankung kann eine Small Fiber Neuropathie auftreten.

Diagnose der Small-Fiber-Neuropathie

Um den Verdacht auf eine Small Fiber Neuropathie zu bestätigen, gilt aktuelle nur eine Hautbiopsie als aussagekräftig. Für die richtige Diagnose ist die Quantitative Sensorische Testung mit Messung des Temperaturempfindens entscheidend. Darüber hinaus kann eine Gewebeprobe aus der Haut (Hautbiopsie) unter dem Mikroskop untersucht werden.

Symptome der Small-Fiber-Neuropathie

Die Small Fiber Neuropathie ist eine Erkrankung kleinster Nervenfasern, die vor allem unter der Haut angesiedelt sind. Diese sorgen für die Empfindsamkeit der Haut, können bei Small-Fiber-Patienten aber Symptome wie starkes Brennen, Ziehen oder Kribbeln auslösen.

Ernährungsempfehlungen bei Small-Fiber-Neuropathie

Ein spezielles Ernährungskonzept ist bei Polyneuropathie im Allgemeinen nicht notwendig - mit einer ausgewogenen Ernährungsweise versorgen Sie Ihren Körper mit allen essenziellen Vitaminen und Nährstoffen. Eine Nahrungsergänzung mit Folsäure, B12 oder anderen B-Vitaminen ist nur angeraten, wenn bei Ihnen ein ärztlich nachgewiesener Mangel besteht.

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Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind für die Gesunderhaltung des gesamten Körpers wichtig - so auch für die Nerven. Durch eine vollwertige Kost werden die Nerven mit lebenswichtigen Nährstoffen und Energie versorgt; Bewegung fördert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Zudem trägt eine gesunde Lebensweise entscheidend zur Prävention und Therapie von Stoffwechselstörungen wie dem Diabetes bei. Speziell bei Typ-2-Diabetes werden daher eine Ernährungsumstellung, der Abbau von Übergewicht und ein angepasstes Fitness-Programm empfohlen. So können Sie viel dazu beitragen, einem Fortschreiten der Neuropathie entgegenzuwirken.

Die Symptome einer Polyneuropathie können die Betroffenen im Alltag stark einschränken. Neben einer medikamentösen Therapie sollten auch geeignete Ernährungsstrategien berücksichtigt werden.

Wichtige Nährstoffe für die Nervengesundheit

Nerven sind Hochleistungsstrukturen. Sie übertragen elektrische Signale, regenerieren sich ständig selbst und sind auf eine optimale Versorgung mit bestimmten Vitaminen, Mineralien und Fetten angewiesen. Im Idealfall liefert eine ausgewogene Ernährung diese Stoffe. Doch gerade bei chronischen Erkrankungen wie Polyneuropathie gibt es Faktoren, die den Bedarf erhöhen oder die Aufnahme im Darm verschlechtern. Dazu zählen unter anderem Begleiterkrankungen wie Diabetes oder chronische Magen-Darm-Erkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B.

  • B-Vitamine: B-Vitamine, insbesondere B1, B6 und B12 sorgen für gesunde Nerven und deren Regeneration.

