Demenz weltweit: Eine statistische Übersicht

Demenz ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die mit einer Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten einhergehen und somit schwerwiegende Folgen haben. Zu den möglichen Symptomen gehören Gedächtnis- und Orientierungsprobleme, Sprachstörungen, Minderungen des Denk- und Urteilsvermögens sowie Veränderungen der Persönlichkeit. Im fortgeschrittenen Stadium sind die betroffenen Personen auf fremde Hilfe angewiesen, weil sie sich im Alltag nicht mehr alleine zurechtfinden. Sie sind dann pflegebedürftig.

Es gibt nicht DIE Demenz, sondern tatsächlich viele Formen davon. Diverse Erkrankungen, die sich auf das Gehirn auswirken, können Demenz auslösen. Die bekannteste und bei weitem häufigste dieser Demenzerkrankungen ist Alzheimer. Sie macht bis zu 2/3 aller Demenzerkrankungen aus. Weitere sind zum Beispiel die Lewy-Körperchen-Demenz, die Vaskuläre Demenz und die Frontotemporale Demenz. Bei einer Parkinson-Erkrankung können zusätzlich zu motorischen Beeinträchtigungen auch Symptome von Demenz auftreten und bei Menschen mit Down-Syndrom ist die Entwicklung von Demenz aufgrund genetischer Veranlagung nahezu unausweichlich. Die verschiedenen Demenzerkrankungen unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie das Gehirn und dessen Funktion beeinträchtigen.

In der großen Mehrheit der Fälle tritt Demenz erst im späten Erwachsenenalter auf. Weil Demenz vorwiegend im höheren Alter auftritt, erfassen viele Statistiken über Demenz nur Personen ab dem Alter von 65 Jahren. Tatsächlich können jedoch auch jüngere Menschen erkranken - in sehr selten Fällen sogar Kinder und Jugendliche.

Globale Prävalenz von Demenz

Im Jahr 2019 gab es weltweit schätzungsweise über 55 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 40 Jahren. Von diesen waren rund 48 Millionen in der Altersgruppe ab 65 Jahren. Nach Schätzungen der WHO gab es 2019 weltweit mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 40 Jahren, davon etwa 6,8 Millionen in der Altersgruppe zwischen 40 und 64 Jahren. Diese Zahlen verdeutlichen die globale Tragweite der Erkrankung.

Prognosen deuten auf einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen hin. Es wird erwartet, dass die Anzahl der Betroffenen im Alter ab 40 Jahren bis 2030 auf etwa 78 Millionen und bis 2050 auf etwa 139 Millionen ansteigen wird. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet im Jahr 2050 mit weltweit 139 Millionen Menschen, die unter einer Demenz leiden. Alle drei Sekunden erkrankt ein Mensch an Demenz. Allein im Jahr 2015 ist weltweit mit 9,9 Millionen Neuerkrankungen zu rechnen. Das ist die Prognose des neuen Welt-Alzheimer-Reports. Der von der Dachorganisation „Alzheimer‘s Disease International“, London, herausgegebene Bericht, hat aktuelle Erkenntnisse zur Epidemiologie zusammengestellt. Demnach leiden derzeit weltweit 46,8 Millionen Menschen an einer Demenz. Bis 2030 wird die Zahl auf 74,7 Millionen steigen und bis 2050 auf 131,5 Millionen. Die meisten Demenzkranken leben dem Report zufolge derzeit in Ostasien, Westeuropa, Südasien und Nordamerika.

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Diese Zunahme wird vor allem auf die steigende Lebenserwartung und das Wachstum der Weltbevölkerung zurückgeführt.

