Der Wert eines menschlichen Gehirns ist ein komplexes Thema, das sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten lässt. Einerseits gibt es den materiellen Wert, der sich aus den Kosten der einzelnen Bestandteile zusammensetzt. Andererseits existiert der funktionelle Wert, der sich an der Leistungsfähigkeit des Gehirns und seiner Bedeutung für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft orientiert. Hinzu kommt der ethische Aspekt, der den Handel mit menschlichen Organen grundsätzlich in Frage stellt.
Organhandel und sein Wert
Illegale Banden verdienen sich im Darknet mit Organhandel eine goldene Nase. Nieren, Herzen und Lebern werden dort gehandelt, als wären sie Waren im Supermarkt. Die Weltgesundheitsorganisation, die Vereinten Nationen und der Europarat kämpfen gegen diesen kommerziellen Organhandel, der in Deutschland mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft wird. Die Deutsche Welle deckte im April 2025 ein Netzwerk in Kenia auf, in dem vermeintlich freiwillige Nierenspenden gegen Geld angeboten wurden. Die Spender wurden jedoch oft nicht über die gesundheitlichen Risiken aufgeklärt und unterschrieben Dokumente in einer Sprache, die sie nicht verstanden. Die Empfänger der Organe nehmen dies in Kauf, da ihre Angst vor Krankheit und Leiden größer ist als ihre moralischen Bedenken.
Die Preise für Organe schwanken stark, aber sie bringen viel Geld ein. Experten eines großen englischen Pfandhauses schätzen den Wert einer Niere auf etwa 130.000 Euro. Die Spender in Kenia erhielten im Schnitt nur 2000 Dollar für ihre Niere. Teile der Leber können sogar bis zu einer halben Million Dollar einbringen. Der Ausverkauf des gesamten Körpers würde Schätzungen von Finanzexperten zufolge rund 40 Millionen Dollar einbringen.
Der materielle Wert des Gehirns
Der Rüdiger Verlag bietet eine Tafel "Menschliches Gehirn" an, die das Gehirn aus verschiedenen Perspektiven und in diversen Schnitten darstellt, ergänzt durch das Gefäßsystem und durch Bilder von Computer- und Kernspintomographen. Diese Tafel dient der Veranschaulichung der komplexen Anatomie des Gehirns für Ärzte, Studenten und Schüler.
Würde man die Materialien, aus denen der Körper besteht, in einer Apotheke kaufen, kostete der Spaß etwa 1.500 bis 1.600 Euro. Das teuerste daran sind die 20 Prozent Kohlenstoff, für die man für 15 Kilo schon mal tausend Euro bezahlen müsste.
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Investitionen in die Hirnforschung
Über eine Milliarde Euro und womöglich mehr als drei Milliarden Dollar werden in den nächsten zehn Jahren in die Hirnforschung gesteckt. Das europäische Human Brain Project und die amerikanische BRAIN Initiative haben sich hohe Ziele gesetzt: In Amerika geht es darum, jedes Spike eines jeden Neurons zu verfolgen, in Europa sogar um die Simulation eines menschlichen Gehirns. Kritiker bemängeln, dass es noch an vielen notwendigen Methoden fehlt und dass das Geld womöglich andernorts besser investiert wäre. Gleichwohl gab es in der Geschichte von Wissenschaft und Technik bislang wenig Vergleichbares, was auf spannende Ergebnisse hoffen lässt.
Rechnet man die grob vier Milliarden Euro gegen die 86 Milliarden Nervenzellen des Gehirns, bekommt man aktuell nur 21,5 Neurone für den Euro. In der Hirnforschung ist das ein bislang ungekannter Wechselkurs.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse
Die Hirnforschung liefert spannende Erkenntnisse, Paper für Paper - 60.000 davon jährlich. Henry Markram von der École Polytechnique Fédérale in Lausanne entwickelt ein Modell, das all diese Forschung fassen kann. In Lausanne kann man im Blue Brain Project (BBP) bereits seit mehreren Jahren einige Zehntausend vernetzte Neurone aus dem Cortex einer Ratte begutachten.