    • Vitamin B1 (Thiamin) unterstützt den Energiestoffwechsel der Nervenzellen, wirkt antioxidativ und hilft bei der Reizweiterleitung. Ein Mangel äußert sich durch Müdigkeit, Muskelschwäche, Koordinationsprobleme oder Nervenschmerzen. Thiamin wird leicht über den Urin ausgeschieden, besonders Diabetiker, Menschen mit Alkoholproblemen oder ältere Personen haben daher ein erhöhtes Risiko für einen Mangel.
    • Vitamin B6 (Pyridoxin) ist wesentlich für die Bildung von Neurotransmittern und wirkt entzündungshemmend. Aber Achtung: Zu hohe Dosen über längere Zeiträume - insbesondere über 500 mg pro Tag - können selbst neuropathische Symptome auslösen. Handelsübliche Präparate liegen meist deutlich darunter. Eine Rücksprache mit dem Arzt ist dennoch sinnvoll.
    • Vitamin B12 (Cobalamin) spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz der Myelinscheide der Nerven, bei der Zellteilung und der Blutbildung. Mangelerscheinungen sind Kribbeln, Taubheit, Gangunsicherheit sowie Erschöpfung oder Stimmungsschwankungen. Besonders häufig tritt ein Mangel bei veganer oder vegetarischer Ernährung, chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder unter der Einnahme von Magenschutzmitteln auf.
  • Antioxidantien: Vitamin C und E, Alpha-Liponsäure, Zink, sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und Beta-Carotin reduzieren oxidativen Stress, wirken protektiv und entzündungshemmend. Alpha-Liponsäure ist ein starkes Antioxidans, schützt Nervenzellen vor oxidativem Stress und kann die Glukoseaufnahme verbessern. Randomisierte Studien (z. B. Ziegler et al., 2006) zeigen eine Besserung von PNP-Symptomen - allerdings ebenfalls primär bei diabetischer Polyneuropathie. In der Regel wird eine Dosierung von 600 mg täglich eingesetzt, entweder als Infusion oder oral.

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  • Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Alpha-Linolensäure - unterstützen eine gesunde Nervenfunktion und sind entzündungshemmend. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend, schützen Zellmembranen und verbessern die Durchblutung. Tiermodelle und einige Humanstudien (z. B. Lewis et al., 2017) zeigen, dass sie Schmerzempfinden lindern und die Nervenregeneration fördern können. Hinweis: Positive Effekte vor allem bei chronisch-entzündlichen oder metabolisch bedingten Formen der PNP (z. B.

  • Vitamin D: Vitamin D hat eine immunmodulatorische Funktion, ist aber auch wichtig für die Nervenreizleitung. Ein Mangel ist weit verbreitet - besonders in den Wintermonaten. Hinweise auf den Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und neuropathischen Beschwerden liefern Studien (Shehab et al., 2015).

Empfohlene Lebensmittel

  • Hülsenfrüchte, Vollkornbrot, Weizenkeime: Reich an B-Vitaminen.
  • Rindfleisch, Hühnchen: Gute Quellen für B-Vitamine.
  • Karotten, Tomaten, Spinat, Brokkoli, Vollkorngetreide, Hafer, fermentierte Lebensmittel: Reich an Antioxidantien.
  • Fetter Fisch wie Lachs und Makrele, Nüsse, Lein- und Rapsöl, Avocado: Quellen für Omega-3-Fettsäuren.

Zu vermeidende Lebensmittel

Verschiedene Lebensmittel können die Beschwerden bei einer Polyneuropathie verstärken und das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen.

  • Alkohol und Tabak: Diese fördern ein Voranschreiten der Nervenschädigung. Übermäßiger Alkoholkonsum ist oft auch mit einem Mangel an Vitamin B12, Folsäure sowie Vitamin B2 und Vitamin B6 verbunden. Bei Alkoholismus als Ursache ist eine sofortige, lebenslange Abstinenz angezeigt. Auch bei anderen Formen der Polyneuropathie ist Alkohol schädlich.
  • Zuckerhaltige Getränke wie Cola und Limonaden: Stellen eine Gefahr für einen steigenden Blutzuckerspiegel dar.
  • Weißmehlprodukte und Fertiggerichte: Wirken sich negativ auf die Erkrankung aus. In Fertiggerichten sind versteckte Fette und Zucker enthalten. Auch Geschmacksverstärker, die in Fertigprodukten enthalten sind, schaden der Gesundheit.

Spezielle Ernährungsempfehlungen für Diabetiker

Da circa 20-30 % aller Diabetiker langfristig an einer Polyneuropathie erkranken, sollte ein besonderes Augenmerk auf den Zuckerkonsum gelegt werden. Hauptziel ist es, den Diabetes und Langzeit-Blutzuckerwert optimal einzustellen, um die Entstehung von Folgeerkrankungen zu vermeiden. Mittlerweile ist bekannt, dass die Einnahme von Metformin einen Vitamin-B12-Mangel begünstigen kann. Um einer Polyneuropathie vorzubeugen, sollte deshalb auf eine Vitamin-B-reiche Ernährung geachtet werden.