Regionale Unterschiede

Die Verteilung von Demenzerkrankungen variiert regional erheblich. Die meisten Fälle von Demenz gibt es in industrialisierten Ländern, die sich durch eine hohe Lebenserwartung und einen wachsenden Anteil älterer Menschen auszeichnen. Betrachtet man allerdings den Anteil an Demenz erkrankter Menschen an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen Bundesländern, ergibt sich ein anderes Bild. Am höchsten ist der Anteil von Menschen mit Demenz in Sachsen und Sachsen-Anhalt (2,6 Prozent), gefolgt von Sachsen und Thüringen (je 2,5 Prozent). Am niedrigsten ist er in Berlin (1,7 Prozent) und Hamburg (1,8 Prozent). Je höher der Altersdurchschnitt in den Ländern ist, desto häufiger treten Demenzerkrankungen auf.

  • Europa: In der EU (inklusive UK) lebten im Jahr 2018 schätzungsweise rund 8,9 Millionen Menschen mit Demenz im Alter ab 30 Jahren, wobei etwa 8,4 Millionen in die Altersgruppe ab 65 Jahren fielen. Im Jahr 2021 waren in Europa etwa 1,9 Prozent aller Menschen in der Altersgruppe 65 bis 69 an Demenz erkrankt, in der Altersgruppe 80 bis 84 waren es rund 14 Prozent - also etwa jede siebte Person. Gemäß Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (im Alter ab 30 Jahren) im Jahr 2025 auf rund 10,3 Millionen ansteigen und im Jahr 2050 ca. 16,3 Millionen erreichen. In der Altersgruppe, in der Demenzerkrankungen überwiegen (im Alter ab 65 Jahren), werden für 2025 rund 9,8 Millionen Betroffene vorausberechnet, für 2050 sind es ca. 15,9 Millionen.
  • Deutschland: Im Jahr 2023 lebten hierzulande - nach Abschätzungen auf der Grundlage von Literaturdaten und der aktuellen Altersstruktur der Bevölkerung - rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz (im Alter ab 40 Jahren), in der Altersgruppe ab 65 Jahren waren es etwa 1,7 Millionen. Nach Prognosen könnte die Anzahl der Betroffenen (im Alter ab 65 Jahren) im Jahr 2030 auf bis zu 1,9 Millionen ansteigen, im Jahr 2040 auf bis zu 2,3 Millionen und im Jahr 2050 bis zu 2,7 Millionen erreichen. Im Jahr 2023 sind in der Altersgruppe ab 65 Jahren nach Berechnungen zwischen 364.000 und 445.000 Menschen neu an einer Demenz erkrankt.

Die regionalen Unterschiede sind vor allem auf die Altersstruktur der jeweiligen Bevölkerung zurückzuführen.

Demenz bei Menschen mit Migrationshintergrund

In der EU sowie UK, Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz leben, nach Schätzungen des DZNE, insgesamt etwa neun Millionen Menschen mit Demenz - davon mehr als eine halbe Million mit Migrationshintergrund (konkret sind damit Personen gemeint, die nicht in ihrem Geburtsland leben). Hierzulande waren es im Jahr 2021 Schätzungen zufolge fast 160.000 (im Alter ab 65 Jahren). Für diese Personen kann sich der Zugang zu medizinischen Informationen, ärztlicher Betreuung und Versorgungsangeboten aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden zur einheimischen Bevölkerung als schwierig erweisen. Denn kultursensible Angebote und mehrsprachige Informationsmaterialien über Demenz sind bislang nicht Standard - weder in Deutschland noch in vielen anderen Teilen Europas.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die Kosten, die durch Demenz entstehen, sind enorm. Deutschland: Berechnungen des DZNE beziffern die Kosten für Demenz in Deutschland für das Jahr 2020 mit rund 83 Milliarden Euro - das entspricht mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Nach Prognosen könnten diese Kosten im Jahr 2040 auf rund 141 Milliarden Euro, im Jahr 2060 auf rund 195 Milliarden Euro anwachsen. Global: Im Jahr 2019 betrugen die weltweiten Kosten für Demenz rund 1,3 Billionen (Tausend Milliarden) US-Dollar. Diese Kosten umfassen sowohl die direkten Kosten für medizinische Versorgung und Pflege als auch die indirekten Kosten, die durch Produktivitätsverluste entstehen.

