Wie viel Prozent des Gehirns nutzen Delfine wirklich? Eine umfassende Analyse der Intelligenz und Fähigkeiten von Delfinen

Delfine faszinieren die Menschen seit jeher. Ihre Intelligenz, ihr komplexes Sozialverhalten und ihre Fähigkeit, mit dem Menschen zu interagieren, haben zu zahlreichen Mythen und Spekulationen geführt. Eine der häufigsten Fragen ist, wie viel Prozent ihres Gehirns Delfine nutzen. Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, einen genaueren Blick auf die Gehirnanatomie, die kognitiven Fähigkeiten und das Verhalten dieser Meeressäuger zu werfen.

Delfine: Superhirne der Meere?

Wale und Delfine haben im Vergleich zu ihrer Körpergröße relativ große Gehirne. Unter den Säugetieren nehmen sie nach dem Menschen den zweiten Rang ein, noch vor Schimpansen. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass die Größe des Gehirns ein Indikator für Intelligenz ist, während andere betonen, dass auch die Struktur und Organisation des Gehirns eine wichtige Rolle spielen.

Gehirnanatomie der Delfine

Das Gehirn von Delfinen weist einige Besonderheiten auf, die es von anderen Säugetiergehirnen unterscheiden. So ist beispielsweise die Großhirnrinde (Kortex) stark gefaltet, was zu einer großen Oberfläche führt. Die Faltung betrifft vor allem den Neocortex, eine Hirnstruktur, die komplizierte Denkvorgänge und das Selbstbewusstsein steuert. Tatsächlich hat keine andere Art der Welt ein so gewundenes Gehirn wie Delfine.

Allerdings gibt es auch Unterschiede zum menschlichen Gehirn. So fehlt dem Kortex der Delfine eine Schicht an Nervenzellen (Neuronen), und auch die Anzahl der Neuronen pro Säule im Kortex ist geringer als bei anderen Säugetieren. Dies hat zu der Frage geführt, ob die große Hirnstruktur der Delfine tatsächlich mit einer höheren Intelligenz einhergeht.

Spindelneuronen: Ein Zeichen für Intelligenz?

Wie wir haben auch Wale und Delfine spezielle Zellen in ihren Gehirnen - die sogenannten Spindelneuronen. Diese werden mit fortgeschrittenen Fähigkeiten wie Erkennen, Erinnern, Kommunizieren, Wahrnehmen, Anpassen an Veränderungen, Problemlösen und Verstehen in Verbindung gebracht.

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Das Delfin-Gehirn im Vergleich zum menschlichen Gehirn

Gemessen an ihrer Körpergröße haben Delfine etwas weniger Hirnmasse als der Mensch. Dafür ist ihr Hirn stärker gefaltet und hat eine größere Oberfläche. Unterm Strich erreicht ein Gehirn des großen Tümmlers damit eine vergleichsweise größere Oberfläche als das Gehirn des Menschen.

Kognitive Fähigkeiten und Verhalten von Delfinen

Unabhängig von der genauen Gehirnstruktur zeigen Delfine eine Reihe von kognitiven Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die auf eine hohe Intelligenz hindeuten.

Soziale Intelligenz

Delfine sind sehr soziale Tiere, die in komplexen sozialen Netzwerken leben. Die Neurowissenschaftlerin Lori Marino hat es gut ausgedrückt, als sie sagte, dass "ein Delfin allein nicht wirklich ein Delfin ist: Ein Delfin zu sein bedeutet, in ein komplexes soziales Netzwerk eingebettet zu sein - sogar noch mehr als beim Menschen. Für Arten wie Orcas und Große Tümmler sind Familie und Gemeinschaft alles.

Delfine erkennen einander und begegnen sich mit Respekt, meist sogar mit offener Zuneigung. Sie nehmen sich im Spiegel wahr - eine Leistung, die außer ihnen nur Menschen und Menschenaffen vollbringen - gehen analytisch und planmäßig vor und lösen komplexe Aufgaben. Außerdem haben sie die Kapazität, körperlich und gefühlsmäßig intensiv und langanhaltend zu leiden.

Kommunikation

Delfine kommunizieren miteinander durch eine Vielzahl von Lauten, darunter Pfiffe, Klicks und andere Geräusche. Jeder Delfin hat seinen eigenen, einzigartigen Signaturpfiff, den er sein ganzes Leben lang behält. Im Meer begrüßen sich Delfine, indem sie Signaturpfiffe austauschen, an die Signaturpfiffe anderer Delfine erinnern sie sich noch nach Jahrzehnten.

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Wissenschaftler versuchen seit langem, die Bedeutung der Delfinlaute zu entschlüsseln. Einige Forscher glauben, dass Delfine eine komplexe Sprache haben, während andere argumentieren, dass ihre Kommunikation eher auf Instinkt und sozialem Lernen basiert.