Bei einer diabetischen Polyneuropathie ist eine ballaststoffreiche Ernährung von Bedeutung. Ihr Energiebedarf sollte etwa zur Hälfte mit Kohlenhydraten gedeckt werden, doch kommt es darauf an, dass die Kohlenhydrate einen niedrigen glykämischen Index haben. Der glykämische Index informiert darüber, wie schnell und wie stark ein Lebensmittel zum Anstieg des Blutzuckerspiegels beiträgt. Ballaststoffe haben einen niedrigen glykämischen Index und sorgen dafür, dass Kohlenhydrate langsamer ins Blut gehen. Reich an Ballaststoffen sind Vollkornprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich mindestens 30 Gramm Ballaststoffe aufzunehmen. Bei einer diabetischen Polyneuropathie werden sogar 40 Gramm Ballaststoffe täglich empfohlen.

Bei einer diabetischen Polyneuropathie wählen Sie magere Milchprodukte wie mageren Frischkäse, Quark oder mageren Joghurt. Mageres Fleisch wie Geflügel ist wertvoller als Schweinefleisch und andere fettreiche Fleisch- oder Wurstsorten.

Nahrungsergänzungsmittel

Die meisten Erkenntnisse zu Nahrungsergänzungsmitteln stammen aus Studien zur diabetischen oder alkoholtoxischen Polyneuropathie.

  • Vitamin B1 (Thiamin): Die Studienlage zur Wirkung von Benfotiamin bezieht sich vor allem auf die diabetische Polyneuropathie - für andere Formen liegen derzeit kaum gesicherte Erkenntnisse vor. Die Wirkung tritt häufig erst nach sechs bis zwölf Wochen ein.
  • Vitamin D: Ein Mangel lässt sich durch einen Bluttest in der Hausarztpraxis feststellen - dabei wird der 25(OH)D-Spiegel gemessen. Die Kosten (etwa 20-30 €) werden meist nur bei begründetem Verdacht übernommen.
  • Coenzym Q10: Besonders diskutiert bei vermuteter mitochondrialer Dysfunktion - etwa bei diabetischer PNP oder chronischer Erschöpfung.

Wichtig: Der Nutzen aller genannten Stoffe ist am größten bei nachgewiesenem Mangel oder erhöhtem Bedarf. Was gut gemeint ist, kann auch nach hinten losgehen. Besonders bei fettlöslichen Vitaminen (z. B. Vitamin D) und Vitamin B6 kann eine dauerhafte Überdosierung problematisch sein. Der Spruch „viel hilft viel“ gilt hier nicht. Wer täglich mehrere Kombipräparate einnimmt, ohne Rücksprache mit Fachpersonal, kann unbewusst das Gegenteil erreichen - etwa durch Wechselwirkungen oder schädliche Überdosierungen.

Weitere unterstützende Maßnahmen

Regelmäßige Bewegung kann neuropathische Beschwerden lindern und die Regeneration der Nerven anregen. Ideal ist die Kombination aus einem moderaten Ausdauertraining und Krafttraining. Zur Verbesserung von Gleichgewicht und Mobilität können schon einfache Übungen wie das Stehen auf einem Bein oder Gehen auf einer Linie helfen. Auch der Darm spielt eine zentrale Rolle: Probiotische Lebensmittel oder Ballaststoffe können die Nährstoffaufnahme verbessern.

Nicht zu unterschätzen ist zudem eine ausreichende Bewegung im Alltag und spezielle kräftigende Übungen, um die Symptome einer Polyneuropathie zu lindern. Sensomotorisches Training verbessert das Gleichgewicht sowie die Gangsicherheit.

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