Die Simulation des menschlichen Gehirns hat zwei Aspekte: zum einen die simulierte Aktivität von Verbänden aus Tausenden oder Millionen von Neuronen, zum anderen kann man die Simulation als Spielart einer Datenbank für neurowissenschaftliches Wissen verstehen.
Kritik an der Hirnforschung
Markrams "top down"-Ansatz steht das "bottom up" vieler Forscher gegenüber. Sie fragen, wie wir das Ganze verstehen wollen, wenn wir seine Teile nicht begreifen. Zu hoch gegriffen sei das Ziel, zu gewagt die Versprechungen, der Weg dorthin voller Unwägbarkeiten.
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Ein weiteres Ziel des HBP ist die Entwicklung neuer Technologien, die bestenfalls eine ganz neue Generation von Consumer-Hardware hervorbringen könnten. Die BRAIN Initiative präsentiert sich bislang als Begriff, der nur langsam an Konturen gewinnt. Weg und Ziel sind nur vage formuliert, aber immerhin sind die Partner bekannt, darunter als Koordinator die National Institutes of Health (NIH) und federführend das Weiße Haus.
Der Wert des menschlichen Körpers insgesamt
Die italienische Zeitung "Focus" hat mal ausgerechnet, was ein menschlicher Körper wert ist. Versicherungsexperten schätzten und kamen auf die Summe von 44.701.295,82 Euro. Einige Beispiele: Die Eizellen von Frauen (im Alter von 18 bis 25 Jahren) werden pro Spende mit 7000 Euro veranschlagt. Auch die Preise für Muttermilch sind hoch: Eine gesunde Mutter kann problemlos 110 Gramm Muttermilch pro Tag produzieren. Dafür zahlen Institute 20 Euro. Am teuersten wären zwei gesunde Lungenflügel: Die Versicherer schätzen ihren Wert auf 116.400 Euro. Der Wert einer Niere wird auf etwa 92.450 Euro geschätzt.
Der Mensch als Wirtschaftsfaktor
Peter Scharf hat in einem Film- und Rechercheprojekt ermittelt, wie viel sein menschlicher Körper wert ist und wie er mit seinem Materialwert so im Vergleich zu anderen Menschen liegt. Die Berechnungen sind kompliziert und die Entschädigungssumme für einen kaputten Menschen unterscheidet sich je nach Herkunftsland. Ein Kind großzuziehen kostet in Deutschland aktuell durchschnittlich 120.000 Euro. Wenn man auch noch studiert hat, kommen noch einmal rund 40.000 Euro hinzu.
Entschädigungen basieren auf der Idee, ein toter Mensch sei zerstörtes Kapital. Nach 9/11 hat die amerikanische Regierung rund 5,500 Überlebenden und Opfern der Anschläge rund 5,5 Milliarden Dollar Entschädigung ausgezahlt. Die Angehörigen eines Bankers bekamen knapp 5,5 Millionen Dollar und die eines Tellerwäschers 197.000 Dollar, denn ein Banker hätte in dem Rest seines Lebens auch mehr Geld verdienen können.
Die Kehrseite der Evolution
Im Austausch für mehr geistige Kapazität und größere Hirnrinde sind die Menschen möglicherweise anfälliger für den altersbedingten Verlust der grauen Substanz geworden. Dies deute "auf einen Zusammenhang zwischen der evolutionären Entwicklung bestimmter kortikaler Areale beim Menschen und einer erhöhten Anfälligkeit für neurodegenerative Prozesse hin", schreiben Sam Vickery und Kollegen. Dieser Prozess in der grauen Hirnsubstanz kann durch altersbedingte Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und andere neurodegenerative Erkrankungen weiter beschleunigt werden.
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Intelligenz hat ihren Preis
Größere Gehirne machen zumindest Guppys schlauer, sie zahlen dafür aber einen Preis. Die intelligenteren Fische erhalten weniger Energie und haben weniger reproduktiven Erfolg als ihre Artgenossen. Das menschliche Gehirn macht ungefähr zwei Prozent des Körpergewichts aus, benötigt aber 20 Prozent der Energie.
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