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Sterblichkeit und Lebenserwartung

Menschen mit Demenz haben eine verkürzte Lebenserwartung. Bei fortgeschrittener Demenz leidet dann auch der allgemeine Gesundheitszustand, insbesondere werden die betroffenen Personen anfälliger für Infektionen. Viele Menschen mit Demenz versterben daher an einer Lungenentzündung. Im Allgemeinen ist es also nicht der geistige Abbau, der unmittelbar zum Tode führt, sondern gesundheitliche Komplikationen, die mit Demenz einhergehen. Europa: Im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie) gingen fünf Prozent der Todesfälle in der EU auf Alzheimer und andere Formen der Demenz zurück.

Risikofaktoren und Prävention

Bislang sind 14 Risikofaktoren für Demenz bekannt, die prinzipiell modifizierbar sind und durch medizinische Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten zum Teil persönlich beeinflusst werden können. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Schwerhörigkeit, Luftverschmutzung, geringe Bildung und soziale Isolation. Demnach wären bei Beseitigung dieser 14 Risiken rund 45 Prozent aller Demenzerkrankungen vermeidbar oder könnten hinausgezögert werden - theoretisch. Denn Fachleute sind der Ansicht, dass eine Reduzierung in dieser Größenordnung in der Praxis nicht realistisch ist.

Tatsächlich schätzen Expertinnen und Experten, dass sich bis zu 45 Prozent aller Demenzen durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden ließen. Werden mehr Betroffene übersehen?

Aktuelle Trends und Forschung

Die Bevölkerung wird immer älter, und damit müsste eigentlich auch die Zahl der Demenzerkrankungen steigen. Davor warnen Forschende schon seit vielen Jahren. Doch eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt: Es werden weniger Demenzdiagnosen gestellt als noch vor zehn Jahren. Was steckt hinter diesem überraschenden Trend - und was bedeutet er für die Zukunft?

Ein Forschungsteam vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Rostock/Greifswald analysierte die Abrechnungsdaten von mehr als 15 Millionen Versicherten ab 65 Jahren. Verglichen wurden dabei die Zahlen aus den Jahren 2015 und 2022.

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Die Ergebnisse:

  • Die Zahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) sank von 2.020 auf 1.500 Fälle pro 100.000 Versicherte - ein Rückgang um 26 Prozent.
  • Die Gesamtzahl der diagnostizierten Fälle fiel von 10.380 auf 8.470 pro 100.000 Versicherte - ein Minus von 18 Prozent.
  • Insgesamt sank die Zahl der Männer und Frauen mit Demenzdiagnose von 1,56 Millionen im Jahr 2015 auf 1,43 Millionen im Jahr 2022.
  • Besonders deutlich waren die sinkenden Fallzahlen bei Frauen und in den jüngeren Altersgruppen zwischen 65 und 79 Jahren. In den höheren Altersklassen war der Rückgang geringer, bei den über 94-Jährigen blieben die Zahlen konstant.

Die Forschenden vermuten mehrere Faktoren hinter dem Rückgang. Ein wichtiger Punkt: Die Bildung hat sich deutlich verbessert. Menschen mit höherer Bildung entwickeln seltener Demenz, da sie eine stärkere „kognitive Reserve“ aufbauen - also eine Art Puffer, der Schäden der Nervenzellen im Gehirn ausgleichen kann.

Es dürfte auch zu den sinkenden Zahlen beigetragen haben, dass mittlerweile weniger Menschen rauchen, etwas weniger Alkohol konsumieren, sich mehr bewegen und Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes besser behandelt werden.

Eine kausale Demenztherapie gibt es nicht. Gegenstand der Forschung sind unter anderem Antikörper, die den Morbus Alzheimer aufhalten sollen, indem sie krankheitsassoziierte Amyloide aus dem Gehirn entfernen.

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