Werkzeuggebrauch und Problemlösung

In der Shark Bay an der Westküste Australiens wurde beobachtet, wie (vorwiegend weibliche) Große Tümmler mit Hilfe eines Schwammes, den die Strömung gegen ihren Kopf gedrückt hatte, auf die Jagd gingen. Der Delfin stöbert mit diesem „Schutzschild“ auf der Stirn stachelige Seeigel am Grund des Meeres auf. Dieses Verhalten wird als Werkzeuggebrauch interpretiert, da der Schwamm den Delfinen hilft, Beutetiere aufzuscheuchen, ohne sich an scharfkantigen Objekten im Sand zu verletzen.

Delfine zeigen auch Problemlösungsfähigkeiten in verschiedenen Situationen. So wurde beispielsweise beobachtet, wie sie in Gefangenschaft gehaltene Delfine einander helfen, aus ihren Becken zu entkommen.

Selbstbewusstsein

Große Tümmler haben den Spiegeltest bestanden - ein ganz wesentlicher Hinweis für Ich-Bewusstsein. Diese Tiere wissen, wer sie sind, wie ihre Stellung in ihrer Gruppe ist und können sich gegenseitig individuell erkennen. Sie geben sich Namen und rufen sich gegenseitig beim Namen. Sie haben Humor und können sich nicht nur in die Gefühle anderer Artgenossen, sondern auch in die anderer Arten wie den Menschen hineinversetzen. Sie setzen Werkzeuge ein und geben ihr Wissen an ihre Nachkommen weiter, das nennt man kulturelle Entwicklung. Und sie trauern um ihre Toten.

Lernen und Gedächtnis

Delfine lernen schnell und gern. Sie können trainiert werden, komplexe Aufgaben auszuführen, und sie erinnern sich auch nach langer Zeit noch an erlernte Fähigkeiten. Eine Studie hat gezeigt, dass in Gefangenschaft gehaltene Delfine - Große Tümmler, um genau zu sein - einstige Beckengenossen auch nach 20 Jahren an ihren charakteristischen Pfeiflauten noch erkennen. Ein so solides soziales Gedächtnis war bislang nur vom Menschen bekannt.

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Schlafverhalten

Delfine schlafen nie vollständig ein, eine ihrer beiden Gehirnhälften ist auch während der Schlaf- und Ruhephasen hellwach - das muss sie auch. Da Delfine ihre Atmung bewusst steuern, wäre ein vollständiger Tiefschlaf beider Gehirnhälften, wie beim Menschen, tödlich.

Die Frage nach dem Prozentsatz der Gehirnnutzung

Nachdem wir uns die Gehirnanatomie und die kognitiven Fähigkeiten der Delfine genauer angesehen haben, können wir uns nun der Frage zuwenden, wie viel Prozent ihres Gehirns sie tatsächlich nutzen.

Der Mythos der 10-Prozent-Regel

Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass Menschen nur 10 Prozent ihres Gehirns nutzen. Diese Vorstellung ist jedoch wissenschaftlich nicht haltbar. Moderne bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) haben gezeigt, dass Menschen ihr gesamtes Gehirn nutzen, wenn auch nicht immer gleichzeitig. Verschiedene Hirnregionen sind für unterschiedliche Funktionen zuständig, und je nach Aktivität werden unterschiedliche Bereiche des Gehirns aktiviert.

Anwendung auf Delfine

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Delfine nur einen bestimmten Prozentsatz ihres Gehirns nutzen. Wie beim Menschen ist es wahrscheinlich, dass Delfine ihr gesamtes Gehirn nutzen, wenn auch nicht immer gleichzeitig. Die verschiedenen Hirnregionen der Delfine sind für unterschiedliche Funktionen zuständig, und je nach Aktivität werden unterschiedliche Bereiche des Gehirns aktiviert.

Die Komplexität der Intelligenz

Es ist wichtig zu beachten, dass Intelligenz ein komplexes Phänomen ist, das nicht einfach durch die Größe oder den Prozentsatz der Gehirnnutzung gemessen werden kann. Intelligenz umfasst eine Vielzahl von Fähigkeiten, darunter Problemlösung, Lernen, Gedächtnis, Kommunikation und soziale Interaktion.

Delfine haben sich im Laufe der Evolution an ihre Umwelt angepasst und eine Reihe von Fähigkeiten entwickelt, die ihnen das Überleben in den Ozeanen ermöglichen. Ihre Intelligenz ist anders als die des Menschen, aber sie ist nicht weniger beeindruckend.

Fazit

Delfine sind faszinierende Meeressäuger mit großen und komplexen Gehirnen. Sie zeigen eine Reihe von kognitiven Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die auf eine hohe Intelligenz hindeuten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Delfine nur einen bestimmten Prozentsatz ihres Gehirns nutzen. Wie beim Menschen ist es wahrscheinlich, dass Delfine ihr gesamtes Gehirn nutzen, wenn auch nicht immer gleichzeitig.

Die Frage, wie viel Prozent des Gehirns Delfine nutzen, ist letztendlich irrelevant. Wichtiger ist, dass Delfine intelligente und soziale Lebewesen sind, die unsere Achtung und unseren Schutz verdienen.

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